[Fazza]

Okay, also dann mach ich doch mal einen Vorstellungsfred auf. Also ich bin: Andreas, 40, verheiratet, männlich, 3 Kinder, Ingenieur.
Erste Probleme vor 6 Jahren (wie aus dem nichts). Weiß nicht, ob ich alles noch zusammenkriege:
Panikattacken, Schwindel, extreme Kopfschmerzen, Luftnot, Brennen der Rippen, Taubes Bein (zeitlich unabhängig von PA‘s), Tremor, Brennen im Kopf (rechte Seite), Nackenschmerzen, -steife, Schmerzen LWS, schnelle Erschöpfbarkeit, extreme Müdigkeit (besonders bei Wärme), Sehstörungen (Verschwimmen der Buchstaben, konnte nicht mehr lesen), Tinnitus.
Erste Diagnose war Klaps (Panikstörung). Dann kam in der Notaufnahme ein junger Arzt auf die Idee, Borreliose zu testen. Werte schulbuchmäßig: IgG+IgM hoch. Dann zwei (oder drei?) Wochen 200mg Doxy. Fast alle Beschwerden weg! Der Rest verschwand allmählich. Dann Neurologie mit MRT und Lumbalpunktion: beides unauffällig. Vorrübergehende Diagnose: MS. Danach mehrere Jahre beschwerdefrei. Im letzten Winter: Rückfall nach Grippeimpfung. Alle Symptome wieder da. Bekam Citalopram (wegen Klaps) und die Beschwerden gingen dadurch nicht wieder weg. Daraufhin machte die Psychiaterin einen Bluttest: sehr hoher IgM. Wieder in die Neurologie: bekam wieder Doxy (200mg für 4 Wochen). Beschwerden wieder weg (Neurologe: wahrscheinlich Placeboeffekt (nur komisch dass der bei Citalopram nicht eintrat)). MRT + Liquor unauffällig (keine MS, NB wird ausgeschlossen, eventueller Verdacht auf Parkinson). Hoher IgM wird als Neuinfektion bewertet (hatte aber gar keine Zecke mehr).
Dann im Nov. wieder Grippeimpfung: alle Beschwerden wieder da! Bislang keine Besserung. Nun weiß ich auch nicht mehr so richtig, wie weiter. Nochmal AB veschreibt mir niemand….

VG
Andreas

[urmel57]

Hallo Andreas,

erstmal herzlich willkommen hier.

Ganz so untypisch ist deine Geschichte nicht und leider hat hier schon mach einer die Erfahrungn gemacht, dass Symptome nach Schutzimpfungen wiederaufgeflammt sind, die mit einer akuten Borreliose vereinbar wären.

Die Tatsache, dass dir Doxycyclin gut geholfen hat, sollte doch ein Anlass sein, die Behandlung zu wiederholen oder auch mit anderen Mitteln, wie sie die deutsche Borreliosegesellschaft beschreibt fortzuführen.

Ich würde dir empfehlen bei einer Selbsthilfegruppe in deiner Nähe anzufragen, ob die Ärzte empfehlen können, die weiterbehandeln Adressen zu den SHGs findest du hier:

http://www.borreliose-nachrichten.de/bor...e-gruppen/

oder du könntest in der Ärzterubrik hier im Forum eine Anfrage machen.

Liebe Grüße Urmel

[Fazza]

Hallo Urmel, danke für die Tipps! Dass Doxy gut geholfen hat, wird mir ja immer als Placeboeffekt ausgelegt. Oder andersrum: Seit ca. 8 Wochen ist mein linker Oberschenkel total taub - vollkommen gefühllos an der Außenseite. Wenn ich mit den Fingern drüberstreich, fühlt sich das wie eingeschlafen an. Eingeklemmter Nerv, sagt mein Dok. Nun, seit zwei Wochen ist aber zusätzlich die linke große Zehe genauso taub. Hab ich mir da rein zufällig innerhalb von 8 Wochen zwei Nerven eingeklemmt, etwas was mir 40 Jahre zuvor nie passiert ist? Ich weiß mittlerweile, dass Ärzte und Statistik keine Freunde sind (seitdem ich mal Mediziner im Praktikum betreut habe, ist mir einiges klar geworden). Aber es sagt doch schon der gesunde Menschenverstand, dass eine chronische Borreliose (insbes. nach a) zu später und b) zu niedriger und zu kurzer Antibiose) irgendwie wahrscheinlicher sein muss, als eine erneute Infektion, noch dazu, wo ich gar keine zweite Zecke hatte.
Allerdings bin ich die Rennerei von Arzt zu Arzt mittlerweile leid. Die letzte Lumbalpunktion kam dann auch eher einer Folter gleich, dauerte 20 min (die erste glaub ich 2), musste abgebrochen und Tags drauf wiederholt werden, weil ich irgendwann umgekippt bin, nachdem sie auch beim dritten Stechen nicht durch den Wirbelkanal kamen (hab einen seitlich versetzten Wirbel im Bereich der LWS). Am liebsten wäre es mir, ich könnte irgendwo im I-Net Monocyclin bestellen und mich dann selber behandeln. Da auch Patienten mit Akne das Zeug über einen längeren Zeitraum einnehmen, sehe ich da kein großes Problem darin. Was meint Ihr?

[urmel57]

Hallo Fazza,

ich bin ja kein Arzt aber irgendwie sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass ein versetzter Wirbel im LWS-Bereich durchaus einen Nerv einklemmen kann. Das sollte sich auch im MRT sichtbar machen lassen. Ein eingeklemmter Nerv kann dann Ischiasbeschwerden machen , insbesondere wenn er sich noch entzündet. Da braucht es keine Borreliose dazu. Was natürlich neben der antibiotischen Wirkung zum tragen kommen kann, ist die antientzündliche Wirkung der Tetracycline, die dir dabei zugute gekommen sein kann.

Wenn du dir diese Bilder hier anschaust kommt dir vielleicht die Stellen bekannt vor.

Von einer Eigenbehandlung mit Antibiotika möchte ich abraten. Bei solchen Behandlungen ist auf alle Fälle die ärztliche Begleitung erfordererlich mit regelmäßiger Überwachung der Blutwerte insbesondere auch der Leber- und Nierenwerte.

So gern ich es täte, aber es ist hier bei uns jetzt nicht abzusehen, wodurch deine Beschwerden tatsächlich verursacht sind, daher empfehle ich dir wirklich einen von der Selbsthilfe empfohlenen Arzt, der das life an dir und mit dir besser feststellen kann und dann auch zielgerichtet eine Therapie anstreben kann. Möglich wäre ja auch ein zufälliger Beginn deiner Beschwerden mit dem Impfen.

Da muss man leider nochmal in den sauren Apfel beissen und sich auf den Weg machen, wir können dich dabei aber gerne mental begleiten .

Liebe Grüße Urmel

[johanna cochius]

Hallo Fazza ,

für mich liest sich das wie eine zu kurz behandelte Borreliose ( evtl. mit Co- Infektionen ) , die immer wieder verstärkt aufflammt nach den Impfungen . Vielleicht ist Dein Immunsystem dann etwas geschwächt .
Habe ich das richtig verstanden das Du im Moment alle Beschwerden wieder hast wie vor 6 Jahren ?
Wenn ja , kann das mit dem tauben Bein sowohl von einer Infektion kommen , als auch die Idee die Urmel schreibt, dass wäre dann ein unschöner Zufall .
Da Deine Elisatests immer positiv waren , müsste auch ein Bestätigungstest ( Westernblot ) gemacht worden sein . Vielleicht magst Du nochmal schauen was dieser Befund aussagt .
Da Deine Symptome durch Antibiotika verschwinden , verstärkt sich m. E. der Verdacht auf B .
Ich würde auch davon abraten selbst zu therapieren , bisher hast Du nur Doxy genommen , Mino kann starke Herxheimer Reaktionen auslösen und ist bei einer Borreliosebehandlung nicht gleichzusetzen mit einer Aknebehandlung ...
Ich würde Dir auch empfehlen einen Spezi zu suchen , der ggf. eine angemessene Therapie einleitet .

LG Jo

[neumaex]

Am liebsten wäre es mir, ich könnte irgendwo im I-Net Monocyclin bestellen und mich dann selber behandeln. Da auch Patienten mit Akne das Zeug über einen längeren Zeitraum einnehmen, sehe ich da kein großes Problem darin. Was meint Ihr?

Das mache ich schon lange so, und ich habe mein Leben zurückbekommen.
(Und das ist einfach nur unglaublich schön )
Ich hab auf alle Warnungen und Horrorszenarien (gefälscht, unwirksam, vergiftet, usw.) gepfiffen und hab das so gemacht.

Der Horrer des Alltags wog einfach schwerer.

Es wird dir jeder abraten das zu machen (auch ich!), aber für mich würde ich es wieder tun.

So schauts aus, wenn man es dann einfach leid ist, sich bei jedem zweiten Arztbesuch als Bittsteller und Psycho-Drops vorführen zu lassen.
Und bei den anderen Hälfte der Arzttermine wird in die Glaskugel der Laborwerte geschaut, und genauso im Nebel rumgestochert.
10 Spezis-10 Meinungen.
Das sagt doch einfach alles.


LG
neumaex

[Filenada]

Am liebsten wäre es mir, ich könnte irgendwo im I-Net Monocyclin bestellen und mich dann selber behandeln. Da auch Patienten mit Akne das Zeug über einen längeren Zeitraum einnehmen, sehe ich da kein großes Problem darin. Was meint Ihr?

Du kannst Mino nicht mit Doxy, welches Du vertragen hast, vergleichen. Gehören zwar beide in dieselbe AB-Gruppe, sind aber trotzdem verschiedene Medikamente.
Doxy hab ich auch vertragen, auch mit 400 mg pro Tag und in Kombi mit zwei anderen ABs. Durch Mino hab ich nach nur drei Wochen 'ne Leukozytose bekommen (OHNE was davon zu merken!, ist nur durch die wöchentlichen Blutkontrollen aufgefallen) und bin im Krankenhaus gelandet. - ABs sollte man nicht unterschätzen, sind nun mal keine Smarties.

[Fazza]

Hallo,

war ein paar Tage unterwegs und hab lange nicht reingeschaut - sorry! Zunächst mal an alle, die geantwortet haben, ein herzliches Dankeschön. Ich bin auf das Minocyclin über das grüne Buch gekommen, welches hier sicher alle gelesen haben und da wurde es als recht harmlose Alternative zu Infusionen (Roxy?) beschrieben. Aber im Vgl. zu Infusionen ist wohl alles harmlos. Ich werde nochmal mit dem Doc reden, ob er es mir verschreibt. Er ist aber leider auch einer von der Sorte (auch wenn ich sonst gut mit ihm klar komme) der Borreliose für eine Modeerscheinung hält.
Urmel, derzeit plagen mich wieder massive, springende Gelenkschmerzen im Arm - ich glaub nicht dass das von der LWS kommt. Außerdem habe ich seit Wochen ein entzüdetes Auge (trocken, früh verklebt, Augentropfen helfen nicht, zeitweise Doppelbilder). Und täglich Kopfschmerzen. Es ist letztlich auch die Fülle an Symptomen, die einen fertig macht...

[urmel57]

Hallo Fazza,

wie du schon schreibst, entzündete Augen kommen mit Sicherheit nicht von einem verschobenen Wirbel aber auch nicht unabdingbar durch Borrelien.

Bei Gelenkschmerzen sollte man immer auch die Möglichkeit einer Chlamydien oder Yersinieninfektion mitbetrachten. Oft sind ausgeprägte Krankheitsbilder dazu multifaktoriell.

Dass orale Antibiotika harmlos im Vergleich zu intravenösen sind, stimmt per se nicht. Letztendlich sind es ziemlich aggressive Mittel die man verwendet und man sollte sich über das Risiko-Nutzen-Verhältnis im klaren sein. Das grüne Buch von dem du schreibst ist sicherlich auch nur eine Meinung unter vielen. Da gibt es noch ein sehr interessantes violettes Buch und zum Beispiel hier einen Link mit vielen weiteren Anregungen:

http://forum.onlyme-aktion.org/forumdisplay.php?fid=35

Liebe Grüße Urmel

[Fazza]

ich weiß, dass es noch so viele Möglichkeiten gibt, dass macht einen zusätzlich verrückt, insbes. da auch noch unangenehmere unter den Kandidaten sind.
Ich habe mal meine Werte zusammengefasst, vielleicht kann mir jemand bei der Interpretation helfen. All zu oft wurde aber leider nicht gemessen.
#####################IgG (ELISA)########IgM(ELISA)#####IgG Westernblot######IgM Westernblot
1.11.2008#################6#################22#############negativ############positiv
3.3.2009 (nach Doxy)#########27################23#############positiv############positiv
7.4.2011##################19################21#############positiv############positiv
20.5.2014#################19,3#############105#############negativ############positiv


Die letzte Diagnose war wie gesagt "Neuinfektion", nun hab ich aber auch irgendwo gelesen, dass ein antieg im IgM nur eine "aktive" Infektion bedeutet.
Das Lilane Buch werde ich mir auch mal holen.