Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind. Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Die Schneekönigin
#1

Dieser Bericht hier hat mich heute sehr erschüttert:

Nach einem schweren Unfall auf der A2 bei Magdeburg haben zahlreiche Autofahrer die ineinander gekrachten Unfallfahrzeuge umkurvt - anstatt zu helfen, fuhren sie weiter. Die Polizei ermittelt nun wegen unterlassener Hilfeleistung.

http://www.spiegel.de/panorama/unfall-be...16149.html

Sind die Menschen wirklich so herzlos geworden oder ist das Leben für viele nur noch eine Liveshow geworden, dass man selbst in solchen Situationen am besten möglichst schnell solche Bilder auf seinem Profil veröffentlicht?

Ein Märchen, was mir dabei in den Sinn kommt:



Die Schneekönigin

Vor langer, langer Zeit erschuf ein Teufel einen Spiegel, der alles Schöne und Gute verzerrte und hässlich aussehen ließ. „Die schönste Landschaft sah wie gekochter Spinat aus.“ Das Böse trat darin gut hervor. Eines Tages jedoch fiel der Spiegel dem Teufel aus den Händen und zersprang in viele tausend Stücke, große und kleine, die, je nach Verwendung durch die Menschen, viel Ärger und Verwirrung stifteten. Trafen sie einen im Herzen, so wurde es so kalt wie Eis und trafen sie einen in die Augen, so sah er alles um sich herum nur noch hässlich und böse. So verteilten sich die Splitter des Zauberspiegels über die ganze Welt.

Für die Nachbarskinder Kay und Gerda gibt es im Sommer nichts Schöneres, als unter dem Rosenbusch eines Pflanzkastens, der auf der überaus großen gemeinsamen Dachrinne zweier städtischer Häuser steht, zu spielen und zu träumen. Da wird die Waise Kay von Splittern des Zauberspiegels getroffen: Ein Splitter trifft sein Herz, das sich in einen Eisklumpen verwandelt. Ein anderer Splitter gerät ihm ins Auge und er findet das Schöne nur noch hässlich. Nicht nur, dass er sogleich die Rosen abreißt, die er wurmig findet, er verspottet Gerda, ist rüpelhaft gegen alle, die es gut mit ihm meinen, und schließt sich bösen Buben an.

Im Winter ist es der größte Spaß der Jungen, ihre Schlitten an vorbeifahrende Kutschen anzuhängen. Als die prächtige Kutsche mit der weiß bepelzten schönen Schneekönigin vorbeifährt, hängt Kay sich an und wird entführt. Die Königin zieht ihn zu sich in die Kutsche. Die Kälte ihres Kusses tötet ihn beinahe, aber er spürt es nicht. Er verfällt ihrer kalten Schönheit und plappert stolz, „dass er sogar Kopfrechnen mit Brüchen“ könne. Nun lebt er in einem kalten Traum in ihrem Palast.

Als er im Frühling immer noch nicht zurück ist, beschließt Gerda, ihn zu suchen. In einem Boot treibt sie stundenlang einen großen Fluss abwärts, bis sie bei einer guten Zauberfee landet, einer alten Frau, die in einem Häuschen inmitten prächtiger Sommerblumen wohnt. Sie ist einsam und macht Gerda ihr Vorhaben vergessen, so dass diese viele Monate glücklich in dem Garten verbringt. Als sie sich wieder erinnert und aus dem ewigen Sommergarten flieht, ist es schon Spätherbst.

Im Laufe ihrer Suche kommt sie in ein königliches Schloss. Prinz und Prinzessin, die von ihrer Geschichte gerührt sind, versehen sie mit Winterkleidern, darunter einem Muff, und stellen ihr für die Weiterreise eine goldene Kutsche mit Bediensteten zur Verfügung.

In einem Wald wird die Kutsche von Räubern überfallen, und alle Bediensteten werden ermordet. Die Räubermutter jedoch hat eine recht wilde Tochter, die von Gerdas Kleidern und auch ihrer natürlichen Anmut fasziniert ist und Gerda unter ihre Obhut nimmt, nicht ohne sie mit ihrem langen Messer zu kitzeln. Auch sie lässt sich durch Gerdas Geschichte erweichen. Sie schenkt Gerda ihr Lieblingsrentier, das recht froh ist, den Messerspielchen entronnen zu sein, und lässt sie weiterziehen.

Mit der Hilfe weiser Frauen, einer Lappin, danach einer Finnin, findet Gerda schließlich das Schloss der Schneekönigin, eine Ansammlung hunderter leerer kalter Eissäle, alle von kaltem Nordlicht erhellt. Im größten, der mehrere Meilen lang ist, ist der Thron der Königin. Hier schleppt Kay, fast schwarz gefroren vor Kälte, die er wegen seines Eisklumpens im Herzen und des Kusses der Königin nicht spürt, Eisplatten herum und versucht vergeblich, das Wort „Ewigkeit“ zu legen. Die Königin hat versprochen, dass dieses Wort seine Freiheit ermöglicht. Er weiß aber nicht, wie er es schaffen soll, denn der Splitter im Auge verhindert es. So legt er denn ständig wie in einem bösen Traum rätselhafte Muster.

So findet ihn Gerda vor. Kay erkennt sie nicht einmal. Gerda weint um ihn und die Tränen lassen sein Eisherz schmelzen und die Splitter verschwinden. Von selbst erscheint das Wort „Ewigkeit“ und die beiden können davonziehen. Als sie schließlich zu Hause ankommen, sind sie erwachsen geworden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schneek%C3%B6nigin

Grüße vom Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
Zitieren
#2

Zitat:Sind die Menschen wirklich so herzlos geworden oder ist das Leben für viele nur noch eine Liveshow geworden, dass man selbst in solchen Situationen am besten möglichst schnell solche Bilder auf seinem Profil veröffentlicht?

Die Menschen waren immer so, glaube ich - zu allen Zeiten. Früher bedienten sie sich lediglich anderer Mittel... Hexenverbrennungen im 16. Jahrhundert bei rothaarigen Frauen, Teufelsaustreibung, Sklaverei (gibt es auch noch heute) usw. Deshalb passt auch das Märchen von der Schneekönigin, urmel - es ist zeitlos, keiner bestimmten Epoche zugeordnet.

In der modernen Welt, wo die Menschen ihre böse Seite nicht wie früher oder im Krieg zeigen können, schlägt diese in Mediengeilheit um. Diese Tendenz zieht sich quer durch die gesamte Erdbevölkerung - egal ob reich, arm, dünn, dick, hässlich, (un-)gebildet...

Ich bin davon überzeugt, dass niemand durch und durch gut oder böse ist. Jedes weiße Schaf hat auch mindestens einen schwarzen Fleck - ebenso wie jedes schwarze Schaf irgendwo eine weiße Stelle besitzt. Denken & Handeln ist heute (leider) allzu oft vom Mainstream geprägt. Doch man kann und darf gerne mal gegen den breiten Gafferstrom schwimmen, finde ich. Nur so können wir dazu beitragen, dass die Welt ein kleines Stück besser wird. Oder? Icon_denker
Zitieren
Thanks given by: Marion , urmel57 , Hausel , johanna cochius
#3

Urmel, ich habe den Bericht auch gesehen. Vielleicht spielt auch die Angst um das eigene Leben mit. Es gab in der letzten Zeit einige Berichte über den Tod von Ersthelfern. Man hält an, steigt aus und irgend ein Idiot kommt angerast und das wars dann.

Gruß Rosenfan

Älter werden ist die einzige Möglichkeit länger zu leben!
Aber alt werden ist nichts für Feiglinge...


Zitieren
Thanks given by:
#4

Ich glaub, das größte Problem ist, angemessen zu reagieren ohne sich selbst zu gefärden. Und da haben viele Angst davor. Bei uns in der Zeitung kam der Bericht in Verbindung mit der Anleitung, wie man sich in so einem Fall tatsächlich zu verhalten hat.

In dem Zusammenhang sollte vielleicht auch mal überlegt werden, dass die Auffrischung eines Erste-Hilfe-Kurses verpflichtend sein sollte.
Man sollte sich auch immer mal wieder das Absichern einer gefährlichen Unfallstelle z.B. auf der Autobahn ins Gedächtnis rufen.

Damit das im Notfall nämlich wirlich funktioniert, müssen die Abläufe weitgehend automatisiert sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es sein kann im Notfall die 112 anzurufen, wenn man in einer absoluten Stresssituation ist.

LG Niki

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
Zitieren
Thanks given by: urmel57 , johanna cochius
#5

Nee Rosenfan, wenn man Angst hat, steigt man nicht aus und fotografiert.

Die die vorbeigefahren sind, waren möglicherweise mit der Situation überfordert oder haben mehr an ihren Termin gedacht und dass sie sich schmutzig machen oder so ähnliche Gedanken-sich vielleicht sogar damit entschuldigt, dass alles nicht so schlimm sein kann, wenn da Leute fotografieren. Ich bin sicher, dass jeder eine für sich plausible Entschuldigung findet. Die Bedeutung der Ersthilfe steht nicht im Bewusstsein der Leute, die sich so verhalten. Nach dem Motto, er wäre sowieso gestorben, da ich ja sowieso nicht dazu befähigt bin, es zu ändern, meine Familie aber wartet auf das Abendessen, weil man Abends noch im Sportstudio verabredet ist...... etc.

Witzig am Sonntag gab es in ARD einen Tatort genau mit diesem Thema der unterlassenen Hilfeleistung. Ich habe noch lange mit meinem Mann diskutiert und war der Meinung, dass dieser sehr skurril und überzogene Charactere beinhaltet hat. Aber ganz so skurril und überzogen scheint er gar nicht gewesen zu sein.

Zum Thema Gefährlichkeit. Ja es kann gefährlich sein. Aber irgendwann hat ja jeder mal Fahrschule gemacht ...... Da lernt man durchaus auch wie man eine Unfallstelle sichern kann. In der Regel fährt man entweder hinter die bereits verunfallten Fahrzeuge oder man stellt sein eigenes Fahrzeug (wenn es möglich ist) mit deutlichem Abstand (quer )vor die Verletzten. (Da fürchten sicherlich schon viele, dass der eigene Wagen einen Kratzer abbekommen könnnte ......)

Ich sehe darin den gesellschaftlichen Trend lieber wegzuschauen als hinzuschauen und sich lieber nur selbst zu helfen statt anderen und im Zwiefelsfall sich schnell unsichtbar zu machen.

Es fehlt an Zivilcourage und eingeübte Strategien ungewohnten Situationen zu begegnen. Auf jeden Fall müsste man dann mal aus der eigenen Comfortzone heraustreten.

Grüße vom Urmel

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
Zitieren
Thanks given by: TomTom , USch4 , Pandabär , Filenada , Niki , johanna cochius


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste