Zitat: landei schrieb:Gibt es einen Nachweis dafür, dass Therapien, für die ein Wirksamkeitsnachweis durch randomisierte Studien erbracht wurde, tatsächlich auch wirksamer und kostengünstiger sind?
Donald schrieb:Natürlich nicht. Das verhält sich nämlich bei jeder Therapie anders. Manche sind wirksamer und kostengünstiger als manche andere, und manche eben nicht.
Komische Frage, die mit dem Thema nichts zu tun hat.
Jede Therapie verhält sich anders? Wie prüft man denn die Wirksamkeit einer Therapie und was macht Dich dann so sicher, dass homöopathische Mittel nicht wirken? Ich frage mich gerade wirklich, ob Du Dich überhaupt schon mal intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt hast oder nur dem Mainstream nachplapperst.
Wie stellt man fest, ob ein Medikament oder eine Therapie wirksam ist? Goldstandard in der evidenzbasierten Medizin, die Du ständig zitierst offenbar ohne es selbst zu bemerken, ist die randomisierte, doppelt verblindete Studie. Nun sind solche Studien aber nicht nur sehr teuer, sie lassen sich auch nicht auf alle Behandlungsformen anwenden, wie z.B. Chirurgie, Psychotherapie, etc. Dazu liefern diese Studien lediglich Beobachtungen für eine Theorie, die damit längst noch nicht bewiesen ist. Dazu wären weitere Experimente in beide Richtungen sowie Langzeitbeobachtungen nötig, die meist aus Kostengründen nicht erfolgen.
Um die Vielzahl randomisierter Studien zu kanalisieren, begann man systemische Übersichtsarbeiten zu entwickeln. Dazu werden zu einer Fragestellung verschiedene Studien ausgewählt, bewertet und meist auch mit statistischen Methoden quantitativ zu einer Meta-Analyse zusammengefasst. Metastudien gelten als besonders aussagekräftig.
1997 gab es eine Metastudie die belegte, dass Homöopathie besser abschneide als eine Scheintherapie. Die Kritiker auf Seiten der evidenzbasierten Medizin bemängelten prompt, es seien zu viele „schlechte“ Studien mit eingeflossen. 1999 folgte eine weitere Veröffentlichung mit „hochwertigen“ Studien und die Aussage wurde revidiert. Das zeigt bereits, wie beeinflussbar auch solche Metastudien sind und erinnert mich wiederum sehr an den wissenschaftlichen Disput zu Borreliose. Nach wie vor wird in nahezu allen Veröffentlichungen auf die Klempner-Studie Bezug genommen, die nachweislich eklatante Mängel aufwies. Daran stört sich allerdings kein evidenzbasierter Mediziner. Im Gegenzug werden alle Studien, die die aufgestellte Theorie stören, als qualitativ schlecht abgewertet.
In der Wissenschaft gibt es keine absoluten Wahrheiten, sie entwickelt sich stetig weiter. Inzwischen setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass RCTs (randomisierte kontrollierte Studien) doch nicht so aussagekräftig sind wie angenommen. So haben sie eine weitaus niedrigere externe Validität, d.h. die Ergebnisse sagen wenig darüber aus, ob sie auch den Alltagsbedingungen standhalten. Bezeichnenderweise ist es aber wiederum die evidenzbasierte Medizin, die in Frage stellt, ob diese derzeit üblichen Nachweismethoden auch auf die Homöopathie anzuwenden sind. Es wird befürchtet, dass eine Wirksamkeit attestiert wird, wo vielleicht keine ist. Vorschlagen wird das Prinzip der „Scientabilität“, nach der nur Therapien in Studien untersucht werden sollen, wenn sie sicheren Erkenntnissen nicht widersprechen. Bereits in der Vergangenheit hat Prof. Windeler, Leiter des IQWiG und Pionier der evidenzbasierten Medizin von sich gegeben: „Die Homöopathie ist ein spekulatives, widerlegtes Konzept. Dazu muss man auch gar nicht weiterforschen, die Sache ist erledigt.“ „Let us laught at it, let us ignore it, do not study it“. Muss man das wirklich noch kommentieren?
Ursprünglich stütze sich die evidenzbasierte Medizin auf 3 Säulen: Die klinischen Erfahrungen, die Werte und Wünsche des Patienten und den aktuellen Stand der klinischen Forschung. Inzwischen wurden diese Säulen auf letztere heruntergebrochen und im Zuge der Leitlinienentwicklung durch ökonomische Aspekte ergänzt. Nicht mehr die ärztliche Erfahrung oder das Individuum steht im Vordergrund, sondern die zum Teil anonyme Bewertung der Relevanz von Daten, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung meist schon wieder veraltet sind. Diese Reduktion führt zum Versagen von Leistungen, aber nicht zu mehr Wirtschaftlichkeit. Das ist zudem weder wissenschaftlich noch spiegelt es die Realität. Lediglich für 11 % von 3000 Behandlungsleistungen liegt Evidenz für Nutzen vor, bei 50 % weiß man gar nichts. Solche Ärzte sollten sich besser Gedanken machen, warum die moderne Medizin an den Bedürfnissen der Patienten vorbeigeht anstatt ideologische Glaubenskriege anzuzetteln und den Patienten ihre Selbstwahrnehmung abzusprechen.
Wie Wissenschaftlichkeit intersubjektiv bestimmt wird