19.10.2020, 12:50
(18.10.2020, 05:35)mari schrieb: Die Frage stellt sich: Was machen Menschen, die solch hohe Kosten nicht aufbringen?
Mari, ist das eine rhetorische Frage? Wenn nicht, dann musst du sie an einer anderen Stelle stellen. Wie einige Betroffene aus diesem Forum auch tun.
Zitat:Doch sogar bei dir "stolpere" ich mal wieder über private, extrem hohe Behandlungskosten.
Ich glaube nicht, dass fischera (oder jemand anderer) sich in irgendeiner Weise hier rechtfertigen muss.
Hier mal aus meiner Erfahrung: Vor 6 Jahren suchte ich Rat und Hilfe in einer Selbsthilfegruppe. Die Leiterin war ausgesprochen nett und wirkte sehr authentisch, war sie doch selbst betroffen... Die erste (die zweite, dritte...usw.) Frage - und nicht nur von mir - war: wo finde ich einen Arzt?! Es ging wohl um die Frage nach Kassenärzten. Sie seufzte und erzählte: Schwierig, aber es gibt Ärzte, die antibiotisch behandeln, man muss suchen... Von den privat praktizierenden Ärzten und von den Unterschieden in Behandlung etc. hat sie nie gesprochen, bzw. wenn, dann in etwas abwertenden Ton. So war mein Eindruck: die sollen nur abzocken wollen. Und sie selbst wolle keine Antibiose mehr, es sei für den Darm schädlich etc. Als ich nach einem Kassenarzt fragte, der nach DBG Leitlinien behandelt ( in einem anderen Bundesland), sagte sie, wieder mit einem klagenden Ton: Ach, bei dem muss man auch vieles selbst bezahlen!..
Und so suchte ich... nach dem, was es in meiner Gegend nicht gibt. Auf den Termin beim Spezi musste ich dann noch 8 Monate warten. (Silber, Salz, das C und Co hatte ich also auch Zeit auszuprobieren.) Erst nach 1,5 Jahren konnte ich mit Infusionen beginnen: auf Kasse. Jetzt muss ich i.v. Behandlung selbst bezahlen, die wertvolle Zeit ist verloren gegangen. Hier meine ich nicht nur die finanzielle Seite: Je länger man ohne AB Therapie bleibt, desto mehr Komplikationen während der Behandlung eintreten und desto länger es dauert, den Zustand zu stabilisieren.
Auf die Beratung hätte ich verzichten müssen. Eben solche Ratschläge wurden bei mir zu Schlägen. Ich sage nicht, dass die Ratschläge der Leiterin der SHG einem oder anderem keine Hilfe gebracht hätten. Es geht hier prinzipiell um eine differenzierte Sicht auf die Situation mit Borreliose und Co. Das wäre eine geeignete Grundlage, wenn man jemandem wirklich helfen möchte. Allein denen zu danken, die „andere Wege gehen, weil sie in Behandlung nicht investieren“ (können oder wollen - je nach dem), wäre der ganzen Situation nicht gerecht.
Übrigens kam ein mal in diese SHG ein privat versicherter Mann. Er erzählte über sein Problem: seronegative Borreliose. Die Leiterin hat ihm etwa in der Art entgegen gesetzt: Die gesetzlich Versicherte bekommen selbst bei positiven Werten keine Behandlung... Da fühlte ich mich auch in einem „elitären Zirkel“, war aber eher irritiert (auch wie mit "Werten" argumentiert wird). Ich hatte Mitgefühl mit dem Betroffenen, die Gruppe und die Leiterin anscheinend nicht. Es menschelt sich überall...
Zum Schluss zu deiner Aussage, die mich sehr betroffen gemacht hat:
Zitat:Und was machen Menschen, die nicht "mal eben" Winter in Thailand verbringen können, weil das ihrer Gesundheitsstabilisierung dient?
Ich weiß, wen du meinst und ehrlich gesagt, finde ich es abscheulich. Manchmal verzweifle ich echt, wenn ich sehe (lese), wie Menschen wie Du, die sich für Borreliosekranken einsetzen und in der Sache engagieren, versuchen andere zu verletzen.