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Ich kann nicht mehr
#7

Lieber Alex,

ich kann Dich nur zu gut verstehen, ich stand oft genug an der gleichen Stelle, wo Du gerade stehst, hatte alles gründlich satt, konnte und wollte nicht mehr. Ich hatte schon vor meiner Borrelioseinfektion wiederholt schwerste Depressionen, weil mein Sohn Autist ist, was ich erst erfuhr, als er 9 war. Wir haben die Hölle durchlebt, weil die "lieben" Mitmenschen nicht damit umgehen können, wenn jemand nicht so "tickt", wie es gesellschaftlich vorgeschrieben ist. Ich habe mein einziges Kind leiden sehen und konnte ihm trotz aller Bemühungen nicht helfen, bis schließlich gar nichts mehr ging und wir ihn mit 12 in eine Wohneinrichtung geben mussten. Dazu der ewige Kampf mit den Behörden.

Als "Bonus" gab es dann 1 1/2 Jahre später die Borreliose dazu, es wiederholte sich die gleiche ärztliche Inkompetenz und Ignoranz wie bei meinem Sohn. Weitere depressive Episoden folgten, mit meiner Frühverrentung (ich war damals 40) kam ich überhaupt nicht klar, weil ich meinen Job in Waldkindergarten geliebt habe, er war mein Lebensinhalt. Und immer wieder kamen die Gedanken, dem ein Ende zu setzen, weil ich so ziemlich alles verloren hatte, was mir wichtig war, dazu die vielen Borreliose-Symptome, die oft unerträglichen Schmerzen...

Aber ich habe gekämpft und mir Hilfe geholt. Mehr als einmal habe ich mich auf eigenen Wunsch von jetzt auf gleich in eine Klinik einweisen lassen. Die Behandlungen dort haben zwar meine Situation auch nicht geändert, aber ich habe Schritt für Schritt gelernt, damit anders umzugehen, wieder die vielen kleinen positiven Dinge in meinem Leben wahrzunehmen und sie zu genießen.

Ich habe seit 8 1/2 Jahren Borreliose, hatte 2007 nach einer FSME-Auffrischimpfung zeitweise Lähmungen und so extreme Gedächtnisstörungen, dass ich z.B. nicht mehr wusste, wie mein eigener Ehemann heißt, meine Wohnung nicht wiedergefunden habe und banalste Alltagshandlungen nicht mehr ausführen konnte, z.B. ein Brötchen aufschneiden. Schon das alleine reicht, um total zu verzweifeln. Aber ich habe mich durchgekämpft.

Ich bin nicht gesund, die starken Nervenschmerzen und vieles mehr sind mein Dauerbegleiter, eine wirksame Schmerzmedikation habe ich auch nicht und zusätzlich muss ich mich seit Jahren mit Behörden herumstreiten, die meine Erkrankung weglügen, um keine Leistungen erbringen zu müssen. Das zermürbt zusätzlich.

Und trotzdem gebe ich nicht auf, auch wenn ich auch heute noch manchmal darüber nachdenke. Aber das ist keine Lösung. Ich sage mir immer, dass es anderen Menschen noch viel schlechter geht als mir. Und ich halte mir vor Augen, wie die Angehörigen leiden, wenn sich jemand das Leben nimmt, ich habe es selber als 17-jährige vor fast 30 Jahren erlebt, als sich mein Cousin das Leben genommen hat, er war 26.

Meine Tante leidet noch heute darunter. Und ich sehe ganz aktuell das Leid meiner Patentante (einer Schulfreundin meiner Mutter) deren Tochter vor kurzem mit 43 an einem Hirntumor gestorben ist und eine 8-jährige Tochter hinterlassen hat.

Ein Beitrag in einem Forum über meine Gedanken, den ich 2011 geschrieben habe, vielleicht hilft es Dir etwas, zu sehen, was man alles überstehen kann, auch wenn man glaubt, es geht nicht mehr weiter.

http://www.rehakids.de/phpBB2/viewtopic....87#1329287

Der Beitrag ist fast 4 Jahre her und es hörte ja damit nicht auf, u.a. musste ich vor fast genau einem Jahren damit fertig werden, dass meine Arzthaftungsklage mit absolut absurden Argumenten abgeschmettert wurde. Die Verhandlung war eine Farce und diente nur einem einzigen Zweck: dem Patienten klarzumachen, dass es tabu ist, rechtlich gegen Ärzte vorgehen zu wollen. Angry Aber ich habe auch das überlebt, im wahrsten Sinne des Wortes, obwohl mein erster Impuls war, mit allem Schluss zu machen.

Ich erzähle Dir das alles , um zu verdeutlichen, dass da noch einiges mehr dranhängt, als nur da eigene Leid, der Gedanke, die Situation nicht mehr ertragen zu können. In so einer Situation wie Deiner ist man nicht mehr in der Lage, rational zu denken, das ist der klassische Tunnelblick, aber auch ein sehr langer Tunnel ist irgendwann zu Ende und es wird wieder hell. Ich spreche aus langjähriger Erfahrung mir Depressionen, das erste mal wurde bei mir 1997 eine Depression diagnostiziert. Ich war so oft davon überzeugt, dass es nicht mehr weitergeht, nie mehr hell wird, aber es ging weiter, es wurde wieder heller, wenn auch nicht strahlend hell. Aber damit kann ich leben.

Bitte tue keine unüberlegten Dinge, hole Dir Hilfe und wenn es erst mal ein Anruf bei der Telefonseelsorge ist. Es gibt Hilfsmöglicheiten.

Schau mal hier:

http://www.deutsche-depressionshilfe.de/...-hilfe.php

http://www.telefonseelsorge.de/

UND, nimm es mir bitte nicht übel, aber gerade WEIL ich Deine Situation und Deine Verzweiflung so gut kenne und die Gefahr für Dich sehe, habe ich Deinen Beitrag an die Moderatoren gemeldet.

Was mein Leben trotz allem wieder lebenswert macht und mich aus den tieftsten Löchern herausholt:

   

Wenn ich mal wieder darüber nachdenke, aufzugeben, muss ich nur in dieses Gesicht gucken und kann wieder lächeln.

Ich hoffe, bald positivere Dinge von Dir im Forum lesen zu können.

Liebe Grüße

Annette

PS: Nimm bitte das Gesprächsangebot von Ulrike an!

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht"

(Bertolt Brecht)

Mitglied bei www.onlyme-aktion.org
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Ich kann nicht mehr - von Alexander - 20.01.2015, 21:34
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RE: Ich kann nicht mehr - von Marion - 04.02.2015, 17:35

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