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Blick auf meine Laborwerte
#1

Hi,

könntet ihr mal einen Blick auf meine Laborwerte werfen.

Ich hatte 2007 einen Zeckenbiss mit Wanderröte und drei wöchiger AB Behandlung. Ein halbes Jahr später hatte ich ein großes Geschwulst unter der Zunge was im Krankenhaus 2 Wochen intravenös mit AB behandelt wurde. Man konnte nicht heraus finden, woher es gekommen ist. Es ist langsam wieder zurückgegangen. Seit dem hatte ich eigentlich Ruhe, bis ich dieses Jahr innerhalb von 1 1/2 Wochen plötzlich 15kg an Gewicht verloren habe, obwohl es mir bis dahin richtig gut ging und seit dem viele Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Herzklopfen, Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Zuckungen oder auch Gelenkknacken aufweise. Sämtliche Untersuchungen waren ohne wirklichen Befund. 2 1/2 Monate konnte ich gar nichts mit mir anfangen, momentan habe ich mal Tage, wo es auszuhalten ist und zwischendurch geht nicht viel.

Aber hier mal meine Laborwerte, von der Borrelienserologie dieses Jahr:

Borrelien-IgG-Screen i. S. EIA < 8.0 U/ml (negativ < 8.0 / grenzw. 8.0 - 11.0 / positiv > 11.0)
Borrelien-IgM-Screen i. S. EIA 11.6 * U/ml (negativ < 6.0 / grenzw. 6.0 - 11.0 / positiv > 11.0)
Borrelien-IgM (quant.) i. S. EIA 56.4 * U/ml (negativ < 10 / grenzw. 10 - 20 / positiv > 20)

Borrelien-IgM-Immunoblot i. S. (WB)
Lysat -
p100 -
VlsE -
p39 -
OspA -
OspC (pKo) +
OspC (pBI) +
p41 int. -
p18 -


Kann ich meinem Arzt hier vertrauen, dass dieser Test komplett als negativ anzusehen ist?

Vielen Dank für Eure Mühe und Antworten.
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Thanks given by: carlchen , Sunflower
#2

Hallo Austin,

herzlich willkommen hier im Forum.Icon_winken3

Tatsächlich geben diese Laborwerte nicht viel her. Das kann viele Ursachen haben. Man kann mit keinem Test der Welt eine Borreliose zu 100% ausschließen und je nach Testqualität können diese Ergebenisse auch sehr unterschiedlich ausfallen.

Viel interessanter finde ich deine Aussage, dass du in 10 Tagen 15 kg verloren hast? Das ist so unglaublich viel, dass ich bei den heftigen Symptomen da auch an weitere Infekte denken würde.

Bei erhöhten IgM würde ich immer auch noch an Vireninfekte denken, die zum Teil kreuzreaktiv sein können. Ist denn ein frischer oder reaktiver EBV bei dir aufgetreten? Was ist denn ansonsten schon ausgeschlossen worden?

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
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Thanks given by: leonie tomate , Amrei , carlchen
#3

Hi Urmel,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort!

Es wurde eine Magenspiegelung gemacht mit dem Befund 'Typ C-Gastritis' und bei Bedarf mit Protonenpumpenhemmern behandeln. Kleines und großes Blutbild ohne Befund/Auffälligkeiten. Schilddrüsenwerte und Ultraschall - auch ohne Auffälligkeiten. MRT vom Kopf, ohne Befund. Ruhe-EKG, Belastungs-EKG und Echo beim Kardiologen, auch unauffällig. Hämatologe Blutuntersuchungen und Ultraschall, unauffällig. Orthopäde, HWS-Blockierung beidseitig. Wurde einmalig mit Chiro/FDM behandelt. Neurologe, EEG, auch alles ok. Internist/Lungenheilkunde - Röntgenaufnahme der Thoraxorgane, keine Auffälligkeiten und grenzwertige bronchiale Hyperreagibilität bei Histaminprovokation. Psychosomatische Untersuchung auch ohne Auffälligkeiten.

Also leider nichts, was meine plötzlichen Beschwerden erklären würde. Auf die Borreliose kam ich letztendlich, da es mir damals ähnlich schlecht ging, außer dass ich nicht diesen Gewichtsverlust hatte.

EBV wurde bisher nicht untersucht(?) geschweige angesprochen oder in Betracht gezogen.

Gruß
Austin
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Thanks given by: urmel57 , carlchen , Sunflower
#4

Hallo Austin,

ein herzliches Willkommen auch von mir! Blush

Zitat:Kann ich meinem Arzt hier vertrauen, dass dieser Test komplett als negativ anzusehen ist?

Der Test ist aus meiner Sicht nicht komplett negativ.
Du hast einen positiven allgemeinen Suchtest (ELISA), der bei den IgM-Antikörpern klar erhöhte Werte aufweist.

Erst daraufhin wurde der Western Blot (WB) angefertigt. Der ist auch nicht negativ. Es wurden zwei Banden als leicht positiv bewertet.

Bei diesem Testsergebnis, dürfte zusammen mit deiner Klinik, eine Borreliose nicht ausgeschlossen werden.

Diese Tests sind sehr, sehr ungenau. In einem anderen Lobor, kann deine Auswertung vollkommen anders ausfallen. Zwischen hoch positiv und komplett negativ ist so ziemlich alles möglich.

Das heißt jetzt nicht, dass eine Borreliose zwingend verantwortlich ist für deine Beschwerden.
ABER: Ausschließen würde ich sie aufgrund dieses Tests keinesfalls.
Wenn du dir dann noch irgendwelche "schicken" Co-Infektionen eingefangen hast, dann kann es auch mal zu so seltsamen Gewichtsverlusten kommen.
Mal eine kleine "Anekdote":
Meine Tochter war (ohne das wir eine Ahnung davon hatten) jahrelang an einer Borreliose und diversen Co-Infektionen (Rickettsien, Bartonellen) erkrankt.
Sie war wahnsinnig dünn und verlor fortwährend weiter an Gewicht. Es war zum Verzweifeln. Icon_panik
Wir sind von Arrzt zu Arzt gelaufen. Es gab keine Erklärung.
Schließlich wurde neben einer Somatoformen Störung eine a-typische Magersucht diagnostiziert.
A-typisch deshalb, weil das Kind sich selber als viel zu dünn empfand und überhaupt keine verschobene Körperwahrnehmung hatte. Dodgy
Dieser Zustand änderte sich erst schlagartig, nachdem sie endlich auf Infektionen behandelt wurde und sich einer einer Langzeitantibiose unterzog. Sie hat danach innerhalb von ein paar Monaten 15 Kilo zugenommen. Blush


Liebe Grüße

Leonie

Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen.
 

Platon
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Thanks given by: urmel57 , Amrei , Sunflower , hanni , irisbeate , carlchen , Filenada , Luddi , Regi
#5

(03.12.2014, 09:23)Leonie Tomate schrieb:  Der Test ist aus meiner Sicht nicht komplett negativ.
Du hast einen positiven allgemeinen Suchtest (ELISA), der bei den IgM-Antikörpern klar erhöhte Werte aufweist.
Erst daraufhin wurde der Western Blot (WB) angefertigt. Der ist auch nicht negativ. Es wurden zwei Banden als leicht positiv bewertet.
Bei diesem Testsergebnis, dürfte zusammen mit deiner Klinik, eine Borreliose nicht ausgeschlossen werden.


Hallo Austin,

willkommen im Forum!

Zu deiner Frage kann ich Leonie nur zustimmen.
Deine Ergebnisse sind nicht negativ, höchstens grenzwertig, der Borrelien IgM ( quant. ) zeigt aber einen eindeutigen pos. Befund.
Deshalb ist mir die Aussage deines Arztes nicht verständlich.

