Regi schrieb:Da wäre es sicher interessant, wie artgerecht die Affen gehalten wurden. In einem reduzierten und reizarmen Umfeld dürfte es schwierig sein, Unterschiede zwischen gesunden und kranken Tieren zu finden. In einem beschränkten Anforderungsumfeld merkt man mir jedenfalls überhaupt nichts an.Tierversuche wie dieser können aus meiner Sicht niemals artgerecht sein.
Man muss natürlich auch klar unterscheiden zwischen Menschen und Affen.
Es findet sich aber eine längere Passage, hier ein übersetzter Auszug:
"Alle Tierversuche wurden von Tierärzten und ihren Mitarbeitern überwacht.
Die Affen waren zu jeder Zeit paarweise untergebracht, außer wenn Zeckeneindämmungsvorrichtungen und Jacken verwendet wurden; während dieser Zeit waren die paarigen Affen in geschütztem Kontakt. Die Affen erhielten Nahrung (Affenfutter) und Wasser ad libitum, und Standardanreicherung (Nahrungsergänzungsmittel, manipulierbare Gegenstände im Käfig, menschliche Interaktion mit Hausmeistern, Barschen oder Schaukeln). Zu den routinemäßigen Haltungspraktiken gehört die Meldung von abnormalen klinischen Anzeichen oder Aktivitäten von Tieren an das zuständige veterinärmedizinische Personal und die Fakultät."
Interessant ist der Befund, dass nur bei zwei behandelten, aber keinem unbehandelten Affen Entzündungen im ZNS nachweisbar waren, dort wurden einige wenige morphologisch intakte Borrelien gefunden.
Ärzteblatt schrieb:"Die Ergebnisse zeigen für Embers, dass die Borreliose eine heimtückische Infektion ist"Dieses Zitat in dem Artikel kann ich persönlich nicht nachvollziehen und finde es unglücklich ausgedrückt, heimtückisch ist nicht der richtige Begriff.
Aus der Studie:
Crossland et al. schrieb:Were the spirochetes actively dividing and spreading during infection, the disease would be more obvious and possibly more easily diagnosed. Bacterial pathogens are well known to cause tissue damage by colonization, induction of intense inflammation, invasion of host cells, and production of toxins. Borrelia, rather, induces milder inflammatory responses and has mastered evasion of host immunity so as to cause moderate disease without being recognized and eliminated.
--> Borreliose ruft eine mildere Entzündung als andere Infektionen hervor und schafft es, dem Immunsystem zu entgehen, ohne erkannt oder eliminiert zu werden.
Hier muss man bei der Interpretation, wie mit der gesamten Studie, sehr vorsichtig sein.
Wie erwähnt, zeigten sich zwischen behandelten und unbehandelten Affen keine Unterschiede. Es wurden bei allen nur wenige, vereinzelte Borrelien gefunden und keine Hinweise auf eine Erkrankung.
Die ungeklärte Frage ist, was passiert, wenn das Immunsystem durch andere Einflüsse geschwächt wird (durch andere Erkrankungen, Stress...).
Embers et al. schrieb:Erythema migrans, the clinical hallmark of early localized Lyme disease, was observed in one of the rhesus macaques from this study. However, many of the more severe chronic manifestations of LD associated with objective morbidities, such as Lyme carditis resulting in atrioventricular blockage/sudden death and neuroborreliosis manifesting in nerve palsy, limb paresis, and painful radiculitis (potentially manifesting as lameness, loss of appetite, inability to jump, muscle spasms, reduced activity, and audible sounds of discomfort) have yet to be reproduced experimentally in any immunocompetent animal modelEs zeigte sich nur ein klassisches EM (andere hatten diffuse Erytheme, bei 5 gelang aus Hautproben die Kultur, bei 8 PCR, nur bei einem Affen konnte kein Direktnachweis erfolgen). Die schwereren chronischen Manifestationen wie Lyme-Karditis oder Neuroborreliose konnten bisher noch nicht im immunkompetenten Tiermodell reproduziert werden.
Ich sehe hier keine Aussagekraft für oder gegen irgendeine Form der Behandlung und mit solchen Interpretationen sollte man sehr zurückhaltend sein. Gerade bei schwereren Manifestationen sind Antibiotika bei Borreliose sehr effektiv.
Wenn man also nicht nur das rausliest, was man rauslesen möchte oder einzelne Aspekte aus dem Kontext reißt, kommt man zu dem Schluss, dass man vorsichtig sein sollte, diese Studie als Bestätigung von ILADS-Thesen zu betrachten, denn sie passt auch zu IDSA-Thesen, im Hinblick auf die Symptomatik vielleicht sogar deutlich besser.
Man kann argumentieren, dass es eine Schwäche des Affen-Modells ist, dem ich persönlich kritisch gegenüberstehe. Jedoch passt das überhaupt nicht zu den Aussagen von ILADS und anderen, die Borreliose mit HIV und Krebs vergleichen und als möglichen Auslöser von Demenz und MS betrachten. Nur die Persistenz von nicht infektiösen Borrelien aus dem Kontext zu reißen und den Rest zu ignorieren, halte ich nicht für sinnvoll. Genau diese Form der Argumentation, hat zu dem Schlamassel geführt, in dem sich die Patienten befinden.
Bei der Rezeption von Forschung sollte das individuelle Glaubenskonstrukt außen vor gelassen bleiben, es geht hier nicht um persönliche Überzeugungen. Wobei natürlich beachtet werden muss, dass, sollten Verbesserungen für Patienten gewünscht sein, gerade die überzeugt werden müssen, die nicht von vorneherein von dem Überleben von infektiösen Borrelien nach der Behandlung überzeugt sind.
The elm, the ash and the linden tree
The dark and deep, enchanted sea
The trembling moon and the stars unfurled
There she goes, my beautiful world