03.03.2016, 22:18
Liebe Leute,
in dem Thread Borreliose sicher-wahrscheinlich-möglich-unwahrscheinlich haben wir die Diagnosemöglichkeiten einer Borreliose diskutiert: Wann ist eine Borreliose (also eine Krankheitssymptomatik verursacht durch einen akuten oder chronifizierten Borrelieninfekt) gesichert, wahrscheinlich, möglich oder unwahrscheinlich.
Letztlich ist für uns Patienten eigentlich folgende Frage wichtiger: Wann sollte man behandeln, mit welchen Medikamenten und wie lange? Denn werde ich geheilt, so ist es mir letztendlich egal, ob es nun Borrelien waren (die vielleicht im ELISA oder LTT reagierten) oder verwandte Erreger, die Symptome verursachen.
Bei sicherer Borreliose ist die erste Frage einfach zu beantworten, denn auf eine gesicherte Diagnose folgt eine Behandlung. Bei unwahrscheinlicher Borreliose ist eine Differenzialdiagnose und "Wait-and-Watch"-Strategie indiziert.
Bei wahrscheinlicher und möglicher Borreliose ist es kompliziert. Das Puzzlespiel beginnt. Es stellt sich die Frage, inwieweit der zeitliche Verlauf der Symptome und Laborwerte Hinweise auf die bzw. Puzzlestücke zur Diagnose liefen kann. Ein Ansatz ist "Treat-and-Watch":
Fall #1: Einige hier im Forum haben eine "Provokationstherapie" mit Antibiotika machen lassen (teilweise mit Ceftriaxon). Die Hypothese dahinter ist, dass Patienten mit negativer oder grenzwertiger Serologie, ggf. positivem LTT, nach ein- bis zweiwöchiger Therapie vielleicht seropositiv werden. In diesem Fall hat man eine Serokonversion, die einen Hinweis auf einen floriden Borrelieninfekt darstellt und eine (weitere oder längere oder härtere) Therapie rechtfertigt. Herxheimer-Reaktionen und Symptomverbesserungen würden die Diagnose unterstützen. In Kürze: Therapie > steigende Antikörper > Diagnose > Therapie.
Fall #2: Geht es auch in die andere Richtung? Man startet auf Verdacht eine Therapie, in dessen Verlauf die Antikörper und LTT-Werte signifikant abfallen und sich die Symptome verbessern. Was sagt dies nun aus? Eigentlich doch auch, dass die Therapie wirksam ist. In Kürze: Therapie > fallende Antikörper, fallender LTT, Symptomverbesserung > Diagnose wahrscheinlicher > Therapie.
Fall #3: Rührt sich bei einer Versuchstherapie (z.B. Kombitherapie mit den relativ sicheren Antibiotika Azithromycin und Doxycyclin) in mehreren Wochen hingegen gar nichts, keine Symptomänderungen, keine Herxheimer-Reaktion, keine Bewegung bei den Laborwerten, so ist die Verdachtsdiagnose zu hinterfragen und auf eine Differenzialdiagnose sowie "Wait-and-Watch" umzusteigen.
Das Risiko des "Wait-and-Watch" ist eine (weitere) Chronifizierung der Krankheit und eventuell die Triggerung anderer Krankheiten, wie Autoimmunkrankheiten. Das Risiko des "Treat-and-Watch" sind die Nebenwirkungen der Antibiotika, die man eventuell "umsonst" eingenommen hat, da man gar keinen chronischen Infekt hat.
Was haltet ihr davon?
Joker-Zusatzfrage: Und was würde es bedeuten, wenn die LTT-Werte während bzw. nach einer Therapie steigen (Hatte das jemand überhaupt schon mal?)?
Heinzi
in dem Thread Borreliose sicher-wahrscheinlich-möglich-unwahrscheinlich haben wir die Diagnosemöglichkeiten einer Borreliose diskutiert: Wann ist eine Borreliose (also eine Krankheitssymptomatik verursacht durch einen akuten oder chronifizierten Borrelieninfekt) gesichert, wahrscheinlich, möglich oder unwahrscheinlich.
Letztlich ist für uns Patienten eigentlich folgende Frage wichtiger: Wann sollte man behandeln, mit welchen Medikamenten und wie lange? Denn werde ich geheilt, so ist es mir letztendlich egal, ob es nun Borrelien waren (die vielleicht im ELISA oder LTT reagierten) oder verwandte Erreger, die Symptome verursachen.
Bei sicherer Borreliose ist die erste Frage einfach zu beantworten, denn auf eine gesicherte Diagnose folgt eine Behandlung. Bei unwahrscheinlicher Borreliose ist eine Differenzialdiagnose und "Wait-and-Watch"-Strategie indiziert.
Bei wahrscheinlicher und möglicher Borreliose ist es kompliziert. Das Puzzlespiel beginnt. Es stellt sich die Frage, inwieweit der zeitliche Verlauf der Symptome und Laborwerte Hinweise auf die bzw. Puzzlestücke zur Diagnose liefen kann. Ein Ansatz ist "Treat-and-Watch":
Fall #1: Einige hier im Forum haben eine "Provokationstherapie" mit Antibiotika machen lassen (teilweise mit Ceftriaxon). Die Hypothese dahinter ist, dass Patienten mit negativer oder grenzwertiger Serologie, ggf. positivem LTT, nach ein- bis zweiwöchiger Therapie vielleicht seropositiv werden. In diesem Fall hat man eine Serokonversion, die einen Hinweis auf einen floriden Borrelieninfekt darstellt und eine (weitere oder längere oder härtere) Therapie rechtfertigt. Herxheimer-Reaktionen und Symptomverbesserungen würden die Diagnose unterstützen. In Kürze: Therapie > steigende Antikörper > Diagnose > Therapie.
Fall #2: Geht es auch in die andere Richtung? Man startet auf Verdacht eine Therapie, in dessen Verlauf die Antikörper und LTT-Werte signifikant abfallen und sich die Symptome verbessern. Was sagt dies nun aus? Eigentlich doch auch, dass die Therapie wirksam ist. In Kürze: Therapie > fallende Antikörper, fallender LTT, Symptomverbesserung > Diagnose wahrscheinlicher > Therapie.
Fall #3: Rührt sich bei einer Versuchstherapie (z.B. Kombitherapie mit den relativ sicheren Antibiotika Azithromycin und Doxycyclin) in mehreren Wochen hingegen gar nichts, keine Symptomänderungen, keine Herxheimer-Reaktion, keine Bewegung bei den Laborwerten, so ist die Verdachtsdiagnose zu hinterfragen und auf eine Differenzialdiagnose sowie "Wait-and-Watch" umzusteigen.
Das Risiko des "Wait-and-Watch" ist eine (weitere) Chronifizierung der Krankheit und eventuell die Triggerung anderer Krankheiten, wie Autoimmunkrankheiten. Das Risiko des "Treat-and-Watch" sind die Nebenwirkungen der Antibiotika, die man eventuell "umsonst" eingenommen hat, da man gar keinen chronischen Infekt hat.
Was haltet ihr davon?
Joker-Zusatzfrage: Und was würde es bedeuten, wenn die LTT-Werte während bzw. nach einer Therapie steigen (Hatte das jemand überhaupt schon mal?)?
Heinzi