Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
Heinzi - 31.01.2016
Liebe Leute,
Meine Therapien waren bisher immer sechs Wochen oder kürzer (Tetracycline oder Azi). Es war immer so, dass die erste Woche sehr intensiv war: Nachtschweiß, am zweiten Tag immer starke Kopfschmerzen, dann spürt man, wie es in den Kopf steigt, dann spontane Verbesserung mancher Symptome (z.B. Knieschmerzen), man bekommt einen massiven Energieschub, plötzlich neue Symptome (Schmerzen im anderen Knie). In der ersten Woche rührt sich immer was. Dann flacht das Ganze ab und man merkt nicht mehr viel, auch im Kopf nichts mehr. Nach sechs Wochen immer noch in etwa die gleichen Beschwerden wie in der dritten Woche.
Gibt es einen typischen Verlauf einer erfolgreichen Langzeitantibiose d.h. länger als sechs Wochen? Irgendjemand hat einmal geschrieben, dass es ab der etwa siebten Woche wieder bergauf geht. Wie ist eure Erfahrung?
Warum behandeln viele Spezis sechs Wochen (Um einen Zyklus abzudecken würden vier, sicherheitshalber fünf Wochen genügen). Steigen die Risiken rasant an, wenn man länger als sechs Wochen behandelt?
Bisher haben bei mir zweiwöchige Therapien mit z.B. Mino (teils mit Azi) genau so gut oder schlecht gewirkt wie sechswöchige. Vielleicht spricht das für eine andere Infektion? Starke NW hatte ich bei Mino einmal schon in der ersten Woche und musste abbrechen.
Ich weiß, dass man das alles nicht allgemeingültig und pauschal beantworten kann. Mich würden nur eure Erfahrungen interessieren, so wie ich meine oben beschrieben habe. Wann gab es Verbesserungsschübe? Wann schwere Nebenwirkungen wie Candida oder massive Magenprobleme / Gastritis oder Autoimmunreaktionen?
Heinzi
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
Regi - 01.02.2016
Ich hatte zu Beginn 6 Wochen Cefotaxim i.v.. Dann folgte eine kurze Pause von wenigen Wochen. Als die Allgemeinsymptome (schweres Krankheitsgefühl) wieder schlimmer wurden, gings mit oralem Cefalosporin weiter. Ich bekam eine pseudomembranöse Colitis. Das war die schwerste NW in den sieben Jahren, in denen ich zu Beginn praktisch durchgehend mit verschiedenen Kombis und Monos therapierte. Ab und zu hatte ich eine behandlungsbedürftige Candida. Weitere NW sind mir nicht bewusst. Bin mir aber nicht sicher, ob ich mir mit dem Ciprofloxacin (ex juvantibus vor der Diagnose) und Levofloxacin (wegen Verdacht auf Bartonellen nach der Diagnose) die Sehnen zerschossen habe oder ob das borreliosebedingt ist.
Während meiner Dauertherapie hatte ich oft das Gefühl, dass die AB zeitweise nichts bewirken. Aufflackernde Schübe wurden damit aber immer rasch zurückgedrängt im Gegensatz zur dreimonatigen Pause, die ich mal hatte.
Heute therapiere ich nur noch im Schub, alle 1 bis 3 Monate für 14 Tage. Im Sommer mit Cefuroxim oder Azi und im Winter mit Doxy. Es erhält die Lebensqualität genauso gut wie Dauertherapie. Ob Schubtherapien schon zu Beginn der Therapie die gleiche Wirkung gehabt hätten, kann ich natürlich nicht sagen. Weitere Verbesserungen nach der i.v.-Therapie ganz zu Beginn gabs praktisch keine mehr. Aber ich konnte das erworbene Stück Lebensqualität halten. Ein bisschen Verbesserung fand noch mit Bewältigungs-Strategien statt.
Vorgeschichte: Erste Allgemeinsymptome 1995. Schleichender Verlauf. Ca. 2 Jahre später diffuse Hautveränderung (diskrete ACA). Weitere 7 Jahre später dann die Diagnose mittels Histologie von Haut sowie PCR aus Haut und Blut. Antikörper waren nicht wirklich positiv oder negativ. Am meisten behindert mich die geringe physische, psychische und kognitive Belastbarkeit, die im Schub gegen null sinkt.
LG, Regi
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
Hausel - 01.02.2016
Hi
http://www.gestaltreality.com/2014/02/27/resistant-starch-a-concise-guide/
So schauts aus mit ABS so einfach ist das nicht !
Der Darm ist das 2 Gehirn !
In den Thers sind so viele Studien dabei wie Abs krank machen
http://www.symptome.ch/vbboard/ernaehrung/119348-resistente-staerke-praebiotika-probiotika.html
Hausel
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
Luddi - 01.02.2016
ich nehme seit zwei Jahren durchgängig (wechselnde Kombis). Ich erlebte zu Beginn starke Verbesserungen (mit Herx), - ebenfalls beim Wechsel auf andere Kombis. Es gibt dann Phase, an denen überhaupt nichts mehr geht und man das Gefühl hat, man nimmt die AB umsonst. Insgesamt gibt es aber eine stetige Verbesserung. Manchmal bin ich geradezu überrascht, dass ich wieder Dinge tun kann, die ich vor zwei Monaten noch nicht konnte. Daran merkt man dann, dass es doch noch irgendwie bergauf geht. Schübe treten auch unter AB auf (vor allem gegen Ende der Tinipause oder unter Stress oder wenn ich mich kaltem Luftzug aussetze).. Schübe gehen dann unter AB in der Regel nach 3-4 Tagen wieder weg. (ohne will ich mir gar nicht erst ausmalen, wie lange es dauert und ob sie überhaupt wieder weggehen). Nach Absetzen der AB (hatte ich auch zweimal probiert - kamen die Symptome nach ca. 10 Tagen stark zurück und wurden durch Wiederaufnahme der Antibiose schnell zurückgedrängt. NW hatte ich bislang keine.
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
neumaex - 01.02.2016
(01.02.2016, 04:41)Regi schrieb: Während meiner Dauertherapie hatte ich oft das Gefühl, dass die AB zeitweise nichts bewirken. Aufflackernde Schübe wurden damit aber immer rasch zurückgedrängt im Gegensatz zur dreimonatigen Pause, die ich mal hatte.
Heute therapiere ich nur noch im Schub, alle 1 bis 3 Monate für 14 Tage. Im Sommer mit Cefuroxim oder Azi und im Winter mit Doxy. Es erhält die Lebensqualität genauso gut wie Dauertherapie.
LG, Regi
(01.02.2016, 04:41)Luddi schrieb: Ich erlebte zu Beginn starke Verbesserungen (mit Herx), - ebenfalls beim Wechsel auf andere Kombis. Es gibt dann Phase, an denen überhaupt nichts mehr geht und man das Gefühl hat, man nimmt die AB umsonst.
Das ist für mich ein sehr diskussionswürdiger Aspekt.
Ich habe die gleichen Erfahrungen wie Regi und Luddi gemacht.
Machen Dauerantibiosen überhaupt Sinn im chronischen Stadium ?
Wo ist der Schnittpunkt, an dem ich meinem Darm, mein Immunsystem mehr schädige als das ich Erreger vernichten kann ?
Irgendwann hatte ich verstanden, dass die Statements der Spezis und Experten auch nur Deutungsversuche sind, wichtig als Wissensbasis, aber nicht unumstößlich.
Im Selbstversuch kam ich dann auch zum Ergebnis, dass ich mit gepulsten Antibiosen, die dafür ohne Einschleichen und hochdosiert daherkommen, wesentlich weiter komme als mit Dauerantibiosen.
Aber eine finale Lösung ist das auch nicht für die meisten chronischen Fälle.
Dann hat man 2 Möglichkeiten.
Man arrangiert sich mit der chronischen Infektion, die man immer mal auf diese Art und Weise zurückdrängt oder man sucht in den Antibiotikafreien Zyklen andere alternative Methoden. Im Laufe der Zeit sollten dabei die Antibiotika-Zyklen immer weniger werden bis man nur noch alternativ über das Immunsystem behandelt.
Wenn man bei den alternativen Methoden wirklich fündig wird und ausdauernd genug weiterbehandelt, dann hat man gute Chancen, denke ich.
Soweit meine eigene Erfahrung, die natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat.
LG
neumaex
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? - Ehemaliges Mitglied - 01.02.2016
Zitat:Die Frage bei persistierender Lyme-Borreliose
ist nicht, was ist mit den 50 bis 76 %, bei
denen die kurze Standardtherapie offenbar
erfolgreich ist. Die Frage ist, wie müssen
jene 24 bis 66 % behandelt werden, bei dene
n diese Kurzzeittherapie nicht ausreichend
anschlägt?
Aus:
http://onlyme-aktion.org/wp-content/uploads/2012/06/Wissenschaftliche-Literatur-zum-Thema-R%C3%BCckf%C3%A4lle-Therapieversager.pdf
Kann sehr hilfreich sein, die ganze Geschichte.
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=831
dto.
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=6463
Mein "Papst" schreibt dazu:
Zitat:Die Ceftriaxonbehandlung wird mit 4 Gramm täglich v
eranschlagt. Diese können als Infusion
entweder mit 2 Gramm zweimal täglich oder mit vier
Gram langsam einmal täglich an vier
aufeinanderfolgenden Tagen der Woche gegeben werden
. Die Behandlungsdauer ist
üblicherweise 14 Wochen oder länger. Solch ein Sche
ma ist bei chronischen Lyme-Patienten
nicht nur effektiver, die regelmäßigen Unterbrechun
gen verringern auch die möglichen
Komplikationen einer intensiven antibiotischen Ther
apie mit Ceftriaxon (Kolitis,
Gallenprobleme).
Aus:
http://www.borreliose.me/dr-j-burrascano.html
RE: Typischer Verlauf einer Langzeitantibiose? -
Heinzi - 01.02.2016
@fischera. Lesenwerte Links. Super. Danke.