Zitat:Vor allem wundert mich, dass nie ein Arzt auf die Idee gekommen ist, darauf zu testen.
Nach geltenden Leitlinien/geltender Lehrmeinung sind deine Symptome nicht borreliosespezifisch. Ohne Symptome aus dem eng gefassten Katalog hat ein positiver Test keine therapeutische Konsequenzen. Unsere Spezis sehen das anders. Leider ist man sich in weiten Teilen uneinig, was die Diagnose und Therapie der Borreliose anbelangt. Ursache dürfte sein, dass ausser der Wanderröte kein einziges Symptom beweisend ist und es auf der ganzen Welt keinen Test gibt, der eine aktive Borreliose sicher ausschliessen könnte. Erschwerend kommt hinzu, dass die Testverfahren nicht standardisiert sind und jedes Labor mit seinem Testkit ein eigenes Süppchen kocht. Beweisen lässt die Borreliose sich nur, wenn Borrelien direkt mittels PCR oder Kultur nachweisbar sind oder der Liquor die Falldefinition erfüllt. Leider gibt es bei diesen Diagnosemöglichkeiten häufig falsch negative Resultate.
Die Diagnose einer Borreliose ist aufgrund der miesen Diagnostik meistens eine Wahrscheinlichkeits-Diagnose basierend auf Vorgeschichte, Verlauf, Symptomen,
Ausschluss anderer möglicher Krankheiten, Tests und Therapieversuchen. Leider verschliesst geltende Lehrmeinung vor der vielfältigen Problematik bei der Diagnose die Augen. Sie stellt alles ziemlich einfach dar. Die Diagnose darf nur gestellt werden, wenn borreliosespezifische Symptome aus einem eng gefassten Katalog
und positive Tests vorliegen. Die Augenborreliose wird von geltenden Leitlinien komplett ausgeblendet. Unsere Spezis sehen das anders.
Zitat:Wäre eine Borreliose evtl. die Ursache des Bisses von vor 12 Jahren?
Die Borreliose kann lange latent (symptomlos) verlaufen. Von daher ist das schon möglich. Bei dir begann ein bunter Strauss von Beschwerden relativ zeitnah zum Stich. Da ist meiner Meinung ein Zusammenhang möglich.
Zitat:Kann man nach Jahren eigentlich mit Antibiotikum noch was erreichen?
Ist unterschiedlich von Patient zu Patient. Probieren geht über studieren.
Zitat:Sollte man zu einem Spezialisten gehen oder kann auch eine Internistin das gut behandeln?
Eine Internistin könnte das sicher behandeln. Die Frage ist nur, ob und wie sie es tut. "Normale" Ärzte arbeiten in der Regel nach geltender Lehrmeinung. Wenn du da 3 Wochen intravenöses Cefalosporin rauseiern kannst, ist das in der Regel schon das höchste der Gefühle. Ich würde deshalb mit deiner Vorgeschichte und Symptomen auf jeden Fall einen Spezi aufsuchen. Aber auch da ist eine gesunde Portion Skepsis angebracht. Es gibt nämlich mittlerweile Spezis, für die die Borreliose eine regelrechte Goldgrube geworden ist. Da wird mit fragwürdigen Tests und Therapien der Patient abgezockt bis zum Gehtnichtmehr - natürlich alles privat zu zahlen. Das haben wir geltender Lehrmeinung zu verdanken, die verzweifelte, schwer kranke Patienten regelmässig ihrem Schicksal überlässt.
Zitat:Ich bin auch gegen einige Antibiotika allergisch und einige wirken nicht mehr richtig. Habe als Kind ein bisschen zu viel von dem Zeug bekommen.
Du als Mensch wirst nicht AB-resistent. Die Keime werden resistent. Borrelien bilden kaum Resistenzen im eigentlichen Sinn. Sie haben andere Strategien, sich den Therapien und dem Immunsystem zu entziehen. AB-Allergien müssen natürlich streng beachtet werden. Aber es gibt einige verschiedene AB-Klassen, die bei Borreliose eingesetzt werden können. Aber erstmal muss man natürlich checken, ob du tatsächlich allergisch bist oder Herxheimer-Symptome hast. Meine Spezi meinte kürzlich, dass bei Borreliose-Therapie auch Pseudo-Allergien auftreten können.
Kurz und gut:
Ich würde an deiner Stelle einen von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi aufsuchen. Dort sind deine Chancen auf einen Therapieversuch am grössten. Viele rechnen nur noch privat ab. Die finanziellen Möglichkeiten spielen bei der Arztsuche also auch eine Rolle. Spezis, die auf Kasse arbeiten, haben in der Regel monatelange Wartezeiten. Kürzlich las ich gar von einer Wartezeit von fast einem Jahr. Evtl. lässt sich dein Hausarzt darauf ein, dich nach Empfehlung eines Spezis zu behandeln. Dann liessen sich die Kosten evtl. etwas tiefer halten. Aber bei den Hammerantibiosen haben die Ärzte oft Bedenken.
Ich empfehle jedem Chroniker, sich mit der Borreliose-Kontroverse zu befassen, damit er versteht, warum jeder was anderes erzählt und damit er in Arztgesprächen nicht ständig ohne Hosen dasteht. Hier findest du dazu Informationen:
http://www.borreliose-nachrichten.de/wp-...-20071.pdf
http://www.borreliose-nachrichten.de/wp-...eliose.pdf
http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/...der_lb.pdf
LG, Regi