(08.12.2015, 20:23)Markus schrieb: Trägt das Volk keine Schuld, weil es sich jeden Unsinn auftischen lässt?
Ja, "das Volk" lässt sich wirklich viel "Unsinn" auftischen, nicht nur in der Politik; allerdings ist es oft gar nicht so einfach, zwischen "Sinn" und "Unsinn" zu unterscheiden.
Die Medizin (und die Borreliose) ist ein klassisches Beispiel, finde ich. Einige vertrauen zum Beispiel auf Dinge wie Globuli, die wissenschaftlich gesehen völliger "Unsinn" sind, dennoch in Apotheken empfohlen werden, ja sogar von Ärzten und Heilpraktikern - also von Menschen, denen man vertraut - verschrieben werden. Völliger "Unsinn", aber manchen Leute gibt diese Medikation "Sinn", und für jene scheint es dann sogar "sinnvoll" zu sein, nicht zuletzt als Placebo und letzter "Rettungsanker". Und wahrscheinlich hat auch jede/r von uns schon einen "unsinnigen" Therapieversuch unternommen und einige haben wahrscheinlich eine falsche Diagnose. Sind wir nun "schuld", dass wir uns den "Unsinn" unserer chronischen Borreliose auftischen lassen? Oder sind wir "selbst schuld", wenn wir uns an die schulmedizinische Meinung halten? Die "Schuldfrage" ist keine Trivialität.
Es wundert mich übrigens überhaupt nicht, dass viel objektiver "Unsinn" geglaubt wird, in einem Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung eine schulische Ausbildung durchleben musste, in der Denken nicht gefördert wurde. Wieso sollte es auch anders sein in einem Volk, das - quer durch alle Schichten und Berufe - an ein übernatürliches Wesen glaubt, das alles zentral steuert, das über Himmel oder Hölle entscheidet. Und selbst die Mehrheit jener, die insgeheim oder fest überzeugt nicht an Übernatürliches glauben, gibt dies nur selten öffentlich zu, aus Angst vor Diskriminierung im Beruf oder sogar im Privaten. Agnostiker werden in (Süd-)Deutschland schräger angesehen als Wünschelrutengänger, wage ich zu behaupten.
Zurück zum Thema: Ein Teil der Bevölkerung, und das sind vielleicht nicht die Dümmsten, versucht sich zum Militäreinsatz Deutschlands eine Meinung zu bilden, gibt aber letztendlich auf, mit einer Ja/Nein-Antwort parat zu stehen, weil die Materie sehr komplex ist und man immer erst nachher klüger ist.
Heinzi