Forum Borreliose & Co-Infektionen

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Hallo ihr Lieben,

da dieses Thema in Phönix' Krankheitsverlauf schon recht viel besprochen wurde, dachte ich, es würde sich vielleicht für einen eigenen Thread eigenen.

Borreliose + Arbeit + Haushalt... das ist schon heftig. Icon_verwirrt2
Ich bin im Moment noch in Elternzeit, aber selbst mit Haushalt und Kind bin ich an manchen Tagen echt überfordert. Mein Partner unterstützt mich zwar, wo er kann, aber er geht zurzeit auch Vollzeit arbeiten, sodass eben doch vieles an mir hängen bleibt. Da mein Töchterchen sich jetzt in den Kopf gesetzt hat, die Welt (oder zumindest die Wohnung) zu erkunden, kann ich auch den Haushalt nicht allzu sehr vernachlässigen. Bis hierher geht das ja alles irgendwie noch, aber im nächsten Herbst steht bei mir dann (hoffentlich) auch noch eine Ausbildung an.

Derzeit bekomm ich (endlich mal) ABs, aber die "richtige" Therapie geht erst nach dem Spezi-Termin im Januar los. Ich merk aber jetzt nach 9 Tagen Azi schon, dass das meine Leistungsfähigkeit ganz schön senkt. Icon_spritze

Wie funktioniert es denn bei euch anderen so mit der Alltagsbewältigung? Gibt es hier auch Leute, die Vollzeit arbeiten und trotzdem klar kommen?
Und gibt es dafür Tipps und Tricks?
Mich würden eure persönlichen Erfahrungen bezüglich Borre und Alltag mal interessieren.

LG Franzi
Hallo Franzi87,

tja ich glaube das ist die größte Herrausforderung für uns alle, vor
allem, wenn man Kinder hat....

Ich habe auch 3 Kinder im Alter 5-9, großes Haus und Garten, und
versuche noch selbstständig vormittags zu arbeiten....
Manchmal bin ich so an meinen Grenzen angelangt, dass ich mich am
liebsten absetzen würde, um einfach mal einen halben Tag liegen zu
können...

Tja aber das geht nicht....dann gibts wieder Zeiten, in denen ich denke,
hey geht ja...das ist in den guten Tagen, in denen ich fast nichts von der
Borreliose verspüre....

Das schlimmste ist, das all die Kräfte für Dinge draufgehen, die sein
'müssen'...für die schönen Dinge habe ich meist keine Kraft mehr.

Das Ziel für mich ist immer, wieder so agieren zu können, wie früher,
abfinden will ich mich mit diesem Zustand noch nicht
wirklich....vielleicht muss ich das aber irgendwann, wer weiss?

Was ich in dieser Zeit gelernt habe, ist, dass ich mich sehr auf das
Wesentliche konzentriere und keine Zeit mehr mit Dingen/Leuten
verschwende, die es nicht wert sind.

Und ich nehme mittlerweile sehr gerne Hilfe von meiner Familie an....solange diese sich anbietet...

Maurizia
Hallo Ihr Lieben,Icon_winken3

ich gehe Vollzeit arbeiten, habe Mann und 2 Kinder, allerdings schon 14 und 27,und einen großen Haushalt.
Bei uns ist es einfach so, dass wir Aufgaben verteilen oder zusammen erledigen. Getränkeeinkauf erledigt mein Mann, Lebensmitteleinkauf einmal
die Woche erledigen wir zusammen. Mein Sohn ist zuständig für Müll und das Ausräumen der Spülmaschine.
Habe ich gekocht sind die Anderen dran mit Küche aufräumen und spülen.
Das ist natürlich schwierig wenn man noch kleine Kinder hat, aber einen Teller in die Spülmaschine räumen konnten meine Kinder schon mit 4 Jahren.
Ich habe gelernt mich zu organisieren und auch mal "5 gerade " sein zu lassen.
Wenn es mir richtig mies geht bringt mein Mann seine Hemden in die Reinigung und es gibt eben nur ein Brot, oder was aus dem Imbiss.
Das ist mit kleinen Kindern natürlich schwieriger.
Ich habe auch gelernt mal nein zu sagen.

Natürlich bin ich bei Schüben auch schon mal total platt und denke daran
was alles liegen bleibt, aber dann geht es eben nicht anders.

TinaIcon_winkgrin
Ich arbeite ja Gott sei Dank nicht und habe keine Kinder. Das macht alles viel einfacher.

Ich handhabe es so, daß ich mir am Wochenende schon überlege, was in der kommenden Woche so an Terminen und Aufgaben auf mich zukommt. Dann überlege ich mir einen groben Plan, daß ich alles möglichst borreliose - freundlich verteile.

Dann richtet sich mein täglicher Zeitplan auch danach. So kommt in der Regel - zumindest wenn ich nicht so fit/ stabil bin - zuerst der Hund dran. Das Pferd kann auch mal stehen bleiben oder von jemand anderem bewegt werden, der Haushalt kann zur Not auch liegen bleiben, aber da gibt es auch Dinge, die mein Mann nach der Arbeit machen könnte, wenn alle Stricke reißen. Aber der Hund muß bewegt/ beschäftigt werden, und da sie ein Stimmungsschwamm ist, muß das konzentriert und einigermaßen entspannt ablaufen. Also am Besten, wenn ich noch möglichst viel Energie und Nerven habe.

Ich habe mir vor allem abgewöhnt, mich unter Druck zu setzen. Zum Glück bekomme ich auch von außen keinen Druck, weil Familie und Bekannte von der Krankheit wissen und ein "geht zur Zeit nicht" von mir akzeptieren.
Gerade mit dem Hund z.B. gab es anfangs Probleme, ich wollte für sie möglichst gut funktionieren und habe mich auch an ganz schlechten Tagen geschleppt. Bis ich einsah, daß eine Überforderung a) dahin führt, daß ich irgendwann gar nichts mehr mit ihr/für sie tun kann, und daß b) einen Tag mal gar kein Training aber immerhin mit Frauchen einen entspannten, harmonischen Tag im Haus vergammeln, im Zweifelsfall besser ist, als rausgehen, aber Frauchen ist dabei unkonzentriert, kränkelnd und am Ende sogar gereizt.

Das habe ich auch auf andere Bereiche übertragen. Ich habe festgestellt, daß ich mehr schaffen kann, wenn ich rechtzeitig einen Gang runterschalte. Wenn ich liegen lasse, was irgendwie liegen bleiben kann, bleibt mir meist auch im Schub genug Restenergie, das Nötige zu schaffen. Versuche ich aber, möglichst viel hinzubekommen, dann geht am Ende gar nichts mehr, ich vernachlässige die Dinge wirklich und es stapelt sich alles zu einem unüberwindbaren Berg auf.

Zum Glück war ich vor der Borreliose aufgrund meiner Borderline - Störung ein noch größeres Wrack. Also bin ich es gewohnt und mein Umfeld auch. Wir mußten alle nur ein klein wenig umlernen von einer Krankheit auf die andere, und wir finden alle, mir geht es immerhin auch im Schub noch immer besser als früher.
So hatte ich es vergleichsweise leicht.
Zitat:Gibt es hier auch Leute, die Vollzeit arbeiten und trotzdem klar kommen?
Vollzeit ja. Trotzdem klarkommen nein. Icon_no

Mein Wohnzimmer ist seit Mai letzten Jahres eine Baustelle. So, wie ich da das Werkzeug fallen gelassen hab, liegt es immer noch da.
Ansonsten bleibt auch viel liegen. Schön ist anders. Und es ... mich sooooo dermaßen an, weil ich nicht mal Besuch reinlassen kann. Aber was soll ich tun? Bin nach der Arbeit und den allernötigsten Dingen so kaputt und schlapp, daß ich es körperlich einfach nicht mehr schaffe. Oft auch wegen Schmerzen in den Gelenken/Muskeln/Sehnen nicht. Icon_kruecken
Mir würde es sooooo weiterhelfen, wenn ich mich einfach mal über längere Zeit krankschreiben lassen könnte. Geht aber nicht aus finanziellen Gründen. Viermal vier Wochen im Stück (letztes und dieses Jahr) haben bitterböse Spuren hinterlassen auf dem Konto. (Kurze Erklärung: Ein Drittel meines Gehaltes besteht aus einem Zuschlag, den ich nur für die Stunden bekomme, die ich tatsächlich arbeite. Und das als Geringverdiener...)

Ansonsten halte ich es so, wie schon Maurizia geschrieben hat:
Zitat:Was ich in dieser Zeit gelernt habe, ist, dass ich mich sehr auf das
Wesentliche konzentriere und keine Zeit mehr mit Dingen/Leuten
verschwende, die es nicht wert sind.
Nur zu dem Unterschied, daß ich dies schon etliche Jahre vorher gelernt hab. Kommt mir jetzt natürlich zugute, weil nicht neu.

Daß ich allein lebe, ist mal Nachteil, mal Vorteil. - Denk ich nicht weiter drüber nach.
Ja, ich kann bei Filenada fast uneingeschränkt unterschreiben. Außer dabei, dass man sich von anstrengenden Dingen und Leuten fernhält. Das schaff ich noch nicht so gut. Aber vollzeit arbeiten - bzw. vollzeit auf der Arbeit physisch anwesen sein - und zuhause nix mehr auf die Kette kriegen. Ich schaffe es leider auch nicht gut, über das Chaos milde hinweg zu sehen, mich nervt es selbst tierisch.

(08.11.2012, 19:11)Filenada schrieb: [ -> ]Daß ich allein lebe, ist mal Nachteil, mal Vorteil

Genau, ich muss mich GsD nicht noch um Kinder oder Kerl kümmern, sondern nur um meine beiden verrückten Katzen. Das schaff ich so grade noch Biggrin

Mein Tipp für dich, Franzi: 5 grade sein lassen, also Ansprüche runterschrauben, Hilfe zulassen, viel Zeit für dich selbst einbauen, wo du dir selbst was gutes tust. Letzteres finde ich ganz wichtig. Borrelien lieben Stress...

Alles Gute dir und
LG Couch
Hallo Ihr Lieben,
hatte gerade auch meinen Beitrag dazu geschrieben und im letzten Moment ausversehen überspeichert....Angry
Jetzt nochmal in Kurzform:

(08.11.2012, 19:38)Extremcouching schrieb: [ -> ]Mein Tipp für dich, Franzi: 5 grade sein lassen, also Ansprüche runterschrauben, Hilfe zulassen, viel Zeit für dich selbst einbauen, wo du dir selbst was gutes tust. Letzteres finde ich ganz wichtig. Borrelien lieben Stress...

Zu dieser Erkenntnis bin ich auch nach einem langem Weg bis dahin gelangt. Ich war der Hauptverdiener bis zur Au-Schreibung. Zuletzt funktionierte das mit der Arbeit und Erholung/ Ausgleich gar nicht mehr. Nun bin ich schon 2 Jahre AU-geschrieben. Seit einem Jahr läuft der Antrag auf Rente auf Borre...- Kann man sich nicht entscheiden? Icon_box

Die Frage ist doch, was ist wichtiger
(Gesundheit oder das was noch übrig ist zu erhalten ... oder .... Arbeit Geld ....)

Ich mußte mein "Leben" voll umorganisieren und es wird auch noch einiges auf mich zukommen... Aber die Ruhe tut mir auf alle Fälle gut. Ich bin viel ausgeglichener. Teile mir die Hausarbeit ein so gut es geht. Es gibt auch viele Zettelchen, damit ich das wichtigste manchmal nicht vergesse.
Und wenn mir einer "blöd" kommt, dann frage ich ihn was er machen würde, wenn er in meiner Situation wäre.

Auf alle Fälle vermiese ich den "kleinen Übeltätern" ihr Dasein, indem ich versuche allen Stress zu vermeiden...Icon_winken3

Und mich hier etwas auszutauschen tut auch gut...., aber jetzt ruft doch noch ein wenig Haushalt....Icon_mttao_staubsaugen

LG FreeNine
Hallo Leute,

danke erstmal für eure zahlreichen Antworten. Es ist irgendwie gut zu hören, dass andere auch ihre lieben Problemchen mit dem Alltag haben (Ich hoffe, dass klang jetzt nicht doof).

@Maurizia: Das mit den Kraftreserven kenn ich nur zu gut... Kind im Bett, Haushalt erledigt, schöner Abend mit Partner? Nö. Geht nicht, weil man völlig fertig ist und nur noch umfallen könnte. Icon_sleep Das kann einem echt auf Dauer die Laune vermiesen.

@Tina: Das mit der Aufgabenverteilung läuft bei uns ähnlich. Mein Freund erledigt den Getränkeeinkauf, die Lebensmittel mach ich mal allein, mal mit ihm zusammen. Das kommt darauf an, wie es mir an dem Tag geht und wieviel einzukaufen ist. Zu Hause haben wir inzwischen einen Haushaltsplan, um mich ein wenig zu entlasten und Diskusionen vorzubeugen, wer wann was gemacht hat oder machen muss (ist ja auch wieder Stress). Icon_seb_dead

@Phönix: Das mit dem Druck machen ist da so eine Sache... Mein Freund vergisst meine Borre manchmal ein bisschen, was ich aber irgendwie auch ganz gut finde. Ich will ja auch nicht immer nur die chronisch Kranke sein, die mal wieder nix auf die Kette kriegt. Icon_trage Deswegen haben wir ja jetzt den Haushaltsplan. Andererseits will ich auch nicht immer sagen müssen "Ich kann grad nicht". DAS NERVT. Icon_eazy_mecker Eigentlich ist das eins meiner Hauptprobleme, nämlich das einen diese besch... Krankheit täglich mit der eigenen Unfähigkeit konfrontiert.

@Filenada: Ich befürchte, mir wird es ab nächstem Jahr ähnlich gehen wie dir mit deinem Wohnzimmer, sofern ich denn einen Ausbildungsplatz bekomme. Eigentlich ist das jetzt schon so. Ich hab auch noch so einige kleine Baustellen (kleine, aber viele). Ich bin Ende Februar umgezogen (3,5 Wochen vor der Geburt). Danach konnt ich durch den Kaiserschnitt nicht allzu viel machen und nach dem Wochenbett meldete sich meine Borre wieder zurück. Icon_verwirrt2 So ist das eben manchmal...

@Couch: Deinen Tipp versuche ich teilweise schon umzusetzen. Ich habe einmal in der Woche einen babyfreien Abend, den ich für mich nutzen kann, wie auch immer ich möchte, meine Schwiegermutter wird auch öfter mal mit eingaspannt, wenns möglich ist und was den Haushalt angeht, übersehe ich schon einiges. Icon_teebeutel-smilina Ich versuche nur zumindest den Boden relativ sauber zu halten (du weißt ja was 2 Katzen so an Dreck fabrizieren können), da mein Töchterchen nun eben anfängt zu krabbeln. Genau der Punkt machts nun auch nicht leichter, länger als 5 Minuten am Stück kann ich nur sitzen, wenn sie grad schläft.

@FreeNine: Den Tipp mit den Zettelchen werd ich mir mal merken oder mir besser gleich aufschreiben Icon_schriftsteller_b
Was den Austausch hier angeht, kann ich dir nur zustimmen. Es tut wirklich gut, auch die Erfahrungen anderer Betroffener mal zu hören / lesen und sich irgendwie verstanden zu fühlen. Das gibt auf jeden Fall das Gefühl, dass man mit dem ganzen Mist nicht allein dasteht. Ich hoffe, dass deinem Rentenantrag möglichst bald ein positiver Bescheid folgt. Ansonsten am besten so bei der DRV auftauchen: Icon_aufsmaul

Danke euch allen für die Antworten.

LG Franzi
(09.11.2012, 10:02)franzi87 schrieb: [ -> ]so bei der ... auftauchen: Icon_aufsmaul

Bin ich dabei...Icon_dinosaurier07

Danke
LG
Nun, ich finde es ist eher schwer mit dem Umfeld zurecht zukommen. Auch bin ich (trotz postitiver LTT Test) noch immer nich davon überzeugt, dass die Borreliose mein größtes Problem ist (Evtl. eben etwas Anderes), daher habe ich - bis auf meiner Frau - die Diagnose Borreliose auch noch keinem gesagt. Da warte ich MItte Dezember einen Termin bei einem Experten noch ab. Gerade bei neurologischen Probleme, die ich habe, sagt jeder im Umfeld - das ist die Psyche und auch Ärzte springen eigentlich nur auf dieses Boot, tja man schaut auch immer mehr in seinen Körper, es ist ein Kreislauf der einen psychisch schon vor Aufgaben stellt. Die Arbeit bekomme ich hin, auch den Hund, das Reiten habe ich derzeit leider aufgegeben jedoch kümmere ich mich noch um meine Pferde, ich glaube auch, dass es sogar gut ist, dass ich einiges zu tun habe, immer in den Körper reinzulauschen macht nicht gesünder. Tortzdem, ich fühle mich innerlich oft vergiftet, manchmal wie unterzuckert, es kribbelt und zuckt und man ist Vergesslich, u.a. aber auch weil man sich von seiner Krankheit ablenken lässt. Nun ja, manchmal ist man auch kurz vor dem Aufgeben, der Experte ist eigentlich meine letzte Chance die ich der Borreliose gebe.

LG

Stephan
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