Notizen aus einmaligem Anhören:
10-20 % behalten Beschwerden und niemand klärt die Patienten auf. Man gibt den Patienten Doxy und sagt ihnen nicht, dass es sein kann, dass etwas sehr Unangenehmes passiert, wogegen man kein Mittel hat.
Ungeachtet der eigentlichen Ursache von PTLDS (geschwächtes Immunsystem, persistierende Infektion, entstandene Schäden) sei es logisch anzunehmen, dass die Chance für bleibende Beschwerden nach Antibiotikatherapie mit der Dauer der Infektion zunimmt. Daher sollte man schnell diagnostizieren und stark therapieren, wodurch sich vielleicht die Anzahl der Patienten reduzieren lasse.
Doxy ist nicht unbedingt das beste AB, Vancomycin sei vielversprechend, jedoch nur IV möglich. Disulfiram wäre oral erhältlich, man müsste schauen, ob sich die vielversprechenden in vitro Ergebnisse bestätigen.
Bei Lyme Arthritis: Auch hier hart therapieren mit einem AB, dass auch Persister angreift.
Vielleicht ist PTLDS durch ein Shift des Immunsystems verursacht. Derzeit läuft Studie mit John Aucott dazu (tolle Sache, denn John Aucott ist einer der ersten, da wirklich richtig gute Studien zur Black Box PTLDS rausbringt).
Bei Tieren und Menschen hat man einen Shift im Mikrobiom bei Auto-Immunerkrankungen festgestellt, wenn sich bei PTLDS-Patienten ein Shift feststellen lässt, ist er zuversichtlich, dass man ihn beheben kann.
Was bei der Persisterhypothese beachtet werden muss:
Bei kontrollierten Langzeittherapien kam es nicht zu einer signifikanten Besserung im Vergleich zu Placebo (oder kürzeren Antibiosen). Da es keine erworbenen Resistenzen gibt, dürften nur die Persister überleben. Da diese sich nicht vermehren und Schläferformen sind (die sich dann vermutlich auch nicht bewegen... oder sind Borrelien Schlafwandler? ;-) ) müssten die der reinen Logik nach weniger Beschwerden machen. Und es müsste einen messbaren Unterschied zwischen denen unter AB und ohne AB geben, denn das AB versetzt laut Lewis vermutlich einen Teil der Bakterien in einen Schläfermodus. Zwar gibt es einige die auf Langzeitantibiosen ansprechen, jedoch nicht die Mehrheit (und man kann derzeit nicht vorhersagen wer es ist), wie die verschiedenen Placebokontrollierten Studien ja zeigen. Daher ist zumindest anzunehmen, dass es weitere Faktoren gibt, die das Krankheitsgeschehen aufrechterhalten könnten, wie ja auch Horowitz mit seinem MSIDS Ansatz verdeutlichen will.
Das Ganze ist viel zu komplex, als dass da pauschale Aussagen möglich sind, zumal (wie Zhang auch betont) die PTLDS-Patienten extrem heterogen sind. Sich auf eine einzelne Ursache versteifen, ist da nicht angebracht, meiner Meinung nach, zumal die unterschiedlichen Ursachen für PTLDS sich ja auch nicht unbedingt gegenseitig ausschließen...
Etwas Allgemeines zum Thema Persister habe ich hier bereits geschrieben (und noch öfters in den beiden Threads zu Lewis und Zhang):
http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...2#pid77292
Persister finden sich bei allen Bakterien und bei jeder AB-Therapie bleiben noch Bakterien übrig, wo dann das Immunsystem ins Spiel kommt. Daher ist der Gedanke mit dem Mikrobiom auch bei bestehender Infektion gar nicht so dumm. Lewis will ja auch keine Zeit verlieren.
Die Forschungsergbnisse von Lewis und Zhang widersprechen sich ja auch teilweise ziemlich, aber sowas ist nur gut, um Forschung voranzutreiben. Beides sind Forscher auf Weltklasseniveau, die sich nun einer ziemlich kontroversen und vernachlässigten (zumindest aus Patientensicht) Erkrankung widmen... das hätte vor 4 Jahren noch niemand gedacht. Ebensowenig, dass sich der Vizepräsident der IDSA an solchen Studien beteiligt.
Zum Thema neue ABs vs. vorhandene Wirkstoffe:
Lewis screent auch erstmal vorhandene Wirkstoffe, Disulfiram ist ja auch nicht neu, aber er entdeckt eine in vitro Wirkung auf Borrelien (so wie Zhang dies bei Artemisinin oder Fluconazol getan hat).
Der Nachteil bei neuen AB (was nicht so einfach mal möglich ist, zumal es da in den letzten 30 Jahren Fortschritte im Schneckentempo gegeben hat) ist erstmal, dass riesige Hürden zur Zulassung existieren, was zeitlich Jahre bedeutet. Lewis und Zhang screenen daher überwiegend bereits von der FDA zugelassene Medikamente, wo man bereits Studien zu Toxizität, Nebenwirkungen etc. hat.
Die Disulfiram Maus-Studie wird wirklich spannend... man beachte die Antwort von Lewis auf die Frage, ob man vor der Mausstudie was probieren könnte:
http://www.youtube.com/watch?v=aUlKTnrGPgc&t=48m13s
EDIT:
Die in vitro Wirksamkeit von Disulfiram wurde auch in einer anderen Studie bereits festgestellt, was Lewis im Vortrag auch erwähnt. Hier von Heinzi eingestellt:
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=8761