08.11.2015, 06:38
Zitat:Der Arzt hat dann vor und nach der 3 wöchigen Antiobiotikatherapie nur die Antikörper nachweisen können welche für eine früherer Infektion sprechen (Borrelien IgG: 43, Borrelien IgM < 20) Die akuten waren Negativ.IgG-Antikörper werden erst später im Verlauf gebildet. Also hast du keine frühen Antikörper (IgM) nachweisbar. Offensichtlich wurde nur der IgG-Blot gemacht, wo die OspC-Bande nachweisbar ist. OspC ist eine Frühphasenbande, welche eigentlich entsprechend auch im IgM-Blot nachweisbar ist. Welche Bedeutung sie im IgG-Blot hat, ist mir nicht recht klar. Allerdings galt OspC lange als hochspezifisch (Immunreaktion nur durch Borrelien möglich). Heute wird OspC oft eine Kreuzreaktion nachgesagt, ohne nähere Angaben. Das heisst, die Bande kann auch nachweisbar sein, wenn andere Erreger am Werk sind oder eine Autoimmunkrankheit vorliegt.
Akute Antikörper gibts bei Borreliose nicht, sonst gäbs ja ein Test, der aktive von abgelaufenen Infektionen unterscheiden könnte. Bei vielen anderen Infektionen gelten IgM als Aktivitätsmarker. Das ist bei der Borreliose nicht so. IgM werden in der Regel im Verlauf abgebaut und IgG gebildet - offensichtlich in der Realität nicht bei allen Patienten. Ausserdem könnte es sein, dass bei dir in einem anderen Labor IgM nachweisbar wären, weil jedes Labor mit seinem Testkit sein eigenes Süppchen kocht. Also kannst du auf die Tests eigentlich nicht viel geben.
Wenn du labormässig noch was machen möchtest, würde ich an deiner Stelle die Tests in einem erfahrenen Labor nochmals wiederholen. Es sollten ELISA (erster Suchtest) von je IgM und IgG gemacht werden sowie der IgM- und IgG-Blot. Bei deiner eindeutigen Vorgeschichte würde ich mir das allerdings sparen, denn es ist auch möglich, dass dein Immunsystem nicht "regelkonform" reagiert (wärst du nicht der Erste) und auch bei einem anderen Labor keine eindeutige Ergebnisse rauskommen (solche gibts eh so gut wie nie).
Du warst zeckenexponiert. Du hast eine Hautveränderung bekommen die sich relativ zeitnah zu einem möglichen Zeckenstich zu einer ziemlich eindeutigen Wanderröte entwickelte. Zusätzlich zeigten sich Allgemeinsymptome. Bei dieser Vorgeschichte und diesem Verlauf halte ich eine Borreliose bei dir für sehr wahrscheinlich. Natürlich kann es immer was anderes sein. Evtl. nimmt dir ja dein Hausarzt Blut für die wichtigsten Rheumawerte ab, um das grob auszuschliessen. Wenn der Stich lange nicht abheilt, könnten noch Bartonellen dahinterstecken, wie mir meine erfahrene Spezi mal sagte. Könnte vielleicht auch der Grund sein, warum sich die Hautveränderung nicht schulbuchmässig zur Wanderröte entwickelte. Aber wirkliches Wissen besteht dazu nicht. Alles nur Vermutungen.
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz