Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Schweizer32 - 31.05.2020
Guten Abend zusammen
Ich wurde gestern zum 1. Mal in meinem. Leben mit Borreliose diagnostiziert. Nachfolgend mein Krankheitsverlauf:
- 09.-15.05.2020: Zeckenbiss (genauer Zeitpunkt leider unbekannt)
- 15.05. oder 16.05.2020: Zeckenbiss bemerkt, weil juckende Quaddel in der Kniekehle, alles erwischt
- 29.05.2020: Kopfschmerzen leicht bis mittel, ganztags (ich dachte schlecht geschlafen)
- 30.05.2020: Zufällig die beginnende Wanderröte zentral um den Stich bemerkt und sofort im Spital gezeigt. Diagnose klinisch anhand des so typischen Erythema migrans zweifelsfrei gestellt. Lymphknoten alle nicht geschwollen, Allgemeinzustand ausser leichten Kopfschmerzen gut, Blutentnahme zeigte keine Auffälligkeiten punkto CRP. Keine Anzeichen auf FSME (bin geimpft).
Nun, mir wurde wie üblich Doxycyclin verschrieben (2x 100 mg, 1-0-1, männlich, 182 cm, 65 kg), aber nur für 10 Tage, was gemäss Literatur das absolute Minimum ist von der Behandlungsdauer her.
Meine Fragen:
1) Reichen nur 10 Tage zur Behandlung?
2) Ich habe 28 Tabletten à 100 mg Doxycyclin erhalten. Soll ich auf eigene Faust einfach 14 Tage konsequent einnehmen?
3) Mein Erythema migrans ist heute deutlich röter und grösser als gestern.
Gestern: 2 x 5 cm (oval)
Heute: 3 x 7 cm (schon runder)
Heisst dies, dass ich die Infektion früh entdeckt habe?
4) Wie gross ist die Chance, dass ich nach 10 bis 14 Tagen AB Therapie die Borreliose nachhaltig bekämpft habe?
Ich danke euch für eure Erfahrungswerte und Meldungen.
PS. Ich wurde dieses Jahr nur 2x von einer Zecke gebissen. Die erste habe ich am 26.03.2020 entfernt, die zweite Mitte Mai 2020. Und die Inzidenz in der Schweiz durch einen Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken wird mit max. 130/100000 angegeben. Und mich triffts.
Damit habe ich am meisten Mühe ehrlich gesagt.
Und noch etwas: Gemäss Spitalpersonal wird das Spital dieses Jahr regelrecht überrannt mit Patienten, die entweder Borreliose haben und auch viele FSME Diagnosen...
Stay strong folks.
Liebe Grüsse aus dem Kanton Zürich in der Schweiz
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
urmel57 - 31.05.2020
(31.05.2020, 17:46)Schweizer32 schrieb: Meine Fragen:
1) Reichen nur 10 Tage zur Behandlung?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Mir persönlich wäre das Risiko, nicht ausreichend behandelt zu haben zu groß, gerade weil auch andere Symptome dazugekommen sind.
Zitat:2) Ich habe 28 Tabletten à 100 mg Doxycyclin erhalten. Soll ich auf eigene Faust einfach 14 Tage konsequent einnehmen?
Dazu dürfen wir keinen Rat geben, da wir keine Ärzte sind
Zitat:3) Mein Erythema migrans ist heute deutlich röter und grösser als gestern.
Gestern: 2 x 5 cm (oval)
Heute: 3 x 7 cm (schon runder)
Heisst dies, dass ich die Infektion früh entdeckt habe?
Eigentlich sollte die Rötung bei Behandlungserfolg nicht mehr größer werden. Du bist aber wie es ausschaut tatsächlich noch früh dran.
Zitat:4) Wie gross ist die Chance, dass ich nach 10 bis 14 Tagen AB Therapie die Borreliose nachhaltig bekämpft habe?
Lehrbuchmäßig liegen die Chance bei richtig durchgeführter Behandlung zwischen ca 75-95%, dass solch eine Behandlung ausreicht.
Zitat:Ich danke euch für eure Erfahrungswerte und Meldungen.
Leider hält sich die Krankheit nicht an die Lehrbücher. Gerade wenn die Standardbehandlung nicht ausreicht, sind Ärzte schnell fertig mit ihrem Latein.
Zitat:PS.... Und die Inzidenz in der Schweiz durch einen Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken wird mit max. 130/100000 angegeben.
Die Zahlen dürften wenig belastbar sein, gerade weil meist nur ganz klare Borreliosefälle gezählt werden.
Zitat:Und mich triffts. Damit habe ich am meisten Mühe ehrlich gesagt.
Das tut mir leid. Statistik hilft da leider wenig weiter.
Zitat:Und noch etwas: Gemäss Spitalpersonal wird das Spital dieses Jahr regelrecht überrannt mit Patienten, die entweder Borreliose haben und auch viele FSME Diagnosen...
Das wundert mich nicht. Hier in Deutschland sind viel mehr Menschen in der Natur und überall als in normaler Zeit.
Bleib dran am Thema. Wie gesagt, wichtig ist die richtige Einnahme des Doxycyclin und der Rückgang der Symptome. Passiert das nicht, sollte die Behandlung angepasst werden vom Arzt, denn dann stimmt was nicht. Ich persönlich würde versuchen eher auf vier Wochen zu kommen mit angepasster Dosierung. Bei Kindern wird 4mg/kg Körpergewicht gerechnet. Warum man da bei 50kg aufhört weiß keiner.
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Regi - 01.06.2020
Hallo Schweizer und Willkommen im Forum
Urmel hat dir schon viele Fragen beantwortet. Die Dosierung und Dauer deiner Therapie liegt im Rahmen geltender Lehrmeinung und Fachinfo des Medis. Leider ist die Borreliose nicht gut erforscht. Im Frühstadium sind die Chancen auf Heilung ohne Folgeschäden am grössten. Wenn sich deine Borreliose nicht ans Schulbuch halten sollte, wird es schwierig. Wenn unspezifische Symptome zurückbleiben oder nach einer Latenzzeit auftreten, bist du schneller in der Psychoschublade, als du es erfassen kannst. Wir haben aufgrund mangelnder Forschung keinen Test zur Verfügung, der den Therapieerfolg oder -misserfolg messen könnte. Die Wanderröte kann auch ganz ohne Therapie abheilen, was nicht bedeutet, dass die Borrelien weg sind. Ich möchte dich deshalb darauf hinweisen, dass es zu geltender Lehrmeinung auch alternative Leitlinien gibt, z.B. die der Deutschen Borreliose Gesellschaft.
Leitlinie DBG
Bei diesen Leitlinien handelt es sich aber auch lediglich um eine Meinung von vielen. Diese Leitlinie ist von geltender Lehrmeinung nicht akzeptiert, was bedeutet, dass du eine höhere und längere Dosierung beim Arzt ausdrücklich einfordern müsstest mit dem Argument, dass du ein Recht hast, mitzuentscheiden, wenn verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung stehen.
Ich persönlich, mit 37 nach sechs Jahren Ärzteodysse ohne Diagnose, arbeitsunfähig geworden, würde mir in deiner Situation die grösstmöglichen Chancen wahren wollen und mich bezüglich Dauer und Dosierung sicherheitshalber an den Leitlinien der DBG orientieren. Dies auch aufgrund meiner persönlichen Erfahrung mit Doxy, das bei mir im fortgeschrittenen Stadium in der Standarddosierung nicht half, in einer gewichtsadaptierten Dosis dafür schon.
Wenn die Therapie scheitert, erwartet dich nebst einem Gesundheitsschaden von milde gelinde bis gravierend invalidisierend, der Verlust von sozialem Umfeld und Existenz. Du darfst dich mit Versicherungen um eine Rente streiten, die oft nicht gewährt wird. Du bist nun in der schwierigen Lage, eine Entscheidung zu treffen, die auf mehr oder weniger nichts aufbaut, denn die Forschungsdaten zur Therapie sind bescheiden. Dies nicht zuletzt, weil der Therapieerfolg nicht kontrolliert werden kann und die Borreliose in ein Latenzstadium übergehen kann, um später wieder Beschwerden zu machen. Die Kriterien für die Diagnose eines Spätstadiums sind nach geltender Lehrmeinung sehr streng, mal davon abgesehen, dass die Diagnose in späteren Stadien schwierig und in den wenigsten Fällen zu sichern ist. Als Schmankerl, möchte ich dir nachfolgend einen Artikel verlinken, wo du dir selbst vorstellen kannst, wie ernst du noch genommen wirst, sollte es bei dir chronisch werden.
Chronische Borreliose ist ein Hirngespinst - Ärztezeitung
Das Problem ist nicht die Krankheit sondern dass sie trotz lausiger Forschungsdaten nicht ernst genommen wird, obwohl sie so heimtückisch ist und praktisch alle Organe befallen kann. Von den miesen Diagnostika mal abgesehen.
Ich empfehle dir, die Wanderröte für den worst case zur Beweissicherung täglich gut zu dokumentieren. Am besten mit Fotos, wo Veränderungen in Grösse und Farbe erkennbar sind. Lege beim Fotografieren eine Münze oder geeignetes Massband daneben und notiere am welchen Tag der Therapie du stehst. Am besten mit einem Zeugen. Sorry, das klingt vielleicht für dich verrückt, aber du glaubst nicht, mit welchen Mitteln Gutachter arbeiten, damit sich Versicherungen vor der Leistungspflicht drücken können. Die Borreliose gilt übrigens in der Schweiz als Unfall. Sei also nicht überrascht, wenn du entsprechende Post von deiner Krankenkasse bekommst.
Wenn die Wanderröte trotz Therapie grösser wird, stimmt etwas nicht. Die Wanderröte und allfällig andere verdächtige Symptome, die du vorher nicht hattest, müssen beim Therapieende komplett weg sein. Kontrolliere die Wanderröte am Besten nach einer heissen Dusche oder nach einem Bad, wenn sie anders nicht mehr sichtbar ist. Wir haben nur die klinische Kontrolle. Die gängigen Bluttests können den Therapieerfolg nicht kontrollieren. Symptome, die nicht weggehen, sind ein gutes Argument beim Arzt für eine Verlängerung der Therapie. Lass dich nicht auf Bluttests für die Kontrolle ein. Sie können absolut nichts beantworten. Nur die Symptome zählen. Es ist so und nicht zu ändern, auch wenn der Arzt etwas anderes erzählt.
Um Resorptionsminderungen von Doxy möglichst zu vermeiden, solltest du allfällige Nahrungsergänzung mit Mineralien (Calcium, Magnesium, Eisen etc.) mit einem Abstand von 3 Stunden vom Doxy einnehmen. Dasselbe gilt für stark mineralhaltige Lebensmittel, wie z.B. Milchprodukte. Doxy kann sonnen- und lichtempfindlich machen (wird von Betroffenen relativ häufig berichtet). Schütze dich vor der Sonne und trage bei hellem Licht eine Sonnenbrille. Um einer Pilzinfektion als NW der AB vorzubeugen, empfiehlt es sich Zucker und industrielle Kohlenhydrate so gut wie möglich wegzulassen.
LG und gute Besserung
Regi
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Schweizer32 - 01.06.2020
Grüezi wohl zusammen
Vielen Dank @urmel und @Regi für eure Antworten.
Das mit der höher dosierten Antibiose macht in meinen Augen absolut Sinn. Ich habe diesbezüglich auch bereits meinem Hausarzt geschrieben, mal sehen was er sagt.
Eine gewichtige Frage habe ich aber noch, und zwar betreffend der Nebenwirkungen von Doxycyclin:
Mein Magen verträgt das Doxycyclin bisher (morgens und abends je 1 Tablette auf nüchternen Magen mind. 1 h vor dem Essen, gem. Packungsbeilage). Es fühlt sich nur zeitweise etwas scharf an im Magen.
Wie ist das nun gemäss eurer Erfahrung bei Verdoppelung des Wirkstoffs. Ist hier mit stärkeren Nebenwirkungen zu rechnen? Ich habe Mühe mich zu übergeben.
Beste Grüsse aus Helvetien
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
urmel57 - 01.06.2020
Lieber Schweizer,
ehrlich gesagt halte ich persönlich es für gar keine gute Idee, das Doxycyclin auf komplett nüchternen Magen einzunehmen, denn es ist sehr aggressiv zu Schleimhäuten. In hoher Dosierung noch aggressiver.
Hatte hier mal dazu geschrieben, was aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt :
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=1326&pid=8940#pid8940 Ich persönlich habe es dann so gehalten, dass ich auf nüchternen Magen das Doxy mit viel mineralarmen Wasser eingenommen habe, etwas Brot hinterher und dann 15 Minuten später gegessen habe. Nüchtern wäre mir vom Magen her nicht möglich gewsesen.
Im Zweifelsfall sollte immer mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden. Auch zu Magen- und Darmschutz darf man sich gut informieren bei längeren und höher dosierten Antibiotikaeinnahmen.
Hab viel Erfolg bei der Therapie!
Liebe Grüße Urmel
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Schweizer32 - 01.06.2020
Guten Abend Urmel
Besten Dank für deinen Rat.
Ich bin verwirrt wie widersprüchlich die Einnahmeempfehlungen sind, mal auf nüchternen Magen 1 h vor dem Essen, dann mal zum oder nach dem Essen. Im Beipackzettel vom Hersteller Sandoz wird sogar geschrieben man solle die Tablette mit einem Glas Milch schlucken bei Magenproblemen... Angeblich soll die Resorption bis zu 20 % schlechter sein bei Einnahme mit dem Essen.
Auch die Information, dass auch eine frühzeitige komplette AB-Therapie teilweise wirkungslos ist hat mich erschreckt. So wie die Oberärztin im Spital gesagt hat sei dies tip top behandelbar und nachher weg...
Gruss
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
urmel57 - 01.06.2020
Die Chance, dass es weg ist, ist ja auch ziemlich groß. Allerdings sehen diese Oberärzte die Patienten meist nicht mehr, bei denen noch Beschwerden bestehen bleiben. Letztlich gibt es keine strukturierte Untersuchung, worauf die Therapieversagen zurückzuführen sind.
Ich würde nun optimistisch an die Sache rangehen, tatsächlich versuchen die Dosis und Therapiedauer anzupassen. Dann solltest du das durchziehen und das Beste hoffen.
Tatsächlich sollte man sich immer bei der Therapie daran ausrichten, wie die Behandlung anschlägt. Ist nach 14 Tagen nichts besser oder sogar schlechter, ist es nicht die dümmste Idee das Mittel zu wechseln.
Liebe Grüße Urmel
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Regi - 02.06.2020
Zitat:Mein Magen verträgt das Doxycyclin bisher (morgens und abends je 1 Tablette auf nüchternen Magen mind. 1 h vor dem Essen, gem. Packungsbeilage). Es fühlt sich nur zeitweise etwas scharf an im Magen.
Wie ist das nun gemäss eurer Erfahrung bei Verdoppelung des Wirkstoffs. Ist hier mit stärkeren Nebenwirkungen zu rechnen? Ich habe Mühe mich zu übergeben.
Ich hatte damals 600 mg. 200 mg morgens und 400 mg abends über Wochen oder gar Monate. Auch ich hatte das Präparat von Sandoz. 200 mg vertrug ich auf nüchternen Magen gut, wenn ich mit mind. 3 dl stillem Wasser spülte. Manchmal war mir leicht übel in einem Rahmen, der kaum erwähnenswert ist. Je heller die Umgebung, desto mehr übel. Spätestens 90 Min. nach der Einnahme wars weg. Die 400 mg abends auf nüchternen Magen waren dann schon etwas härter. Da durften keine Hosenbünde oder ähnliches auf den Bauch drücken. Etwa 30 Minuten bis zur 90. Minute nach der Einnahme auch kein helles Licht. Ich begab mich dann meistens während dieser Stunde in meine Infrot-Wärmekabine. Während der Therapiedauer hatte ich generell öfter mal einen sauren Magen, aber ohne Reflux. Mit Doxy im Magen habe ich mich nie hingelegt bis es verdaut war.
Ich war auch verunsichert wegen der Milch und schrieb Sandoz deswegen an. Sie meinten, die Resorptionsminderung sei nicht gravierend, jedoch ohne nähere Angaben, wie sie zu dem Schluss kommen. Insbesondere verwirrend war diese Auskunft für mich, weil in Apothekerzeitungen ganz andere Infos vermittelt werden. Z.B. hier:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-112008/tetracycline-und-polyvalente-kationen/
Da ist die Rede von bis zu 100 % Resorptionsminderung bei Antacida (Magensäureneutralisator) und von bis zu 80 % bei Milchprodukten. Die Werte schwanken vermutlich von Patient zu Patient. Aber was, wenn ich zu denen gehöre, die nur 20 % resorbieren beim Spülen mit Milch? Da müsste ich den Arzt dazu bringen, die Spiegel zu kontrollieren. Das war mir zu umständlich. Also habe ich das Doxy weiter nüchtern gespült mit den Begleitmassnahmen, die die Übelkeit im Rahmen hielten.
Zitat:Auch die Information, dass auch eine frühzeitige komplette AB-Therapie teilweise wirkungslos ist hat mich erschreckt. So wie die Oberärztin im Spital gesagt hat sei dies tip top behandelbar und nachher weg...
Das ist genau das Problem. Wenn du als Patient dann trotzdem nicht gesund bist, kannst du selber schauen, wie du zurechtkommst. Allerhöchstens werden dann noch sinnlose Bluttests (Serologien) gemacht, wo auf jedem positiven Befund steht, dass es sich je nach Symptomen auch um eine abgelaufene/geheilte Borreliose handeln kann. Wenn du dann "nur" unspezifische Symptome hast, bist du raus. Bei negativen Befunden bist du sowieso raus, obwohl frühe Therapien die Antikörper-Produktion hemmen können (was meiner Meinung noch mehr für eine bakterizide statt bakteriostatische Doxy-Dosis spricht). Dass 10 Tage Doxy ausreichend sein soll, wird u.a. mit der Wormser Studie begründet. Die Tatsache, dass die Hälfte der Studienteilnehmer aus allen Gruppen in den 30 Folgemonaten wiederholt antibiotisch behandelt werden mussten (angeblich nicht gegen Borreliose), was den Verlauf beeinflusst haben könnte, wird geflissentlich ignoriert. Ich persönlich denke nicht, dass im Vergleich die Hälfte der gesunden Bevölkerung innerhalb 30 Monaten antibiotisch behandelt werden muss. Ausserdem sind 30 Monate Nachbeobachtung bei einer Krankheit, die so lange latent verlaufen kann, meiner Meinung ungenügend.
Lass dich nicht erschrecken. Im Frühstadium sind die Heilungschancen am grössten. Du hast also gute Voraussetzungen. Ich persönlich würde eine längere AB-Therapie mit B12 und Magnesium abschirmen, da AB zu erhöhtem Bedarf führen können. Das Magnesium nahm ich aber jeweils mit genügend Abstand zumDoxy. Magnesium sollte auch nüchtern, 1 Std. vor dem Essen genommen werden.
Zitat:Urmel schreibt:
Ist nach 14 Tagen nichts besser oder sogar schlechter, ist es nicht die dümmste Idee das Mittel zu wechseln.
Das würde ich auch so machen.
@urmel:
Zitat:Auch zu Magen- und Darmschutz darf man sich gut informieren bei längeren und höher dosierten Antibiotikaeinnahmen.
Gibts dazu auch Daten? Haben Magenschoner (Protonenpumpenhemmer nicht Antacida) keinen Einfluss auf die Resorption? Wie sieht das Nutzen-Risikoprofil aus? Über Protonenpumpenhemmer wurde in letzter auch von z.T.gravierenden Nebenwirkungen berichtet.
LG, Regi
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Schweizer32 - 02.06.2020
Guten Tag @Regi und @urmel
Vielen Dank für eure detaillierten Antworten.
Nun bezüglich Verträglichkeit des Doxycyclin hat sich das Blatt ziemlich gewendet seit gestern. Ich mache die Einnahme immer noch gleich, aber mein Magen spüre ich dauerhaft, und zwar als scharfes, brennendes (kotziges) Gefühl.
Am schlimmsten ist es wenn der Magen allmählich leer wird, also gegen Mittag und gegen Abend. Heute habe ich um etwa 17:30 Uhr ein Muffin gegessen und dazu Tee getrunken. Danach hatte ich so Magensäure und Druck, dass ich dachte ich muss mich übergeben. Grauenhaft. Und das obwohl ich wegen zuviel Magensäure täglich 20-40 mg Pantoprazol nehme!
Ich weiss nicht ob es noch lange dauert bis ich auch mal erbrechen muss, kann mir nicht vorstellen, dass die Magenprobleme während der nächsten 12 Tage besser werden. Glaube ich nicht. Dabei trinke ich viel Wasser zur Tabletteneinnahme, lege mich 2 Stunden nachher nicht hin.
Ich habe heute mit der Oberärztin vom Spital telefoniert, sie bekräftige, dass 10 Tage à 200 mg Doxycyclin die Standardtherapie seien. Mein Hausarzt sagte dasselbe, er meinte sogar die Wanderröte müsse weg und es dürfen keine Symptome auftreten, aber man könne schon 14 Tage à 200 mg machen statt nur 10 Tage.
Gestern hatte ich komische Empfindungen. Einerseits dumpfe pulsierende Schmerzen im jeder Extremität. Zuerst rechter Unterschenkel für ein, zwei Minuten, dann einige Stunden später im linken Unterschenkel. Abends dann derselbe komische Schmerz im rechten und linken Unterarm, wieder zeitlich um einige Stunden versetzt.
Dann ging ich ins Bett und dort wurde es wirr. Ich lag da und plötzlich hatte ich das reale Gefühl eine Ameise läuft mir über den linken Handrücken!
Ich strich reflexartig über den Handrücken, um das wegzufegen, aber es war natürlich klar, dass dies keine echte Ameise war. Das Gefühl war danach sofort weg. Waren dies erste neurologische Symptome?
PS. Die Schmerzen, wie auch die Ameise dauerten jeweils nur einen Moment (Ameise) bis ein, zwei Minuten. Heute hatte ich bis auf leichte Kopfschmerzen frontal nichts.
Gruss
Damian
RE: Meine 1. Borreliose - AB Frage -
Filenada - 02.06.2020
(02.06.2020, 19:38)Schweizer32 schrieb: Und das obwohl ich wegen zuviel Magensäure täglich 20-40 mg Pantoprazol nehme!
Wann nimmst Du das Panto?
Mein Apotheker hat mir mal erklärt, daß man einen Protonenpumpenhemmer (hier im Forum "Magenschoner" genannt) zwei Stunden VOR allem anderen nehmen sollte. Der wirkt nämlich nicht im Magen, wie ich dachte, sondern muß erst vom Darm aufgenommen werden, sodaß er "von hinten" wirken kann. Und das dauert eben 'ne Weile. Ich hatte mir daraufhin damals immer 'nen Wecker gestellt, den Magenschoner geschluckt (ich hatte Omeprazol), zwei Stunden weitergeschlafen und dann erst gefrühstückt bzw. die anderen Medikamente (nacheinander mit Abstand zueinander) geschluckt.
Bei 100 mg Doxy hatte ich keine Magenprobleme, das kam erst bei 200 mg ohne Magenschoner. Hab die aber auch nie auf nüchternen Magen genommen, immer 'ne trockene Stulle vorweg. (Im Waschzettel von meinen stand allerdings auch nüscht mit dem nüchternen Magen.)
So, noch was anderes. Oben wurde ja schon erwähnt, daß wir hier keine Dosierungsempfehlungen geben dürfen, weil wir keine Ärzte sind. Aber ich kann aus jahrelanger seeehr schmerzlicher Erfahrung sagen: Wenn ICH die Zeit zurückdrehen könnte, würde ICH (knapp 70 kg, also ähnlich wie Du) gleich von Anfang an das so machen, wie jeder Kinder- oder Tierarzt Tabletten verordnet, nämlich gewichtsabhängig. Und somit würde ICH 2 x 200 mg pro Tag nehmen. Und das vier Wochen (wegen der langsamen Teilungsgeschwindigkeit der Borrelien). Vielleicht hätte mir das viel erspart. Aber ich wußte damals nichts über Borreliose, konnte das Wort nicht mal aussprechen.
Und nun noch zu Deiner "Ameise". Wenn's bei einer bleibt, vergiß sie! Hör jetzt nicht auf jeden kleinen Ameisenpups, der im Körper passiert.
Man kann sich nämlich auch so richtig schön reinsteigern. Wenn's allerdings ein Rudel wird, würde ich mal Vitamin B12 checken lassen (aber nicht nur B12 selbst - dieser Wert ist viel zu träge, sondern Holo-TC, Homocystein und evt. noch die Methylmalonsäure dazu), bevor es ein ganzer Ameisenhaufen wird. Protonenpumpenhemmer-Einnahme auf Dauer kann nämlich zu einer verminderten Aufnahme von B12 führen. Und mit so einem Mangel ist nicht zu scherzen; sollte man angehen, bevor irreparable Schäden entstehen.
Die Frage, die dann automatisch noch bei mir aufplöppt, ist, warum Du zuviel Magensäure hast. Wurde das mal unter die Lupe genommen?