kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
burns - 18.08.2019
Hallo!
derzeit habe ich die o.a. Symptome, wobei sich das Kribbeln im Hinterkopf auch als leichtes Druckgefühl äußert und vermehrt im rechten Halsbereich hin und wieder neurale leichte Schmerzen auftreten.
Um ein genaueres Bild zu geben, hier meine Krankheitsgeschichte:
Vor ca. 4 Jahren hatte ich einen großen roten Fleck am Fuß, wobei kein Zeckenbiss ersichtlich bzw. erinnerlich war. Da der Fleck nicht wegging und sich trotz Behandlung mit Salben weiter verfärbte (lila, blau) wurde vom Arzt Kortison verschrieben, was dann nach einigen Wochen ein Abklingen bewirkte.
In den letzten Jahren fühlte ich mich immer mal wieder schlapp, wobei vor allem im Rachen so rote Pünktchen auftraten und das Ohr hin und wieder juckte / leicht entzunden war. Da bis auf ein mal (starke Rachenentzündung mit weißen Punkten, Geschmacksstörungen) keine außergewöhnlichen Beschwerden auftraten, habe ich mir nichts Weiteres gedacht.
Heuer Mitte Mai hatte ich allerdings gleich drei Zeckenbisse (an einem Tag). Da keine Wanderröte zu sehen war, habe ich nur eine sehr lange Auffrischungsimpfung gegen FSME gemacht.
Ca. fünf Wochen nach den Zeckenbissen hatte ich nachts Nackenschmerzen, was ich als Bannwarth Syndrom interpretiere. Fühlt sich an wie tausend Nadelstiche, dazu hatte ich leichtes Fieber, Schweißausbruch und starke Kopfschmerzen. Dazu kam noch dieses warme, fast heiße Gefühl im Nacken und Kribbeln in den Fingern links. In weiterer Folge hatte ich vor allem nachts immer mal wieder Kribbeln /Taubheitsgefühl in den Händen (stechen in den Fingerspitzen) und auch Kribbeln in den Füßen. Diese Symptome wurden mit der Zeit etwas weniger. Die auf diese schaurige Nacht folgende Blutuntersuchung (einen Tag danach) ergab ein ehöhtes CRP (Wert 3,5 - oberes Maß der Bandbreite 0,5) und ein negatives FSME-IgM. Auf Borreliose wurde da noch nicht getestet. Da die Symptome nach wie vor vorhanden waren (kribbeln, teilw. Taubheitsgefühl in den Händen und Nackenschmerzen bzw. Druckgefühl/leichte stechende Schmerzen im Hinterkopf) wurde erneut der Hausarzt konsultiert. Blutbefund ergab diesmal einen hoch positives IgG (243 - oberes Maß der Bandbreite ist 15), IgM war negativ.
Verschrieben wurde Doxybene. Nach Termin bei Internisten meinte dieser, ich solle das drei Wochen lang nehmen - was ich auch tat. Die o.a. Symptome wurden gefühlt weniger.
Ein MRT von Kopf und Halswirbelsäule blieb ohne Befund (es wurde im Bereich der HWS eine Streckung der Lordose fesgestellt - was für mich auf schlechte Haltung aufgrund Büroarbeit zurückzuführen ist).
Es ist jetzt ca. 1,5 Wochen her, dass die Antibiotika abgesetzt wurden. Was mir auch schon in den letzten Wochen immer wieder negativ aufgefallen ist, ist der (nächtliche) Harndrang. Wasserlassen ist alle drei bis vier Stunden notwendig (auch tagsüber). Das hatte ich früher nie. Ich bin deshalb schon ziemlich gerädert. Zudem hat meine Tochter (ca. 1 Jahr und 10 Monate - die bei uns im Bett schläft) oft einen unruhigen Schlaf, was die Situation nicht erleichtert.
Ich fürchte mich sehr vor einer chronischen fortschreitenden Entzündung des Gehirns, falls ich Neuroborreliose haben sollte.

Der Internist rät von einer LP ab und ich bin jetzt auch nicht unbedingt scharf drauf, zumal das Ergebnis wieder in alle Richtungen interpretiert werden kann.
Ich bin mir sehr unschlüssig, an was ich erkrankt sein könnte und wie ich dagegen vorgehen kann. Morgen habe ich einen Termin beim Neurologen.
Mal schauen was der sagt. Natürlich freue ich mich über Rückmeldungen und bin auch über eure Meinung sehr dankbar.
LG Burns
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
mari - 18.08.2019
Hallo burns,
Willkommen zuerst!
Was du beschreibst: _kann_ Borreliose sein (weil die alle erdenklichen Symptome und Folge-Erkrankungen machen kann). _Kann_ natürlich auch was ganz Anderes sein der Ärzte gesagt bekommen, wenn du Borre erwähnst - und genau das wirst du von der Mehrheit.
Wenn ich dir etwas raten darf für morgen/Neurologen:
1. Erwähne bei ihm mit keinem Wort Borreliose, sondern sprich _nur_ von negativem FSME-Test.
2. Erwähne mit keinem Wort dieses Forum.
3. Geh auf keinen Fall ohne Zeugen allein zu dem Neurologen; nimm deinen Partner oder eine Freundin oder sonstwen mit (notfalls Termin verlegen).
Neurologen reagieren i. d. R. etwas "allergisch" auf Borreliose; im schlimmsten Fall werden Betroffene von Neurologen für komplett verrückt erklärt. Ist leider kein Witz! Doch mehr dazu kannst du dir hier im Forum anlesen bei den Berichten anderer Betroffener - und wenn dir das passiert, ist dein Leben im Eimer.
Beste Grüße vorerst von
Mari
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
burns - 18.08.2019
Alles klar. Danke für die Info. Leider habe ich das magische Wort vorab schon in einem SMS erwähnt. Ich werde mir aber sicher noch eine zweite Meinung einholen. Da kann ich das dann beherzigen.
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
urmel57 - 18.08.2019
Hallo burns,
tatsächlich hätte ich im Zusammenhang mit der von dir geschilderten Geschichte auch den Verdacht, dass du dir eine Borreliose eingefangen hast. Ungewöhnlich würde ich vielleicht sehen, dass nach der relativ kurzen Zeit beriets nur noch IgG im Serum zu finden waren. Möglicherweise hattest auf was altes noch eine neue Infektion bekommen. Hierüber kann man aber nur spekulieren.
Wäre im akuten Stadium eine Lumbalpunktion gemacht worden, hättest du möglicherweise eine Bestätigung einer Neuroborreliose erhalten. Richtig ist meiner Meinung nach aber durchaus, dass antibiotisch behandelt wurde, denn im Frühstadium ist eine Neuroborreliose nicht immer sicher nachweisbar und Borreliose kann man mehrmals bekommen.
Wie der Neurologe das sieht, wirst du ja merken, da gibt es solche und solche. Das lässt sich schwer vorab beurteilen. Bei weiter bestehenden Symptomen, fände ich persönlich weitere Behandlung mit Antibiotika-Infusionen gut, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass dir der Neurologe das einfach so anbietet. In der Regel warten die dann ein paar Monate ab und beobachten das im besten Falle.... . Falls dem so ist, kannst du immer noch überlegen, wohin du noch gehen magst.
Liebe Grüße Urmel
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? - Ehemaliges Mitglied 1 - 18.08.2019
Zitat:.... und wenn dir das passiert, ist dein Leben im Eimer.
Falls Du zu krank zum arbeiten sein oder bleiben solltest, dann kann eine Diagnose vom Neurologen in Richtung Hypochonder oder ähnliches sehr negative Konsequenzen haben.
Auch meine Erfahrung ist die, dass ein Neurologe eine Borreliose
selbständig diagnostiziert und er dazu nicht die Hilfe des Patienten benötigt, der in Erwägung zieht eine haben zu können.
Mit den Zeckenstichen kannst Du Dich neben Borreliose auch mit Co-Infektionen infiziert haben. Anhand Deiner Beschwerden alleine kann man vermutlich nicht bestimmen, ob Erreger und welche Erreger ursächlich sind.
Wenn bei mir Beschwerden nach Zeckenstich auftreten würden, dann würde ich die mit Erregern in Verbindung bringen und zeitnah bevorzugt Ärzte aufsuchen, die mich auf dem Weg der Erreger-Diagnostik begleiten und mit Antiinfektiva versorgen würden.
Wenn Du schon eine Borreliosebehandlung hattest, dann würdest Du vom
Neurologen vermutlich (eigene Erfahrung) nur dann eine Infusionstherapie gegen Borreliose erhalten, wenn Du eine positive Lumbalpunktion vorweisen kannst.
Ob ein Neurologe bei Deiner Vorgeschichte zusätzlich auf Co-Erreger untersuchen wird?
Und selbst wenn, würde er in jedem Fall welche finden können?
Wenn nicht, dann wäre das Ergebnis, dass Du gesund bist!
Vom Neurologenbesuch würde ich mir daher in erster Linie eine Differentialdiagnostik versprechen, aber nicht unbedingt eine antiinfektive Behandlung (es sei denn Ergebnis "Positive Lumbalpunktion" auf Borrelien-Infektion).
Neben Neurologenbesuch wäre es bei weiterbestehenden Beschwerden deshalb gut, sich einen "Borreliose-Arzt" zu suchen.
LG Niko
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
Zuversichtliche - 18.08.2019
(18.08.2019, 15:37)mari schrieb: Neurologen reagieren i. d. R. etwas "allergisch" auf Borreliose; im schlimmsten Fall werden Betroffene von Neurologen für komplett verrückt erklärt. Ist leider kein Witz! Doch mehr dazu kannst du dir hier im Forum anlesen bei den Berichten anderer Betroffener - und wenn dir das passiert, ist dein Leben im Eimer.
Ich finde die Aussage "ist dein Leben im Eimer" etwas krass.
Mari, sei Dir bitte bewusst, dass Du mit solchen Aussagen auch Ängste vor Neurologen schüren kannst.
Klar ist es nicht gut, wenn Psychodiagnosen gestellt werden, wenn es dann evtl. doch Borreliose ist - andererseits kann eine Psychodiagnose (leider) auch hilfreich sein, wenn es um Versicherungsleistungen geht!
Auch bringen "Zeugen" bei einem Arzttermin auch nicht unbedingt etwas.
Ich gehöre auch zu der Gruppe, die große Probleme mit Ärzten und deren Diagnosen hat. Allerdings hätten mich Zeugen davor auch nicht "retten" können. Wenn ein Arzt eine Diagnose stellt, dann ist es seine Bewertung eines Gesundheitszustandes.
Ich finde es ok, darauf hinzuweisen, dass man vorsichtig sein soll oder sich dessen bewusst sein soll, dass von manchen Ärzten "falsche" Diagnosen gestellt werden könnten - aber bitte keine angstmachenden Formulierungen. Das ist aus meiner Sicht auch nicht unbedingt hilfreich.
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
burns - 18.08.2019
(18.08.2019, 16:09)urmel57 schrieb: Hallo burns,
tatsächlich hätte ich im Zusammenhang mit der von dir geschilderten Geschichte auch den Verdacht, dass du dir eine Borreliose eingefangen hast. Ungewöhnlich würde ich vielleicht sehen, dass nach der relativ kurzen Zeit beriets nur noch IgG im Serum zu finden waren. Möglicherweise hattest auf was altes noch eine neue Infektion bekommen. Hierüber kann man aber nur spekulieren.
+++ Danke für deine Einschätzung. Ja, ich fürchte das wird wohl so sein. An eine schon länger zurückliegende B-Infektion glaube ich auch. Ob das jetzt plötzlich wieder / erstmals so richtig aufgetreten ist oder die Infektion neu ist, bleibt fraglich. Besser wäre Letzteres, weil dann die Antibiotika vl. noch besser greifen. Hoffe ich halt.
Edit: Zitat repariert.
Mod.
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
burns - 18.08.2019
Vielen Dank Euch für die ausführlichen Antworten!
Ich bin derzeit noch berufstätig, kämpfe aber ziemlich, dass das so bleibt. Offenbar stehe ich am Anfang eines steinigen Weges, der mich hoffentlich aufwärts führt. Leider bin ich etwas unschlüssig oder unbeholfen was die Wahl der Ärzte angeht. Falls das erlaubt ist, wäre ich für eine Private Nachricht dahingehend dankbar. Ich wohne in der Nähe von Wien und arbeite auch dort.
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? - Ehemaliges Mitglied 1 - 18.08.2019
Ich habe nur Ärzte in Deutschland kennengelernt.
Auf der folgenden Internetseite, werden Ärzte für Österreich gelistet.
https://www.borreliose-nachrichten.de/borreliose-aerzte-liste/
Mir ist jedoch nicht bekannt, inwieweit die genannten Ärzte den von mir bevorzugten Richtlinien von ILADS (USA)
https://onlyme-aktion.org/neue-ilads-leitlinien-zur-diagnose-und-behandlung-von-lyme-borreliose-und-assoziierten-erkrankungen-ist-veroeffentlicht/
oder denen der "Deutschen Borreliose-Gesellschaft" folgen.
Könnte man eventuell am Telefon klären?
Persönlich würde ich keine Behandlung bei einem Anhänger der IDSA-Richtlinien oder jemandem, der über die "Deutsche Borreliose-Gesellschaft" nörgelt, machen.
Es gibt wohl auch eine Facebookseite in Österreich? Eventuell hilfreich?
https://onlyme-aktion.org/informieren-2/links-infos/
Viel Erfolg von Niko
RE: kribbeln im Hinterkopf, Harndrang - Borreliose? -
mari - 18.08.2019
Siehe oben:
Ängste zu schüren ist nicht meine Absicht - aber deutlich zu machen, wie riskant das "blinde" Vertrauen auf die Kompetenz von Neurologen ist.
So naiv, auf ärztliche Kompetenz zu vertrauen, war ich früher auch. Doch was ich mit der bewiesenen "Seuche" bei Ärzten und v. a. bei mehreren Neurologen erlebte, ist schier unfassbar.
Nun, es mag Ausnahmen geben - und die Ausnahmen gönne ich all den Betroffenen, die ggf. mehr Glück hatten als ich. Also, burns:
Viel Glück auch dir!