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Borreliose ja oder nein? Bitte um Einschätzung
#1

Hallo, ich (31, m) brauche dringend eine Einschätzung, wie wahrscheinlich eine Borreliose unter denen vorliegenden Umständen tatsächlich ist. Ich danke Euch bereits vielmals im Voraus.

2010 hatte ich einen Zeckenbiss, nach 8 Tagen traten starke grippeähnliche Symptome mit Schüttelfrost (keine Erkältung) auf. Eine Wanderöte stellte ich nicht fest, sie könnte aber trotzdem vorhanden gewesen sein, da der Biss hinten am Hals war und erst nach 9 Tagen entdeckt wurde. Ich nahm Doxy 200 für 6 Tage. Unter Doxy trat eine erneute grippeähnliche Erkrankung auf. Nach drei Monaten begannen für mehrere Monate tägliche sehr starke Krämpfe, vor allem in den Waden, die ich bis dato nie hatte. Ein Jahr nach dem Zeckenbiss entwickelte ich nach einer starken Erkältung mit Fieber usw. plötzlich Knieschmerzen beidseitig, wobei das linke stärker betroffen ist. Die habe ich seitdem chronisch. Etwa zwei Jahre nach dem Biss begannen auch die Schultern, Knöchel, Ellenbogen, Hand- und Fingergelenke zu schmerzen und sich zu entzünden (eindeutig eine Arthritis). Die Schmerzen springen innerhalb weniger Stunden zwischen den Gelenken, leichte Entzündungen in den Gelenken sind äußerlich sichtbar und auch im Kochenszintigramm deutlich nachgewiesen. Im linken Knie habe ich eine ständig wiederkehrende Schleimbeutelschwellung. Hinzu kommen mittlerweile nach vier Jahren Muskel- und Sehenschmerzen, Hautrötungen insbesondere am Hals, aber auch am ganzen Körper, ständige Ohrenschmerzen- und Entzündungen, Augenentzündungen, fast täglicher starker Kopfschmerz mit Benommenheit, der sich vom Hals hochzieht, starkes Gelenkknacken überall, ungewöhnlich trockene Fußhaut mit Fußsohlenschmerz. Seit Monaten habe ich zduem grippeähnliche Symptome mit gelegentlichem Nachtschweiß, kein Fieber, starke Erschöpfung.

Ich war bei etwa 20 Ärzten. Vom Zeckenbiss wollte keiner etwas hören. Rheuma und Autoimunerkrankungen wurden sowohl anhand der Symtome als auch der Blutwerte mehrfach deutlich ausgeschlossen.Arthrose wurde in mehreren MRTs ausgeschlossen, außerdme hätte ich die dann in allen Gelenken...Psychisch bin ich eigentlich auch überaus lebenslustig und der einzige Stressor sind diese ekligen Symptome.Allergien habe ich nicht.

Ich habe drei ELISA-tests durchführen lassen, alle bis auf ein grenzwertig positiver waren negativ. Der Westenblot wurde einmal gemacht und war negativ. Der LTT brachte folgende Ergebnisse:

Borrelia burgdorferi: 11,0 (<3)
Borrlelia afzelli: 7,6 (<3)

CD-57 ist knapp an unterer Grenze, aber noch im Normbereich. Die unspezifschen Immunglobulin-M-Titer und IgG1-Titer sind erhöht:

Immunglobulin-M: 380 (22-240)
IgG1: 8,6 (2,8-8,0)
Monozyten: 11 (2-9,5)

Zahlreiche Coinfektionen wurden auch getestet und waren negativ.

Anfang des Jahres habe ich für zwei Monate Doxycyclin 300 genommen. Nach einer anfänglichen starken Verschlechterung der Gelenkentzündungen trat deutliche Besserung ein. Jetzt zwei Monate nach der Therapie sind die Schmerzen in den meisten Gelenken stark zurückgegangen, allerdings gelegentlich noch leicht da. Insbesondere die Knie sind noch suboptimal. Die Kopfschmzeren waren bei der Antibiose weg, sind aber inzwischen zurückgekommen.

Problem: Die Lage ist nach wie vor sehr uneindeutig. Alle Ärzte sind der Meinung, es könne definitiv keine Borreliose sein, eventuell aber eine andere Infektion. Zudem hätten 6 Tage Doxy locker gereicht, um die Borrelien am ANfang zu bekämpfen. Solangsam bin ich mir auch sehr unsicher, ob ich tatsächlich eine Borreliose habe, da die Blutergebnisse so uneindeutig sind. Ein Arzt schlägt ir nun testweise eine 4-wöchige Infusion mit Cetriaxon und Cefotaxim vor und möchte schauen, ob sich hierdurch etwas ändert.

Wie seht ihr die Sache? Spinne ich irgendwie und die ganzen Ärzte haben Recht, oder sind sie einfach schlecht ausgebildet?

Vielen herzlichen Dank!
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#2

Die Serologie ist nicht sonderlich zuverlässig.
Bei dir ist das Problem, dass du frühzeitig therapiert wurdest, 6 Tage aber auch nach gängigen offiziellen Leitlinien zu kurz sind. Das könnte rein theoretisch dazu führen, dass du keine Antikörper entwickelst.
Eine negative Serologie schließt eine Borreliose nicht zwangsweise aus und du hast durch den erinnerlichen Zeckenstich ja noch einen ganz guten Hinweis, vom zeitlichen Verlauf der Beschwerden würde das auch theretisch passen.
Der LTT ist positiv, was durch ein Hinweis, aber kein sicherer Beweis ist. Dass die Beschwerden auf AB ansprechen ist ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion, daher ist der Vorschlag mit Ceftriaxon eine Überlegung wert. Die anfängliche Verschlechterung könnte eine Herxheimer-Reaktion gewesen sein, die auch bei weitem nicht bei allen Infektionen auftritt - bei Borreliose aber schon.

Erhöhte IgM-Werte und erhöhte Monozyten sind ebenfalls ein Hinweis auf eine Infektion, können aber auch für was anderes stehen.
Wie hoch war der CD57? Da gibt es unterschiedliche Normwerte - ergänzend muss man sagen, dass der CD57 nicht spezifisch für Borreliose ist, der kann auch bei anderen chronischen Infektionen erniedrigt sein.
Wurde beim grenzwertigen ELISA kein Blot gemacht? Falls nein würde ich das nochmal probieren, aber in einem Labor mit einem vernünftigen Test (bei Co-Infektionen gibt's auch einige Unterschiede).

Unsicher ist das leider alles, man bewegt sich da in einem ziemlich unerforschten und sehr kontroversen Bereich und hellsehen kann niemand. Eine Lösung der Unsicherheit kann durch gängige Tests nicht erreicht werden, außer du hast beispielsweise Hautmanifestationen (im Spätstadium: ACA), da könnte ein Direktnachweis möglich sein, der dann Gewissheit bietet. Ansonsten ist Differentialdiagnostik nicht verkehrt, wenn die Ärzte eine Infektion vermuten, sollen sie entsprechend testen.
Eine Diagnose können wir hier nicht stellen, aber die Aussage, dass es definitiv keine Borreliose sein kann, halte ich für unzutreffend - es gibt keine 100 %igen Tests und bei dir ist ein Zusammenhang zum Zeckenstich ja durchaus anzunehmen.

Wurden Auto-Immunerkrankungen abgeklärt?

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#3

Vielen Dank, Valtuille!

(19.05.2015, 18:14)Valtuille schrieb:  Der LTT ist positiv, was durch ein Hinweis, aber kein sicherer Beweis ist.

Wie lässt sich denn die Höhe des Ergebnisses interpretieren, eher grenzwertig, eher eindeutig? Ich hatte mal gelesen, dass die Spezifität des LTT bei 95% liegt (also die Wahrscheinlichlichkeit von falsch-positiven Ergebnissen demnach nur 5% beträgt). Da das ganze Normalverteilt ist, ist die Wahrscheinlichkeit für falsch-positive Ereignisse noch umso geringer, je stärker der Wert vm Grenzwert (=3) abweicht. Aus meiner Sicht wird der LTT zu unrecht so negativ bewertet, da seine Aussagekraft relativ gut ist, sofern er richtig durchgeführt wurde.

(19.05.2015, 18:14)Valtuille schrieb:  Wie hoch war der CD57? Da gibt es unterschiedliche Normwerte - ergänzend muss man sagen, dass der CD57 nicht spezifisch für Borreliose ist, der kann auch bei anderen chronischen Infektionen erniedrigt sein.

Keine Ahnung welcher der richtige ist:

Nk-Zellen: 123 (60-700)
NK57-Zellen: 72 (18-544)

[/quote]

(19.05.2015, 18:14)Valtuille schrieb:  Eine Lösung der Unsicherheit kann durch gängige Tests nicht erreicht werden, außer du hast beispielsweise Hautmanifestationen (im Spätstadium: ACA), da könnte ein Direktnachweis möglich sein, der dann Gewissheit bietet.

Mittlerweile habe ich an den Fußknöcheln etwas, dass richtung ACA geht, nachdem ich dort seit zwei Jahren Schmerzen, brennen und Hautrötungen habe. Die Haut dort sieht dünn und leicht dunkelgefärbt aus.


(19.05.2015, 18:14)Valtuille schrieb:  Wurden Auto-Immunerkrankungen abgeklärt?

zur Genüge, war bei verschiedensten Rheumatologen, ENA, ANA, HLA B-27, RF...mehrfach bestimmt, alles negativ. Die Beschwerden passen auch nicht dazu, bzw. nicht alle Beschwerden - würde aus meiner Sicht sagen, dass es eindeutig eine Infektion ist, welche auch immer...
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Thanks given by: leonie tomate , Regi
#4

Ich gehe davon aus, dass du einen "Spezi", also einen offenen Arzt mit etwas Erfahrung hast.
Was sagt der zu den Hautrötungen? Wenn er den Verdacht teilt, würde ich einen Direktnachweis versuchen, PCR bieten viele Labore und ist günstiger als ein LTT (kann aber nicht zwischen lebendig und tot unterscheiden - beweist aber das Vorhandensein von Borrelien, wenn sauber gearbeitet wurde und der Test was taugt), schließt aber natürlich nichts aus, weil man das Glück haben muss, das in der Probe auch Borrelien-DNS vorhanden ist.

Die Spezifität des LTTs ist eher Spekulation, weil als Kontrollgruppe gesunde Patienten dienten - welcher Gesunde gibt 150 € für einen Test aus? Laut von Baehr sind Kreuzreaktionen im LTT mit anderen bakteriellen Erregern (weniger jedoch viralen) durchaus möglich.
Was die Höhe des LTTs angeht, so ist das schon positiv (ich habe niedrigere Werte bei klar positiver Serologie im IgM und IgG gesehen, aber auch höhere bei Seronegativität), aber man kann da keine Aussage über Eindeutigkeit machen. Der LTT misst nur die Reaktion TH-1-Immunantwort auf Borrelienantigene wenn generell eine schwache TH-1 Immunantwort vorliegt, fällt der LTT vermutlich etwas niedriger aus.

Deine allgemeinen NK-Zellen sind im unteren Normbereich, sollte man im Auge behalten.
CD57 Zellen sind bei 72, andere Labor haben 80 oder 100 als unteren Grenzwert. Könnte ein Hinweis sein, aber muss nicht.

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Thanks given by: RudiM , leonie tomate , Regi
#5

nochmals vielen Dank, das war ausgesprochen hilfreich!

Ich denke ich versuchs erstmal mit Ceftriaxon, wenn ich darauf eine deutliche (Herxheimer-)Reaktion erlebe, ist für mich gesichert, dass es sich zumindest um eine bakterielle Infektion handelt. Dann gilt es, einen Nachweis zu erbringen.
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Thanks given by: Regi
#6

Viel Erfolg RudiM,
http://www.borreliose-berlin.de/druckver...heimer.pdf
Nachtrag: Bei Ceftriaxon rate ich zu diesen beiden Mitteln. Gegen Pilze und Bildung von Gallenbeschwerden.
Sprich mal mit deinem Dr.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nystatin
http://www.apotheken-umschau.de/do/exter...94452.html
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