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Negative Arzterfahrungen...
#1
Sad 

Hallo in die Runde!

Ich werde natürlich keine Namen nennen und es geht mir auch nicht darum, jemanden öffentlich zu verurteilen - ich möchte nur fragen, wie Ihr damit umgeht, wenn Ihr schlechte Erfahrungen mit Eurem Arzt macht. Und ich muß mir das mal von der Seele reden - ich bin immernoch geschockt.

Der Anlaß: Gestern war ich mit unserer Tochter bei unserem neuen Kinderarzt in spe - einfach weil wir der Meinung waren, daß ein Kinderarzt in der Betreuung eines Kindes auch Sinn macht und wir immernoch davon ausgehen, daß es eine Zeit nach der Yersiniose (oder doch Borreliose) geben wird. Wir wollten ihn schlicht auf Stand bringen, seine Meinung hören, im Team mit unserem Borreliose/Yersiniosespezi zusammenarbeiten. Ich versuche, es kurz zu machen, obwohl mir so viele Gesprächsfetzen noch durch den Kopf huschen, die mich immer wieder auf´s Neue aufregen.

Er hat mich von Anfang an sehr von oben herab behandelt, ist mir über den Mund gefahren, hat meine ohnehin durch Arztbesuche leidgeprüfte Tochter auf eine Art und Weise befragt, die sie immer mehr verschüchtert hat. Er hat dann als ich doch reden durfte immer wieder versucht, mir Lücken in meiner Darstellung des Falles aufzuzeigen und versucht, meine Beobachtungen auseinander zu nehmen oder gleich als falsch darzustellen - ich war anfangs eher schüchtern und zurückhaltend, auch etwas perplex ob dieser Behandlungsweise, habe aber nach bestem Wissen und Gewissen versucht, einen mehr als 2 Jahre andauernden Fall in wenigen Minuten zu schildern.

Das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn meiner Ansicht nach hatte dieser Mediziner seine Meinung über unseren Fall und v.a. über mich lange gefaßt, bevor er mich kannte. Er hatte unsere Unterlagen vor dem Termin zur Ansicht und ich weiß jetzt (erst), daß er den Kinderarzt persönlich kennt, dessen Praxis wir verlassen hatten, weil wir für unsere Tochter dort keine Hilfe mehr bekamen - wir hatten schon dort die Vermutung, daß sie auf die Psychoschiene gerutscht war. Ich war aber schon sehr vorsichtig und habe diesen Arzt nicht einmal vor dem neuen Arzt kritisiert, sondern nur gesagt, daß ich denke, ein neuer Blickwinkel kann ja u.U. auch mal sehr nützlich sein. Er wollte mir seine Interpretation aber nicht sagen, sondern meinte, er wolle uns erst weiter anhören. Klingt gut, war es aber nicht.

Beispiel: "Hat denn die Klassenlehrerin eine Meinung zu ihrem Kind. Was vermutet sie denn als Ursache für Alias Fehlen?" Unsere Lehrerin vertraut uns glücklicherweise, aber was soll die Frage? Ich habe ihn darauf hingewiesen, daß wir in engem Kontakt mit der Schule stehen, Alia aber keine Probleme mit Lehrern oder Klassenkameraden hat, daß sie eigentlich unbedingt die Klasse schaffen möchte, um bei ihren Freunden zu bleiben und erst vor kurzem einen Tag Schule aus tiefer Eigenmotivation heraus versucht hat und dann leider mit einem erneuten Krankheitsschub dafür bezahlen mußte.

Die Erschöpfung als momentan ganz klar hervorstechendes Hauptsymptom hat er gar nicht ernst genommen, trotz angeführter aktueller Beispiele.

Die Schmerzen - wir waren mal in der Schmerzambulanz in Datteln, da man sich Alias Schmerzen nicht erklären konnte und auf psychosomatische Probleme tippte. Dort hat uns die Psychologin - genau wie die aus der Kinderneurologie in Kassel und auch die dort anwesende Erzieherin, die uns länger kennengelernt haben, da wir dort eine Woche verbrachten - als unauffällig bewertet. Man hat uns sogar bestätigt, unseren Weg mit Alia weiter zu gehen, psychologisch sei alles in Ordnung. Die Ärztin vor Ort war aber anderer Meinung und hat die Psychologin überstimmt, ihre Diagnose in den Bericht geschrieben, die Alia eben ein beginnendes psychosomatisches Problem unterstellte. Mein Mann und ich haben uns nach Besichtigung der Anstalt in Datteln dagegen entschieden, unser Kind dort drei Wochen abzugeben. Sie wäre mit großem Abstand die Jüngste dort gewesen und zu dem Zeitpunkt schienen die Probleme gerade am Abklingen - wir haben keine Notwendigkeit gesehen, aber die Diagnose stand eben auf Papier und damit im Raum.

"Wenn sie Schmerzen hat, deutet sie dann auf die Stelle, die ihr weh tut?" So gefragt, als wären es nur dann echte Schmerzen, ansonsten Simulation oder als würde ich ohne genau hinzuschauen mein Kind bei jeder Gelegenheit zu Hause lassen wollen - ich hätte bald gesagt: "Sie ist neun. Sie kann sprechen." - habe ich mir da aber noch verkniffen. Natürlich hat sie mir genau gezeigt - oder gesagt - wo es weh tut. Ich habe jedes Mal gefragt und es mir angesehen!

Er hat mich dann nach einiger Zeit in der ich das Gefühl hatte, mich pausenlos rechtfertigen zu müssen, nach meiner eigenen Meinung zu den Testergebnissen gefragt - eigentlich wollte ich ja seine hören, um sie in mein Gesamtbild einfließen zu lassen und mit meinen Informationen zu vergleichen, evtl. etwas zu lernen - aber ich habe sie ihm gesagt, ihr kennt sie, denn ich gehe mit den Ansichten hier sehr konform. Es begann, ärgerlicher zu werden, aber ich hatte auch keine Lust mehr, mir das Wort im Munde umdrehen zu lassen. Er hat auch dann immer wieder versucht, mich argumentativ lahmzulegen, mich zu unterbrechen, ohne mir richtig zuzuhören (da kamen dann Fragen wie: "Was meinen SIE denn überhaupt mit Multiorganerkrankung?" so als könnte ich diesen Fachterminus gar nicht verstehen - na, habe ich ihm erklärt, ist ja auch eigentlich nicht schwer, nicht einmal für Laien und er konnte meine Ansicht auch nicht widerlegen, hat mich aber mit hochgezogener Augenbraue, spitz lächelnd betrachtet, als wäre ich schon ein sehr eigenartiger Zeitgenosse). Ich habe dann, als er immer wieder meine Aussagen falsch verstanden, Teile ignoriert oder umgedreht hat auch darauf hingewiesen, daß ich mich fehlinterpretiert fühle, habe meine Argumente wiederholt und trotz seiner ganzen Unterbrechungen am Ende auch schlüssig rüberbringen können, denke ich. Es fühlte sich an wie ein Machtkampf, der aber nach außen hin noch nach Höflichkeitsregeln gespielt wurde.

Nachdem er meine Tochter dann für eine Blutdruckuntersuchung vor die Tür geschickt hatte (auch so ein Knaller - er erklärt meiner Tochter die Untersuchung, dann sage ich ganz freundlich:"Das kennt sie schon, das ist in Kassel auch gemacht worden. Es steht zwar nicht im Bericht, aber ich war dabei." "Ach, SIE lesen diese Berichte alle wohl SEHR genau, was?" - mit einem fies-spitzen Unterton. Ich habe nur gesagt:"Na klar. Hier geht es doch um mein Kind!"), habe ich dann seine Meinung zu hören bekommen:

Die Bindung zwischen meinem Kind und mir wäre viel zu eng - das hat er nach insgesamt maximal 15 Minuten mit einem bei Arztbesuchen mittlerweile sehr ängstlichen Kind festgestellt - sie hat kein Vertrauen mehr zu Ärzten, hat Angst vor den Schmerzen, die ihr in den Praxen in den letzten zwei Jahren zugefügt wurden, hat noch nicht erfahren dürfen, daß man ihr dort helfen kann. Sie wollte eigentlich gar nicht mitkommen. Natürlich war sie anhänglich! Da muß man doch kein Psychologe sein, um dafür eine ganz normale Erklärung zu finden.

Er hat sich dann aber komplett daran aufgehängt, daß unsere Tochter ein psychisches Problem habe und ich die Ursache sei. Die Diagnose aktive Yersiniose hat er dabei mal schlicht unter den Tisch fallen lassen und mir noch dargestellt, wie unverantwortlich es sei, daß ich eine völlig überzogene Langzeitantibiose befürworte. Er hat mir sogar unterstellt, das sei meine Idee und nicht die des behandelnden Arztes, dabei stand das auch in seinen Unterlagen, aber er hat nur gelesen, was er lesen wollte - ich habe später in den Unterlagen gesehen, was er mit Textmarker angestrichen hatte - nur psychologische Dinge, alles andere - sogar wenn es entkräftend direkt daneben stand - hat er ignoriert. Ob wir denn überhaupt einmal versucht hätten, das Kind trotz der scheinbaren Beschwerden in die Schule zu bringen. Ja, was denkt er denn? Einmal? Hundertmal! Wir haben sie hingefahren und abgeholt solange es eben ging, auch auf Krücken. Jeder Schultag, der sich irgendwie machen ließ, manchmal auch stundenweise, wurde wahrgenommen und wenn sie zu Hause bleiben mußte, habe ich mit ihr den Stoff aufgearbeitet, solange es ging. Es geht nicht mehr. Wir hätten sie höchstens noch schluchzend und tief elend mit Gewalt und entgegen ihrem Willen in der Klasse absetzen können. Daß sie auch nicht mehr auf Kindergeburtstage gehen, reiten oder tanzen kann, keine Spaziergänge mehr mit den von ihr so heiß geliebten Hunden der erweiterten Familie, keine wild-freien Tobenachmittage mit ihren Freunden in Wald und Dorf, keine Stadtbummel mehr mit mir oder Fernsehnachmittage mit ihrer Omi, ja nicht mal mehr schwimmen oder auch nur baden gehen möchte in unserer großen Badewanne, obwohl sie all diese Dinge so geliebt hat, hat er nicht einmal wissen wollen. Unsere Tochter wollte auch am liebsten alle Nachmittagszusatzkurse in der Schule buchen - Nähen lernen, Kochen, Sport machen - klingt für mich nicht nach jemandem, der einfach nur nicht in die Schule möchte. Das alles kann sie einfach nicht mehr. Ich denke mittlerweile, wir haben sie viel zu lange nicht ernst genug genommen und ihr lange, lange zu viel Druck gemacht. Meine Tochter fragte der Arzt vorher:"Willst DU denn dann morgens nicht in die Schule gehen oder sagt DEINE MAMA Du sollst nicht gehen?". Puh - ich muß mal kurz durchatmen.

Wie kann ein Mensch, der mich überhaupt nicht kennt, sich erdreisten, ein so umfassendes Urteil zu fällen? Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren mache ich mir zunehmend Sorgen um dieses Kind - eines von vieren hier, von denen die anderen alle "ganz normale, gut funktionierende Erdenbürger" von 6, 8 und 16 Jahren sind. Wir (mein Mann und ich, meine Eltern und Schwiegereltern, alle Onkel und Tanten, z.T. Ärzte und Lehrer) haben so viele Versuche, so viele Gedanken durch, so viele Gespräche, so viele Ideen - wir haben immer versucht, objektiv zu sein und uns auch kritischen Kommentaren gestellt, darauf reagiert, weiter probiert. Mit all diesen Theorien sind wir aber bislang an gar kein Ziel gekommen! Alias Zustand ist einfach nur langsam aber stetig schlechter geworden.

Irgendwann wurde ich innerlich glücklicherweise (vorübergehend) kühl und habe den Arzt dann auf die Studien verwiesen, die ich gelesen habe, ihm angeboten, die links zu schicken, ihm Zahlen und Fakten präsentiert (ich bin so froh, daß sie mir dann auch alle eingefallen sind!) und mich nicht weiter auseinandernehmen lassen. Dann sagte er schließlich zu mir:"Nun. Sie sind ja nuuuuur Tierärztin - ich sag das jetzt mal so. Der Herr Dr. Soundso arbeitet 32 Jahre in der Kindermedizin, ich 30 Jahre. Meinen Sie nicht, sie sollten das uns überlassen?" Nein. Meine ich ganz und gar nicht. Ich habe an diesem Punkt das Gespräch beendet, meine Kinder aus der Kartei nehmen lassen, ihm noch gesagt, daß ich mir das Selberdenken nicht verbieten lasse und daß ein Arzt noch lange kein guter Arzt ist, bloß weil er lange Arzt ist, hab mir mein Kind und meine Unterlagen geschnappt, bin raus ins Auto und mußte dann erstmal das Zittern unter Kontrolle bringen.

Mir ist immernoch zum Heulen. Natürlich zweifelt man in meiner Position immer und immer wieder an sich, an den Diagnosen, am Kind - an allem. Menschen wie dieser Arzt helfen dabei leider gar nicht und ich finde es sehr erschreckend, wie man so auf der Nase landen kann, nachdem man eigentlich so positiv, offen und ehrlich, hilfesuchend in ein Gespräch startet.

Ich fürchte, ich konnte das jetzt gar nicht kurz darstellen Blush Tut mir leid. Ich bin nicht alleine mit solch blöden Erfahrungen, oder? Was ist denn da draußen nur los? "Kenn ich nicht gibt´s nicht" oder was? Ich hoffe, dieser Arzt und auch der letzte Kinderarzt können uns nicht in irgendeiner Form an den Karren fahren. Muß ich da Angst haben?

Ich hätte doch meine Tochter so wahnsinnig gerne wieder in der Schule! Ich freue mich jeden Tag, wenn sie dann doch geht (tut sie ja momentan nicht mehr, aber in der Zeit, als das noch öfter der Fall war) - es hat mir immer die Hoffnung gegeben, daß jetzt alles wieder gut wird. Ich hätte so wahnsinnig gerne etwas mehr Freiraum für mich, anstatt meiner Kleinen so viel beistehen zu müssen. Ich habe meine gerade begonnene Selbständigkeit wieder an den Nagel gehängt, als das alles so schlimm wurde, weil ich eben in erster Linie Mutter bin. Ich möchte eigentlich nur endlich einen stinknormalen, gesunden Alltag mit all diesen kleinen grauen Widrigkeiten, die alle so unbedeutend sind. Dann wäre ich glücklich.
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#2

Liebe Tanja,

ich kann sehr gut mitfühlen, auch wenn ich keine eigenen Kinder habe, wie diese Arztbesuche an die Substanz gehen. Habe auch das Gefühl, je länger die Ärzte im Job sind, desto festgefahrener sind ihre Meinungen. Manchmal hat man da mit jüngeren, nicht so erfahrenen Ärzten mehr Glück.

Zum Thema Veterinär / Humanmediziner:
hatte mal einen Gynäkologen, der sagte, eigentlich wollte er Tierarzt werden (hat wohl nicht gereicht dazu, deshalb nur Gyn.).

Alles Liebe für Euch, viele Grüße,
IrisBeate

Absence of proof is not proof of absence (William Cowper).
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Thanks given by: Blumenbiest , Extremcouching , Regi
#3

Liebe Tanja,
ja solche Ärzte gibt es, schrecklich.
Es bleibt nur eins hier Umfrage starten und neuen Arzt suchen.

Alles Liebe

LG
Annette Icon_winken3
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Thanks given by: Blumenbiest , carlinsche , Regi
#4

Hallo Blumenbiest,

eigentlich wollte ich arbeiten, bin dann aber über deinen Beitrag gestolpert – und ich kann deine Aufgebrachtheit ja so gut verstehen! Ich denke, über negative Ärzteerfahrungen können hier sehr viele berichten, so auch ich. Es ist mir auch völlig unverständlich, wieso es so viele derartige Ärzte gibt, die ihre Patienten einmal kurz sehen und sofort meinen, sich ein Urteil über sie bilden zu können. Und das auch noch in einer Situation, in der sie natürlich angeschlagen sind, natürlich nicht glücklich und sicherlich nach und nach verzweifelt! Gerade auch ein Kind ... Wie soll denn die Psyche gut funktionieren, wenn man ständig nur krank ist und leidet? Dass deine Tochter vom Verhalten des Arztes eingeschüchtert wurde, kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Als Erwachsene fühle ich mich ja im Gespräch mit manchen Ärzten schon hilflos ...
Dass der Arzt zudem meint, sich ein Urteil über angebliche „Überbemutterung“ bilden zu können, finde ich auch höchst unverschämt. Dodgy Ist doch klar, dass du für deine Tochter kämpfst!

Ich habe gerade mal versucht, zu rekonstruieren und zu zählen, wie viele Hausärzte (ohne Fachärzte) alleine ich seit 2005 aufgesucht habe, und bin auf die Zahl 12 gekommen. Darunter waren welche, die schlicht nicht kompetent waren, aber auch welche, die mich ebenfalls auf die Psychoschiene schieben wollten und mich zum Teil über Ergebnisse und über Absprachen mit anderen Ärzten belogen haben. Oder welche, die einfach keine Ideen mehr hatten, was die Beschwerden auslösen kann. Oder auch meine Lieblingsdiagnose nannten: „Machen Sie Sport!“ Das Allheilmittel ... Empathisch und langfristig kompetent war keiner von denen!
Ich handhabe es jetzt so: Wenn mich ein Arzt nicht ernst nimmt oder weiterbringt, gehe ich das nächste Mal zu einem anderen. Nächstes Jahr kommt dann Hausärztin Nr. 13 dran – mal gucken, wie sie ist .........................

Irgendwann beginnt man wirklich zu zweifeln, ob nicht vielleicht doch irgendwas dran sein könnte an der Psychosomatik, wenn einem das ständig eingeredet wird, und die Diagnose, die man dann letztendlich hat, doch eher schwammig ist (wie in meinem Fall). Confused
Aber in Alias Fall ist doch eines schon mal positiv: Die Diagnose ist da! (Und eindeutig, oder?) Insofern würde ich solange die Ärzte wechseln, bis jemand da ist, dem ich vertraue und dem Alia vertraut. Und vor allem natürlich: der die Behandlung durchführt! Das ist in dem Fall ja doch noch wichtiger als ein tolles Verhältnis zu seinem Arzt – auch wenn das natürlich viel zufriedenstellender ist, wenn beides vorhanden ist.

Mir geht es so, dass ich erst im alternativen Bereich Leute gefunden habe, die mich ernst nehmen und auch menschlich mit mir umgehen: erst eine Osteopathin, dann eine Heilpraktikerin. Das muss ja aber nichts heißen, irgendwo müssen sich schließlich auch tolle Schulmediziner herumtreiben!

Ich stelle es mir sehr belastend vor, täglich mitzuerleben, wie das eigene Kind leidet. Und finde es völlig verständlich, dass du dir auch mal Zeit für dich wünschst ... Ich selbst kenne nur die umgekehrte Situation mit chronisch kranken Eltern – und nun die Situation, selbst dauerkrank zu sein.

Ich wünsche euch, dass ihr einen anderen guten Arzt findet, der sich für die hoffentlich richtige Behandlung entscheidet, und dass es Alia nach und nach besser gehen wird! Es hat hier bestimmt jemand einen guten Tipp für einen Spezialisten!

Liebe Grüße
Orchidea
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#5

Hach, Blumenbiest...ich konnte deinen Beitrag kaum lesen, er rührt zu sehr an mein eigenes Trauma. Icon_frown

Meine Tochter (jetzt 20 Jahre) ist auch betroffen. Sie hat eine Borreliose und diverse Co-Infektionen.
Richtig ausgebrochen ist es bei ihr mit dem Einsetzen der Pubertät. Diagnostiziert wurde es erst Jahre später, als er mich auch erwischt hatte und meine sehr erfahrene Spezi sich das Kind "mal angeguckt" hat. Dodgy
Wir waren sozusagen in dem "Stadium davor" - da wir nicht wussten was dem Kind fehlt, konnten wir uns auch nicht um eine adäquate Therapie streiten.

Den Weg bis zur Diagnose, würde ich allerdings meinem ärgsten Feind nicht wünschen.
Die Arztbesuche...die erst freundlichen dann immer verachtender werdenden Beteuerungen, dass dem Kind überhaupt nichts fehlen würde.
Die oft nur angedeuteten Unterstellungen, die von histrionischer Persönlichkeitsstruktur (fachliche Umschreibung für hysterische Zicke - sowohl auf Mutter, als auch auf die Tochter gemünzt), bis zu einem ausgewachsenen Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom reichten.
Die genervten Blicke wenn wir die diversen Praxen und Kliniken betraten...

Alles vor dem Hintergrund, dass ich hilflos zusehen musste, wie mein Kind immer schwächer wurde und schon oft schon auf dem Weg zur Schule scheitere. Es war einfach zu anstrengend. Sie konnte teilweise kaum noch laufen und hatte nur noch Schmerzen.
Und sie hat so gekämpft...

Die Klassenwechsel und Schulwechsel, die stationäre Unterbringung in der Kinder- und Jugendpsychatrie...ich kann das alles gar nicht aufschreiben. Das ist mir zu viel. Icon_frown
Es war nur grauenhaft - immer das Gefühl und die klare eigene Wahrnehmung, dass da etwas Grundlegendes mit dem Kind nicht stimmt und es dringend Hilfe und Behandlung braucht...und eine Umwelt die dir spiegelt, dass du wohl einen totalen Sockenschuss hast. Undecided


Hach, Tanja, ja...ich kann stärker mit dir mitfühlen, als mir lieb ist. Icon_smilina

Aber ein Gutes hat es doch gehabt...meine Motivation an diesen Zuständen etwas zu ändern, wurde echt befördert. Icon_unknownauthor_zwinker


Liebe Grüße

Leonie

Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen.
 

Platon
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#6

Hallo Blumenbiest,
alles nicht so toll, aber für einen aussenstehenden auch schwer zu beurteilen.
Jedes Bundesland hat diese Möglichkeit, hier Berlin.
http://www.aekb.de/30buerger/10_Aerztlic...index.html
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnos...53988.html
Alles Gute
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Thanks given by: Blumenbiest , Annettep
#7

Hallo!

Zitat:ich konnte deinen Beitrag kaum lesen, er rührt zu sehr an mein eigenes Trauma.

Das geht mir ganz genauso und ich habe es gleich zweimal erlebt. Zuerst bei meinem Sohn, der schon im Kleinkindalter extrem auffällig war, wir aber immer wieder als hysterische überbesorgte Eltern bezeichnet wurden, die bloß ihr Kind nicht erziehen können. Mit 9 Jahren wurde er dann von kompetenten Fachleuten absolut eindeutig als Autist diagnostiziert. Später geschah das gleiche mit meiner Borreliose.

Bei Autismus ist es wie bei Borreliose, Ärzte und andere "Experten" die null Ahnung haben, tun so, als seien sie absolut kompetent und unfehlbar.

Was man sich da so anhören darf:
http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic47806.html

Das Leid, was die betroffenen Familien wegen derart geballter Inkompetenz, Ignoranz und Überheblichkeit so vieler Ärzte zu tragen haben, ist oft sehr groß. Man ist so unendlich hilflos, sieht sein Kind leiden, kämpft darum, dass es Hilfe bekommt und wird immer wieder gnadenlos abgeblockt. Letztlich ist es bei uns massivst eskaliert. Mehr erzähle ich jetzt lieber nicht, es triggert ganz heftig, immer noch. Mein langjährige Psychiaterin spricht von einem Dauertrauma und selbst die wirklich guten Ärzte einer der besten Trauma-Kliniken in Deutschland haben mir gesagt, sie könnten mir mit ihrer Therapie nicht helfen, als ich dort stationär zur Diagnostik war.

Bei mir hatte es zusätzlich zur extremen psychischen Belastung weitere Folgen, weil später, als mein Sohn schon 1 1/2 Jahre nicht mehr bei uns lebte und wir ihn optimal betreut wussten, die Borreliose lange nicht erkannt wurde, obwohl meine damalige Hausärztin wusste, dass ich im Wald arbeite und obwohl ich vor der Infektion trotz der (lange nicht mehr so starken) psychischen Belastung körperlich topfit war. Bei der Vorgeschichte musste es ja psychisch sein, war es aber nicht. Icon_motz Die Diagnose bekam ich erst, als ich auf Anraten eines Bekannten einen Test verlangt habe.

Ich hoffe, die Ärztin wird dafür zur Verantwortung gezogen, in knapp 5 Wochen ist Verhandlung.

http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=3632

Mir geht es nicht nur um eine materielle Entschädigung (der finanzielle Schaden ist bis zum Lebensende hochgerechnet schon alleine durch die Frühverrentung immens), sondern auch um Rehabilitation meiner Person, ich darf mir nämlich auch jetzt immer wieder anhören, ich sei bloß psychisch krank und hätte keine Borreliose, obwohl es so eindeutig ist. Icon_fluch3

Verliere ich den Prozess, dann verliere ich wohl endgültig meinen Glauben an die Gerechtigkeit...
Eine Woche vor der Verhandlung habe ich einen Termin bei meiner Psychiaterin. Sie weiß schon, dass sie mir Lorazepam verschreiben muss, weil sonst die Gefahr besteht, dass ich bei der Verhandlung Amok laufe. Blush Das ist leider kein Scherz, die Gefahr sehe ich wirklich. Sad Ich bin derart wütend, das kann man nicht gar nicht beschreiben.... Icon_explode

Kleiner Auszug meiner Erfahrungen mit Ärzten:

http://www.rehakids.de/phpBB2/viewtopic....ee#1238916

Es macht so hilflos, aber andererseits eben auch wütend...

Nachdenkliche Grüße

Annette

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht"

(Bertolt Brecht)

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#8

Hallo Blumenbiest,

ich wollte eigentlich gar nicht mehr am Rechner sitzen, aber dein langer Beitrag hat mich ziemlich berührt.

Ich kann mir vorstellen, wie hilflos man da dasteht und vorallem wenn man seinem Kind dabei nur helfen möchte.

Ich kenne die ignorante Einstellung der Ärzten nur zu gut im persönlichen Zusammenhang, aber das hat mir auch schon manchen Tag mächtig verdorben. In so einem Gespräch entsteht dann bei mir meist so eine Leere - d.h. alle Argumente sind wie verflogen und ich ärgere mich auch noch darüber...
Ja, ich mußte danach auch oft die "Luft" rauslassen (tut erst mal gut)... und dann eine Strategie suchen, wie man weiterkommt.

Da kannst du wirklich nur weitersuchen einen verständnisvollen Arzt zu finden, wie schon von den anderen erwähnt.

Trotzdem lass dich "umärmeln" Icon_kolobok - auch wenn ich auch nicht so recht weiterhelfen kann.

LG FreeNine

“Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.” Mahatma Ghandi

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#9

Hallo liebes Blumenbiest,

Dein Bericht hat mich sehr aufgewühlt.
Er berührt mich sehr.
Auch ich bin Mutter von drei Kids (27,21 und 16) und kann sehr mitfühlen.

Um Eins beneide ich Dich sehr, auch wenn der Arzt das sehr abgewertet hat, Du bist dank Deiner medizinischen Ausbildung in der Lage einem Arzt Paroli zu bieten.
Wenn es bei mir darauf ankommt bin ich im wahrsten Sinn sprachlos. Alles was ich wußte ist weg, obwohl ich inzwischen auf diese Reaktionen gefasst bin und mir schon Sätze vorher zurecht gelegt habe.

Meine Tochter ist seit 2009 mehr oder weniger von B. betroffen. (mein Mann 2003 und ich seit 1997)
Da ich inzwischen auch Fälle kenne, in denen den Eltern das Sorgerecht aberkannt bzw. damit gedroht wurde, verhalten wir uns ganz ruhig.
Siehe auch den Fall Petra Heller
Deshalb ist auch mein Mann noch nicht Miglied bei OnLyme..., falls es der Fall sein sollte, dass wir angeschwärzt würden, so wäre mein Mann der "Vernünftige" und nur ich "Borreverrückt"

Schlimm, oder?
Ich frage mich oft was passiert hier mit uns? In welchem schlechten Film sind wir geraten?
Nie hätte ich geglaubt, dass so etwas möglich ist.

Und diese unfassbarre Wut lässt mich mit den Aktiven hier kämpfen.

Ich will Dir bestimmt keine Angst machen, aber hier müsst ihr gaaanz vorsichtig sein. Wenn dieser und auch der vorherige Kinderarzt euch auf dem Kicker hat,....

Liebes Blumenbiest, ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr baldHilfe bekommt und dieseHölle ein Ende nimmt.

Ich drück Dich hiermit ganz ganz fest!
Ich wünsche euch viel Kraft und Mut.

Petra

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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#10

Hallo Ihr Lieben!

Oh man - ich wollte keinem den Tag verderben - es tut mir so leid, wenn ich solch intensiv schlechte Erinnerungen wachgerufen habe. Beim Lesen Eurer Berichte habe ich mich zwar getröstet gefühlt, daß ich nicht alleine dastehe mit solchen Erfahrungen, aber es hat mich auch ziemlich geschockt wie schief alles gehen kann. Aber: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." und "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht" kann ich nur unterschreiben. Solche Sätze können einem manchmal Kraft geben :-)

Liebe Amethyst - daß Du ausrasten könntest ist ja so verständlich. Ich weiß gar nicht, wie man das alles als Mutter und Mensch verkraften soll. Was für eine furchtbare Odyssee. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die Gerichtsverhandlung und EINEN SIEG. Dagegen bin ich ja noch ein unbeleckter Neuling.

Liebe Leonie Tomate! Das hier: "Alles vor dem Hintergrund, dass ich hilflos zusehen musste, wie mein Kind immer schwächer wurde und schon oft schon auf dem Weg zur Schule scheitere. Es war einfach zu anstrengend. Sie konnte teilweise kaum noch laufen und hatte nur noch Schmerzen.
Und sie hat so gekämpft..." und auch zB das: "Es war nur grauenhaft - immer das Gefühl und die klare eigene Wahrnehmung, dass da etwas Grundlegendes mit dem Kind nicht stimmt und es dringend Hilfe und Behandlung braucht...und eine Umwelt die dir spiegelt, dass du wohl einen totalen Sockenschuss hast. Undecided" Könnte eins zu eins aus meinem Leben sein. Da muß ich doch schon wieder Tränchen wegblinzeln. Auch Dein Weg muß der Horror gewesen sein :-(

Liebe Orchidea - ja, unsere Diagnose ist soweit eindeutig - wir sind uns nur noch nicht ganz sicher, ob Yersiniose auch wirklich alle Symptome erklären kann. Wir halten uns aber daran erstmal fest, selbst wenn dieser letzte Arzt das komplett ignoriert hat. Ich kann die Hausarztwechsel gut verstehen - die ständige Verunsicherung, die man dadurch und ja ohnehin schon mit sich herumträgt ist nun wirklich nicht förderlich auf dem Weg zur Genesung. In diesem Nest hier kennt aber leider jeder jeden und man ist ganz schnell überall verschrien. Ich hoffe jetzt einfach, daß unser Borreliosespezi uns trotz der wahrscheinlich reinen Yersiniose komplett betreut und wir erstmal keinen weiteren Arzt mehr brauchen. Einen Termin bei einer Osteopathin hatten wir aber schon vor Monaten ausgemacht (laaaaaaange Wartezeit) und bisher aufrecht erhalten. Im Januar wäre das noch eine Option.

Liebe fischera - dankeschön für die Links. Ich fürchte, um so gegen ihn vorzugehen, war es noch zu wenig und ich habe keine Beweise in der Hand außer der Mappe mit den Textmarkerstellen, die sicher dann aber auch keinen Wert mehr hätten - sie liegt ja bei mir. Glücklicherweise haben wir ja noch unseren Spezi, der ja nun auch hoffentlich mit der Therapie herbeikommt in der nächsten Woche... Heute warten wir nun vier Wochen auf den Plan...

Liebe FreeNine - aber Du hilfst mir doch. Ich hab mich gestern noch so dumm und allein gefühlt. Jetzt nicht mehr :-) Danke auch an Annetep dafür.

Liebe Irisbeate :-) Ich mußte trotz der schlechten Tagesstimmung echt lachen, als mir dann ganz ungebeten einige unserer Untersuchungsmethoden einfielen, die ich bei meinem Gyn auf gar keinen Fall erleben möchte... Ich denke da nur an unsere schulterlangen Handschuhe und mein großes Glücksgefühl, als ich endlich meinen ersten Kuheierstock gefunden hatte. Ja, sogar mit Kuhfladen im Gesicht kann man glücklich sein. Danke.

Ich danke Euch allen sehr für Eure Antworten. Dieses Forum leistet einen wichtigen Beitrag dazu, solche Geschichten in Zukunft zu verhindern, denke ich, hoffe ich. Und jetzt allen einen schönen Abend. Ab jetzt versuche ich mal ein bißchen Weihnachten aufkommen zu lassen - Ruhe und Besinnlichkeit kann uns wahrscheinlich allen nur gut tun. In diesem Sinne Euch eine schöne Zeit und ganz liebe Grüße aus Nordhessen.
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Thanks given by: Extremcouching , irisbeate , Amrei , Amethyst , carlinsche , Regi , Nala , judy , AnjaM


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