09.12.2012, 00:03
Diese Geschichte erzähle ich in Anlehnung einer Geschichte, die ich vor langer Zeit in einer Bibliothek gefunden hatte. Ich war im Urlaub mit einem Schiff auf einer Insel gelandet. Dort stand ein großes Haus und auf der Steinveranda saßen zwei Männer und betrachteten sich den Sonnenuntergang, wie die Sonne im Meer versank. Einer davon war alt, der andere uralt. Ansonsten gab es niemanden auf der Insel. Trotzdem waren die Männer glücklich. Ich kam ins Gespräch mit ihnen und sie erzählten mir eine Geschichte:
Diese Insel ist nicht besonders groß. Aber sie war einmal unterteilt in eine Osthälfte und eine Westhälfte dazwischen war ein hoher Berg, der auf der Westhälfte in einer Steilwand abfiel. Dort lebte ein Mann der hieß Borrelius und seine Frau. Diese bekamen einen Sohn, den nannten sie Lyme.
Als der Sohn noch sehr klein war, ging der Vater in die Berge auf die Jagd, verirrte sich und fiel die Steilwand hinunter. Er überlebte den Sturz aber fand keinen Weg um zurück zu kommen. Die Frau dachte, da er nicht mehr zurückkam, er wäre tot. In stiller Trauer lebte sie nun auf der Osthälfte weiter, bis der Sohn erwachsen war, dann starb sie. Über ihren Mann hatte sie nie mit dem Sohn gesprochen und in die Berge durfte der Sohn nie gehen.
Lyme war nun sehr einsam und schaute jeden Tag hinaus aufs Meer, sah, wie die Sonne im Osten aufging und am Mittag hinter dem Berg unterging. Er traute sich auch nicht in die Berge. Weil er so einsam war fing er immer öfter an, laut zu singen. Dies hörte Borrelius auf der Westseite und wunderte sich, da es die Jahre zuvor so still war. So rief der Vater laut und der Sohn antwortete.
Mit der Zeit fingen die beiden an, sich jeden Tag durch Zurufe zu unterhalten. Doch eines Tages kam es zum Streit. Der Sohn rief, „hast du eigentlich schon mal gesehen, dass die Sonne wunderschön aussieht, wenn sie aus dem Meer aufsteigt“. Daraufhin entgegnete der Vater, „das ist doch Unsinn, die Sonne versinkt im Meer, sie geht doch nicht dort auf.“ Der Streit wurde heftiger und jeder beharrte auf seiner Ansicht. Da wurde es Borrelius irgendwann zu dumm und schmiss Steine über den Berg. „Sei endlich ruhig und behaupte nicht solchen Unsinn“ rief er. Daraufhin wurde auch Lyme zornig und fing an Stein zurückzuwerfen, er wollte sich nicht von seinem Vater beleidigen lassen.
So ging das über Wochen, Monate und Jahre und sie sprachen kaum noch ein Wort miteinander, nur die Steine wurden heftigst geworfen und der Berg wurde mit der Zeit immer kleiner. Da kam der Vater irgendwann auf den Gedanken und sprach. Wir streiten uns nun über Jahre, wer nun recht hat, der Berg ist nun so niedrig, komm doch rüber und schau selbst nach. Der Sohn zögerte, denn er wusste ja was er sah, die Sonne stieg jeden Morgen aus dem Meer empor und in die Berge traute er sich nicht. Aus lauter Zorn warf er gleich wieder eine ganze Ladung Steine rüber. Und so ging das noch eine ganze Weile hin-und her.
Der Berg wurde immer niedriger und selbst die Steilwand war nur noch eine kleine Klippe. Da konnte Borrelius, der jetzt nicht mehr ganz so jung war, nun mit Mühe hinaufklettern und zur anderen Seite blicken. Eines Tages ging er noch im Morgengrauen auf den Berg und schaute hinunter. Da sah er, wie die Sonne aus dem Meer aufstieg. Still ging er den Berg hinunter und umarmte seinen Sohn Lyme. Zusammen weinten sie beim Sonnenaufgang. Sie hatten sich sehr viel zu erzählen. Er hatte ganz vergessen, dass er in seiner Jugend auch diesen Sonnenaufgang schon gesehen hatte. Dann stiegen sie auf die andere Seite der Insel hinüber und betrachteten wie die Sonne im Meer versank.
