Ko-Infektionen in französischen Zecken -
Valtuille - 18.03.2016
Ko-Infektionen bei Zecken sind eher die Regel als die Ausnahme:
267 adulten Ixodes ricinus Zecken aus den französischen Ardennen wurden auf 37 Pathogene (Bakterien und Parasiten) und 4 Symbionten untersucht.
120/267 Zecken trugen mindestens einen Erreger (Pathogen) in sich.
Bei 45% der infizierten Zecken (54/120) wurden Ko-Infektionen festgestellt (bis zu 5 Pathogene).
Wenn die Prävalenz der Symbionten berücksichtig wird, waren alle Zecken mit mindestens einem Mikroorganismus infiziert (Bei allen Zecken wurde Midichloria mitochondrii gefunden) und eine Zecke trug bis zu 8 Mikroorganismen in sich.
Bei möglichen Interaktionen zwischen Pathogenen wiesen die Ergebnisse auf eine starke Verbindung zwischen Borrelia afzelii und garinii hin.
Es zeigte sich keine signifikante Interaktion zwischen Symbionten und Pathogenen.
Die Studie wirft Fragen auf, bezüglich der möglichen Ko-Übertragung der Erreger auf Mensch und Tier und die Folgen für die Gesundheit.
Borrelia b. s.l. war im Schnitt in ca. 22% der Zecken vorhanden.
Folgende Borrelien gefunden wurden:
B. burgdorferi sensu stricto, B. afzelii, B. garinii, B. spielmanii, B. valaisiana, B. lusitaniae und B. bissettii.
Zudem Borrelia myamotoi (zählt eher zu den Rückfallfieberspirochäten).
Zudem wurden 5 Anaplasmen spezies, 2 Ehrlichien Spezies, Candidatus Neoehrlichia mikurensis und alle Fleckfieber-Rickettsien Spezies (Rickettsia helvetica in ca. 19% der Zecken).
An Bartonellen wurde Bartonella henselae gefunden (in ca. 20% der Zecken).
An Parasiten wurden 10 unterschiedliche Babesien spezies und zwei Theileria Spezies gefunden.
Folgende Symbionten wurden gefunden:
Midichloria mitochondrii, Spiroplasma, Acinetobacter, Eubacteria und Wolbachia.
Midichloria mitochondrii ist der "Star Wars-Symbiont", über den Prof. De Meirleir referiert hat, diese Bakterien waren in allen Zecken vorhanden (100%)!
Abstract:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26986203
Ganze Studie:
http://journals.plos.org/plosntds/article/asset?id=10.1371%2Fjournal.pntd.0004539.PDF
RE: Ko-Infektionen in französischen Zecken -
Regi - 19.03.2016
Ich habe gestern versucht, Midichloria mitochondrii zu recherchieren in Bezug auf Krankheitsverlauf, Symptome, Diagnostik und Therapie. Leider finde ich im Netz nur Infos in Englisch. Wer weiss mehr über Midichloria mitochondrii oder gar einen Link für mich in Deutsch?
LG, Regi
RE: Ko-Infektionen in französischen Zecken -
Filenada - 19.03.2016
(19.03.2016, 06:30)Regi schrieb: Ich habe gestern versucht, Midichloria mitochondrii zu recherchieren in Bezug auf Krankheitsverlauf, Symptome, Diagnostik und Therapie. Leider finde ich im Netz nur Infos in Englisch. Wer weiss mehr über Midichloria mitochondrii oder gar einen Link für mich in Deutsch?
Ich habe eben auch gleich danach gegoogelt, weil ich von diesen Viechern noch nie was gehört hab.
Bin dann auf das hier gestoßen:
http://www.xerlebnishaft.de/mitochondrien.pdf (Leider ein deutsch-englischer Mischmasch.)
RE: Ko-Infektionen in französischen Zecken -
Valtuille - 19.03.2016
Midichloria mitochondrii wurde erstmals 2004 beschrieben und nach den Midichlorians aus Star Wars benannt (Nerds
).
Bislang ist da sehr viel unklar, insbesondere deine Fragen, Regi. Zumindest scheint das Bakterium in Zecken sehr verbreitet zu sein und es wird vermutet, dass es eine Rolle für die Zecken spielt oder irgendwie mit den Pathogenen interagiert.
Es handelt sich um einen Symbionten, der in Mitochondrien beobachtet wird und der bislang, soweit ich weiß, nur in Zecken und teilweise in anderem blutsaugendem Getier festgestellt wurde.
Ob es zu einer Übertragung auf Mensch oder Tier und einer Infektionen kommen kann und welche Konsequenzen daraus entstehen können, ist meines Wissens bislang ziemlich unklar.
Zumindest wurde festgestellt, dass Menschen (47/80 in einer Studie) Antikörper auf Midichloria mitochondrii haben (bislang nur zu Forschungszwecken möglich, ein Labor in Belgien bietet jedoch einen AK-Test an), unklar ist, ob das nun lediglich ein Marker für einen erfolgten Zeckenstich ist, oder ob sich der Erreger auch wirklich im Menschen vermehren kann und eine Infektion auslöst.
Es wird als Hinweis betrachtet, dass lebende Midichloria mitochondrii Bakterien auf Menschen übertragen werden können und eine Immunantwort auslösen, was auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hinweist, um zu klären, ob das Bakterium humanpathogen ist, daher gibt es logischerweise keine Informationen zu einer Therapie beim Menschen (bei Zecken hat man mit Tetracyclin experimentiert).
Weitere Infos sind mir nicht bekannt, jedoch ist Forschung dazu im Gang.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3589662/
RE: Ko-Infektionen in französischen Zecken -
urmel57 - 19.03.2016
Die Vorstellung, dass da Nerds mit der DNA der Mitochondrien rumspielen könnten, klingt erstmal sehr gruselig... Da zu dem Themen wie DNA an- und abgeschaltet wird sowieso arg viele Fragen offen sind kann man nur hoffen, dass die Evolution unseren Körper entsprechend gut ausgerüstet hat, dass wir gute Chancen haben, dass er dieses von selbst in den Griff bekommt, falls es da Probleme geben sollte.
Wir leben ja mit sehr vielen Bakterien in einem lebensnotwendigen ökologischen Gleichgewicht, wer weiß für was das gut sein könnte. Auch Mitochondrien sind ja irgendwie zu einem großen Teil selbständige treue Wegbegleiter, die unseren Diensten sind...
Dauerhaft krank nach Zeckenstich ist und bleibt jedenfalls wesentlich komplexer als es unser Vorstellungsvermögen hergeben kann.
Liebe Grüße Urmel