27.01.2016, 09:42
Lieber Heinzi,
du sprichst mir ja so aus der Seele!
Wenn ich meine ganzen Alternativ-Pillchen so vor mir sehe, dann denke ich mir, dass das alles ziemlich irre ist. Und was die Wirkung angeht - bei einer bin ich mir ganz sicher, nämlich dass ich mithelfe, Arbeitsplätze zu sichern
Ansonsten sind die einzigen Mittel, bei denen ich definitiv einen Unterschied gemerkt habe, die Antibiotika (ein Hoch auf die Symptomliste, die das deutlich zeigt). Und für mich sehr wichtig gute Probiotika.
Bei allem anderen kann ich nicht sicher unterscheiden zwischen Wirkung und Placebo-Effekt oder gar keiner Wirkung.
Was deine Frage zur Glaubwürdigkeit betrifft:
Ich glaube auch, dass die ganzen nebulösen Alternativmethoden rund um die Borreliose für die Schulmedizin auch ein Grund sein könnten, die Borreliose nicht ernstzunehmen. Vermutlich ist der Weg dann aus Sicht vieler Schulmediziner nicht mehr weit zu Räucherstäbchen und wilden Tänzen auf dem Balkon, um den Fenriswolf zu vertreiben
Aber auch der Sichtwechsel ist ziemlich irre: Was wird da eigentlich von uns Patienten verlangt? Die AB, die uns im frühen Stadium richtig angewandt möglicherweise gut geholfen hätten, die wir aber nicht bekamen, helfen uns im chronischen Stadium nicht wirklich zufriedenstellend. Und dann sollen wir unsere Ernährung umstellen (möglichst zuckerfrei, glutenfrei, laktosefrei), einen gesunden Lebenswandel pflegen (nicht rauchen, abends früh ins Bett, Mittagsschläfchen, das richtige Maß an Bewegung, immer positiv denken) und einen Haufen alternative Sachen schlucken, von übel riechendem Knoblauch bis abartig schmeckendem Tee. Und wenn wir das dann getan haben im jährlichen Wert eines Kleinwagens sind wir ja trotzdem nicht unbedingt gesund...
Was ich damit sagen will: Ich kenne keine andere körperliche Krankheit, bei der ein derartiger Druck für die Betroffenen besteht, selbst die Verantwortung für die Gesundung zu übernehmen - und das alles nur, weil es keine sichere Diagnostik und kein passendes Antibiotikum gibt. Denn sobald es das gäbe, würden sicher die meisten der Alternativmethoden von der Bildfläche verschwinden.
Ich habe einen Bekannten, der hatte Darmkrebs. Nach der OP meinten die Ärzte, dass es doch vielleicht eine gute Idee wäre, mit dem Rauchen aufzuhören und ein bisschen Sport zu machen. Keine seitenweisen Empfehlungen für privat zu bezahlende ergänzende Behandlungen!
Wenn er sieht, was ich alles so schlucke, schüttelt er nur den Kopf...
Meine persönlichen Schlussfolgerungen:
Wir müssen weiter kämpfen für gute Tests und für eine gute Behandlung!
Was die persönliche Behandlung angeht: Ich finde den ganzheitlichen Ansatz gut (seinem Körper viel gutes zu tun, damit er der schweren Erkrankung trotzdem kann), aber ich denke auch, dass da inzwischen einiges ausgeufert ist und in der Verzweiflung probiert man ja doch vieles aus.
Deswegen immer wieder innehalten und überlegen, welche NEMs wirklich Sinn machen.
Für mich persönlich ist auch wichtig, mir immer wieder zu sagen, dass ich als Patientin eigentlich nicht in der Verantwortung bin, meine Gesundheit herbeizuführen (die Verantwortung trägt dafür theoretisch die Medizin) und dennoch mache ich sehr viel für meine Gesundung, tausche mich hier im Forum aus, informiere mich, habe meinen Lebensstil sehr verändert.
Für mich ist wichtig, mir den Druck zu nehmen (noch mehr machen zu müssen, die neuesten Ideen aus dem Forum auszuprobieren) und mir immer wieder zu sagen, dass der entscheidende Faktor nicht der Wäschekorb voller NEMs ist sondern Geduld.
Das Forum ist für mich sehr wichtig, weil ich hier sehr viel über den Umgang mit der Krankheit lerne - wie meistern andere Menschen diese schwierige Krisensituation, wie bewahrt man die Hoffnung und den Humor trotz dieser alles verändernden Krankheit, wie kann man mit den schmerzhaften Veränderungen und Verlusten umgehen, was bedeutet die Krankheit auch für mein Umfeld, wie finde ich mich wieder, wie hat die Krankheit mich verändert, wie kann ich zurück ins Leben finden...
Und das ist ja vielleicht noch viel wichtiger als die passenden NEMs...
du sprichst mir ja so aus der Seele!
Wenn ich meine ganzen Alternativ-Pillchen so vor mir sehe, dann denke ich mir, dass das alles ziemlich irre ist. Und was die Wirkung angeht - bei einer bin ich mir ganz sicher, nämlich dass ich mithelfe, Arbeitsplätze zu sichern
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Ansonsten sind die einzigen Mittel, bei denen ich definitiv einen Unterschied gemerkt habe, die Antibiotika (ein Hoch auf die Symptomliste, die das deutlich zeigt). Und für mich sehr wichtig gute Probiotika.
Bei allem anderen kann ich nicht sicher unterscheiden zwischen Wirkung und Placebo-Effekt oder gar keiner Wirkung.
Was deine Frage zur Glaubwürdigkeit betrifft:
Ich glaube auch, dass die ganzen nebulösen Alternativmethoden rund um die Borreliose für die Schulmedizin auch ein Grund sein könnten, die Borreliose nicht ernstzunehmen. Vermutlich ist der Weg dann aus Sicht vieler Schulmediziner nicht mehr weit zu Räucherstäbchen und wilden Tänzen auf dem Balkon, um den Fenriswolf zu vertreiben
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Aber auch der Sichtwechsel ist ziemlich irre: Was wird da eigentlich von uns Patienten verlangt? Die AB, die uns im frühen Stadium richtig angewandt möglicherweise gut geholfen hätten, die wir aber nicht bekamen, helfen uns im chronischen Stadium nicht wirklich zufriedenstellend. Und dann sollen wir unsere Ernährung umstellen (möglichst zuckerfrei, glutenfrei, laktosefrei), einen gesunden Lebenswandel pflegen (nicht rauchen, abends früh ins Bett, Mittagsschläfchen, das richtige Maß an Bewegung, immer positiv denken) und einen Haufen alternative Sachen schlucken, von übel riechendem Knoblauch bis abartig schmeckendem Tee. Und wenn wir das dann getan haben im jährlichen Wert eines Kleinwagens sind wir ja trotzdem nicht unbedingt gesund...
Was ich damit sagen will: Ich kenne keine andere körperliche Krankheit, bei der ein derartiger Druck für die Betroffenen besteht, selbst die Verantwortung für die Gesundung zu übernehmen - und das alles nur, weil es keine sichere Diagnostik und kein passendes Antibiotikum gibt. Denn sobald es das gäbe, würden sicher die meisten der Alternativmethoden von der Bildfläche verschwinden.
Ich habe einen Bekannten, der hatte Darmkrebs. Nach der OP meinten die Ärzte, dass es doch vielleicht eine gute Idee wäre, mit dem Rauchen aufzuhören und ein bisschen Sport zu machen. Keine seitenweisen Empfehlungen für privat zu bezahlende ergänzende Behandlungen!
Wenn er sieht, was ich alles so schlucke, schüttelt er nur den Kopf...
Meine persönlichen Schlussfolgerungen:
Wir müssen weiter kämpfen für gute Tests und für eine gute Behandlung!
Was die persönliche Behandlung angeht: Ich finde den ganzheitlichen Ansatz gut (seinem Körper viel gutes zu tun, damit er der schweren Erkrankung trotzdem kann), aber ich denke auch, dass da inzwischen einiges ausgeufert ist und in der Verzweiflung probiert man ja doch vieles aus.
Deswegen immer wieder innehalten und überlegen, welche NEMs wirklich Sinn machen.
Für mich persönlich ist auch wichtig, mir immer wieder zu sagen, dass ich als Patientin eigentlich nicht in der Verantwortung bin, meine Gesundheit herbeizuführen (die Verantwortung trägt dafür theoretisch die Medizin) und dennoch mache ich sehr viel für meine Gesundung, tausche mich hier im Forum aus, informiere mich, habe meinen Lebensstil sehr verändert.
Für mich ist wichtig, mir den Druck zu nehmen (noch mehr machen zu müssen, die neuesten Ideen aus dem Forum auszuprobieren) und mir immer wieder zu sagen, dass der entscheidende Faktor nicht der Wäschekorb voller NEMs ist sondern Geduld.
Das Forum ist für mich sehr wichtig, weil ich hier sehr viel über den Umgang mit der Krankheit lerne - wie meistern andere Menschen diese schwierige Krisensituation, wie bewahrt man die Hoffnung und den Humor trotz dieser alles verändernden Krankheit, wie kann man mit den schmerzhaften Veränderungen und Verlusten umgehen, was bedeutet die Krankheit auch für mein Umfeld, wie finde ich mich wieder, wie hat die Krankheit mich verändert, wie kann ich zurück ins Leben finden...
Und das ist ja vielleicht noch viel wichtiger als die passenden NEMs...
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Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen.
Den Vorhang zu und alle Fragen offen
(Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan)