05.04.2014, 14:02
(05.04.2014, 08:56)urmel57 schrieb: Trotzdem wurde die Zulassung für Tinidazol in Deutschland und in der Schweiz nicht verlängert. Ich vermute da durchaus einen Zusammenhang, dass der Hersteller mehr Unterlagen einreichen müsste, dazu aber kein Geld ausgeben möcht. Die Datenlage ist also nicht vollkommen klar.
Ich habe dazu öfter gelesen, daß der Hersteller (gab es aber keine Generika vom Originalprodukt?) die Verlängerung der Zulassung aus wirtschaftlichen Gründen nicht beantragt hatte. Die Gewinnspanne war offensichtlich zu gering.
In anderen Ländern (Frankreich, Österreich, Italien z.B.) ist Tinidazol weiterhin erhältlich und von dort über deutsche internationale Apotheken.
Zitat:Die dünne Datenlage ist leider das grundsätzliche Problem in der Anwendung aller Arzneimittel gegen Borrelien und auch die in-vitro-Vergleiche sind nicht immer auf die in-vivo-Bedingungen übertragbar.
Ja, leider.Und Ärzte und Patienten können ja nur aufgrunde von Studienergebnissen erfolgreich therapieren.
Ich hoffe, daß Prof.Sapi in den nächsten Jahren zumindest in vitro Ergebnisse über weitere AB und pflanzlichen Wirkstoffen publizieren wird, die die Palette der möglichen "Waffen" gegen Bo. erweitern wird.
In vivo Studien wären aber zusätzlich sehr wünschenswert, zumindest mit Tieren (auch wenn dies Tierschützer nicht gefallen soll), um mehr über die in vivo Wirksamkeit der Wirkstoffe zu wissen. Tigecycline zeigte z.B. hervorragende Ergebnisse in vitro, in vivo waren die Ergebnisse aber ernüchternd (vielleicht aber auch weil das AB zu niedrig und/oder zu kurz verabreicht wurde?).
Ich habe insgesamt das Gefühl, daß nur wenige Forscher sich mit dieser Problematik beschäftigen. Warum stecken Regierungen nach wie vor so wenig Geld in diese Forschung?
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Zitat:Gerade intrazelluläre Erregern sind ja in den Körperzellen gut geschützt und es gibt keinen barrierefreien Zugang der Wirkstoffe durch die körpereigenen Zellmambran.
Das ist eben das, was mich an den Untersuchungen von Sapi (und anderen Forschern wie Brorsons) stört: die Wirkung der AB/Wirkstoffe auf Bb werden auf Bakterien untersucht, die eben frei in der Petrischale gezüchtet werden, die sich also nicht in menschlichen Zellen aufhalten.Ist diese Art von Untersuchungen grundsätzlich nicht möglich?
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Ich nehme aber an, daß intrazellulär wirksame AB wie Tetra., Makro. oder Nitroimidazole grundsätzlich keine Schwierigkeiten haben, in infizierten Zellen einzudringen.Sonst würden sie bei anderen intrazellulären Erregern nicht wirken.
Zitat:Wenn Antibiotika intrazellulär wirken, dann greifen sie auch in den mitochondrialen Stoffwechsel ein.
Ich weiß nicht, ob dies nachgewiesen oder nur eine Vermutung/Befürchtung ist.
Ich habe selber nach 6 Wochen Amoxicillin und 6 Monaten Mino./Quensyl keinerlei Symptome entwickelt, die auf eine Störung des mitochondrialen Stoffwechsels hinweisen würden und ich kenne einige chroniche Bo.Patienten, deren Müdigkeit nach mehreren Monaten oder Jahren mit einer Dauer-oder gepulsten Antibiose sehr gering geworden ist oder sogar ganz verschwunden ist (übrigens auch nach 8-9 Monaten unter Cowden Prot.)
Zitat:Gerade beim Erschöpfungssysndrom kann dieses dann auch eine Folge von dieser Wirkung sein, weswegen ich doch durchaus vorsichtig bin in der Langzeitanwendung derartiger Mittel bin .
Gibt es da Studien, die CFS als Folge einer Langzeitanwendung von intrazellulär wirksamen AB nachgewiesen hätten?
Meiner Laienansicht nach ist chronische Müdigkeit bei chr.Bo Patienten die direkte Folge der Infektion mit intrazellulären Erregern.Denn die meisten Patienten leiden ja vor jeglicher Antibiose daran (in der Beobachtungsstudie von Dr.Kl. und H. waren es ca. 88%).
Oxydativer und nitrosativer Stress, vielleicht auch hormonelle Störungen (laut Dr.Horrowitz leiden 40% der chr.Bo Patienten an Nebennierenschwäche-Cortisolmangel, laut Dr.H.S. entwickeln ein Teil eine Hashimoto Thyreoiditis, welche zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen führt) und Nährstoffmängel (VitB12 Mangel als Folges des oxy./nitro.-Stress) könnten durchaus für die chr.Müdigkeit verantwortlich sein und müssten m.E. diagnostiziert und behandelt werden.Was offensichtlich aber selten der Fall ist.
Aber die Hauptursache, die chronische Infektion, muß m.E. auch behandelt werden.
Zitat:Allerdings sind auch intrazelluläre Erreger in der Lage, die körpereigenen Zellen zu steuern. Vor allem vom EBV weiß ich, dass er dieses tut und das macht die Sache so schwierig, wenn dieser als Coinfektion mitbeteiligt ist.( Von anderen Viren ist es durchauchs auch bekannt ) Denn sehe ich die Körperzellen (oder auch die Immunzellen) durch die Behandlung mit intrazellulär wirkenden Antiinfektiva eher doppelt belastet, ohne dass es einen Vorteil gibt.
Wieso doppelt belastet? Wegen der möglichen negativen Wirkung von intrazellulären wirksamen ABs auf Mitochondrien?
Aber wie willst du Infektionen mit intrazellulären Bakterien bekämpfen, wenn der Patient keine intrazelluläre wirksamen antibiotischen Wirkstoffe enthält?
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Bist du also bei einer chronischen bakteriellen Infektion für eine reine symptomatische Behandlung (z.B. Bekämpfung der Folgen der Infektion wie Entzündungen, oxy./nitros. Stress, Nährstoff-/Hormonmängel, usw)?
Zitat:Leider wird ja auch oft berichtet, dass es nach Antibiotikabehandlung schlechter als vorher geht, das macht mich immer sehr nachdenklich
Schlechter? Wenn man bedenkt, daß viele ABs die Zystenbildung fördert, wundert mich das persönlich überhaupt nicht. Gegen Zysten und Biofilme wirksame ABs werden nach wie vor selten/wenig verschrieben.
Dazu sterben ja zwangsläufig mehr Bakterien durch ABs als ohne und dieses massive Absterben verursacht vermutlich eine Zunahme der Produktion von Toxinen, proentzündlichen Zytokinen und oxy./nitros.Stress...also kein Wunder, wenn es dem Patienten zuerst schlechter geht.
Meiner Meinung nach müsste eine Therapie deswegen alle Symptomursachen angehen, also nicht nur die Infektion, sondern die Folgen der Infektion.
Das ist der Grund, warum ich das Verschreiben von ABs allein für zu kurz gedacht betrachte und für mich persönlich eher eine Kombination aus antibiotischen Wirkstoffen und antientzündlichen, toxin-/schwermetallbindenden, entgiftenden Wirkstoffen, Vitaminen, Mineralien und evtl. fehlenden Hormonen bevorzuge (es ist allerdings auch eine Frage der Kosten, die bei der Menge der AB, Pflanzen und Nahrungsergänzungsmitteln, nicht unerheblich sind).
Genauso handhaben es übrigens manche Spezis wie z.B. Dr.Horrowitz oder Dr.Burrascano (aber auch einige Spezis in D).
Inwieweit eine solche Kombi-Therapie eine chr.Bo heilen oder die Symptome wie Schmerzen, chronische Müdigkeit lindern kann, kann ich nicht einschätzen, da es dazu keine in vivo Daten gibt (wie immer, der Bo.Zug rollt ja wirklich sehr langsam).
Ich kann nur dazu sagen, daß ich in Bezug auf chronische Müdigkeit keine Erfahrung habe, da das Symptom Müdigkeit nur akut während meiner Bo.Grippe aufgetaucht war (und sehr schnell unter Amoxi.verschwunden war).
Aber in Bezug auf chronische Schmerzen hat mir die Kombi Katzenkralle (antibiotisch wirksam???), Serrapeptase und Bromelain (antientzündlich-> siehe PubMed "bromelain inflammation") sehr gut geholfen, ich war damit mehr als 6 Monate schmerzfrei.
Zitat:Bei Katzenkrallenprodukten ist durchaus auch zu beachten, dass diese ins Immunsystem eingreifen. Je nach Balance des Immunsystems kann sie auch in die falsche Richtung stimulieren. Z.B. bei überschiessendem Immunsystem sollte man genau abwägen ob Immunstimulantien der richtige Weg ist, denn dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen und Beschwerdezunahmen sind dann nocht automatisch Herxheimerreaktionen sondern können ebensogut Autoimmunaktivitäten sein (Auch davon wurde hier schon berichtet)
Tja, ich kann leider gar nicht wissen, ob die Zunahme meiner Schmerzen unter Katzenkralle an einem vermehrtem Absterben von Borrelien (also Herxheimer) lag und/oder an einer Überstimulation meines Immunsystems (und somit einer Zunahme der proentzündlichen Zytokinen wie TNF alpha-laut Dr.Hopf-Seidel bei den meisten Bo.Pat. chronisch erhöht).
Aber es gibt bei PubMed mehrere Studien, die auf eine entzündungshemmende Wirkung hingewiesen haben (siehe die Studien unter diesem Artikel:
http://www.rain-tree.com/cats-claw-capsules.htm).
Zitat:Ansonsten bezweifle ich, dass die Inhaltsstoffe der Katzenkralle intrazellulär wirken.
Über die Pharmokinetik von Katzenkralle ist wenig bekannt, was aber grundsätzlich die meisten pflanzlichen Stoffe betrifft, die in der Behandlung der chr.Bo. angewendet werden (Cowden, Buhner, usw.).
Wir wissen nicht, ob sie intrazellulär oder nur extrazellulär wirken, wie gut die Gewebepenetration ist, die Liquorgängigkeit, die Halbswertzeit ...da gibt es nach wie vor ein gewaltiger Forschungsbedarf.
Zitat:Dieses kann dann durchaus aber auch auch vorteilhaft sein, denn letzlich sollte der Erreger über das eigenen Immunsystem angegriffen werden und da sehe ich tatsächlich einen Vorteil darin auch gerade, wenn Virenproblematik dabei ist.
Bei einer Infektion wie die Bo., wo die Erreger sich im schlecht durchblutetem Gewebe und in Zellen verstecken, wo die Erreger dauernd ihre Oberflächenantigene ändern, wo das Immunsystem also wenig Chancen hat, die Erreger zu erreichen bzw. sie zu erkennen, habe ich erhebliche Zweifel an der Möglichkeit einer Eliminierung der Erreger durch das IS allein...wenn es so möglich wäre, dann wären wir hier alle auch ohne AB wieder gesund.Bo.Ärzte verschreiben ja deshalb AB, weil das IS der chr.Bo. allein nicht dazu in der Lage ist.
Die Schwächung des IS bei chr.Bo. ist übrigens einer der Hauptgründe für meine Zweifel bezüglich des Einsatzes von bakteriostatischen ABs (Tetra., Makro,), die bisher meist verschrieben werden.Denn diese ABs sollen nur ihre volle Wirkung (Wachstumhemmung) entfalten, wenn das IS imstande ist, die Bakterien abzutöten.Aber das IS ist bei chr.Bo. Pat. oft geschwächt und offensichtlich nicht dazu in der Lage.
Leider wirken bakterizide AB wie Betalactame (Ceftriaxon, Amoxicillin, usw.) nur extrazellulär, können also intrazelluläre Erreger nicht angreifen.Deswegen empfehlen manche Bo.Ärzte, sie nur im Frühstadiumbzw.akuten Fall zu verabreichen.
Nitroimidazole dagegen können sowohl bakterizid als auch intrazellulär wirken und das ist einer der Gründe, warum vermute, daß sie ein großes Potential in der Behandlung einer chr.Bo. besitzen.
Zitat:Grundsätzlich gilt egal ob chemisch, pflanzlich oder physikalisch - alles was wirkt, wirkt nie nur in die gewünschte Richtung und man sollte im Individualfall abschätzen, welcher Weg der erfolgsversprechenste ist. Leider gibt es da in alle Richtungen viele Irrwege und Sackgassen und die Behandlungschemen sind nicht übertragbar.
Man kann eine therapeutische Entscheidung grundsätzlich nur treffen, wenn man eine gewisse Sicherheit bezüglich der Diagnostik und Wirkung der Medikamente hat, was solide in vitro und in vivo Studienergebnisse impliziert. Was die Borreliose und Co-Inf. anbelangt, beruht jeglichen Behandlungsentscheidung/-versuch auf wackeligen Beinen, weil wir eben weder über sichere diagnostiche noch über valide therapeutische Tools verfügen. Deshalb ist jeder Therapieversuch ein Abenteuer ohne sicheren Ausgang..
Zitat:Ich finde es jedoch schwierig, wenn man nach Antibiotikabehandlung nicht auch deren Kollateralschäden weiterbetrachtet. Gerade der Glutathionspiegel ist dann oft erniedrigt, das Vitamin B12, B6 mit entsprechenden Symptomen (Missempfindungen, Erschöpfungssymptomatik, Hauterscheinungen) die dann von der aktiven Borrelienerkrankung nicht mehr klar zu trennen sind. Von daher finde ich, macht es viel Sinn, in dieser Richtung zu schauen und auch aktiv darauf einzuwirken.
Ganz deiner Meinung.Wobei diese Mängel m.E. auch die direkte Folge der Infektion selber sein kann.
M.E. wird das nur selten untersucht.
Hier gibt es aber wieder Unsicherheiten bezüglich der Diagnostik (Mangel an stoffwechselaktivem VitB12 kann trotz normalem VitB12 Spiegel im Serum vorhanden sein, idem für VitB6, Zink, Magnesium, Selen, SD UF, Cortisolmangel,usw,), so daß diese Mängel mit den aktuellen diagnostischen Verfahren nicht immer erkannt werden können (unsere tausendfache erlebte Erfahrung im Hashimoto Form von Dr.B--->unserer Erfahrung leidet die Mehrheit der Hashi.Pat. neben der SD UF zusätzlich unter Eisen-, VitB12-und VitD Mangel-> eine Besserung der Symptome wie chr.Müdigkeit/Kraftlosigkeit/Konzentrationsschwäche erfolgt NUR, weil ALLE Mängel gleichzeitig behoben werden!).
Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower
Lyme-Borreliose seit 2008