mari schrieb:ALLE von uns, die sich wissentlich und ungerechtfertigt in die psychosomatische Ecke stecken lassen (und sei es zum schnellen Weg in die Rente), sind mit verantwortlich dafür, was den anderen Betroffenen geschieht.
Ich finde solche Aussagen mehr als fragwürdig. Zum einen befinden sich Menschen, die eine psychosomatische Diagnose annehmen, in der Regel ohnehin in einer sehr schwierigen Situation, da sind nicht wirklich nachvollziehbare moralische Schuldzuweisungen für das Schicksal von Dritten absolut unnötig.
Zum anderen weiß niemand, ob die Diagnose, die die Ärzte gestellt haben, nun stimmt oder nicht. Man kann sie annehmen und dann entsprechend der gestellten Diagnose eine Therapie versuchen, die dann wirksam oder nicht wirksam sein kann, oder auch nicht. Bei Borreliosediagnosen weiß letztlich so gut wie keiner derjenigen, bei denen die Standardantibiosen nicht gewirkt haben, ob und welche Beschwerden von einer eventuell vorhandenen Borreliose (mit-)verursacht werden oder nicht.
Jeder Arzt stellt mal eine Fehldiagnose, auch oder gerade selbsternannte Borreliosepezis, die Patienten mit Beschwerden behandeln, deren Ursache eine Vielzahl von Erkrankungen sein könnte und das bei nicht idealen Tests, deren Ergebnis am Ende des Tages eh oft ignoriert wird, wenn es negativ ist.
Aussagen wie die oben zitierte könnte man auch als Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen betrachten, wobei ich der Meinung bin, dass eine länger andauernde chronische Erkrankung (insbesondere eine, die mit so vielen Unsicherheiten und Kontroversen verbunden ist, wie die Borreliose) sich immer auch zu einem gewissen Teil auf die Psyche auswirkt und unabhängig von der Diagnose eine psychotherapeutische Unterstützung in vielen (natürlich nicht allen) Fällen durchaus hilfreich sein kann und vielleicht auch die Genesung fördern könnte.