05.10.2019, 04:53
Ich bin früh auf. Mein Nachbar oben schläft noch, deshalb ist es noch zu früh, die Küche aufzuräumen oder anderen Radau zu veranstalten. Also eine gute Zeit, mir die Zeit mit einem Bericht zu vertreiben.
Im Sommer letzen Jahres wurde ich, nebst anderen erfolglosen Versuchen wenigstens ein Teil der Beschwerden symptomatisch zu lindern, in der Schmerzambulanz vorstellig. Es wurde mir u.a. wieder konventionelle Bewegungstherapie in der Physio empfohlen, obwohl das in der Vergangenheit immer wieder im Schmerz- und Erschöpfungsfiasko endete. Ich liess mich darauf ein, weil mir spürbar klar ist, dass die Bewegungsarmut langfristig auch keine Lösung ist. Bewegungsdrang war und ist auch vorhanden. Nach diesem erneuten gescheiterten Versuch mit Bewegungstherapie orakelten wir über Alternativen. Schwimmen führt zum selben Ergebnis wie konventionelle Bewegungstherapie. Irgendwann kam die Idee mit der Wassergymnastik auf. Auf diesen Versuch wollte ich mich einlassen.
Ich erhielt eine Verordnung für Wassergymnastik im nahegelegenen Kantonsspital, wo es auch ein Therapiebad hat - klein aber fein. Ziel war die Instruktion für Übungen im Wasser, die ich dann eigenständig im hauseigenen Pool in Thailand durchführen könnte. Dafür waren nur zwei Physiositzungen nötig. Ich war gespannt, wie sich das auswirken würde und ob ich es schaffen würde, das regelmässig durchzuziehen. Es schien mir nicht wirklich klar zu sein, dass ich konventionelle Bewegungstherapie und Schwimmen in der Vegangenheit nicht regelmässig durchzog, weil es eben zu mehr Schmerzen und Erschöpfung bis hin zum kompletten Ausfall führte. Viel mehr stellte ich meine Disziplin bei solchen Sachen in Frage. Was in der Folge mit dem Selbstwertgefühl passiert, brauche ich nicht näher zu erläutern.
In Thailand schaffte ich die Wassergymnastik mindestens dreimal die Woche, ohne mit Schmerzen und Erschöpfung im Nachgang bestraft zu werden. Auch wenn es nicht unbedingt eine Verbesserung der Symptome bewirkte, wurde auch nichts schlechter und ich konnte meinen Bewegungsdrang wenigstens etwas ausleben. Der Schmerzlevel sank schon zu Beginn meines Thailandaufenthalts, was ich aber eher dem warmen Klima zuschreiben muss.
Als ich im Frühling in die Schweiz zurückkehrte, wollte ich die Wassergymnastik weiterführen. Mein Ziel war eine Frequenz von zweimal wöchentlich, weil ich hier im Gegensatz zu Thailand mehr Aufgaben der Selbstversorgung schaffen muss und den Pool nicht vor dem Haus habe. Ich bekam nochmals eine Verordnung für Kontrolle und Instruktion und löste ein Abo für drei Monate im Therapiebad vom Spital. Die neue Therapeutin zeigte mir noch drei zusätzliche Übungen für die Beweglichkeit. Zudem zeigte sie mir verschiedene "Schritte", wie ich mit Zuhilfenahme der Wassernudel ein wenig Herzkreislauftraining machen kann. Zudem kombinierte ich die Wassergymnastik im letzten Monat mit Achtsamkeitstraining, das mir von der Psychotante gegen den ständigen Hirnwix empfohlen wurde.
Anfangs gabs weiterhin keine Verbesserung bei den Schmerzen. Mit der Zeit spürte ich aber, dass ich meine Glieder und Gelenke ohne Schmerzen in grösserem Radius bewegen konnte. Zweimal fünf Minuten Herzkreislauftraining führte nicht zur Erschöpfung, konnte aber nicht weiter ausgebaut werden. Die Muskelkrämpfe bei kleinster Belastung, die in den letzten zwei Jahren hinzukamen, sind aktuell weg. Hier in heimatlichen Gefilden fiel mir der deutlich bessere psychische Zustand auf. Der Mensch will sich bewegen. Wenn er das nicht kann, leidet auch die Psyche. Dass der Einfluss so gross ist, konnte ich mir nicht vorstellen.
