23.03.2018, 15:03
Zitat:Und zur 1. Frage: Wenn das früh diagnostiziert werden kann, der (gängige) Liquornachweis aber nicht sensitiv ist, dann bekomme ich das in meinem Kopf irgendwie nicht so auf die schnelle zusammen; was ja zunächst mal an mir liegt.Ich schrieb in Beitrag 4, dass heute eine Neuroborreliose (NB) mit Beteiligung des Zentralen NervenSystems (ZNS) in der Regel früh erkannt wird. "In der Regel" bedeutet eben "nicht immer".
Der erst Teil der Diagnose ist klinisch. Das heisst, der Patient stellt sich mit Symptomen vor, die auf einen Beteiligung des ZNS hindeuten. Der Arzt schickt den Patienten in der Regel in eine Klinik, weil man jetzt schauen muss, was die Symptome ausmacht. Die Symptome können auch von einer anderen Krankheit ausgelöst werden. In der Klinik wird dann, wenn alles richtig läuft, Liquor (Nervenwasser) und Blut auf verdächtige Erreger und andere Krankheiten untersucht. Für die Diagnose der Borreliose wird im Liquor und Blut nach Antikörpern gesucht, was ein indirekter Nachweis ist. Das heisst, es werden nicht Borrelien nachgewiesen sondern Antikörper, die vom Immunsystem gebildet werden. Nebst Antikörper wird der Liquor noch auf andere Marker untersucht. Ein Direktnachweis mittels PCR oder Kultur aus Liquor oder Blut wird für die gängige Diagnostik nicht empfohlen, weil er eben nur wenig sensitiv sein soll.
Natürlich ist das jetzt sehr vereinfacht erklärt.
Der Direktnachweis ist also nicht gängig in der Praxis sondern der indirekte Nachweis. Somit kann kein Zusammenhang zwischen den beiden Zitaten hergestellt werden.
Alles in Allem ist die Borreliosediagnostik eine einzige Katastrophe. Wenn Patienten aber borreliosetypische Symptome vorweisen, wird heute immer öfter früh daran gedacht, auch wenn es natürlich immer noch Ärzte gibt, die nicht an eine Borreliose denken oder sie nicht diagnostizieren wollen. An erster Stelle ist also bei der Diagnose von späteren Stadien der Borreliose immer die ärztliche Kunst gefragt, klinische Symptome den richtigen Verdachtsdiagnosen zuzuordnen. Danach kommt bei der Borreliose nur noch ein riesiges schwarzes Loch, was die Diagnostik anbelangt. Ein einziges HickHack, wo sich Labors dumm und blöde verdienen ohne wirklichen Erkenntnisgewinn für Arzt oder Patient. Ich habe zur Diagnostik hier mal was geschrieben, wenn es dich weiter interessiert:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=8747
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz