14.12.2014, 07:45
Zitat:Wenn der IgM nicht nur auf Borrelien zeigt, was soll ich sonst testen lassen, wenn es unzählige Bakterien und Viren gibt :-/?Das ist eine gute Frage. In Anbetracht dessen, dass die Tests nicht zwischen aktiver und früher durchgemachten Infektion unterscheiden können, würde ich den Tests nicht eine allzu grosse Bedeutung zumessen, wenn die Beschwerden unter AB besser werden. Ich würde dafür sorgen, dass ich die Therapie bekomme, die mir hilft.
Ein positiver erster Suchtest auf Borrelien kann kreuzreaktiv sein. Das heisst der Test ist wegen einer anderen Infektion positiv ausgefallen. Kreuzreaktionen können zum Beispiel durch nicht humanpathogene Borrelia-Arten sowie andere Spirochäten wie Treponema pallidum oder Treponema denticola, Leptospiren, aber auch durch das Epstein-Barr-Virus oder das Zytomegalievirus verursacht werden
Die Borreliose kann selten hieb- und stichfest diagnostiziert oder ausgeschlossen werden, weil die Diagnostik dafür nichts taugt. Die Diagnose beruht auf Vorgeschichte, Verlauf, Symtomen, Ausschluss anderer möglicher Krankheiten, Tests und evtl. Reaktionen auf AB-Therapien. Am Schluss resultiert eine Wahrscheinlichkeit für oder gegen eine Borreliose, der nur mit einem Therapieversuch begegnet werden kann.
Du hast schon einen Therapieversuch gemacht. Der fiel positiv aus. Also gehts wahrscheinlich Richtung bakterielle Infektion. Versteife dich nicht zu sehr auf die Diagnose sondern besser auf eine hilfreiche Therapie. Infektionen, die zu unspezifischen Symptomen, aber nicht zum Tod führen, haben keinen Stellenwert im Gesundheitssystem.
Weitere Tests auf weitere Erreger erscheinen mir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht sehr aussagekräftig, da du bereits AB hattest, was die Ergebnisse verfälschen könnte. Wenn das Serum vom Borreliosetest im Labor noch vorhanden ist, würde ich evtl. darauf bestehen, dass ein Blot (Bestätigungstest) nachgeschoben wird, wie sich das bei positivem ersten Suchtest gehört. Ich find das eine Frechheit vom Labor, dass die einen neuen Test in 1-2 Monaten empfehlen, statt einen Blot durchzuführen oder zumindest auf dessen Notwendigkeit bei positivem ersten Suchtest hinweisen.
Du kannst dich natürlich auch bis zum St. Nimmerleinstag diagnostizieren lassen, auf die Gefahr hin, dass du nie zu einem Ergebnis kommst, derweil die Borreliose oder andere Erreger sich munter vermehren und Schäden anrichten, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhergesagt werden können. Ob das langfristig in "gelegentlichen Unpässlichkeiten" endet oder zur Invalidität führt, kann man nicht vorhersehen. Wenn es Borreliose ist, dann sind deine Heilungschancen am besten, je früher und agressiver behandelt wird.
LG, Regi
Hier noch eine allgemeine Info zur Laborergebnissen bei Borreliose:
Diagnose
Die Diagnose ist unter Experten umstritten. Es gibt bis heute keinen zuverlässigen Test, der eine Borreliose sicher ausschliessen könnte. Nach gelteder Lehrmeinung darf nur Borreliose haben, wer bestimmte Symptome aus einem eng definierten Katalog vorweisen kann und dazu auch noch positive Antikörper-Tests und bei der Neuroborreliose positive Liquorergebnisse. Unsere praxiserfahrenen Spezis sehen das anders. Es ist deshalb für jeden Betroffenen unumgänglich, sich über die strittigen Punkte zu informieren, da er sonst im Gespräch mit einem Nicht-Borreliose-Spezialisten komplett auf verlorenem Posten steht. Hier findest du Informationen über die strittigen Punkte:
http://www.petra-heller.com/fileadmin/us...medRID.pdf
http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/...der_lb.pdf
Was bedeuten meine Laborbefunde?
ELISA / EIA ist der erste Suchtest. Er bestimmt die Menge der Antikörper. Wenn von Titer die Rede ist, dann ist damit die Menge der Antikörper gemeint. Titerangaben ohne Referenzwerte sind unbrauchbar, da jedes Labor einen anderen Testkit mit anderen Grenzwerten verwendet.
Der Western Blot / Immunoblot / Blot ist der Bestätigungstest. Ein positiver ELISA muss mit einem Blot bestätigt werden, da der ELISA auch bei anderen Krankheiten oder Infektionen positiv ausfallen kann. Man sagt dem Kreuzreaktion. Beim Blot werden sogenannte Banden nachgewiesen. Es gibt hochspezifische, spezifische und unspezifische Banden. Hochspezifische Banden beweisen den Kontakt des Immunsystems mit Borrelien. Unspezifische Banden können bei Borrelien aber auch bei anderen Erregern nachweisbar sein. Das Bandenmuster wird schlussendlich als positiv oder negativ interpretiert. Für eine positive Interpretation des Blots braucht es eine bestimmte Anzahl Banden, wo immer Hochspezifische dabei sein müssen. Zur Bedeutung der einzelnen Banden im Blot findest du hier weitere Informationen:
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabel...n-Blot.htm
Es werden in der Regel von den Antikörperklassen IgM und IgG je ein ELISA und Blot gemacht. IgM-Antikörper werden in der Regel im Frühstadium und IgG in späteren Stadien gebildet. Die Antikörperantwort ist nicht bei allen Patienten gleich. Es kann auch zu Laborergebnissen kommen, die nicht mit dem Stadium übereinstimmen.
Die Tests können nicht zwischen aktiver und ausgeheilter (alter) Infektion unterscheiden. Die Tests müssen immer zusammen mit den Symptomen interpretiert werden. Ein positives Resultat ohne Beschwerden bedeutet nichts. Es kann aber auch trotz bereits fortgeschrittener Infektion zu negativen Resultaten kommen. Die Tests sind weder standardisiert, noch ist deren Zuverlässigkeit überprüfbar. Labors, die in Ringversuchen schlecht abschneiden, werden nicht bekannt gegeben.
Testergebnisse von verschiedenen Labors können nicht verglichen werden. Es können nichtmal die Ergebnisse vom selben Labor verglichen werden, wenn das Labor keine Verlaufskontrolle macht, sprich das erste Serum parallel mit dem zweiten Serum unter gleichen klimatischen Bedingungen testet.
Borreliose-Symptome, aber negativer Bluttest
Es gibt seronegative Fälle von Borreliose. Da bleibt einem oft nur noch der Therapieversuch mit Antibiotika nach Ausschluss anderer möglicher Krankheiten.
Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es sonst noch?
Praxiserfahrene Spezis lassen bei unklaren Serologien und Symptomen einen LTT machen. Der LTT ist von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt und muss privat bezahlt werden. Wenn man nicht bei einem Spezi in Behandlung ist, macht ein LTT nur Sinn, wenn der behandelnde Arzt bereit ist, bei positivem Ergebnis mit Antibiotika zu behandeln. Mehr Infos zum LTT findest du hier:
http://www.imd-berlin.de/kompetenzen-bor...elien.html
Bei sichtbaren Symptomen wie z.B. entzündliche Hautveränderungen oder Gelenkschwellung macht die PCR Sinn von Haut- oder Gelenkprobe (Gelenkhaut oder –flüssigkeit), wenn die Antikörpertests nicht eindeutig sind. Die PCR weist DNA der Erreger nach und ist somit ein Direktnachweis. Die Sensitivität beträgt 50-70 %. Das bedeutet, dass der Test in 30-50 % falsch negativ sein kann. Die Spezifität beträgt 99 %. Das heisst, dass die PCR in 1 % falsch positiv sein kann. Eine positive PCR ist praktisch beweisend für eine Borrelieninfektion. Eine negative PCR schliesst eine Borreliose nicht aus. Weiter Informationen zur PCR findest du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polymerase-Kettenreaktion
Sagen meine Laborwerte etwas über das Stadium aus?
Es gibt Anhaltspunkte, aber zuverlässig ist bei den Tests nichts. Deshalb ist es besser, man orientiert sich daran, wie lange bereits Symptome bestehen.
Weitere Infos zur Diagnostik:
http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef3...se.htm#DER
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=138
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz