29.11.2015, 11:26
(29.11.2015, 01:58)Regi schrieb: Orientiere dich daran, was du noch kannst. Wie du schreibst, gibt es ja Dinge, die du noch kannst. Teste mal die Wirkung, wenn du versuchst Dankbarkeit für diese Dinge zu empfinden (so richtig von Herzen nicht im Kopf). Vermeide es, Vergleiche mit Gesunden anzustellen. Das macht nur unnötig Druck. Sich daran zu orientieren, was man nicht mehr kann, macht traurig. Akzeptiere deine Grenzen, ohne zu werten. Nichts ist nur gut oder nur schlecht. Die Realität lässt sich nicht verändern. Wie man die Realität empfindet, kann man hingegen schon etwas steuern.
Seltsam wie unterschiedlich wir alle ticken, Gottseidank! Ich gehe eine völlig gegensätzlichen Weg. Ich finde mich nicht ab mit dem was noch (scheinbar) möglich ist, sondern versuche meine Grenzen immer weiter auszuloten. Ich will nicht spazieren gehen, wenn ich weiß vor 2 Jahren bin ich diese Strecke im Training für den Halbmarathon gelaufen.
In den ersten Monaten nach Ausbruch der Krankheit habe ich die Krankheit auch mal als Ausrede verwendet um mich nicht mehr "quälen" zu müssen. Um mal gemütlich daheim zu bleiben, anstatt mich stundenlang auf eine Bergtour zu begeben. Irgendwann habe ich dann realisiert, dass ich mich für vieles auch VOR der Krankheit aufraffen musste. Fürs Training, für gesundes Essen, auch manchmal fürs Arbeiten, usw... das meine Kondition (und damit auch ein großer Teil meiner Motivation) nicht nur verschwunden ist, weil ich krank bin, sondern auch weil ich nichts mehr gemacht habe.
Seitdem versuche ich soviel als möglich zu machen, auch Dinge die vielleicht meiner Gesundheit nicht immer zuträglich sind. Die oft Kopfschütteln bei anderen auslösen. Ich bin heuer auch wieder Halbmarathon gelaufen, natürlich in einer vergleichsweise schlechten Zeit, aber ich habe mich überwunden und auch meinen Stolz weggesteckt und bin die letzten 2 Kilometer mehr gegangen als gelaufen, das hätte ich früher niemals gemacht. Aber der dieses Erlebnis hat mir viel Motivation gegeben. Es geht noch immer sehr viel. Vielleicht nicht mehr mit dem Einsatz wie vor der Erkrankung, aber immer noch mehr als man sich selbst zutraut.
Kurz: Ich verweigere, dass diese Krankheit mir mein alltägliches Leben zu sehr beeinflusst. Dazu gehört auch sie nicht als Ausrede zu gebrauchen (ich weiß ich lehne mich da weit aus dem Fenster) es gibt Zeiten, da geht mit Borreliose gar nix, aber es gibt Zeiten da geht noch sehr sehr vieles, man muss sich nur getrauen und manchmal auch den inneren Schweinehund überwinden.
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cya Doris