Am nächsten Tag machten sie sich daran, die restlichen Steine vom Berg wegzuräumen. Sie bauten sich ein großes Haus. Das dauerte auch noch einige Jahre. Aber nun, wo sie beide schon alt sind, sitzen sie auf ihrer Steinveranda und betrachten jeden Morgen und jeden Abend, wie sich die Sonne aus dem Meer erhebt und abends wieder versinkt. Niemand, der dort mit einem Schiff vorbeikommt glaubt, dass es je anders war.
Erzählt von Urmel
Diese Insel ist nicht besonders groß. Aber sie war einmal unterteilt in eine Osthälfte und eine Westhälfte dazwischen war ein hoher Berg, der auf der Westhälfte in einer Steilwand abfiel. Dort lebte ein Mann der hieß Borrelius und seine Frau. Diese bekamen einen Sohn, den nannten sie Lyme.
Als der Sohn noch sehr klein war, ging der Vater in die Berge auf die Jagd, verirrte sich und fiel die Steilwand hinunter. Er überlebte den Sturz aber fand keinen Weg um zurück zu kommen. Die Frau dachte, da er nicht mehr zurückkam, er wäre tot. In stiller Trauer lebte sie nun auf der Osthälfte weiter, bis der Sohn erwachsen war, dann starb sie. Über ihren Mann hatte sie nie mit dem Sohn gesprochen und in die Berge durfte der Sohn nie gehen.
Lyme war nun sehr einsam und schaute jeden Tag hinaus aufs Meer, sah, wie die Sonne im Osten aufging und am Mittag hinter dem Berg unterging. Er traute sich auch nicht in die Berge. Weil er so einsam war fing er immer öfter an, laut zu singen. Dies hörte Borrelius auf der Westseite und wunderte sich, da es die Jahre zuvor so still war. So rief der Vater laut und der Sohn antwortete.
Mit der Zeit fingen die beiden an, sich jeden Tag durch Zurufe zu unterhalten. Doch eines Tages kam es zum Streit. Der Sohn rief, „hast du eigentlich schon mal gesehen, dass die Sonne wunderschön aussieht, wenn sie aus dem Meer aufsteigt“. Daraufhin entgegnete der Vater, „das ist doch Unsinn, die Sonne versinkt im Meer, sie geht doch nicht dort auf.“ Der Streit wurde heftiger und jeder beharrte auf seiner Ansicht. Da wurde es Borrelius irgendwann zu dumm und schmiss Steine über den Berg. „Sei endlich ruhig und behaupte nicht solchen Unsinn“ rief er. Daraufhin wurde auch Lyme zornig und fing an Stein zurückzuwerfen, er wollte sich nicht von seinem Vater beleidigen lassen.
So ging das über Wochen, Monate und Jahre und sie sprachen kaum noch ein Wort miteinander, nur die Steine wurden heftigst geworfen und der Berg wurde mit der Zeit immer kleiner. Da kam der Vater irgendwann auf den Gedanken und sprach. Wir streiten uns nun über Jahre, wer nun recht hat, der Berg ist nun so niedrig, komm doch rüber und schau selbst nach. Der Sohn zögerte, denn er wusste ja was er sah, die Sonne stieg jeden Morgen aus dem Meer empor und in die Berge traute er sich nicht. Aus lauter Zorn warf er gleich wieder eine ganze Ladung Steine rüber. Und so ging das noch eine ganze Weile hin-und her.
Der Berg wurde immer niedriger und selbst die Steilwand war nur noch eine kleine Klippe. Da konnte Borrelius, der jetzt nicht mehr ganz so jung war, nun mit Mühe hinaufklettern und zur anderen Seite blicken. Eines Tages ging er noch im Morgengrauen auf den Berg und schaute hinunter. Da sah er, wie die Sonne aus dem Meer aufstieg. Still ging er den Berg hinunter und umarmte seinen Sohn Lyme. Zusammen weinten sie beim Sonnenaufgang. Sie hatten sich sehr viel zu erzählen. Er hatte ganz vergessen, dass er in seiner Jugend auch diesen Sonnenaufgang schon gesehen hatte. Dann stiegen sie auf die andere Seite der Insel hinüber und betrachteten wie die Sonne im Meer versank.
Am nächsten Tag machten sie sich daran, die restlichen Steine vom Berg wegzuräumen. Sie bauten sich ein großes Haus. Das dauerte auch noch einige Jahre. Aber nun, wo sie beide schon alt sind, sitzen sie auf ihrer Steinveranda und betrachten jeden Morgen und jeden Abend, wie sich die Sonne aus dem Meer erhebt und abends wieder versinkt. Niemand, der dort mit einem Schiff vorbeikommt glaubt, dass es je anders war.
Erzählt von Urmel
Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org
Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)