Wie Yersiniose behandeln -
Minos75 - 19.12.2016
Hallo zusammen,
ich weiss, es gibt hier schon so manches in Bezug auf die Behandlung einer (chronischen) Yersiniose.
Mich würde aber dennoch interessieren, wie andere gerade aktuell behandeln. Also ob nach den typischen AB-Schemata für Yersinien behandelt wird (Ciprofloxacin, Doxycyclin, Cotrim, Gentamicin, usw.), oder ob jemand ein alternatives AB-Schema nimmt und damit gute Erfolge verzeichnet hat.
Ciprofloxacin will ich einfach nicht nehmen.
Minos75
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Markus - 19.12.2016
Mir wäre nicht bekannt, dass irgendwer hier Yersinien behandelt. Die (potentiell) wirksamen AB hast du ja schon aufgezählt. Berghoff schreibt ja, dass eine Behandlung nicht unbedingt notwendig sein soll. Wie wurde bei dir die Diagnose gesichert?
Cipro würde ich auch keinesfalls nehmen, insbesondere da die Alternativen großteils sehr gut verträglich sind.
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Minos75 - 19.12.2016
Hallo Markus,
meine letzten LTT auf Yersinien waren hochpositiv. Nach Behandlung war der 2. sogar schlechter als der 1. Den 2. hatte ich 8 Wochen nach Behandlungsende gemacht.
Mein Spezi sagt, dass die Behandlung der Yersinien extrem kompliziert ist, da auch kaum neuere Erkenntnisse zu Medikamenten und Forschung dahingehend vorhanden sind. Dass aber die Yersiniose behandelt werden sollte. Wobei er fairerweise sagt, dass man nicht den positiven LTT behandelt, sondern die typische Symptomatik.
Ich habe ansonsten auch den Eindruck, dass die meisten hier die Yersiniose quasi indirekt zusammen mit der Borreliose mitbehandeln. Also oft mit Minocyclin, dass ja auch auf Yersinien wirkt. Und auch das allseits bekannte Azithromycin wirkt ja auch ein wenig auf Yersinien.
Minos75
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Markus - 19.12.2016
Ehrlichgesagt wäre ich bei LTTs sehr vorsichtig und würde immer versuchen, das anderweitig zu validieren. Welche Beschwerden hast du, die du den Yersinien zuschreibst? Ich würde zumindest mal die Serologie machen lassen. Falls du Darmbeschwerden hast, ist die Frage ob man aus einer Stuhlprobe eine PCR machen kann, damit kenne ich mich nicht aus.
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Minos75 - 19.12.2016
Hallo Markus,
mein Spezi macht eigentlich nur LTT.
Aber ich könnte schon jemanden finden, der zumindest die Serologie macht.
Wie kommt Deine Einstellung zum LTT? Witzigerweise teilen ja viele diese Einschätzung, wobei ich mich immer wundere, dass der LTT für viele dann doch ein Segen war, da endlich etwas gefunden wurde nach ansonsten nur seronegativen Befunden.
Minos75
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Markus - 19.12.2016
Die LTTs sind durch die Bank nicht ausreichend validiert. Niemand weiß, wie diese Tests mit anderen Erregern kreuzreagieren. Auch Studien mit Gesunden oder mit solchen, die die Infektion bereits durchgemacht haben, etc. gibt es nicht.
Einzig für den Borrelien LTT beim IMD gibt es da eine Veröffentlichung, und das ist auch der einzige Test, den ich machen würde. Aber auch da wurde nicht untersucht, wie der Test ggfs. bei anderen Erregern kreuzreagiert.
Serologie kannst du notfalls auch selber im Labor machen lassen, sollte so 40 € kosten für IgA + IgG, aber im Grunde ist es Kassenleistung.
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Minos75 - 19.12.2016
Danke Markus. Ich werde die Yersinien-Serologie dann wahrscheinlich selbst mal im Labor machen lassen. Ist mir mittlerweile lieber als mich mit uninformierten Allgemeinmedizinern auseinanderzusetzen.
Ansonsten hoffe ich noch auf andere Mitbehandelnde hier, die ihre Erfahrungen bei der Yersinien-Behandlung mit mir teilen können.
Minos75
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Filenada - 19.12.2016
(19.12.2016, 12:57)Markus schrieb: Falls du Darmbeschwerden hast, ist die Frage ob man aus einer Stuhlprobe eine PCR machen kann, damit kenne ich mich nicht aus.
Lohnt sich nicht wirklich bei einer "älteren" Infektion.
"Wenn eine Yersinien-Infektion mit Durchfällen einhergeht, sind die Bakterien zu Anfang im Stuhl nachweisbar; mit Verschwinden der Durchfälle gelingt es dann allerdings in der Regel nicht mehr, Yersinien aus dem Stuhlgang anzuzüchten und auf diese Weise die Yersinien-Infektion zu beweisen.
Zur Diagnostik einer Yersinieninfektion werden deshalb dann vorzugsweise serologische Nachweisverfahren Blutuntersuchungen durchgeführt."
Quelle:
https://www.rheuma-online.de/rheuma-online/archiv/fua/antworten/fua/unbemerkte-yersiniose-oder-was.html
(19.12.2016, 13:28)Minos75 schrieb: Ich werde die Yersinien-Serologie dann wahrscheinlich selbst mal im Labor machen lassen.
"KBR-Methode (Komplement-Bindungs-Reaktion) [...] Bei einer Yersinien-Infektion bildet der Körper (wie im übrigen auch bei anderen Infektionen) zunächst IgM-Antikörper gegen die Erreger. Dies geschieht in den ersten Tagen, im Durchschnitt lassen sich IgM-Antikörper erstmals etwa nach einer Woche nachweisen. Im weiteren Verlauf verschwinden die IgM-Antikörper dann und werden durch IgG- und IgA-Antikörper abgelöst. Nach etwa 6-8 Wochen sind keine IgM-Antikörper mehr nachweisbar. Dies bedeutet für die serologische Diagnostik durch Blutuntersuchungen, dass sie gleich zu Anfang der Infektion, d.h. innerhalb der ersten Woche, noch „falsch-negativ“ sein kann, d.h. das Ergebnis der Blutuntersuchung ist negativ und sagt fälschlicherweise aus, dass keine Yersinien-Infektion vorliegt; ebenso kann sie bei Untersuchungen, die auf dem IgM-Nachweis beruhen, nach einem Zeitraum von 6-8 Wochen ebenfalls wieder falsch-negativ sein, da dann die IgM-Antikörper bereits verschwunden sind. Im Fall einer Yersinien-induzierten Arthritis ist der KBR-Test deshalb in der Regel nicht geeignet.
[...] Oft ist mit der ELISA-Methode ebenso wie mit der KBR das Yersinien-spezifische IgM nicht mehr nachweisbar
[...] In neuerer Zeit stehen für die differenzierte Yersinien-Diagnostik sogenannte Westernblot- oder Immunoblot-Verfahren zur Verfügung, mit denen man bei der Antikörperdiagnostik Antikörper gegen einzelne Bestandteile der Yersinien nachweisen kann..."
Quelle wie oben:
https://www.rheuma-online.de/rheuma-online/archiv/fua/antworten/fua/unbemerkte-yersiniose-oder-was.html
Bei der Behandlung einer Yersiniose wird unterschieden, ob es um den Darm oder die Yersinien-induzierte Arthritis geht.
Dazu hier noch paar Fundstücke aus meinem "Archiv":
Ganzer Text interessant:
https://www.rheuma-online.de/krankheitsbilder/yersinien-induzierte-arthritis/
„Von vielen Mails und Fallschilderungen, die im Zusammenhang mit rheuma-online an mit herangetragen werden, bekomme ich zunehmend den Eindruck, dass Yersinien sehr lange persistieren können und die Infektion ausgesprochen chronische Verläufe entwickeln kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist es aus meiner Sicht vermutlich sinnvoll, auch wenn eine Wirkung auf die Arthritis nicht gesichert ist, zumindestens zur Elimination der Erreger eine konsequente antibiotische Therapie durchzuführen, um wenigstens für die Zukunft einen anhaltenden Trigger für das Immunsystem auszuschalten.“
PD Dr. med. H.E. Langer
https://www.rheuma-online.de/rheuma-online/archiv/fua/antworten/?tx_faqplus_pi1[faq]=423
"Ich selber tendiere bei meinen Patienten mit einer sicheren Yersinien-Arthritis eher zu einer längerdauernden antibiotischen Therapie, vorzugsweise mit Doxycyclin, wobei nach unserer Erfahrung die Therapiedauer mindestens 3 Monate in ausreichend hoher Dosierung (2 x 100 mg Doxycyclin pro Tag) betragen sollte."
PD Dr. med. H.E. Langer
https://www.rheuma-online.de/rheuma-online/archiv/fua/antworten/fua/yersinien-induzierte-arthritis.html
Und dann hab ich (in meinen "Anfangszeiten", als ich leider noch nicht alles mögliche und unmögliche gespeichert hab) irgendwo mal gelesen, daß "die Russen" entgegen irgendwelcher Leitlinien (?) Yersinien radikal viele viele Wochen mit Doxy 400 mg pro Tag behandeln und damit wohl Erfolg haben. Ich weiß es aber nicht mehr genau. Müßteste mal im Netz danach suchen.
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Minos75 - 04.08.2017
Ich hab jetzt mal endlich die Yersinien-Serologie machen lassen bei ganzimmun:
Yersinien-AK Immunoblot IgG: positiv (verschiedene Banden werden aufgelistet)
Yersinien-AK Immunoblot IgA: negativ
Es heisst in dem Befund: Hinweis auf zurückliegende Infektion mit Yersinia enterocolitica; kein Anhalt für eine persistierende Infektion.
Jetzt bin ich natürlich etwas irritiert, da die letzten LTT's im Labor Ettlingen immer hochpositiv waren.
Habe ich nun eine behandlungswürdige, chronische Yersiniose oder nicht?
Minos75
RE: Wie Yersiniose behandeln -
Markus - 04.08.2017
(04.08.2017, 15:27)Minos75 schrieb: Habe ich nun eine behandlungswürdige, chronische Yersiniose oder nicht?
Sollte ein erfahrener Arzt beurteilen.
Meine Meinung zu LTTs im Allgemeinen kennst du ja (siehe oben). In Ettlingen würde ich generell keinen LTT machen lassen. Der Test hätte für mich persönlich keinerlei Relevanz. Meine Privatmeinung: Labore, die solche Tests anbieten, sollen sie dann bitte auch ordentlich validieren und die Ergebnisse publizieren oder zumindest zur Verfügung stellen.
IgA negativ = floride Infektion der Schleimhäute (u.a. Darm) wohl weitgehend ausgeschlossen
IgG positiv = chronisch persistierende systemische Infektion ohne Beteiligung der Schleimhäute oder Durchseuchungstiter; bei sehr hohem Titer vielleicht eher Ersteres, sonst eher Letzteres;