Borreliose oder nicht -
SunBer - 18.07.2021
Hallo liebe Forenmitglieder,
Ich wende mich mit der Bitte an Euch, eine Beurteilung zu meinen Symptomen zu geben. Ist es nun wahrscheinlich Borreliose oder nicht?
Viele von Euch kennen die diversen Symptome und wandernde Probleme, die die Diagnose erschweren und einen selbst unsicher machen welche Erkrankung nun eigentlich vorliegt. Meine Diagnose erfolgte erst im Juni 21, aber wie kam es dazu?
Im April letzten Jahres hatte ich unter massivem Stress einen Schwächeanfall/massive Herz bzw linksseitig Brustschmerzen. In der Rettungsstelle wurde nichts gefunden. Dies wiederholte sich noch 2x im Mai und Juni mit jeweiligem Rettungsstellenaufenthalt. Täglich hatte ich nun Nachts massive Herzschmerzen von denen ich auch aufwachte und sehr schnell Unterzuckerungserscheinungen. Mir wurde also eiskalt, Energieverlust, Schwindel, Zittern. Die Seitenschmerzen haben mich das ganze weitere Jahr 2020 begleitet.
Zusätzlich hatte ich bereits seit Anfang 2020 stark mit Durchfall zu kämpfen und ab dem Zusammenbruch im April konnte ich fast nicht mehr normal essen ohne starke Schmerzen und Verdauungsprobleme zu bekommen.
Es folgte die übliche Ärzte Odyssee. Zunächst im Mai eine Darmspiegelung mit dem Verdacht auf Reizdarm. Dann ging es zum Orthopäden, Kardiologen, HNO, Heilpraktiker ohne weitere Ergebnisse. Im Juli folgte eine Magenspiegelung, chronische Gastritis mit schwerem Helicobacterbefall. Daraufhin eine Antibiotika Behandlung mir Amoxicillin mit Pantoprazol und Clarithromycin die nicht anschlug, eine erneute Behandlung im November die wieder nicht anschlug und schließlich im Januar 21 mit Pylera. Seitdem ist Helicobacter scheinbar besiegt, meine Bauchprobleme bestehen jedoch fort. Leider stört mich seitdem auch Candida im Mundraum, dem ich bislang mit Nystatin nicht beseitigen konnte. Starke Kopfschmerzen im Zusammenhang mit dem Antibiotikum wurden per MRT abgeklärt.
Die richtigen Probleme begannen im März etwa 3 Wochen nach der letzten Antibiotika Einnahme. Ein Woche lang Schüttelfrost ohne Fieber, dazu Schwächezustände. Ich ließ ein großes Blutbild machen. Ergebnis Vitamin D Mangel bei Werten um die 20 ansonsten nichts Auffälliges. Kurz darauf wurde es noch Schlimmer: Schmerzen in den Beinen und Armen wie bei Muskelkater va an den Oberschenkeln und am Trizeps. Dazu Nackenschmerzen. Dazu Schwäche, ich konnte kaum noch raus aus der Wohnung.
Ich ging ins Krankenhaus wo weder Gastroenterologen noch Neurologen etwas herausfanden. Borreliose im Nervenwasser wurde nicht gefunden.
Mein Zustand würde immer schlechter, ich konnte teilweise nicht mal mehr kurze Spaziergänge machen, selbst Homeoffice ging nun nicht mehr. Denn inzwischen kamen Konzentrationsprobleme, Sehstörungen und ein andauernder Benommenheitsschwindel hinzu. Zusätzlich wirkt die Energie wie abgezogen, bereits früh ist kaum Kraft da und im Verlauf des Tages wird es schlimmer. Daher beschäftige ich mich inzwischen mit dem Thema Fatigue.
Im Juni wurden massiv erhöhte Werte bei Bartonellen 1:1024 IgG und Urea/Mykoplasmen 1:256 IgG festgestellt. Zudem Yersinien leicht positiv. Daraufhin wurde auf Borreliose und Chlamydien untersucht. Mit positivem Ergebnis bei Borreliose und Chlamydia pneumoniae.
Damit ergibt sich das wahrscheinliche Bild einer Borreliose mit zahlreichen Coinfektionen.
Erschwerend für die Diagnose sind die zahlreichen Nebenschauplätze, gerade meine Bauchprobleme. Neben Helicobacter wurde bei mir Blastocystis hominis festgestellt, ein Einzeller Parasit. Zusätzlich Würmer. Beides habe ich im Tropeninstitut überprüfen lassen und mit Wurmmittel und Tinidazol behandelt.
Die meisten Probleme bereitet mit aktuell die Erschöpfung und Müdigkeit. Meine Energie pendelt zu Tagesbeginn bei 10-max 50%. Teilweise schaffe ich kaum noch die Wege in der Wohnung. Einkäufe sind derzeit nicht machbar. Hinzu kommen wandernde Schmerzen, die ständigen Muskelschmerzen in Armen und Beinen, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und ständiger Harndrang. Die Seitenschmerzen links sind etwas weniger zu merken.
Nun stellt sich die Frage, ob die Borreliose und die Co Infektionen das eigentliche Problem sind. Lange Zeit dachte ich an Magenprobleme die der Ursprung aller Probleme waren. Allerdings passen einige Symptome zu gut zur Borreliose. An einen Zeckenbiss kann mich nur vor 10 Jahren erinnern, aber wer weiß.
Außerdem stellt sich die Frage nach der Behandlung. Würdet ihr bei diesen Diagnosen mit Doxycyclin oder einer Kombitherapie vorgehen oder sollte ich die Untersuchungen noch einmal absichern lassen.
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Arzt in Berlin. Ein Zustand ist das alles nicht, seit anderthalb Jahren kann ich nicht mehr richtig am Leben teilhaben. Seit März geht gefühlt gar nichts mehr.
Über eure Meinungen würde ich mich sehr freuen.
RE: Borreliose oder nicht -
Filenada - 18.07.2021
Ich picke mir aus Zeitgründen mal nur eine Sache raus:
(18.07.2021, 14:24)SunBer schrieb: Ergebnis Vitamin D Mangel bei Werten um die 20
Beide Werte? Substituierst Du jetzt Vit D?
Einige Symptome, die Du aufgezählt hast, würden nämlich verdammt gut zu einem Mangel passen (Muskelkater/-schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung usw.).
RE: Borreliose oder nicht -
SunBer - 18.07.2021
(18.07.2021, 17:44)Filenada schrieb: Beide Werte? Substituierst Du jetzt Vit D?
Einige Symptome, die Du aufgezählt hast, würden nämlich verdammt gut zu einem Mangel passen (Muskelkater/-schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung usw.).
Danke für den Einwurf, ich wollte den Beitrag nicht überfrachten. Vitamin D25 lag bei 19 ng/ml. Vitamin D 1,25 bei 73 pg/ml. Es waren wie gesagt Werte im März.
Ich nehme derzeit 3.000 IE Vitamin D kombiniert mit Vitamin K. Auch die üblichen Verdächtigen werden aufgestockt, Vitamin B12, Vitamin C, Zink, Selen. Die Blutbilder waren bei Vitaminen und Mikronährstoffen soweit iO.
RE: Borreliose oder nicht -
Regi - 18.07.2021
Mein erster Gedanke: Magen-Darm-Probleme, Nichtansprechen auf AB mit teilweise Verschlechterung und Pilze im Mund (wer hat das womit diagnostiziert?) durch AB. Wurde schon mal auf Candida oder andere Darmpilze untersucht? Oder hast du schon mal versucht, das Problem mit einer Candida-Diät anzugehen? Evtl. ergänzt mit probiotischen Präparaten? Die Frage wäre dann, wo der Pilzbefall herkommt und warum dein Immunsystem die nicht in Schach halten kann.
Mit bestehendem Pilzbefall wäre ich eher zurückhaltend beim Rumpröbeln mit AB. Ansonsten würde ich auch zu einem Versuch mit Doxy tendieren.
LG, Regi
RE: Borreliose oder nicht -
SunBer - 18.07.2021
Die Magen/Darmproblematik begleitet mich seit anderthalb Jahren. Damit fing alles an. Die Seiten/Herzschmerzen habe ich auf die Gastritis zurückgeführt, allerdings stellen Ärzte hier regelmäßig nur Vermutungen in den Raum. Sicherlich kann eine entzündete Speiseröhre/Magen mit Schmerzen auf das Herz ausstrahlen. Aber frage hierzu 4 Ärzte und erhalte 5 Meinungen.
Ich habe seit anderthalb Jahren auf Alkohol verzichtet, den Süßigkeitenkonsum eingestellt und zeitweise komplett auf Schonkost umgestellt. Fettiges, Gebratenes und Scharfes gibt es möglichst nicht. zudem versuche ich es Laktose- und z.t. glutenfrei. Raucher war ich noch nie. Für den Magen musste ich lange Pantoprazol nehmen, versuche aber immer wieder Pausen einzulegen, da es auf Dauer sicher nicht gesund ist. Unterstützend nehme ich Heilerde.
Der Helicobacter war sehr hartnäckig. Erst die Quadrupelkeule mit Metronidazol und Tetrazyklinen hat ein Ende bereitet. Seitdem geht es meinem Bauch mäßig besser. Zu Beginn dieser letzten AntibiotikaTherapie fing allerdings meine Zunge an belegt zu sein. Ich habe einen Zungenabstrich gemacht und dabei wurde ein massiver Candida Befall mit albicans und krusei festgestellt. Eine Behandlung mit Nystatin half leider nicht, allerdings scheint krusei kompliziert zu sein. In Stuhlproben waren die Werte niedriger aber ebenfalls vorhanden.
Um die Pilze und Bakterien in den Griff zu bekommen habe ich von April bis Juni Rizol Zeta genommen. Allerdings hatte ich hier heftige Reaktionen als ich schließlich langsam auf 3x5 Tropfen erhöht hatte. Dasselbe ist mir mit Oregano-Öl in Kombination mit Kokosöl passiert, nach 3 Tagen hatte ich heftigste Probleme und konnte fast nicht mehr durch die Wohnung krauchen. Auch bei Grapefruitkernextrakt kam quasi sofort starke Probleme. Hierbei kann es sich natürlich um Herx gehandelt haben. Wobei gerade Oregano und der Extrakt mir stark auf den Magen gingen und damit wahrscheinlich die Schwäche verstärkt haben.
Was ich derzeit einnehme ist Knoblauch und Arzneihefe (Perenterol). Probiotika habe ich einige durch und bin derzeit wieder bei Omni Biotic. Eventuell wird die Bauchsymptomatik besser nachdem ich nun gegen die Parasiten (Blastocystis und die Würmer) vorgegangen bin. Woher auch immer ich die hatte.
Das Problem ist letztlich, dass ich weder die Bauchprobleme noch den Pilzbefall auf der Zunge in den Griff bekomme und zusätzlich den extrem niedrigen Energielevel habe. Diese Schlappheit und die Muskelschmerzen schlauchen sehr. Gerade an heißen Tagen sitze und liege ich mehr als alles andere. Ob die ganze Situation nun Magen/Darm geschuldet ist, oder der Borreliose & Co ist für mich schwer einzuordnen. Es kommt wirklich viel zusammen angefangen mit Helicobacter, Parasiten, Pilzen und Bakterien.
Deshalb vielen Dank für eure Hilfe/ersten Meinungen
RE: Borreliose oder nicht - Ehemaliges Mitglied - 19.07.2021
SunBer
Borreliose in der chronischen (Spätform) kann Menschen völlig KO machen.
02. April 2014 Borreliose im fortgeschrittenen Stadium - Lebensqualität? US-Studie mit 3000 Teilnehmern
Aus und mehr
Borreliose im fortgeschrittenen Stadium - Lebensqualität? US-Studie mit 3000 Teilnehmern - Borreliose verschwiegene Epidemie (borreliose-verschwiegene-epidemie.de)
Zu den Pilzen möchte ich was schreiben.
Nystatin ist gut und hilfreich, aber nicht immer.
) (30). Daher sollte Fluconazol nur bei nicht kritisch kranken Patienten und mit initial hoher Dosierung (800 mg/d) eingesetzt werden (12). Nach wie vor relevant ist Fluconazol zur oralen Fortführung einer erfolgreichen Anbehandlung mit einem Echinocandin.]In einer randomisierten Studie zur Behandlung der Candidämie war Anidulafungin gegenüber Fluconazol mindestens gleichwertig, nach sekundärer Analyse sogar überlegen (Ansprechrate für Fluconazol: 60,2 %, für Anidulafungin: 75,6 %, Differenz: 15,4 % [3,9; 27,0]) (30). Daher sollte Fluconazol nur bei nicht kritisch kranken Patienten und mit initial hoher Dosierung (800 mg/d) eingesetzt werden (12). Nach wie vor relevant ist Fluconazol zur oralen Fortführung einer erfolgreichen Anbehandlung mit einem Echinocandin.
Aus und mehr
Invasive Pilzinfektionen (aerzteblatt.de)
Candida albicans
Ich würde aber behaupten wollen, wenn die 1. Behandlung erfolgreich durchgeführt wird, ist nicht mit Resistenzen zu rechnen.
Fluconazol macht Pilze sexuell aktiv - Universität Würzburg (uni-wuerzburg.de)
Einige von vielen Komentaren hier aus dem Forum.
Pilzbehandlung mit Fluconazol? (3) (onlyme-aktion.org)
Gruß fischera
RE: Borreliose oder nicht -
SunBer - 19.07.2021
Vielen Dank.
Genau wegen der extremen Schlappheit habe ich an chronische Borreliose gedacht und es testen lassen. Rheumatologisch scheint bisher alles in Ordnung zu sein. Was mich wundert ist, dass ich trotz angepasster Ernährung und Beseitigung des Helicobacters + Parasiten noch immer die Magen/Darm Probleme habe und kein Gastroenterologe weiterkommt. Nun weiß man immer nicht was Henne und was Ei ist. Kommen die Probleme von der Bakterienlast, die das Immunsystem gedrückt haben bis Helicobacter & Co sich ausbreiten konnten, oder fing es mit dem Bauch an und Borreliose &Co wurden dadurch (re)aktiviert.
Ich habe ja gelesen, dass einige von euch mit der Borreliose ua Bauchprobleme aufweisen. Interessant wäre, ob es eher typisch oder untypisch ist. Ich versuche letztlich der Ursprungserkrankung auf die Schliche zu kommen. Das wäre vielleicht der Ansatz, um aus der aktuellen Spirale herauszufinden. Ich erwarte keine Wunderheilung, aber die Situation aktuell legt mich völlig lahm beruflich wie privat. Ein kleiner Lichtblick wäre mal wieder schön, ihr wisst alle wie der Zustand von Dauerschmerzen und Beschwerden schlaucht.
Fluconazol ist ein guter Hinweis. Die Nebenwirkungen scheinen etwas stärker zu sein. Andererseits entziehen Pilze sehr viel Energie und können wandern. Daher habe ich, wie hier schon beschrieben Respekt vor weiteren v.a. langfristigen AB Einnahmen bis ich bei den Pilzen weitergekommen bin.
RE: Borreliose oder nicht - Ehemaliges Mitglied - 19.07.2021
@ SunBer
Bauchprobleme = ein weites Feld.
Vielleicht hilfreich auf deiner Suche nach ...
Häufigkeit Borreliose-Symptome - Borreliose Nachrichten (borreliose-nachrichten.de)
LYME-BORRELIOSE - Diagnostische Hinweise und Richtlinien für die Therapie (lymenet.de)
RE: Borreliose oder nicht -
SunBer - 19.07.2021
Interessante Übersicht, danke dafür. Gerade die Vielzahl an Symptomen macht es so kompliziert. Die meisten Ärzte wirken regelrecht überfordert oder schlicht genervt.
Ich werde nochmal mit meinem Hausarzt sprechen und versuchen bei einem Spezi in Behandlung zu kommen. Inzwischen habe ich einiges an Geld in Labore und Privatärzte gesteckt. Leider noch ohne zielführend Therapie.
Leider widersprechen sich einige Laborergebnisse. So hat das DCL die Borreliose erkannt, im großen Blutbild war es negativ. Genauso verhält es sich bei den Bartonellen. Dadurch wird man wieder unsicher was nun die richtige Diagnose ist. Da es mir aber weiterhin sehr schlecht geht, muss ich wahrscheinlich nach den Symptomen gehen.
RE: Borreliose oder nicht -
Regi - 19.07.2021
Zitat:Nun weiß man immer nicht was Henne und was Ei ist. Kommen die Probleme von der Bakterienlast, die das Immunsystem gedrückt haben bis Helicobacter & Co sich ausbreiten konnten, oder fing es mit dem Bauch an und Borreliose &Co wurden dadurch (re)aktiviert.
Oder eine Immunschwäche, woher auch immer sie kommt, hat alles ausgelöst inkl. Pilzbefall. Wurde diesbezüglich schon irgendwelche Diagnostik gemacht?
Bezüglich Magen-Darmbeschwerden im Zusammenhang mit Borreliose kommt mir dieser Artikel in den Sinn:
https://www.dr-w-klemann.de/htmldocs/neuigkeiten-gastrointestinale-manifestationen-der-borreliose.php
Ich persönlich habe und hatte kaum Magen-Darmbeschwerden, seit ich an Borreliose erkrankt bin.
Ich drücke dir die Daumen, dass du rasch dahinterkommst, was dich plagt. Dass eine Borreliose die alleinige Ursache ist, glaube ich eher nicht.
Zitat:So hat das DCL die Borreliose erkannt, im großen Blutbild war es negativ.
Das ist das Mühsame mit den nicht standardisierten Tests. Im grossen Blutbild kann nicht nach Borreliose gesucht werden. Gängig sind Antikörpertests (Serologien). Da wäre vielleicht der Originalbefund interessant. Welche Tests wurden gemacht? Erster Suchtest (ELISA) oder auch Bestätigungstest (Blot)? Mit welchem Ergebnis im Detail? Der Blot lässt einiges an Interpretationsspielraum. Das Ergebnis ist immer die Interpretation von Anzahl und Stärke der nachgewiesenen Banden. Das DCL hat für mich gefühlt häufig positive Borreliose-Befunde. Ich weiss nicht, ob hier im Forum schon diskutiert wurde, wie aussagekräftig diese Befunde sind, sprich ob die Tests überhaupt validiert sind. Ich würde das wissen wollen. Ein guter Beitrag dazu findest du hier:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=11956&pid=139158#pid139158
LG, Regi