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Normale Version: Versorgungsatlas.de - Klinikradar und Kennzahlen zur LB
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Die medizinische Versorgung regional betrachtet

Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) und bietet Informationen zur medizinischen Versorgung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Die Analysen basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland.

Bundesweite und kleinräumige Kennzahlen zur Morbidität von Lyme-Borreliose in Deutschland anhand vertragsärztlicher Abrechnungsdaten, 2010 bis 2019


Zitat:Im Jahr 2019 wurden etwa 306.000 Patienten mit Lyme-Borreliose diagnostiziert. Dies entspricht einer Diagnoseprävalenz von 429 je 100.000 Versicherte. Die Diagnoseprävalenz stieg mit dem Alter der Patienten sowohl bei Frauen als auch bei Männern kontinuierlich an. Die höchsten Werte wurden in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen beobachtet (Frauen, 863; Männer, 771 je 100.000 Versicherte). Altersübergreifend war die Diagnoseprävalenz bei Frauen höher als bei Männern (455 vs. 398). Die Lyme-Borreliose wurde in allen 402 Landkreisen und kreisfreien Städten diagnostiziert, jedoch mit erheblichen regionalen Unterschieden. Im letzten Jahr der Untersuchung (2019) variierte die Diagnoseprävalenz um den Faktor 17 zwischen 89 (Herne, Westfalen-Lippe) und 1.481 je 100.000 Versicherte (Saale-Orla-Kreis, Thüringen). Das Global Moran’s I zeigte eine sehr hohe räumliche Autokorrelation (I = 0,70; P < 0,0001). Die lokale räumliche Auswertung ergab drei unterschiedlich große Cluster mit erhöhten Diagnoseprävalenzen. Das größte Cluster mit insgesamt 45 Kreisen erstreckte sich grenzenübergreifend von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern.

Hier kann man verschiedene Versionen (Langversion, kompakt, Pressemeldung) nachlesen

Zitat:Der Bericht gründet auf der Datenbasis der bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten nach § 295 SGB V der Jahre 2010 bis 2019. Die Studienpopulation umfasste alle gesetzlich Versicherten mit einem Vertragsarztkontakt. Für die Auswertung sind Personen berücksichtigt worden, bei denen die ICD-10-Diagnose A69.2 (Lyme-Krankheit) mit der Zusatzbezeichnung „gesichert“ in mindestens einem Quartal eines Kalenderjahres kodiert wurde. Berechnet wurden die Diagnoseprävalenz und -inzidenz je 100.000 Versicherte.

Sachsen lag an erster Stelle bezogen auf 100000 Versicherte:
Zitat:Die höchsten Werte zeigten sich in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg (710), Thüringen (759) und Sachsen (919)

Die Zahlen der Folgejahre sind ähnlich.

Sachsen hat 3 738 715 Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung mit Wohnort in Sachsen (am 1. Juli) laut https://www.statistik.sachsen.de/html/so...ungen.html


Heute bin ich auf Kliniken in Sachsen gestoßen im Klinikradar inkl. Auflistung der Borreliosefälle.
Dort sind die behandelten Kliniken mit den behandelten Borreliosepatienten pro Jahr aufgeführt. Man kann daraus ersehen mit welcher ICD und in welcher Fachabteilung die Patienten behandelt wurden. Meist wurden die Patienten in der Neurologie behandelt oder im Bereich Kinder-und Jugendmedizin. Schaut selbst ...

Da die neurologischen Fälle laut Leitlinie nur einen ganz kleinen Teil der Manifestationen von Lyme-Borreliose betreffen ist es schon verwunderlich, dass die akuten Fälle meist nur in der Neurologie landen. Was bedeutet das für den Rest der Patienten? Sad

In der Neurologie werden zumal meist nur Patienten mit einer gesicherten Nervenwasseruntersuchung auf Borreliose behandelt, so wie mir bekannt ist.
Was ist mit den ganzen anderen Fällen?

PS. Ich dachte, dass ich den Versorgungsatlas zur Borreliose im letzten Jahr schon eingestellt hätte, habe es aber heute hier nicht gefunden. Ich werde langsam alt. Biggrin

LG FreeNine
PS. Lyme-Borreliose wurde im vergangenen Jahr (2021) in Deutschland bei 325 000 gesetzlich versicherten Patienten diagnostiziert.
Quelle: 23.9.22 "Hohe Infektuionsrate im Osten" aus "Der Privatarztdigital"
Zitat:Meist wurden die Patienten in der Neurologie behandelt...


Behandelt ist gut. Ich bin aus der Region und war in einer der entprechenden Kliniken. Die Klinikärzte sind bei mir damals nicht drauf gekommen, dass es eine Neuroborreliose sein könnte. Liquor und MRT waren auffällig für Entzündungen aber es waren zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine AK vorhanden. Man wusste nicht, was es ist und auf Borreliose ist Keiner ansatzweise gekommen, trotz etlicher Zeckenstiche. Meiner Freundin ging es ähnlich mit der Neurologie der Klinik.
Also, ist nicht unbedingt so, dass dort jetzt Borreliosespezialisten sind.
(05.01.2023, 07:40)Susanne_05 schrieb: [ -> ]
Zitat:Meist wurden die Patienten in der Neurologie behandelt...
...
Also, ist nicht unbedingt so, dass dort jetzt Borreliosespezialisten sind.
Das will ich auf keinem Fall damit sagen. Blush
Es sind m. M. nach Ärzte, die sich genau an die Leitlinie halten, d. h. nur das machen was eindeutig ist. Sowohl im Versorgungsatlas, wie auch im Klinikradar ist angegeben, dass es sich um Patienten mit einer gesicherten Diagnose handelt.
Wenn man sich tiefer mit der Thematik befasst, weis man, dass die Diagnostik gar nicht so einfach ist, wie es immer dargestellt wird. (Auch nachzulesen im RKI-Ratgeber.)

Eine gesicherte Diagnose ist in der Neurologie die Neuroborreliose (Eine relativ seltene Manifestation - laut RKI Ratgeber ca. 3% der Borreliosen).
Weiter schreibt das RKI: "Die allermeisten (vermutlich über 98%) der neurologischen Fälle manifestieren sich als frühe Neuroborreliose." Stationär werden nur Akutfälle aufgenommen.
Ab wann ist die Borreliose ein Akutfall?

Hier stellt sich mir die Frage, wer behandelt die restlichen 97 % mit anderen Manifestationen? Sind das alles leichte Fälle bis auf ein paar Ausnahmen auf den anderen Stationen?

Zumal dazu kommt, dass jede Einrichtung im Klinikradar zwischen 1 Betroffenen im Jahr bzw. 1-2 Betroffene im Monat im Durchschnitt behandelt.

Auch ich habe ca. 10 Jahre gebraucht um eine Diagnose für meine Problematik zu finden. Als ich sie hatte, konnte und wollte mich keiner so ursächlich weiterbehandeln.
Wo liegt das Problem?

Ich vermute, dass die Dunkelziffer noch viel höher liegt auf Grund der nicht sicheren Diagnostik. Viele Behandlungen unter anderen ICD abgerechnet werden, da nur symtomatisch behandelt wird. (ggf. Psychosomatik, Schmerztherapie usw.) Privatpatienten sind im Versorgungsatlas gar nicht mitgezählt usw.
@freenine:

Das sehe ich vollkommen wie du und wäre wirklich interessant zu wissen, wer die anderen Fälle behandelt.
Ich wollte nur damit ausdrücken, dass manche ja auf den Gedanken kommen könnten in "borreliosestarken" Regionen sind vielleicht manche Kliniken/Ärzte mehr auf diese Erkrankung sensibilisiert und ziehen eine Borreliose schneller in Betracht bei entsprechenden Symptomen. Das muss aber eben nicht so sein.
Neue Zahlen für 2022 laut ZI

https://m.facebook.com/story.php?story_f...3612605493

Zitat:Bei 135.440 gesetzlich versicherten Patient:innen ist in Deutschland 2022 zum ersten Mal eine Lyme-Borreliose diagnostiziert worden. Die zeckenübertragene Infektion kommt bundesweit vor – regional bestehen aber deutliche Unterschiede beim Übertragungsrisiko. In den aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewerteten kassenärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2021 und 2022 zeigten sich die höchsten Erkrankungsinzidenzen in Ostdeutschland und Bayern. So variierte die Anzahl neu diagnostizierter Borreliose-Fälle zwischen 121 in Berlin und 370 je 100.000 Versicherten in Sachsen. Die höchsten Werte waren in allen ostdeutschen Bundesländern Thüringen (306), Brandenburg (268), Sachsen-Anhalt (256) und Mecklenburg-Vorpommern (240) sowie in Bayern (275) zu verzeichnen
[attachment=6742]

Patienten gelten erst als neuerkrankt an Borreliose wenn sie 3 disgnosefreie Jahre hatten. Das muss man jetzt auch nicht verstehen, wenn man bei Blutspenden usw. die symptomfreie Zeit viel kürzer gerechnet wird. Cool Angel Exclamation

Andersherum, ich denke mit Behandlung nach Leitlinie gilt man als austherapiert und gesund. Wieso dann plötzlich 3 diagnosefreie Jahre.
Will man damit die Zahlen plötzlich nach unten rechnen? Huh

Gibt es überhaupt eine Begründung wie die Zahlen von ca. 3 Folgejahren mit jeweils über 300.000 Borreliose-Diagnosen plötzlich auf 135.440 gesunken sind.

Da klingelt Huh irgendwas in mir. Wie seht ihr das?

VG FreeNine
Hier ist nochmal zum Vergleich zu Beitrag #6 die Grafik von 2021 mit 325.000 Diagnosen / Erkrankungen[attachment=6743]
PS. Zu Beitrag #6

Begründung der hohen Zahlen der Jahre 2020 und 2021
Zitat:Ein verändertes Freizeitverhalten der Menschen während der Mobilitätseinschränkungen in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 könnte ein weiterer Faktor sein, der zur Erklärung der im Vergleich zu den vorpandemischen Jahren deutlich erhöhten Borreliose-Infektionszahlen beiträgt.
Und was ist dann mit den 306.000 Diagnosen im Jahr 2019 vor der Pandemie? Dodgy