Hallo Panda,
Reaktive Arthritis und andere seronegative Spondylarthropathien
Reaktive Arthritiden stellen bakteriell induzierte Gelenkerkrankungen dar, die, nach einer auslösenden, primär gelenkfernen Infektion im Urogenital-, Intestinal- oder Respirationstrakt, mit einer Latenzzeit von wenigen Tagen bis Wochen auftreten. Definitionsgemäß lässt sich der Erreger aus der Synovialflüssigkeit nicht kultivieren. Reaktive Arthritiden manifestieren sich vor allem an der unteren Extremität, insbesondere am Sprung- und Kniegelenk. Eine spezielle Untergruppe der reaktiven Arthritis stellt das Reiter-Syndrom (Mono-/Oligoarthritis, Urethritis, Konjunktivitis) dar [9, 19].
Zur Diagnostik können neben der Basisanalytik serologische Untersuchungen herangezogen werden, die Erregerauswahl sollte sich entsprechend der aktuellen klinischen Infektionsanamnese richten
(vgl. auch Anhang „Rheumatologische Stufendiagnostik“, 2. und 3. Stufe). Grundsätzlich sollte bei akuter Monarthritis zur Abklärung einer (auch subklinischen!) Urethritis der Chlamydien-Direktnachweis erfolgen. Bei broncho-pulmonalen und gastrointestinalen Infektionen ist dagegen zum Zeitpunkt der Gelenkmanifestation der direkte Erregernachweis am ursprünglichen Ort zumeist nicht mehr möglich. Diagnostisch wegweisend sind der Nachweis erregerspezifischer IgA- und IgM-Antikörper und/oder ein signifikanter Titeranstieg um mindestens 2 Stufen innerhalb von 10 - 14 Tagen. Die Gegenwart von HLA B 27 prädisponiert bei reaktiven Arthritiden zu schweren Krankheitsverläufen.
International akzeptierte Diagnosekriterien der Reaktiven Arthritis sind noch nicht erarbeitet. Von mehreren Gremien existieren Vorschläge:
Kriterien:
Typischer Gelenkbefall (peripher, asymmetrisch, oligoartikulär, häufig Knie-, Sprunggelenke)
Typische Anamnese (Diarrhoe, Urethritis) bzw. Manifestation der Infektion an der Eintrittspforte
Erregerdirektnachweis an der Eintrittspforte (z. B. Urethralabstrich auf Chlamydien)
Nachweis spezifischer IgA- und/oder IgM-Antikörper bzw. eines signifikanten Titeranstieges
Vorliegen des HLA B 27-Antigens
Erregernachweis mittels PCR oder monoklonaler Antikörper
Eine sichere reaktive Arthritis liegt vor bei den Kriterien 1 plus 3 oder 4 oder 6.
Eine wahrscheinliche reaktive Arthritis besteht bei den Kriterien 1 plus 2 und/oder plus 5.
Eine mögliche reaktive Arthritis wird bei Vorliegen des Kriteriums 1 angenommen.
Bei Spondylitis anykylosans (Morbus BECHTEREW) ist der entzündliche Rückenschmerz mit Befall des Ileosakralgelenks typisch. Eine periphere Mon- oder Oligoarthritis vorzugsweise der großen Gelenke der unteren Extremität wird bei 20 – 25 % der Patienten mit Morbus BECHTEREW beobachtet. In 30 % der Fälle tritt sie als Erstsymptom vor den Rückenschmerzen auf [9]. Der Nachweis von HLA B 27 ist bei der Spondylitis ankylosans pathognomonisch (> 95 %, Normalbevölkerung: ca. 8 %), er zählt zusammen mit der beschleunigten BSG zu den Frühdiagnosekriterien [22].
Unter dem Begriff „seronegative Spondarthritiden“ werden - neben den Reaktiven Arthritiden und der Spondylitis ankylosans - vor allem die Arthritis psoriatica sowie Arthritiden bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa subsumiert. Diese Erkrankungen weisen als klinische Gemeinsamkeit ein Syndrom aus Sakroiliitis - Spondylitis - Arthritis auf. Gegenüber der chronischen Polyarthritis lassen sie sich durch das Fehlen von Rheumafaktoren und Rheumaknoten abgrenzen.
Folgende gemeinsame Merkmale charakterisieren die Spondarthritiden:
Periphere Arthritis, meist asymmetrisch und besonders an den unteren Extremitäten
Befall von Iliosakralgelenken (Sakroiliitis) und Wirbelsäule (Spondylitis, Syndesmophyten)
Entzündliche Veränderungen der Insertionen von Sehnen und Bändern (Enthesopathien)
extraartikuläre Manifestationen (Iridocyclitis, Konjunktivitis, selten Episkleritis, Stomatitis aphthosa, Urethritis, Psoriasis, Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum)
Familiäre Häufung und hohe Assoziation mit HLA B 27
Entsprechend den Kriterien der European Spondylarthropathy Study Group (ESSG) erfordert die Diagnose einer Spondarthritis die Gegenwart eines entzündlichen Wirbelsäulenschmerzes und/oder einer asymmetrischen Arthritis vorwiegend der unteren Extremität. Zusätzlich muss ein weiteres Kriterium erfüllt sein:
ESSG - Kriterien der Spondylarthropathien
Hauptkriterien:
entzündlicher Wirbelsäulenschmerz und/oder asymmetrische Arthritis bzw. Arthritis der unteren Extremitäten
Nebenkriterien:
positive Familienanamnese für Spondylitis ankylosans, Psoriasis, reaktive Arthritis, M. Crohn oder Colitis ulcerosa
Befund oder Anamnese einer Psoriasis
M. Crohn oder Colitis ulcerosa
beidseits wechselnde Gesäßschmerzen
Die Sensitivität der ESSG - Kriterien beträgt 86 (79 - 100) % und die Spezifität 87 %. Auch ohne Röntgenbefund einer Sakroiliitis wird allein mit den anamnestischen und klinischen Daten noch eine Sensitivität von 77 % und eine Spezifität von 89 % erreicht. Das HLA B 27 wurde nicht in den Kriterienkatalog aufgenommen, da es die diagnostische Wertigkeit nicht steigert.
Als diagnostisch wichtige extraartikuläre Krankheitssymptome der Spondylarthropathien gelten vor allem gastrointestinale und urogenitale Symptome sowie Haut- und Schleimhautveränderungen. Andere viszerale Beteiligungen, z. B. kardiale Manifestationen (Aorteninsuffizienz, Myokarditis, Perikarditis, AV-Überleitungsstörungen), unspezifische Begleithepatitiden, Myositis oder Amyloidose, sind sehr selten. Die Assoziation von Spondylarthropathien mit HLA B 27 ist mit ca. 40 (bei isoliert peripher-artikulären Formen) bis 85 % (bei Nachweis einer röntgenologischen Sakroiliitis und anderer axialer Symptome) niedriger als bei der idiopathischen Spondylitis ankylosans.
Leitlinie Reaktive Arthritis
Diagnostik der Yersinien-Infektion und der Yersinien-induzierten reaktiven Arthritis
Entschuldige für das viele Material. Aber ich kenne diesen Zusammenhang mit meiner Yersinien-Infektion. Diese Arthritis Probleme und Schmerzen in den Knien habe ich nach fast !0 Monaten immer noch, wo es doch heißt es heilt nach 6 Monaten ab. Ich wünsch Dir viel Glück, damit dein Arzt die richtige Diagnostik findet und dann auch richtig therapiert. Mich würde interessieren was der Arzt an Labordiagnostik untersucht z.b. auch HLA-B27. Wobei der Zusammenhang genannt wird, eine Untersuchung meist negativ ausfällt und dann klappt das medizinisch gedachte Kartenhaus schon wieder schnell zusammen.
Gruß Gräterle