18.12.2014, 15:48
(18.12.2014, 12:09)Rosa45 schrieb: Soll die wirtschaftlichen Folgen der Borreliose offiziell untersucht werden, oder ist das egal welche anderen Diagnosen gestellt wurden oder welche Ursachen es hat?
Ich denke, du verstehst nicht, was ich damit meinte, Rosa.
Natürlich ist das grundsätzlich nicht egal.
Aber das chronische Borreliose-Syndrom (Symptome, die als Folge eines Zeckenstiches bzw. einer tatsächlich diagnostizierten Borreliose- AKs positiv, EM-und evtl. behandelten Borreliose, aufgetreten sind und chronisch, permanent oder rezidivierend vorhanden sind), egal ob er als chronische Infektion offiziell anerkannt ist oder nicht (die IDSA bestreitet seine Existenz nicht, nur die infektiöse Ursache!) oder als Fibromyalgie, Fatigue-Syndrom, MS, usw. fehldiagnostiziert wird, verursacht an sich hohe wirtschaftliche Kosten. Allein durch die Fehldiagnosen und unnötigen Untersuchungen, KH Aufenthalten, lange Krankheitzeiten, usw.
Zitat:Denn das meiste was Du aufführst kann sehr verschiedene Ursachen haben.
Wirtschaftlichkeit kann man aber nur betrachten, wenn man einer Ursache auch die Folgen zuordnen kann und dann die Möglichkeit betrachtet, wie die Auswirkungen durch geringeren Aufwand reduziert werden können.
Natürlich.
Aber im Moment, mit den aktuellen, absolut unzuverlässigen Borreliose-Tests (ELISA haben eine durchschnittliche Sensitivität von 40-50%) ist das schlicht und einfach unmöglich! Auch wenn einer sich die Mühe machen würde, alle Patienten mit chronischen Schmerzen und/oder chronischer Fatigue, MS, Fibromyalgie, usw. auf Bo zu untersuchen, würden ca. die Hälfte der Patienten durch´s Raster fallen, sie wären also nicht als Bo-Patienten damit identifizierbar. Außerdem zeigen serologischen Teste nur, ob das Immunsystem Kontakt mit dem Erreger hatte, nicht, ob er noch im Körper ist oder nicht.
Um aussagekräftige Untersuchungsergebnisse zu bekommen, bräuchten wir also zuverlässige Tests, die eine aktive Borreliose mit 99% Sensitivität und Spezifizität anzeigt.
Um eindeutig nachweisen zu können, welche Kosten die akute und chronische Borreliose tatsächlich verursachen, wären solche Teste selbstverständlich unerlässlich.
Aber eine grobe Ahnung von diesen Kosten könnte man trotzdem bekommen, indem man zumindest die Patienten erfasst, die chronische Symptome nach einem EM, einem Zeckenstich, einer Grippe nach Zeckenstich, bekommen. M.E. müsste in Europa ein Überwachungssystem eingeführt werden, um den Krankheitsverlauf solcher Patienten zu erfassen. Damit hätten wir auch eine Ahnung von der Zahl der Patienten, die trotz Antibiose chronisch krank werden. Ohne zuverlässige Bo-Teste sind solche Untersuchungen sofort machbar, denn hier geht es nicht darum zu wissen, ob diese Patienten tatsächlich an einer chronischen Infektion leiden, sondern wie viel tatsächlich nach einem Zeckenstich/EM chronisch krank werden, welche Symptome sie entwikeln und welche Kosten damit entstehen.
Das wäre auch wichtig, um überhaupt die Forschung über die Ursachen und die Behandlung dieses Syndroms voranzutreiben. Denn egal ob dieses Syndrom eine chronische Infektion ist oder nicht, es existieren de facto keine wirksamen Therapien, sprich dieses Syndrom ist nach aktuellem Wissenstand nicht mal symptomatisch therapierbar!
Ich bin sicher, den meisten Politikern und Krankenkassen ist diese Problematik überhaupt nicht bewusst. Meine KK schickt jedes Quartal eine schöne Broschüre mit informativen Artikeln über allerlei Gesundheitsthemen und noch nie gab es einen Artikel über Prävention vor Zeckenstichen. Dabei müsste es die Aufgabe der KK sein, vor dieser Gefahr zu warnen, da sie ja die unmittelbaren Folgen dieser Erkrankung tragen.
Was ich damit meine: das Geld der Beitragszahler wäre m.E. in der Prävention (durch Aufklärung der Bevölkerung, die derzeit nicht stattfindet) und Forschung, bzw. bessere Bildung der Ärzte, damit diese lernen, eine Frühborreliose rechtzeitig zu erkennen, richtig zu diagnostizieren und zu behandeln, besser angelegt, als in teuren sinnlose Reha-Maßnahmen. Und würden die Patienten durch rechtzeitige erfolgreiche Behandlung gar nicht chronisch krank werden, dann würden sie weniger Krankengeld in Anspruch nehmen, es gäbe weniger Früh-/EU-Rentner, etc.
Ich denke, es passiert seit Jahren nichts, weil den meisten Politikern das Ausmaß dieser Kosten nicht bewusst ist ( das Leid der Patienten auch nicht). Dabei ist das, was Politiker vorrangig interessiert. Ihnen muss bewusst werden, dass durch die derzeitige Situation, viel Geld umsonst ausgegeben wird, umsonst warum, weil viele Patienten trotz hohe Kosten nicht gesund werden und weiter leiden. Allein diese möglicherweise sehr hohen Summen, die in Zukunft durch bessere diagnostische Tests und Behandlungen reduziert werden könnten, wären ein gewichtiges Argument, um Forschung, Fortbildungen voranzutreiben.
Darüber hinaus bin ich für eine offizielle Anerkennung des chronischen Borreliose-Syndroms, sprich eines Syndroms, das durch die Schwere der Symptome manche Patienten zu Behinderten macht. Egal ob die infektiöse Ursache anerkannt wird oder nicht, denn dies ist vorrangig eine wissenschaftliche Debatte, über die Politiker nicht entscheiden können. Ein EU-Bürger müsste in Zukunft auch Früh-/EU Rente aufgrund eines chronischen Bo-Syndroms bekommen können, auch wenn die infektiöse Ursache nicht zweifelsfrei belegt werden kann. Was zählen soll, sind die Symptome, die zur Erwerbsunfähigkeit führen. Wenn diese Symptome als Folge eines Zeckenstiches, eines EM ohne erinnerlichen Zeckenstich oder einer diagnostizierten Bo aufgetreten sind (was leider nicht bei allen Patienten machbar ist), dann müsste dieser Patient nach einer erfolglosen Antibiose die Diagnose "chronisches Borreliose-Syndrom" bekommen.
Die ideale Lage wäre natürlich, wenn die Zahl der chronisch Kranken durch frühere Diagnostik und bessere Behandlung des Frühstadium gesenkt werden könnte und man endlich für das chronische Stadium eine wirksame ursächliche oder zumindest symptomatische Therapie finden könnte.
Davon sind wir leider Lichtjahre entfernt...
Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower
Lyme-Borreliose seit 2008