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Borreliose?
#1

Hallo. Ich bin neu hier. Und genau genommen treibt mich die Ratlosigkeit her. Seit einiger Zeit baue ich zusehends ab - und bislang gibt es keinerlei vernünftige medizinische Erklärung dafür. Meine Blutwerte sind allein Ordnung, Blutdruck auch. Dennoch türmen sich bei mir mit gerade mal Mitte 30 die körperlichen Beschwerden. Konkret äußert sich da darin, dass ich seit ungefähr eineinhalb Jahren ständig abgeschlagen und müde bin, kaum noch belastbar. Und das wurde gefühlt immer schlimmer. Auf Stress reagiere ich regelrecht allergisch - mit Herzrasen und Schweißausbrüchen. Das war früher nie so. Auch im Ruhezustand hab ich ständig einen zu schnellen Puls, manchmal auch kurze Herzstolperer. Dazu kommen ständige körperliche Beschwerden, die Entzündungsprozessen gleichen: mal die Blase, dann die Niere, dann Magen und Darm. Das scheint mich in Wellen heimzusuchen. Ebenfalls Leidensschwerpunkt: Kopfschmerzen, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und neurologische Beschwerden, wie etwa stechende Gelenkschmerzen (vor allem Fuß, Knie und Schulter) und ein komischen Kribbeln in Lippen und Füßen. Letzteres fühlt sich manchmal an als würde eiskaltes Wasser durch meinen Fuß rieseln.
Meine Hausärztin tippt auf Burnout durch Überarbeitung. Ich habe tatsächlich einen ziemlich stressigen Job (selbständig), doch nun bin ich nach zwei körperlichen Zusammenbrüchen (Schwindel, Erbrechen, Kreislauf) schon zwei Monate krank geschrieben.

Warum ich trotzdem hier bin: Obwohl ich daheim wirklich viel (vielleicht sogar zu viel) Ruhe habe, ändert sich an der Abgeschlagenheit und dem Gefühl, nicht belastbar zu sein, nicht wirklich etwas. Es gibt Tage, da schaffe ich einfach gar nichts, könnte nur schlafen und wenn ich zu viel draußen rumlaufe, wird mir schlecht. Auch an den wiederkehrenden enzündlichen Prozessen (Bluttest ergab erhöhte Entzündungswerte) und den wiederkehrenden Gelenkschmerzen hat sich nichts geändert. Der Punkt ist: Ich hatte vor drei Jahren irgendeine Infektion nach einem Zeckenbiss. Das Viech hatte mich bei einem ausgedehnten Spaziergang durch hohes Unterholz am Unterbauch erwischt. Ich bemerkte es erst nach ein paar Tagen, weil sich die Bissstelle (im Gürtelbereich) rötete und entzündete. Etwa zehn Tage danach hatte sich rings herum eine riesige Wanderröte entwickelt, die dem klassischen Borreliose-Schema entsprach: Mitte hell, ringsrum ein breiter roter Kranz, der sich um den Bauch bis fast zum Rücken hinzog. Die Röte veränderte sich in ihrer Form täglich. Weil ich mich auch krank fühlte (Fieber, Schüttelfrost), ging ich zum Arzt. Der tippte sofort auf Borreliose und verabreichte mir 10 Tage lang Antibiotika, die ich auch brav bis zum Ende nahm. Danach war eigentlich alles wieder in Ordnung, und es wurde auch kein abschließender Bluttest gemacht. Doch irgendwann nach mehreren Monaten merkte ich eben, dass sich die Beschwerden häuften, die ich zunächst gar nicht mit em Biss in Verbindung brachte. Unter anderem war ich ständig krank, hatte kaum noch Widerstandskraft, litt unter Schmerzen und Verspannungen im Wirbelsäulenbereich und hatte ständig das Gefühl, mein Körper kämpft mit irgendwas. Wenn ich renne oder Treppen steige, habe ich das Gefühl, sofort außer Puste zu sein.
Im Juli dieses Jahres ließ ich mich nach den Zusammenbrüchen gründlich durchchecken und machte schließlich bei meiner Hausärztin auch einen Bluttest auf Borreliose - aber der fiel negativ aus. Ein Check beim Kardiologen und Lungenspezialisten steht noch aus.

Jetzt meine Frage: Ist das Ergebnis des Bluttests auf Borrelien sicher? Oder sollte ich weiter forschen? Und falls ja - wohin kann ich mich wenden? In meiner Heimatstadt Dresden gibt es zwar ein Borreliose-Zentrum im Krankenhaus Neustadt, aber die behandeln nur nach klarer Diagnose. Aber wo bekommt man die denn her?
Vielen Dank für eure Hilfe.
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#2

Hallo Zeckenbiss,

herzlich Willkommen im Forum von Onlyme-aktion.org Icon_winken3

Deine Beschwerden sind mit der einer Borreliose vereinbar und in der Tat kann es sein, dass die Infektion chronisch geworden ist. Das kommt leider gar nicht so selten vor.

Leider sind die Tests nicht standardisiert. Das heißt, dass es unbedingt Sinn macht, das Blut in einem spezialsierten Labor untersuchen zulassen.
Ebenso zahlt die Krankenkasse nur den Suchtest. Falls der negativ ist, wird der Bestätigungstest nicht gemacht. Fakt ist aber, dass man oft nur positive Werte in dem Bestätigungstest findet.

Das heißt also, dass bei Verdacht (und der ist in deinem Fall durch die durch Wanderrröte gesicherte Infektion gegeben) Elisa (Antikörpersuchtest) UND Westernblot (Bestätigungstest) in einem spezialisierten Labor gemacht werden sollte. Wenn der Westernblot vom Arzt nicht selbst direkt in Auftrag gegeben wurde, dann musst du den leider selbst zahlen.

Ein spezialisiertes Labor wäre zum Beispiel das http://www.imd-berlin.de/labor.html

Trotzdem sollte auch eine ausführliche Differentialdiagnostik gemacht werden. Auf jeden Fall den Pulmologen und Kardiologen mitnehmen. Aber auch eventuell mal rheumatologisch abklären lassen. Wie sehen denn die Schilddrüsenwerte aus?

Bezüglich Ärte in Dresden kannst du bei der Arztsuche im Forum eine Anfrage stellen.

LG Niki

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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Thanks given by: johanna cochius , Katie Alba , Luddi , Filenada
#3

Herzlich Willkommen hier im Forum,


Zitat: verabreichte mir 10 Tage lang Antibiotika,

Das ist leider deutlich zu kurzUndecided

In der Regel werden 3-4 Wochen Doxycyclin gegeben, oder Cefriaxon i.V.
Bei vielen Patienten reicht das im absoluten Frühstadium aus, aber eben auch nicht bei allen.



Zitat:Ist das Ergebnis des Bluttests auf Borrelien sicher? Oder sollte ich weiter forschen? Und falls ja - wohin kann ich mich wenden? In meiner Heimatstadt Dresden gibt es zwar ein Borreliose-Zentrum im Krankenhaus Neustadt, aber die behandeln nur nach klarer Diagnose. Aber wo bekommt man die denn her?


Es gibt momentan keine zuverlässigen Bluttests bei Borreliose, sie sind auch nicht standardisiert.

Ich nenne dir 3 Labore die sich am besten für die Diagnostik bewährt haben.


http://deutsches-chroniker-labor.de/de/

(Privat)



http://www.imd-berlin.de/labor.html

(auch Kasse)

Das Dritte kommt per PN, da noch keine Homepage vorhanden ist.

Für die anschließende Therapie würde ich dir empfehlen nochmal einen Thread zu erstellen, mit der Frage nach guten Ärzten in deiner Umgebung. ( Per PN)


http://www.dr-hopf-seidel.de/borreliose-aerzte-1.html


Ansonsten ist es trotzdem gut Differenzialdiagnostik zu betreiben, obwohl ich glaube das eine Infektion sehr wahrscheinlich ist in deinem Fall. Aber es gibt ja Läuse und Flöhe....
Bitte denke auch an mögliche Ko-Infektionen!

LG Jo

Liebe Grüße Jo


OnLyme-Aktion.org 


Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben,an denen du nichts ändern kannst.
Der eine ist gestern und der andere ist morgen.
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Thanks given by: Katie Alba , Niki , Luddi
#4

Wow - vielen lieben Dank für die schnellen Anworten, das hätte ich nicht erwartet :-)

Also bei mir wurde nur der klassische ELISA-Test auf IgM und IgG gemacht. Beide Werte waren negativ. Deshalb gab es auch keinen weiteren Test bislang. Ich werde da aber nachher bei meiner Ärztin direkt noch mal ansprechen. Ich habe inzwischen festgestellt, dass ich fast alle Symptome, die man so mit einer Borreliose in Verbindung bringt, entweder dauerhaft oder Temporär in Schüben aufweise. Vor allem Konzentrationsschwäche, Gedächtnislücken, Schwindel, Benommenheit und Müdigkeit. Aber ich vertrage zum Beispiel auch nicht alle Lebensmittel (vor allem Koffein), leide an innrer Unruhe, chronischen immer mal stärker, mal schwächeren Rücken und Nackenschmerzen. Und bin durch die ganzen Beschwerden auch innerlich ganz anders geworden: ganz verunsichert, traue mir nichts mehr zu und bin auch ziemlich depri drauf. Deshalb bin ich mir eben so unsicher, ob es vielleicht wirklich alles "nur" ein Burnout (das wäre ja auch nicht gerade die Welt) ist oder eben doch eine Borreliose ... oder ganz was anderes. Aber diese ständigen Arzttermine, die ich deshalb jetzt habe, zerren an den Nerven und Kräften. Und es ist echt frustrierend, dass nie wirklicih was bei rumkommt. Ich war nie jemand, der wegen jedem Wehwehchen zum Arzt rannte. Im Gegenteil: Ich mag keine Ärzte und hab jeden Besuch vermieden, wannimmer es ging. Aber momentan geht es echt nicht ohne, weil allgemein kaum was geht :-(
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Thanks given by:
#5