Ich habe jetzt vier Monate Wassergymnastik hinter mir. Regelmässig zweimal wöchentlich schaffte ich vor allem, weil ich es mir fest im Terminkalender eingetrug. Ich denke, das war für mich immens wichtig. Mehr Schmerzen nach der Gymnastik hatte ich nur im Daumengrundgelenk - vom Massagedüsenknopfdrücken . Im Therapiebad hatte es drei Massagedüsen, einen "Wasserfall" und einen Whirlpool. Das war am Schluss jedesmal meine Belohnung. An schlechten Tagen konnte ich mich für den Besuch im Therapiebad nur aufraffen mit dem Gedanken, dass ich mir nur das Wellnessprogramm reinziehe, wenn es gar nicht anders geht. Bis auf einen Ausnahme habe ich das volle Programm oder einen Teil davon doch geschafft.
Der Schwerpunkt meiner Beschwerden liegt in belastungs- und kälteabhängigen Muskel-, Sehnen- und Bänderschmerzen und Muskelschwächen bei Status nach Acrodermatitis chronica atrophicans, die damals sechs Jahre nicht diagnostiziert wurde. Die ACA trat vor 21 Jahren auf, erste Beschwerden vor 24 Jahren. Ich bin dankbar, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, mich regelmässig zu bewegen, ohne abgestraft zu werden. Vielleicht kann ich mit diesem Bericht den Einen oder Anderen hier inspirieren.
Vor zwei Wochen war ich das letzte Mal in der Wassergymnastik, weil mein Abo ausgelaufen ist, das ich nicht mehr erneuern will, weil ich in gut drei Wochen wieder für knapp sechs Monate nach Thailand reise, um dort zu überwintern. Ich hätte nie gedacht, dass mir sportliche Aktivitäten mal fehlen würden, aber ich vermisse die Wassergymnastik und freue mich jetzt schon auf den Pool in wärmeren Gefilden und an der frischen Luft.
LG, Regi
Im Sommer letzen Jahres wurde ich, nebst anderen erfolglosen Versuchen wenigstens ein Teil der Beschwerden symptomatisch zu lindern, in der Schmerzambulanz vorstellig. Es wurde mir u.a. wieder konventionelle Bewegungstherapie in der Physio empfohlen, obwohl das in der Vergangenheit immer wieder im Schmerz- und Erschöpfungsfiasko endete. Ich liess mich darauf ein, weil mir spürbar klar ist, dass die Bewegungsarmut langfristig auch keine Lösung ist. Bewegungsdrang war und ist auch vorhanden. Nach diesem erneuten gescheiterten Versuch mit Bewegungstherapie orakelten wir über Alternativen. Schwimmen führt zum selben Ergebnis wie konventionelle Bewegungstherapie. Irgendwann kam die Idee mit der Wassergymnastik auf. Auf diesen Versuch wollte ich mich einlassen.
Ich erhielt eine Verordnung für Wassergymnastik im nahegelegenen Kantonsspital, wo es auch ein Therapiebad hat - klein aber fein. Ziel war die Instruktion für Übungen im Wasser, die ich dann eigenständig im hauseigenen Pool in Thailand durchführen könnte. Dafür waren nur zwei Physiositzungen nötig. Ich war gespannt, wie sich das auswirken würde und ob ich es schaffen würde, das regelmässig durchzuziehen. Es schien mir nicht wirklich klar zu sein, dass ich konventionelle Bewegungstherapie und Schwimmen in der Vegangenheit nicht regelmässig durchzog, weil es eben zu mehr Schmerzen und Erschöpfung bis hin zum kompletten Ausfall führte. Viel mehr stellte ich meine Disziplin bei solchen Sachen in Frage. Was in der Folge mit dem Selbstwertgefühl passiert, brauche ich nicht näher zu erläutern.
In Thailand schaffte ich die Wassergymnastik mindestens dreimal die Woche, ohne mit Schmerzen und Erschöpfung im Nachgang bestraft zu werden. Auch wenn es nicht unbedingt eine Verbesserung der Symptome bewirkte, wurde auch nichts schlechter und ich konnte meinen Bewegungsdrang wenigstens etwas ausleben. Der Schmerzlevel sank schon zu Beginn meines Thailandaufenthalts, was ich aber eher dem warmen Klima zuschreiben muss.
Als ich im Frühling in die Schweiz zurückkehrte, wollte ich die Wassergymnastik weiterführen. Mein Ziel war eine Frequenz von zweimal wöchentlich, weil ich hier im Gegensatz zu Thailand mehr Aufgaben der Selbstversorgung schaffen muss und den Pool nicht vor dem Haus habe. Ich bekam nochmals eine Verordnung für Kontrolle und Instruktion und löste ein Abo für drei Monate im Therapiebad vom Spital. Die neue Therapeutin zeigte mir noch drei zusätzliche Übungen für die Beweglichkeit. Zudem zeigte sie mir verschiedene "Schritte", wie ich mit Zuhilfenahme der Wassernudel ein wenig Herzkreislauftraining machen kann. Zudem kombinierte ich die Wassergymnastik im letzten Monat mit Achtsamkeitstraining, das mir von der Psychotante gegen den ständigen Hirnwix empfohlen wurde.
Anfangs gabs weiterhin keine Verbesserung bei den Schmerzen. Mit der Zeit spürte ich aber, dass ich meine Glieder und Gelenke ohne Schmerzen in grösserem Radius bewegen konnte. Zweimal fünf Minuten Herzkreislauftraining führte nicht zur Erschöpfung, konnte aber nicht weiter ausgebaut werden. Die Muskelkrämpfe bei kleinster Belastung, die in den letzten zwei Jahren hinzukamen, sind aktuell weg. Hier in heimatlichen Gefilden fiel mir der deutlich bessere psychische Zustand auf. Der Mensch will sich bewegen. Wenn er das nicht kann, leidet auch die Psyche. Dass der Einfluss so gross ist, konnte ich mir nicht vorstellen.
Ich habe jetzt vier Monate Wassergymnastik hinter mir. Regelmässig zweimal wöchentlich schaffte ich vor allem, weil ich es mir fest im Terminkalender eingetrug. Ich denke, das war für mich immens wichtig. Mehr Schmerzen nach der Gymnastik hatte ich nur im Daumengrundgelenk - vom Massagedüsenknopfdrücken . Im Therapiebad hatte es drei Massagedüsen, einen "Wasserfall" und einen Whirlpool. Das war am Schluss jedesmal meine Belohnung. An schlechten Tagen konnte ich mich für den Besuch im Therapiebad nur aufraffen mit dem Gedanken, dass ich mir nur das Wellnessprogramm reinziehe, wenn es gar nicht anders geht. Bis auf einen Ausnahme habe ich das volle Programm oder einen Teil davon doch geschafft.
Der Schwerpunkt meiner Beschwerden liegt in belastungs- und kälteabhängigen Muskel-, Sehnen- und Bänderschmerzen und Muskelschwächen bei Status nach Acrodermatitis chronica atrophicans, die damals sechs Jahre nicht diagnostiziert wurde. Die ACA trat vor 21 Jahren auf, erste Beschwerden vor 24 Jahren. Ich bin dankbar, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, mich regelmässig zu bewegen, ohne abgestraft zu werden. Vielleicht kann ich mit diesem Bericht den Einen oder Anderen hier inspirieren.
Vor zwei Wochen war ich das letzte Mal in der Wassergymnastik, weil mein Abo ausgelaufen ist, das ich nicht mehr erneuern will, weil ich in gut drei Wochen wieder für knapp sechs Monate nach Thailand reise, um dort zu überwintern. Ich hätte nie gedacht, dass mir sportliche Aktivitäten mal fehlen würden, aber ich vermisse die Wassergymnastik und freue mich jetzt schon auf den Pool in wärmeren Gefilden und an der frischen Luft.
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz