08.09.2015, 17:01
(08.09.2015, 13:07)berndjonathan schrieb: Nun wird ein Ansteigen des TSH nur nach sehr langer Netzrecherche als EINZELFALLBERICHT angezeigt, mein Spezi will jetzt meine L-Thyroxin-Dosis stark erhöhen, um wieder in den Normbereich zu kommen.
Hallo Berndjonathan,
ich kenne mich leider mit Rifampicin noch nicht aus. Frage - ist denn beschrieben, daß es auf die Schilddrüse wirken kann? Ist das der Einzelfallbericht, den du meinst?
(08.09.2015, 13:07)berndjonathan schrieb: Es ist nun kaum noch auseinanderzuhalten, ob meine schlechte Verfassung von der Schilddrüsenunterfunktion kommt oder vom Rifampicin.
Das glaube ich dir sofort, ich würde denken, es ist ein Gemisch aus beiden Einflüssen.
Auf jeden Fall sind deine SD-Werte schon sehr auffällig - TSH von 27,1 und FT3, FT4 im untersten Normbereich - schwere SD-Unterfunktion, aber das weißt du selber. Und klar, daß man sich mit solchen Werten grottenschlecht fühlen kann.
(08.09.2015, 13:07)berndjonathan schrieb: Ich soll jetzt statt 250 Mikrogramm 300 nehmen.
Nur zur Orientierung, hast du denn schon immer so eine hohe Dosis SD-Hormon (250mcg) genommen? Dann wären 300mcg jetzt nicht so akut aufregend.
Haben sich denn die SD-Werte erst unter der AB-Therapie so stark verändert? Ich meine, manchmal hat man Läuse und Flöhe (z.B. massive Unterfunktion durch akuten Schub Hashimoto, unabhängig von Borreliose oder B.-Behandlung)
Panikattacken gibt es bei SD-Störungen ziemlich häufig.
Ich würde auf jeden Fall versuchen, die Situation weiter zu klären.
Ich weiß von Fällen, durchaus keine Einzelfälle, aus der Literatur, wo Leute solche hohen Dosen gebraucht haben – z.B. bei SD-Resistenz. Dr. John Lowe, Arzt und Schilddrüsenexperte (leider inzwischen verstorben) hat ausführlich dazu publiziert (Bücher und Internet).
Resistenz ist, auf die Schnelle gesagt, wenn die Andockstellen für die SD-Hormone an den Körperzellen, die Rezeptoren, blockiert sind. Dann wurden zum Teil hohe Dosen gegeben, unter der Vorstellung, die Blockade zu überwinden, was auch geklappt hat. Aber der Arzt, der so hohe Dosne gibt, sollte wirklich wissen, was er tut.
Resistenz als solche kann man, soviel ich weiß, noch nicht direkt untersuchen. Bzw. Es gibt eine SD-Resistenz, die man nachweisen kann, aber die ist sehr selten, ein seltener genetischer Polymorphismus, der familiär auftritt. Da du vorher offenbar keine Probleme hattest, ist diese genet. Variante sehr unwahrscheinlich.
Die andere Situation, die ich kenne, und die ich untersuchen lassen würde, ist die, daß der Organismus im Stress (jeglicher Art) manchmal T4 vermehrt in RT3 umwandelt statt in das „richtige“ T3, meist um den Organismus vor Überforderung (dem Ausbrennen aller Energiereserven) zu schützen. RT3, Abkürzung für Reverse T3, ist eine Art unwirksames Spiegelmolekül von T3. Der Organismus zieht das wirksame SD-Hormon aus dem Verkehr. Im Extremfall kann auch T4 abfallen: wenn beschleunigt T4 in RT3 umgewandelt wird.
RT3 kann man messen. Ein erhöhter Wert wäre eine mögliche Erklärung, warum du so sehr in die UF gerutscht bist und/oder warum du so hohe Dosen brauchst. Therapie bei hohem RT3 wäre nicht mehr T4 (!), sondern T3 alleine - weil der Organismus ja im Moment ALLES T4 nur in unwirksames RT3 umwandelt.
Ich würde das abklären, auch wenn sich herausstellen sollte, daß das nicht die Ursache ist.
Und ich würde ganz sicher einen Nuklearmediziner mit ins Boot holen, einen Ultraschall machen lassen, um das Organ selber beurteilen zu können, die Antikörper messen lassen. Es sei denn, dein behandelnder Arzt kennt sich wirklich gut mit der SD aus. Rumprobieren ist jetzt nicht so angebracht.
Reverse T3 kann man bei Ganzimmun bestimmen lassen, hat im letzten Jahr 38,82 E gekostet.
Man kann einfach ein Röhrchen mit Serum per Post hinschicken.
(Hausarzt nimmt ein Serumröhrchen Blut ab/ läßt es 30 Minuten liegen (!), damit das Blut gerinnt und das Serum sich darüber absetzt/ Überstand (das Serum) in ein frisches Röhrchen abpipettieren, gut einpacken und versenden. Nicht zum Wochenende, da bleibt die Probe erst mal unnötig liegen.
www.ganzimmun.de
Tel. 06131 7205-0
55128 Mainz
(08.09.2015, 13:07)berndjonathan schrieb: dass das Rifa deutlich extremer als andere AB wirkt: Die ersten 6 Wochen konnte ich kaum das Bett verlassen, danach ging es einige Monate RICHTIG GUT. Jetzt wieder extrem schlecht
p.s. Ich bin ein Neuling in der AB-Therapie, d.h. ich weiß nicht, wie Borreliose-Ärzte damit umgehen, ob sie, wenn es dem Patienten besser geht, denken, jetzt hat das Mittel seine Wirkung getan und es gegen ein anderes austauschen, oder ob sie denken: ah, es zeigt Wirkung – jetzt erst recht??
Auf jeden Fall lese ich öfter, daß Ärzte eine fixe AB-Kombination eher nur ein paar Wochen geben und dann eins der Mittel gegen ein anderes austauschen.
Alles Gute, Klarinette