@urmel
Vielen Dank für den schematischen Überblick, der im Wesentlichen auch so zutrifft.
@lianda
Wenn die Antibiotikabehanddlung bereits durchgeführt wurde und noch immer Beschwerden vorhanden sind, ist ein zweiter Test durchaus sinnvoll. Möglicherweise war die Therapie nicht erfolgreich (es gibt Menschen, die eine Prädisposition zur Ausbildung einer Antibiotika resistenten Borreliose zeigen) oder es handelt sich um einen anderen Erreger. Bezüglich der Kosten solltest du mit deiner Krankenkasse sprechen. Wir sind bestrebt den Test soweit zu etablieren, dass er auch von den gesetzlichen Kassen übernommen wird.
@Filenada
Die Wirkungsweise eines Antibiotikums ist je nach Typ unterschiedlich. Nicht jedes Antibiotikum beeinflusst beispielsweise die Teilung der Bakterien. Während das bekannte Penicillin zu dieser Gruppe der teilungshemmenden ABs gehört, zählt Doxycyclin zu einer anderen Klasse. Doxycyclin hemmt das Wachstum bzw. den Stoffwechsel der Bakterien (Stichwort Proteinbiosynthese) und trifft somit alle Bakterien unabhängig von deren Teilung.
Sehr sehr lange Antibiotikagaben haben natürlich auch andere Effekte. Bakterien sind nicht nur schädlich, sondern auf unserer Haut oder im Darm ständiger Begleiter. Eine Veränderung dieser Darmflora begünstigt andere, Antibiotika-resistente Keime.
Hinsichtlich der verwendeten MOIs wurden die Stimulanzwerte nochmals verringert, um die Stringenz weiter zu erhöhen. In der Regel wird in vergleichbaren Tests ein 10 facher Überschuß des Stimulanz (MOI 10) eingesetzt. Wir haben uns entschlossen die Reaktion so spezifisch wie möglich anzusetzen und arbeiten daher mit MOIs von 1 bis 0,001
@Regi
Zitat:Boulder setzt also den Rückgang der Entzündung gleich mit der Erradikation der Erreger? Find ich jetzt etwas gewagt. AB wirken bekanntermassen auch entzündungshemmend. Ausserdem dürften die Entzündungen bei durch AB reduzierter Erregerlast auch abnehmen. Besteht nicht die Möglichkeit, dass nur die Entzündungen zurückgegangen sind, jedoch die Borrelien noch da sind?
Bestehen auch Erkenntnisse bezüglich zystischer Formen? Wenn ich z.B. mit einem AB therapiere, das die Borrelien in eine atypische Form treibt. Ist dann damit zu rechnen, dass die vom SpiroFind erfassten Borrelien spezifischen Entzündungen positiv bleiben?
Nein, ein negativer SpiroFind bedeutet nicht, dass kein Borrelien mehr vorhanden sind. Der Test bestimmt die Entzündungsreaktion durch die Borrelien, also die spezifischen Symptome und nicht die Borrelien selbst. Es ist vorstellbar, dass die Therapie nicht alle Borrelien erfasst hat, was jedoch nicht das Testergebnis in Frage stellt.
Hinsichtlich der verschiedenen Formen der persisitierenden Bakterien : Wenn diese Formen ebenfalls eine Entzündung und damit Beschwerden hervorrufen, werden diese im IL-1beta Anstieg durch SpiroFind nachgewiesen.
@landei
Zitat:Ein EM nach Zeckenstich ist sicher unstrittig. Ich gehe zunächst aber nicht davon aus, dass ausschließlich Frischinfizierte getestet wurden. Welche weiteren Kriterien wurden denn als objektiv belegbar eingestuft? Sehr viele solcher Kriterien gibt es ja sicher nicht.
Zu weiteren Kriterien zählt beispielsweise eine nachgewiesene ACA. Weiterhin müssen gleichzeitig mindestenes 2 weitere Beschwerden wie Arthritis, andauernde Müdigkeit, Gelenkschmerzen etc. zum Zeitpunkt der Untersuchung vorliegen. Eine genaue Klassifikation ist in der Publikation ersichtlich.
Zitat:Das bedeutet die Ergebnisse der Testphase gehen nicht in die Studie mit ein. Wird diese groß angelegte Studie dann ausschließlich über die Radboud Uni abgewickelt oder beteiligt sich Boulder daran? Bei letzterem wäre es doch sicher möglich, einige der Testphase-Probanden an der Studie teilhaben zu lassen?
Eine der neuen Studien wird zusammen mit einer deutschen Universität durchgeführt. Gegebenenfalls werden hier auch einige der Probanden aus der Testphase zur Teilnahme eingeladen.
Zitat:Eine hohe Spezifität stützt somit die These der "eingebildeten Kranken". Was soll uns dieser Test also bringen? Wäre es nicht sinnvoller die Sensitivität zu erhöhen und das Testergebnis durch Bestätigungstests zu verifizieren?
Spezifität in meinem post bezog sich zunächst auf die spezifische Stimulation mit dem Erreger. Selbstverständlich misst sich unser Test ebenfalls an den bestehenden Kriterien der Spezifität im Sinne der Diagnostik, sowie an einer möglichst hohen Sensitivität. Hierzu sammeln wir momentan auch in den Studien weitere Daten. Boulder Diagnostics distanziert sich jedoch von Thesen wie „ eingebildete Kranke“. Es ist sicher nicht in unserem Sinne bestimmte vorgefertigte Meinungen zu bestätigen oder zu widerlegen. Allein eine zuverlässige Diagnostik ist entscheidend.
@urmel
Es liegt mir auch fern Meinungen zu ersticken. Ich freue mich, wenn ich bei einigen Unklarheiten etwas Licht in die Sache bringen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass ich hier sehr oft auf Kritik treffe (viele haben verständlicherweise Bedenken, weil Beschwerden vorhanden sind und noch keine Ursache gefunden wurde) und es ist wichtig diese Fragen zu dieser doch sehr neuen Technik soweit wie möglich zu beantworten.
Zitat:aber einige eben auch noch nicht (vor allem welche Störgrößen per Versuch definitiv ausgeschlossen sind) und ganz wichtig, warum der Schwellenwert genau so festgelegt wurde, zwischen positiv und negativ. Das scheint mir, trotz Betrachtung aller möglichen bekannten objektiven Kriterien auch immer noch eine subjektive Entscheidung zu sein.
Die Schwellenwerte sind im Rahmen der Studie und anfänglicher Tests empirisch bestimmte Werte aus hunderten Patienten.
Zitat:Was ich jetzt noch schreibe bezieht sich nicht explizit auf den Spirofind Test: Interessanterweise werden alle Fehler bei den bisherigen Tests überwiegend bei den falsch positiven Testergebnissen gesucht. Aber auch da gab es auch schon genügend falsch negative, was aber gerne abgestritten wird. Wenn dieses Argument, dass es keine falsch negative Ergebnisse gibt dazu führt, Behandlung grundsätzlich abzulehnen, habe ich kein Verständnis dafür. Sonst werden zum Schluss nicht mehr die Menschen behandelt sondern nur noch Laborwerte
Ich stimme dieser Aussage gerne zu. Ein Testergebnis liefert einen Laborwert, der immer einer umfassenden Erklärung bzw. auch eine Betrachtung des gesamten Patienten erfordert.