Nach deiner Schilderung scheinst du auf jeden Fall noch Spirochäten in dir zu haben, die noch aktiv sind.
Welche Beschwerden hast du denn zur Zeit noch ? Jetzt die Hände in den Schoß zu legen und so zu tun, als sei alles in Ordnung, wäre sicher nicht richtig.
Deshalb kann ich dir nur raten, bei bestehenden Beschwerden einen anderen Arzt ( Spezi ) aufzusuchen und nochmal gezielt das Ganze anzugehen.
Wenn die Geschwulst unter der Zunge mit AB weggegangen ist, dann zeigt das ja schon eine Infektion, ebenso die anderen Beschwerden.

Leider können wir uns bei dieser Krankheit eben nicht auf alle Ärzte verlassen. Man ist zum großen Teil auf sich allein gestellt und muß selber sehen, wo und wie man die beste Therapie erhält.

Ich wünsche dir dafür alles Gute und laß dich nicht verunsichern.

Liebe Grüße

Amrei

Mitglied bei: www.onlyme-aktion.org
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Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
aber aufgehört haben zu leben. ( Mark Twain )
,
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Thanks given by: urmel57 , carlchen , Sunflower , Luddi
#6

Hallo Austin,

bei deiner Vorgeschichte kann es durchaus gut sein, dass Borrelien noch im Spiel sind. Der Beweis dafür ist leider nicht zu führen.

Zitat:Es ist bekannt, dass sich eine Erkrankung im chronischen oder Spätstadium sowohl klinisch als auch bei den Laborwerten anders darstellen kann als im Akutstadium.

Eine gute Einleitung zu dem Thema findet man in der Leseprobe S.12/13 dieses Buches: http://www.grin.com/de/e-book/282739/ged...o-infekten

Bei Magen-Darm-Problemen würde ich immer auch an Yersinien denken. Desweiteren wäre es ja auch interessant, ob die Ursachen für die Typ-C-Gastritis bekannt sind. Wenn diese schon länger bestand, ist es auch gut möglich, dass du in einen Vitamin B12-Mangel hineingeraten bist. Das sollte auf jeden Fall bei deinen Laborwerten dabei sein. Dieser kann auch schon vorliegen ohne dass das im großen Blutbild sichtbar wird.

Ich sehe es jedenfalls so, dass du einen Arzt brauchst, der sich mit der Gesamtproblematik auseinandersetzen mag und du mit ihm die Optionen für dich auslotest, die dir für dich am stimmigsten sind. Dazu fände ich es wichtig, eben auch die genauen weiteren Auslöser zu finden und wenn diese zu beseitigen sind, diese zu beseitigen. Wenn du schon so viel gemacht hast an Untersuchungen wäre es doch gut, wenn dich dein Arzt dabei auch weiter unterstützt auch jetzt noch mögliche Co-infektionen zu betrachten. Anregungen kann man hier finden http://www.xerlebnishaft.de/chronisch.pdf

Welche Behandlung einem dann am sinnvollsten erscheint, das will gut überlegt sein.

Liebe Grüße Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

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Thanks given by: carlchen , Sunflower , leonie tomate , Filenada , Luddi , Regi
#7

Hallo Austin,

bin zwar auch ganz neu in diesem Forum, aber fühle mich total ernst genommen.
Was deine Zweifel an den Ärzten anbelangt, kann ich dir nur zustimmen und raten:
GEH ZU EINEM SPEZIALISTEN.

Ich weiß nicht, ob du meine Beiträge auch entdeckt hast.?
Jedenfalls wurde meinem Mann vor sieben Jahren MS diagnostiziert und die Anwesenheit von Borrelien unter den Tisch gekehrt; waren auch nur "unbedeutende Werte" vorhanden.
Zwischenzeitlich haben sich die Werte erhöht und die Ärzte sind anscheinend ratlos!

Glaub denen nicht alles!
Es geht u.a. auch darum, dass eine bestätigte Diagnose nicht vom diagnostizierenden Arzt widerlegt wird :)
Wir habe zumindest keinerlei Reaktionen in diese Richtung erfahren.
Zuweilen fühlt man sich wie in einem Terrarium, oder wie heißt das Teil mit den Schlangen drin?

Wünsch dir viel Erfolg und Geduld
Liebe Grüße carlchen
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Thanks given by: urmel57 , leonie tomate , Sunflower , Luddi , Regi , Amrei
#8

Hi Austin,

herzlich Willkommen!

(02.12.2014, 22:58)austin schrieb:  Ich hatte 2007 einen Zeckenbiss mit Wanderröte und drei wöchiger AB Behandlung.

Eine Wanderröte (EM = Erythema migrans) ist ein Beweis für eine aktive Infektion mit Borrelien.

Leider entwickeln ein Teil der Patienten mit EM im Frühstadium (je nach Studien 10 bis 30%) ein chronisches Syndrom mit unspezifischen Symptomen wie Gelenk-, Muskel-, Nerven-, Kopfschmerzen, Erschöpfung, usw.

Die Ursachen für dieses chronische Syndrom werden in der Fachwelt seit 30 Jahren heftig diskutiert. Manche Ärzte (die Mitglieder der IDSA in den USA und die meisten Fachgesellschaften dieser Welt) sind fest davon überzeugt, dass Erreger nach einer Antibiose nicht persistieren können und somit nicht die Ursache dieser vielfältigen Symptome sein können. Es wird viel über persistierende Antigene spekuliert, die eine autoimmunbedingte Entzündung auslösen würden, aber bis jetzt wurde nichts bewiesen.

Andere Ärzte (die Mitglieder der ILADS in den USA oder der Deutschen Borreliose Gesellschaft) sind dagegen in der Regel der Meinung, dass persistierende Erreger, die der Antibiose überstanden haben, für die Symptome verantwortlich sind und der Patient daher erneut antibiotisch behandelt werden muss.

Über die Persistenz dieser Erreger im humanen Wirt wird ebenfalls viel spekuliert und gestritten. Die Persistenz nach Antibiosen wurde auf jeden Fall am Tiermodell nachgewiesen. Mögliche Ursachen für diese Persistenz sind sogenannte Persisterformen wie Zysten und Biofilme, die auf übliche AB wie Doxycycline, Amoxicycline weitgehend resistent sind. Eine weitere mögliche Ursache ist die lange Regenerationszeit (Teilungszeit) der Bakterien (12 bis 32 Std in vitro), die eine längere Behandlungszeit als bei anderen sich schnell teilenden Bakterien erfordert (die Deutsche Borreliose Gesellschaft empfiehlt deswegen mindestens 4 Wochen lang im Frühstadium zu behandeln, eine längere Zeit kann erforderlich sein), denn die meisten AB können Bakterien nur während der Teilung angreifen. "Ruhende" Bakterien können nur von bestimmten AB angegriffen werden.

Alle diese Mechanismen sind m.E. valide Erklärungen für eine Persistenz der Erreger nach 2-3 Wochen AB im Frühstadium. Leider wird die Bedeutung der Persisterformen und der langen Regenerationszeit von der IDSA und den meisten anderen Fachgesellschaften für das chronische Borreliose-Syndrom nicht anerkannt. Deswegen gilt ein Patient nach 2-3 Wochen AB für die meisten Ärzte als "bakterienfrei", also von der Borreliose geheilt.

Die Persistenz der Erreger am Tiermodell und die Existenz dieser Persisterformen, die zumindest in vitro mehrfach nachgewiesen wurden, lässt allerdings große Zweifel an dieser These aufkommen.

Leider gibt es aber bis jetzt keine klinische Studie, die eindeutig den Nutzen einer erneuten Antibiose belegt hätte. Deswegen wird im Fall eines chronischen Borreliose-Syndroms eine erneute Antibiose von den Fachgesellschaften nicht empfohlen. Das Problem dabei ist, dass keine weiteren Therapien empfohlen werden, die meisten Patienten also regelrecht in Stich gelassen werden (oder rein symptomatisch behandelt werden, z.B. gegen Schmerzen, was allerdings oft nicht gut gelingt). Viele Patienten bekommen dann andere Diagnosen wie "chronisches Fatigue-Syndrom" oder "Fibromyalgia" oder "chronische idiopathisches Schmerzsyndrom", "Depression", usw.

Viele Patienten lassen sich deswegen mit einer Off Label Therapie (deren Nutzen klinisch nicht nachgewiesen ist) von sogenannten "Borreliose-Ärzten" privat behandelt. Die meisten Ärzte behandeln ihre Patienten mit Langzeitantibiosen von mehreren Monaten oder sogar Jahren (Mono-oder Kombiantibiosen, gepulste oder Dauerantibiosen, usw.).

Der Nutzen dieser Langzeitantibiosen für die meisten Patienten ist unklar: es liegen keine eindeutige Wirksamkeitsnachweise. Allerdings zeigten Dr.Klemann und Dr.Huismann in einer praxisinternen Studie (2008), dass ca. 38% ihrer Patienten nach 1 Jahr Therapie symptomfrei geworden waren und 56% eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden erreichen konnten. Eine Studie von Fallon zeigte ebenfalls eine Besserung der Beschwerden bei mehreren Langzeitantibiosen-Studien.

Zitat: Ein halbes Jahr später hatte ich ein großes Geschwulst unter der Zunge was im Krankenhaus 2 Wochen intravenös mit AB behandelt wurde. Man konnte nicht heraus finden, woher es gekommen ist. Es ist langsam wieder zurückgegangen.

Aus welchem Grund wurde dieses Geschwulst antibiotisch behandelt? Konnten die Ärzte Erreger an der Zunge oder im Blut feststellen?

Zitat:Seit dem hatte ich eigentlich Ruhe, bis ich dieses Jahr innerhalb von 1 1/2 Wochen plötzlich 15kg an Gewicht verloren habe, obwohl es mir bis dahin richtig gut ging und seit dem viele Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Herzklopfen, Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Zuckungen oder auch Gelenkknacken aufweise. Sämtliche Untersuchungen waren ohne wirklichen Befund. 2 1/2 Monate konnte ich gar nichts mit mir anfangen, momentan habe ich mal Tage, wo es auszuhalten ist und zwischendurch geht nicht viel.

Das sind keine spezifischen Symptome. Allerdings berichten viele chronischen Borreliose-Patienten über ähnliche Symptome, insbesondere über Erschöpfung, Kopfschmerzen, Herzprobleme, usw. Die Borrelien sind leider fähig überall im Körper zu wandern und quasi in allen Organen und Geweben Entzündungen auszulösen. Deswegen zeigen manche Patienten eine ähnliche vielfältige Symptomatik. Hier empfehle ich dir die Lektüre des Buches von Dr.Hopf-Seidel!

Andererseits sind diese Symptome nicht spezifisch und können durchaus andere Ursachen haben, bzw. wie Urmel es schrieb, von anderen Erregern (Bakterien, Viren, Pilze) ausgelöst werden. Zecken können nicht nur Borrelien übertragen, sondern auch weitere Bakterien (sogenannte Co-Infektionen) wie Bartonellen, Rikettsien, Babesien (-> Erschöpfung!), usw. Das Problem ist, dass die Diagnostik dieser Co-Infektionen von den aktuellen Leitlinien nicht empfohlen werden, so dass sie sehr oft übersehen werden. Dabei können sie für die vielfältigen Symptome der Patienten mit-verantwortlich sein oder sogar die Hauptursache sein.

In deinem Fall ist allerdings aufgrund deines EMs eine aktive Borreliose mit evtl. weiteren Erregern durchaus möglich. Manche Borreliose-Ärzte sind sogar der Meinung, dass es im chronischen Stadium keine "reine" Borreliose gibt, sondern immer Co-Erreger mit im Boot!

Und durch die Schwächung des Immunsystems können im Körper schlummernde Viren wie EBV wieder reaktiviert werden und für Symptome mit-verantwortlich sein. Hier kann der Titer ohne Probleme in einer Hausarzt-oder Internistenpraxis auf Kosten der gesetz.KK bestimmt werden. Eine Behandlung gibt es aber m.Erfahrung.n nicht immer (meine EBV war 3 Monate nach dem Zeckenstich reaktiviert, ich bekam aber keine Behandlung).

Bei deiner Krankheitsgeschichte und deiner Symptomvielfalt halte ich eine aktive Borreliose mit Co-Infektionen für sehr wahrscheinlich. Weitere Teste der Co-Infektionen wären wünschenswert, ich weiß allerdings nicht, ob dies auf Kosten der gesetz. KK möglich ist (Frage in der Runde an anderen Forummitgliedern!).

Zitat:Aber hier mal meine Laborwerte, von der Borrelienserologie dieses Jahr:

Borrelien-IgG-Screen i. S. EIA < 8.0 U/ml (negativ < 8.0 / grenzw. 8.0 - 11.0 / positiv > 11.0)
Borrelien-IgM-Screen i. S. EIA 11.6 * U/ml (negativ < 6.0 / grenzw. 6.0 - 11.0 / positiv > 11.0)
Borrelien-IgM (quant.) i. S. EIA 56.4 * U/ml (negativ < 10 / grenzw. 10 - 20 / positiv > 20)

Borrelien-IgM-Immunoblot i. S. (WB)
Lysat -
p100 -
VlsE -
p39 -
OspA -
OspC (pKo) +
OspC (pBI) +
p41 int. -
p18 -


Kann ich meinem Arzt hier vertrauen, dass dieser Test komplett als negativ anzusehen ist?

Nein. Denn deine IgM-AKs (Frühantikörper) im ELISA sind im 2.Fall (wurden 2 ELISA gemacht?) deutlich erhöht UND du hast im Immunoblot spezifische OSPC Banden (OSPC ist ein Oberflächenprotein der Borrelien, also ein für Borrelien spezifisches Antigen). Das spricht für eine AKTIVE Frühinfektion nach aktueller Lehrbuchmeinung.

Das kann aber m.E. auch für ein chronisches Stadium sprechen, denn positive IgM und negative IgG werden von vielen Borreliose-Ärzten als Zeichen einer aktuellen Auseinandersetzung des Immunsystems mit Borrelien, also für eine gerade aktuelle aktive Infektion, auch wenn die Symptome seit mehreren Monaten bestehen. Ob die Infektion im Früh-oder chronischem Stadium ist, kann m.E. nicht mit der Serologie gesagt werden. Offiziell spricht ein solcher Befund für eine Frühinfektion. Es gibt allerdings viele chronische Patienten, die persistierende IgM AKs mit negativen IgG haben.

Bei diesem Befund müsste dein Arzt dich also erneut antibiotisch behandeln, also für mindestens 3-4 Wochen, denn nach aktuellen Leitlinien spricht der Befund für eine Frühinfektion. Ich verstehe seine Diagnose deshalb nicht.Huh

Dazu müsste man die Co-Infektionen testen, insbesondere Babesien, Bartonellen (78% der chronischen Patienten von Dr.Berghoff hatten eine positive Serologie), Yersinien, usw.

Ob das in einer normalen Hausarzt Praxis möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Bis jetzt hat mir kein Kassenarzt eine solche Untersuchung vorgeschlagen, trotz erinnerlichem Zeckenstich mit anschließendem grippalem Syndrom. Das Thema Co-Infektionen scheint den meisten Kassenärzten nicht geläufig zu sein.

An deiner Stelle würde ich einen anderen Arzt konsultieren, bzw. einen Borreliose-Arzt, falls es geographisch und finanziell möglich ist (die meisten sind leider Privatärzte).

Wohnst du in der Nähe einer Uniklinik? Denn in manchen Unikliken gibt es eine infektiologische oder immunologische Abteilung. Vielleicht könntest du dich dort weiter untersuchen lassen. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass die Existenz einer chronischen Borreliose dort abgestritten wird und dass du nach 2-3 Wochen AB trotz persistierender Symptome als gesund entlassen wird. Denn in Kliniken wird meist "leitlinientreu" diagnostiziert und behandelt.

Empfehlenswert wäre m.E. eine hormonelle Untersuchung bei einem guten Endokrinologen, um zu prüfen, ob hormonelle Defizite (Schilddrüse, Nebennieren) vorhanden sind. Denn die können für Symptome wie Erschöpfung, Gewichtsverlust (Cortisolmangel), usw. verantwortlich sein.

Die Prüfung der Eisenwerte (Ferritin mit CRP, Blutbild mit Hb, MCV) wäre ebenfalls wünschenswert, um zu prüfen, ob ein Eisenmangel vorliegt (leere bzw. niedrige Eisenspeicher). Hier gibt es allerdings ebenfalls unterschiedliche Expertenmeinungen: die aktuellen Leitlinien sehen einen Eisenmangel erst bei Ferritin unter Norm als behandlungsbedüfrtig, Ärzte wie Dr.Beat Schaub sagen, Eisenmangelsymptome können beim niedrig normalen Ferritinspiegel vorhanden sein (sprich unter 50 ng/ml, was mein Fall ist).

Holo-Transcobalamin (aktive VitB12 im Blut) und Methylmalonsäure (Blut oder Urin) wären ebenfalls wichtig, um einen VitB12 Mangel nicht zu übersehen. VitB12 im Blut ist obsolet, denn normale Werte schließen keinen Mangel an stoffwechselaktiver VitB12 aus. Leider messen die meisten Ärzte nach wie vor VitB12 im Serum und schließen einen Mangel beim normalen Wert aus.

Ebenfalls würde ich dich zu einer Untersuchung bei einem Gastroenterologen raten, um zu prüfen, ob eine Zöliakie oder eine Glutenintoleranz vorhanden ist. Oder eine andere Darmerkrankung.

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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#9

Diese Antwort hatte ich leider übesehen, sorry...Blush

(03.12.2014, 00:04)austin schrieb:  Es wurde eine Magenspiegelung gemacht mit dem Befund 'Typ C-Gastritis' und bei Bedarf mit Protonenpumpenhemmern behandeln.

Und der Darm? Hast du eine Darmspiegelung bekommen?

Zitat:Schilddrüsenwerte und Ultraschall - auch ohne Auffälligkeiten.

Kannst du die SD Werte mit Referenzwerten posten? Ebenfalls Blutbild?

Zitat:Auf die Borreliose kam ich letztendlich, da es mir damals ähnlich schlecht ging, außer dass ich nicht diesen Gewichtsverlust hatte.

Damals? Was meinst du damit? Als du dieses EM hattest? Welche Symptome genau hattest du als das EM da war?

Zitat:EBV wurde bisher nicht untersucht(?) geschweige angesprochen oder in Betracht gezogen.

Das kann der Hausarzt oder Internist machen. Da ich mit 5 Jahren eine sehr schwere Mononukleose durchgemacht habe (hohes Fieber, Erschöpfung, Halluzinationen) glaube ich nicht, dass deine Symptome von einer EBV stammen. Im Titer kann man zwischen frischer und abgelaufener bzw. reaktivierter EBV unterscheiden.

Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower


Lyme-Borreliose seit 2008

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#10

Zeckenstich, Wanderröte, positiver IGM Suchtest, zwei Banden im Blot positiv und körperliche Beschwerden. Da frage ich mich, ob Ärzte, die da eine Borreliose ausschließen, eigentlich Hellsehen können? Natürlich können Deine Beschwerden auch andere Ursachen haben. Wer aber so schnell wie Dein Arzt eine Borreliose ausschließt, ist nach meiner Meinung unverantwortlich. Ich hätte zu ihm kein Vertrauen mehr. Ist aber nur meine Meinung!

Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Alle meine Aussagen sind persönliche Meinungen und ersetzen keinen Arztbesuch!


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