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Realistische Chance auf dauerhafte Heilung?
#1

Hallo,

vor vier Jahren hatte ich (26) einen Zeckenbiss. Jetzt wurde endlich Borreliose per Bluttest festgestellt. Ich habe vor allem leichte chronische Gelenk- und Muskelschmerzen (Knie, Nacken, Schultern, Füße), Muskelkrämpfe, Hautrötungen und -ausschlag. Neurologische Erscheinungen liegen nicht vor. Ich habe laut Test keine Coinfktionen.

Ich bin bei einem Borreliosespezialisten in Behandlung. Die orale Behandlung geht über 21 Tage und besteht aus

- Amoxycillin 3x 875/125mg tgl.
- Tinidazol 3x 500mg tgl.
- Arcoxia 1x120mg tgl. (gegen die Entzündungen)
- Magenschutz

1. Zunächst was sagt ihr zu der Therapie? Sinnvolle Kombination?

2. Gibt es vier Jahre nach der Infektion noch eine realistische Chance, das ganze dauerhaft loszuwerden oder muss ich ich jetzt lebenslang behandeln lassen?

Vielen Dank

Pitar
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Thanks given by: Sunflower
#2

Hi Pitar,

(30.11.2014, 14:25)Pitar schrieb:  Ich habe laut Test keine Coinfktionen.

Die serologischen Tests sind leider auch für Co-Infektionen nicht zuverlässig. Alle meine serologischen Tests sind negativ gewesen, trotzdem denkt mein Spezi, dass ich viele Co-Inf. habe.

Zitat:Ich bin bei einem Borreliosespezialisten in Behandlung. Die orale Behandlung geht über 21 Tage und besteht aus

- Amoxycyclin 3x 875/125mg tgl.
- Tinidazol 3x 500mg tgl.
- Arcoxia 1x120mg tgl. (gegen die Entzündungen)
- Magenschutz

1. Zunächst was sagt ihr zu der Therapie? Sinnvolle Kombination?

Arcoxia kenne ich nicht. Magenschutz ist wichtig, damit der Magen alles unbeschadet übersteht. Amoxicillin wirkt bakterizid, aber leider nicht intrazellulär. Dabei können sich Borrelien auch intrazellulär aufhalten.

Tinidazol soll laut Brorson und Sapi gut gegen Zysten (Persisterformen) sein, Amoxicillin dagegen nicht. Daher ist diese Kombination in dieser Hinsicht sinnvoll. Ob Tinidazol in vivo auch gut gegen Biofilme wirkt, sei dahingestellt. Zumindest in vitro wirkte er laut Sapi am Besten. Die von ihr in vitro wirksame Konzentrationen sind allerdings in vivo m.E. nicht erreichbar.

Daher ist die Frage, ob diese AB-Kombi gegen Biofilme in vivo wirkt.

Ich persönlich nehme zusätzlich zu den AB Serrapeptase, Bromelain und NAC, in der Hoffnung, eine bessere Wirkung auf Biofilme zu erzielen.

Serrapeptase soll laut Sapi in vitro gut gegen Biofilme von Bb im Kombination mit Samento/Banderol (Nutramedix Produkte-> Cowden Protokoll) wirken, ihre Studienergebnisse wurden allerdings bisher nicht veröffentlicht. Ich konnte mit Serrapeptase unter AB eine deutlich stärkere Verschlimmerung meiner Schmerzen feststellen, was auf eine mögliche Wirkung des AB in vivo hindeutet (ohne Serrapeptase und AB seit 2 Tagen habe ich fast keine Schmerzen).

http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...3#pid62903

http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...2#pid63292

Eine Verschlimmerung unter AB ist möglich, sie deutet auf eine stärkere Freisetzung von proentzündlichen Zytokine durch Immunzellen hin, also auf ein vermehrtes Absterben der Erreger.

Zitat:2. Gibt es vier Jahre nach der Infektion noch eine realistische Chance, das ganze dauerhaft loszuwerden oder muss ich ich jetzt lebenslang behandeln lassen?

Schwer zu sagen, denn es gibt keine klinischen Daten zur chronischen Borreliose, die den Nutzen von AB eindeutig nachgewiesen hätten. Alle Therapien (egal ob Kurz-oder Langtherapien, Dauer-oder gepulste Therapien, Mono-oder Kombitherapien, usw.) sind deswegen Off Use Label Therapien, dass heißt nicht evidence-basierte Therapieversuche.

Erfahrungsgemäß sind mehrere Monate um eine spürbare Besserung der Beschwerden zu erreichen.

Das Ziel "komplette Beschwerde-Freiheit" erzielen offensichtlich nur die wenigsten, leider. Allerdings können die Einträge hier im Forum täuschen, denn hier bleiben vor Allem diejenigen, die chronisch krank sind, die "Geheilten" sind vielleicht nicht online und genießen ihr Leben!Wink

In der Studie von Dr.Klemann und Dr.Huismann waren immerhin 38% der Patienten nach ca. 1 Jahr Therapie beschwerdefrei, den anderen ging es besser, nur 5% sprachen gar nicht auf die Behandlung an.

Wenn du im Erfolgsforum reinschaust, kannst du nachlesen, dass einige hier über ihren Therapieerfolg berichtet haben. Ich kenne eine Patientin, die 1,5 Jahre nach Beginn ihrer gepulsten Antibiose 100% beschwerdefrei geworden ist und die es immer noch ist. Anja hier hat es auch geschafft.Also ist es machbar, man braucht aber dafür SEHR VIEL Geduld, denn m.E. werden die wenigsten nach 3 Wochen AB wieder gesund. Das liegt u.a. an den Persisterformen der Borrelien (Zysten und Biofilme) und an der langen Regenerationszeit (sie teilen sich alle 12-24-32 Std, in Biofilmen wahrscheinlich noch langsamer), welche eine lange Behandlungszeit erfordert.

Ich gebe dir ein paar Links zum besseren Verständnis:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21753890

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles...idr-4-097/

http://www.lymeborreliose.de/07therapie/...eprobleme/

http://www.borreliose-nachrichten.de/wp-...n-DH21.pdf

http://www.dr-w-klemann.de/htmldocs/neui...ofilme.htm

http://www.symptome.ch/vbboard/borrelios...otika.html

http://www.dr-hopf-seidel.de/mediapool/8...idazol.pdf

http://aac.asm.org/content/39/5/1127.long

http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/...der_LB.pdf

http://www.borreliose-gesellschaft.de/Te...linien.pdf

Falls du also nach diesen 3 Wochen AB nicht gesund bist, solltest du den Spezi darum bitten, weiter zu behandeln. Vielleicht wird er den Vorschlag dann von selbst machen. Sinnvoll wäre m.E. ein Versuch mit intrazellulär wirksamen AB wie Tetrazyklinen (Doxycycline, Minocycline, Tetrazykline) und Makroliden (Azythromycine, Clarithromycine) immer in Kombination mit Tinidazol, um Zysten zu erreichen. Dazu evt. "Biofilm-Knacker" wie NAC, Serrapeptase, Lactoferrin?

Mein Spezi wechselt nach jeder AB. Runde die AB. Das mache viele Spezis. Falls du also unter Amoxi/Tini nichts spürst (weder Verschlimmerung, noch Besserung) wäre ein Wechsel m.E. sinnvoll.

Falls du von den AB nicht profitieren sollst, gibt es auch Alternativprotokollen auf natürlichen Basis wie das Cowden Protokoll, das Zhang Protokoll oder das Buhner Protokoll. Manche Patienten kombinieren diese Protokolle mit AB.

Sinnvoll während der AB wäre m.E. auch:
*Probiotika, um die Darmflora zu schützen (mindestens 8 Milliarden Keime pro Tag, mehrere Stunden vor/nach AB, z.B. vor dem Mittagessen, falls AB morgens und abends genommen werden, besser 20 Milliarden/Tag)
*evt. Parenterol und Nystatin, um die Entwocklung einer Candidose im Magen-Darm-Trakt zu verhindern (Dr.Horowitz)
*Hitzeanwendungen wie heiße Bäder, Sauna, Infrarotkabine. Wärme kann nachweislich die Wirkung von AB erhöhen und Schwitzen entgiftet von den Toxinen und Schwermetallen.
*viel Trinken (mineralarmes Mineralwasser, Kräutertees)

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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#3

Um dich, Pitar, zu beruhigen, muss erwähnt werden, dass in einem beträchtlichen Teil der Erkrankten auch kurze Antibiosen zu einer raschen Besserung führen können, auch noch nach mehreren Jahren.
Jedoch kann es zu Rückfällen kommen, einige sprechend auf die Behandlung überhaupt nicht an, anderen geht es schlechter.
Warum ist ungeklärt, der Einfluss von Biofilmen und Zysten ist ebenso hypothetisch wie die Theorie von Auto-Immunreaktionen oder persistierender Erreger-DNA, ebenso sind alle Therapien, die über die Standardbehandlung hinausgehen, im Grunde genommen unerforscht und es gibt keine Therapie, die bei allen hilft.

Man muss sich auch immer wieder vor Augen führen, dass die Labortests eine (aktive) Borreliose nicht beweisen (mit seltenen Ausnahmen), sodass bei einem Nicht-Ansprechen der Therapie immer auch weitere Diagnostik betrieben werden und man sich nicht allein auf die Borreliose versteifen sollte.

Daher würde ich einfach mal abwarten, was die Antibiose bringt, was Magen-Darm angeht sind unbedingt Vorkehrungen zu treffen, Amoxi verursacht auch ziemlich häufig Candida, wenn es länger und hochdosiert eingenommen wird.
Ob die Kombination so sinnvoll ist, oder nicht, ist schwer zu sagen.
Normalerweise wird standardmäßig Doxy gegeben, was den Vorteil hat, dass es die meisten Co-Infektionen abdeckt, Amoxi wird auch gerne gegeben, vor allem bei Kindern, und kann durchaus auch wirksam sein. Wenn die Symptome auf die Therapie ansprichen, im Sinne von Beschwerdefreiheit oder einer Anfangsverschlechterung, hätte man auch nochmal einen Hinweis, dass man es mit einer bakteriellen Infektion zu tun hat.

The elm, the ash and the linden tree
The dark and deep, enchanted sea
The trembling moon and the stars unfurled
There she goes, my beautiful world
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Thanks given by: urmel57 , Regi , leonie tomate , Pitar , johanna cochius
#4

ok, vielen Dank.

Ich bin mir mitterweiledoch ziemlich sicher, dass es Borreliose sein muss, denn ich hatte nach der Zecke eine starke Fieberreaktion und alle Symptome passen wie die Faust aufs aAuge zu Borreliose. Es hätte mich gewundert, wenn es das nicht wäre. Jetzt sind auch noch Elisa- und LTT-Test eindeutig positiv. Zudem wurde via Knochenszintigramm festgestellt, dass ich in den Knien, Füßen, Schultern und Fingern leichte Entzündungen habe - genau die Bereiche, die auch häufig schmerzen. Rheumafaktoren, ANA, ENA, Schilddrüsenwerte und ENtzündungswerte waren alle weit im Normalbereich.

Ich möchte einfach versuchen, wieder komplett gesund zu werden, notfalls auch mit weiteren Therapien. Ich habe auch bereits meine Ernährung komplett umgestellt auf viel Gemüse/Obst, wenig Zucker, wenig Fleisch, kein Alkohol. Ich möchte diese Mistdinger unbedingt wieder los werden, komplett für ein und alle Mal. Ich habe auch ein super starkes Immunsystem, war schon seit 3,5 Jahren nicht mehr erkältet.
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Thanks given by: leonie tomate , urmel57 , irisbeate , Sunflower
#5

Hi Pitar,

(30.11.2014, 23:03)Pitar schrieb:  Ich bin mir mitterweiledoch ziemlich sicher, dass es Borreliose sein muss, denn ich hatte nach der Zecke eine starke Fieberreaktion und alle Symptome passen wie die Faust aufs aAuge zu Borreliose. Es hätte mich gewundert, wenn es das nicht wäre. Jetzt sind auch noch Elisa- und LTT-Test eindeutig positiv. Zudem wurde via Knochenszintigramm festgestellt, dass ich in den Knien, Füßen, Schultern und Fingern leichte Entzündungen habe - genau die Bereiche, die auch häufig schmerzen. Rheumafaktoren, ANA, ENA, Schilddrüsenwerte und ENtzündungswerte waren alle weit im Normalbereich.

Ich habe auch keine Zweifel an der Diagnose!Wink

Ich hatte auch ein grippales Syndrom mit Fieber ca. 1 Woche nach dem Zeckenstich, das ist ziemlich typisch. Ein EM bekommen nur 50 bis 80% der Patienten, die anderen Patienten bekommen wegen des fehlenden EM meist keine Diagnose im Frühstadium, was einen chronischen Verlauf begünstigt.

Gut, dass du die Differentialdiagnostik schon hinter dir hast, denn das erhärtet noch mehr den Verdacht auf eine Borreliose (mit evtl. Co-Erreger?).

Zitat:Ich möchte einfach versuchen, wieder komplett gesund zu werden, notfalls auch mit weiteren Therapien. Ich habe auch bereits meine Ernährung komplett umgestellt auf viel Gemüse/Obst, wenig Zucker, wenig Fleisch, kein Alkohol. Ich möchte diese Mistdinger unbedingt wieder los werden, komplett für ein und alle Mal. Ich habe auch ein super starkes Immunsystem, war schon seit 3,5 Jahren nicht mehr erkältet.

Sehr gut (die Ernährungsumstellung). Statt Haushaltzucker kannst du Xylitol benutzen, es kann von Bakterien nicht verstoffwechselt werden, nährt also nicht ihren Biofilm, sondern hat im Gegenteil eine Wirkung gegen Biofilme (zumindest gegen orale Bakterien). Stevia ist auch sehr gut.

Ein starkes IS kann leider gegen bakterielle Biofilme nichts anrichten. Ich habe mit anderen Bakterien auch keine Probleme, habe seitdem ich VitD hochdosiert einnehme, keine Sinusitis, Schnupfen, Mandelentzündung, Bronchitis usw. mehr.Aber gegen meine Borrelien scheinen meine Immunzellen komplett machtlos zu sein.Confused

Biofilme machen Bakterien gegen Immunzellen und AB bis zu 1000 Mal resistenter!Sad

Viel Glück!Icon_winken3

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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