....noch kurze Anmerkung zur Ärzteliste...

es empfieht sich immer, nochmals zusätzliche Infos zu einem dort genannten Arzt einzuholen. Oftmals gibt es örtliche Selbsthilfegruppen, die sich sehr gut auskennen, aber auch hier übers Forum kann man durch bissle geschicktes Nachfragen (öffentliche Stellungnahmen zu Ärzten sind nicht erlaubt) weitere Infos bekommen.

LG Nik

Gehört zu den Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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Thanks given by: johanna cochius , hanni , Luddi
#6

Zitat:ich vertrage zum Beispiel auch nicht alle Lebensmittel (vor allem Koffein

Das kommt häufig vor, auch Alkohol wird kaum noch vertragen.


Ich würde die mögliche Infektion hartnäckig im Auge behalten, ich glaube du bist da auf dem richtigen Weg.

Liebe Grüße Jo


OnLyme-Aktion.org 


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Thanks given by: Luddi
#7

Auch von mir ein "herzlich Willkommen". Es wurde eigentlich schon alles gesagt. Ich denke auch, dass es Sinn macht zu einem Spezialisten zu gehen. Ggf. könntest Du auch noch einen LTT machen, der ist zwar auch umstritten, kann aber einen Hinweis auf eine aktive Borrliose geben. Ausserdem werden durch Zecken auch z.B. Bartonellen, die ebenfalls chronisch werden können, übertragen. Bleib am Ball und lasse dir kein Burnout einreden. Ich bin immer wieder bass erstaunt, mit welcher Chupze die Ärzte schwerkranken Menschen eine psychische Erkrankung anhängen wollen.

lg luddi

Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Alle meine Aussagen sind persönliche Meinungen und ersetzen keinen Arztbesuch!


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Thanks given by: johanna cochius
#8

Hallo zurück. Ich hatte heute einen Termin bei der Hausärztin, habe ihr noch mal ausführlich begründet, warum sich mein Verdacht auf Borreliose so hartnäckig hält (schübeweise Leidensphasen, in denen viele undefinierbare Probleme parallel auftreten). Ich glaube, sie denkt, dass ich mir was einrede. Bleibt bei ihrer Vermutung, dass es psychosomatisch wegen der Überarbeitung ist. Ich will das auch auch gar nicht ausschließen, aber eben auch der anderen Möglichkeit (Borreliose) nachgehen. Sie hat schließlich anstandslos einen zweiten Test (Immunoblog) angeordnet - am Mittwoch ist Termin :-) Das scheint also gar nicht so das Problem zu sein (auch wenn der ELISA negativ war) - es hängt angeblich davon ab, wie der Arzt die Notwendigkeit eines zweiten Testes begründet, dann übernimmt ihn auch die Kasse. Eigentlich ist sie gar nicht so. Ich glaub, sie ist es nur gewohnt, Testergebnissen zu vertrauen, was ja in der Regel auch nicht wirklich verkehrt ist. Und ich bin ja nun auch ein bissel ein "Spezialfall". Nun wird auch gleich noch ein großes Blutbild mit gemacht - sicher auch nicht verkehrt.
Was ist aber eigentlich, wenn der Immunoblog auch negativ ist? Ist der denn halbwegs sicher und ich kann die Borreliose dann sicher ausschließen?
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#9

Zitat: wenn der Immunoblog auch negativ ist? Ist der denn halbwegs sicher und ich kann die Borreliose dann sicher ausschließen?


Nein, leider ist auch dann eine Infektion möglich.
Drum die Idee mit den genannten Labors, die sind zumindest auf solche Infektionen spezialisiert.

Liebe Grüße Jo


OnLyme-Aktion.org 


Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben,an denen du nichts ändern kannst.
Der eine ist gestern und der andere ist morgen.
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#10

Es gibt keinen Test, der eine Borreliose sicher ausschliessen könnte. Kein Labor auf der ganzen Welt kann das. Es ist unbefriedigend, aber nicht zu ändern.

Schlussendlich bleibt einem nach Ausschluss anderer möglicher Krankheiten nur der Therapieversuch, den ich in Dosierung und Dauer nach den Empfehlungen der DBG oder ILADS machen wollte und nicht nach geltender Lehrmeinung, denn bei Therapieversagen weiss ich nicht, ob eine höhere Dosierung was gebracht hätte.

LG, Regi

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)

Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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Thanks given by: urmel57 , Filenada


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