[astro]

Hallo zusammen!

Ich beschreibe mal was ich in den letzten Monaten bei mir beobachtet habe. Keine Ahnung ob das alles zusammen hängt.

Vor 3 Monaten hatte ich für ein paar Wochen eine merkwürdige dunkelrote Rötung am Bein seitlich unterm Knie (möglicherweise Insektenstich). Sie tat nicht direkt weh, sondern fühlte sich nur heiß an und hat leicht gejuckt. Irgendwann ist die Stelle einfach verschwunden. Wanderröte konnte ich nicht beobachten.
Irgendwann im November ist mir dann an der selben Stelle ein ähnlicher Schmerz tiefer im Gewebe aufgefallen. Fühlt sich an als wäre es direkt auf dem Knochen. Manchmal strahlt der leichte Schmerz ins ganze Knie hinein.

Anfang November habe ich morgens nach der Dusche entsetzt mehrere handtellergroße ovale scharf abgegrenzte rote Flecken am Körper entdeckt. Am Oberschenkel, an beiden Oberarmen, und zwei am Rumpf. Da ich zu dieser Zeit kurzfristig in einer Wohnung mit Schimmel wohnen musste habe ich die Flecken auf eine Abwehrreaktion darauf geschoben. Von den Flecken ging weder Schmerz noch Jucken noch sonst irgend etwas fühlbares aus.
Mittlerweile sind 4 der 5 Flecken verschwunden. Der 5. Fleck jedoch hat sich in eine Wanderröte von mittlerweile etwa dem doppelten Durchmesser verwandelt. Zeckenstiche als direkte Auslöser im Zentrum der Flecken kann ich wohl sicher ausschließen

Meine Fragen an Euch:

• Ist die Wanderröte ein sicheres Indiz für eine Borreliose oder kann sie auch andere Ursachen haben?
  
• Wenn die 5 Flecken bzw. die Wanderröte auf eine Borreliose hinweisen, kann es sich dann überhaupt um eine Neuinfektion handeln oder können solche Symptome nur in einer späteren Phase auftreten, wenn sich die Borrelien schon im Körper verteilt haben?
  
• Ich war heute zum Blutabnehmen für einen AK-Test bei meiner Hausärztin. Leider scheint das Thema Borreliose für sie recht neu zu sein. Was sollte ich im Fall einer Erstbehandlung beachten, auf was sollte ich mich nicht einlassen?
  

Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit dem Thema beschäftigt und fürchte nun schon seit längerer Zeit mit einer unentdeckten Borreliose durch's Leben zu gehen. Immer mal wieder leichte Gelenkschmerzen, bleierne Müdigkeit am Mittag und schlechter Schlaf in der Nacht sind mir jedenfalls nicht fremd.

Ich freue mich auf Eure Antworten, Danke!
astro

[urmel57]

Hallo Astro,

herzlich willkommen erstmal hier im Forum.

Was du beschreibst, dabei könnte es sich durchaus um ein atypischen Erythema migrans handeln oder um multiple Erythemata migrantia , die nicht mehr zum Frühstadium direkt zählen aber auch noch nicht zum Spätstadium einer Lyme-Borreliose. Möglicherweise gäbe es allerdings auch noch Differentialdiagnosen zu beachten. Zeckenstiche werden dagegen mitunter auch ganz übersehen.

Zur Abklärung könntest du auch versuchen zeitnah (vor einer Therapie) einen Termin bei einem Hautarzt zu bekommen und aus dem Randsaum der Wanderrötung eine Borrelien-DNA-Analyse (PCR) mittels Probeentnahme (Hautstanze) zu bekommen. Bitte mache jetzt bereits Fotos von den Stellen jetzt und auch im Zeitverlauf. Leider ist die Direktnachweismethode (PCR) nicht sehr empfindlich, ansonsten wäre es aber ein Beweis für eine Borrelieninfektion, der ziemlich unumstößlich wäre.

Auf alle Fälle neben Antikörper IgM/IgG auch den Blot für beide durchführen lassen, auch wenn dieser nur bei positivem Befund der Antikörper von der Kasse getragen wird (GKV). Sprich deine Hausärztin darauf an, dass dieser noch mitgemacht wird, das kann nachgefordert werden. Falls sich der Verdacht auf eine Borrelieninfektion auch durch einen positiven Labortest bestätigt, würde ich darauf drängen, dass nach den Leitlinien der Deutschen Borreliosegesellschaft behandelt wird. Das heißt länger und höher dosiert mit Doxycyclin als sonst üblich.

Es gibt Anhaltspunkte, dass diese energischere Erstbehandlung von Vorteil sein kann.

Das fürs Erste

Liebe Grüße Urmel

[astro]

Hallo Urmel!

Vielen Dank für die rasche Antwort!

An den Flecken kann ich Zeckenstiche sicher ausschließen. Für die Rötung am Bein kann aber sehr gut eine Zecke verantwortlich gewesen sein. Zu der Zeit habe ich viel im Wald gearbeitet. Eine festgebissene Zecke habe ich zwar trotz gründlichem täglichen Absuchen nicht gefunden, aber ich erinnere mich einmal eine Zecke vom Bein runter gesammelt zu haben die gerade auf dem Weg nach oben war. Drecksviecher!

Was kostet mich denn der Blot Test, wenn der andere Test negativ war? Sollte ich den sofort noch anfordern oder reicht übermorgen, wenn ich eh nochmal einen Termin habe?

[johanna cochius]

Hallo Astro ,
der Blot kostet je nach Labor ca. 60 -80 € . Ich würde gleich ein gutes Labor nehmen , falls der Elisa - Test negativ sein sollte .
Ich schicke Dir bei Bedarf gerne Adressen zu .
Ich denke es ist ok wenn Du bis zu Deinem Termin am Freitag wartest ...

LG Jo

[astro]

Hallo Johanna,
was qualifiziert denn ein "gutes Labor"? Schick mir gerne die Adressen!
Vielen Dank!
LG,
astro

[Claire]

Hallo Astro,

es kann gut sein, dass man Dir bei begründetem Verdacht auch den Blot zahlt. Wenn Du mehrere Erythemata hast, ist das wohl mehr als begründend. Mir haben sie immer beide Untersuchungen gezahlt, aufgrund beruflicher Exposition und verdächtigen Symptomen. Mag aber sein, dass das in jedem Bundesland anders gehandhabt wird.

Aber ich muss dazu bemerken, dass mir beide Tests nichts genutzt haben, war höchstens mal grenzwertig positiv. "Das ist ja nichts". Vielleicht haben die Testkids nicht zu meinen Antikörpern gepasst oder warum auch immer. Erst der LTT erbrachte den einzigen positiven Laborbefund. Den muss man aber selbst zahlen, kostet so zwischen 140 und 160 Euro.
Liebe Grüße
Claire

[johanna cochius]

Ich schicke Dir morgen eine PN ...

LG Jo

[Donald]

Hallo Astro,
hat einer dieser Flecken die typische Ringform, also mit verblassender Mitte? Dafür kommt kaum etwas anderes in Betracht als Borrelien. Diese "Blickdiagnose" alleine dürfte schon den allermeisten Ärzten, auch konservativen, für eine Antibiose ausreichen.
Untypische Wanderröten sollen angeblich auch nach langer Zeit irgendwo am Körper auftauchen können. Mir erscheint das glaubhaft.

PCR und/oder Kulturversuch aus Hautprobe würde ich empfehlen, denn selbst bei positiver Serologie könnte eine Borreliose angezweifelt werden, da sie auch bei vielen "Gesunden" auftritt.

Ob Deine Borreliose ganz frisch oder schon älter ist, kann man (mit Fragezeichen) aus der Serologie ableiten: Zuerst ist nämlich nur der IgM-Wert erhöht, der in der Regel nach Wochen oder Monaten zurückgeht. IgG ist erst später erhöht.
Auch aus den Banden im Blot kann man manchmal diesbezügliche Schlußfolgerungen ziehen. Leider auch nur mit Fragezeichen.
Gruß
Donald

[astro]

So, komme gerade vom Arzt.
Hier die Werte vom Blot:

IgG:
p100 +++
VlsE +++
p58 (+)
p41 ++
p39 (+)
OspC ++
p18 (+)

IgM:
p41 (+)
OspC +++

Spricht also denke ich eine deutliche Sprache.
Ich habe der HA die Leitlinien der Borreliose-Gesellschaft vorgelegt und auch im Rahmen die gängigen Kritikpunkte zu den offiziellen Leitlinien vorgetragen. Sie war zwar halbwegs verständnisvoll, wollte sich trotzdem auf keine andere Therapie einlassen als mir eine Packung mit 50*100mg Doxycyclin zu verschreiben (2*täglich 100mg). Die Krankenkasse würde sowieso nicht mehr zahlen... Außerdem legte sie mir fairerweise nahe einen Spezialisten zum Thema aufzusuchen. Sie sagte auch ich könnte natürlich auf eigene Faust die Dosierung erhöhen und hoffen von einem anderen Arzt den dann nötigen Nachschub an Doxycyclin verschrieben zu bekommen. Toll. Bin mir eh nicht sicher, ob in meinem Stadium Doxy das Richtige Mittel ist.

Andererseits habe ich auch keine Lust mich von dem ganzen Horror den man hier und anderswo zum Thema liest wahnsinnig machen zu lassen. Klar, die leichten Gelenkschmerzen und die Abgeschlagenheit am Mittag nerven schon extrem, aber sooo riesig ist der Leidensdruck nun auch nicht. Will es unbedingt vermeiden mich da jetzt rein zu steigern. Hm.

Was empfehlt ihr mir? Wie finde ich im Kölner Großraum einen Arzt, der sich mit der Materie beschäftigt hat? Wo bekomme ich Nachschub, wenn ich jetzt eigenmächtig die Doxy Dosis erhöhe? Die Ärztelisten sind mir bekannt.

[urmel57]

Hallo Astro,

ja, das spricht eine deutliche Sprache. Dass die Krankenkassen andere Mittel nicht bezahlen, ist nicht richtig! Der Arzt müsste sie nur verschreiben und dazu hat er wohl keine Lust. Anscheinend ist ihm die Tragweite des Problems für die Krankenkasse nicht bewusst, wenn das jetzt nicht energisch angegangen wird.

Welches wirklich das beste Mittel ist, das weiß leider keiner. Die Leitlininien sind derzeit in der Überprüfung und damit ist man auf einem Stand, der dem Arzt die volle Entscheidungsfreiheit einräumen sollte, die ja durch die Leitlinine der Deutschen Borreliose abgestützt wären.

Doxycyclin gilt durchaus als Standardmittel, ist aber etwas Heikel bei der Einnahme, da es Wechselwirkungen mit Mineralien gibt und aggressiv gegenüber den Magenschleimhäuten ist.

Ansonsten sind die Heilungschancen nicht gar so schlecht aber es ist nicht vorhersagbar, wie sich das bei dir entwickelt und so gesehen würde ich mir jetzt tatsächlich einen Arzt suchen, der dir diese Behandlung nicht vorenthält oder eben parallel eine zweiten und dritten, nur einer sollte die Therapie überwachen und alle 10 Tage mal eine Blutkontrolle mit Leber- und Nierenwerten machen.

Alternativ kann man auch zwischendurch das Antibiotikum wechseln. Insbesondere Azithromycin gilt als besonders gewebegängig. Versuche dich doch mal an eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe zu wenden, die wissen am ehesten wo du noch hingehen kannst .

Adressen findest du hier: http://www.borreliose-nachrichten.de/bor...e-gruppen/

Liebe Grüße Urmel