02.01.2013, 16:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.01.2013, 08:30 von Boulder Diagnostics.)
Hallo Regi,
Vielen Dank für Ihre Fragen. Ich fange am besten mal mit der letzten an. Man kann mich gerne direkt bei Boulder unter der Nummer +49 97767093488 anrufen, dann kann ich auch auf einzelne Punkte detaillierter eingehen.
SpiroFind basiert auf relativ neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. In einigen Arbeiten von Netea oder Oosting (1, 2) konnte schon vor längerem gezeigt werden, dass das angeborene Immunsystem, entgegen der bisher angenommenen Meinung, sehr wohl eine Spezifität für bestimmte Pathogene mitbringt und individuell auf einzelne Erreger reagiert. Dies ist auch bei einer Infektion mit Borrelien der Fall und spiegelt sich in einem veränderten Zytokinmuster (Botenstoffe der Immunzellen) wider. Eine erste Studie an der Universität Nijmegen bei der die SpiroFind Technologie zur Diagnose eingesetzt wurde, ergab eine hohe Übereinstimmung zwischen positiv getesteten und tatsächlich betroffenen Patienten (Publikation der Daten voraussichtlich Januar 2013).
Jemand der also zuvor Kontakt mit Borrelien hatte, zeigt nach spezifischer Stimulation der Zellen einen erhöhten Zytokinwert, während jemand der keine Borreliose hat niedrige Werte aufweist. Dieser Wert bleibt jedoch nicht konstant erhöht, sondern geht nach einer Antibiotikatherapie wieder zurück, weshalb sich die Methode eignet um den Verlauf der Therapie abzubilden.
Derzeit laufen auch mehrere klinische Studien an größeren Patientengruppen, um die Spezifität und Sensitivität des Tests weiter zu untermauern. Dies ist umso wichtiger, da für andere Borreliose-Tests bislang keine gesicherten Studien zur Verfügung stehen und eine präzise Diagnosestellung für die Evaluation des Tests entscheidend ist.
Woher weiss Boulder, dass die Marker des SpiroFinds positiv sein müssen, wenn eine aktive Infektion vorliegt?
SpiroFind wird mit einer Reihe verschiedener Kontrollen durchgeführt, um die grundsätzliche Aktivität der Immunzellen sicherstellen zu können. Es genügt also nicht alleine, dass der Zytokinwert von IL-1beta erhöht ist, sondern das System sollte auch auf Candida albicans, welcher sehr weit verbreitet ist, oder PMA, ein chemisches Stimulanz des Immunsystems reagieren. Die spezifische Stimulation der Immunzellen erfolgt mit einem Cocktail aus den drei in Europa häufigsten Borrelienarten (Bb sensu stricto, garinii und afzelii), weshalb im Fall einer aktiven Infektion der Test positiv ausfällt. Da der Test mit einer logarithmisch steigenden Zahl an Borrelien (sog. multiplicity of infection, MOI) durchgeführt wird, kann zwischen einem grundsätzlich sehr aktiven Immunsystem und der spezifischen Borrelienantwort unterschieden werden.
Beim Spirofind werden Immunreaktionen gemessen. Sind die Reaktionen auch nachweisbar, wenn das Immunsystem von der Borreliose geschwächt ist oder wenn sich Borrelien vor dem Immunsystem tarnen, also gar nicht mehr auf Borrelien reagiert?
http://idw-online.de/pages/de/news103418
Grundlage der SpiroFind Diagnostik ist die Analyse der Immunantwort nach spezifischer (neuer) Stimulation mit Borelien. Der Test fragt also, ob das Immunsystem bereits zuvor mit Borrelien Kontakt hatte (molekulares Gedächtnis) bzw. welche Zytokinwerte sich hieraus ergeben. Bei einem grundsätzlich schwachen Immunsystem fallen die Werte vergleichsweise geringer aus, zeigen jedoch über die verschiedenen MOI hinweg ein einheitliches Bild.
Die Wege auf denen sich Borrelien vor unserem Immunsystem tarnen sind vielfältig und noch kaum erforscht. Welche Mechanismen und Formen tatsächlich pathogen sind bleibt abzuwarten, jedoch werden im Test aus Blut gereinigte Monozyten mit Borrelien in Ihrer spirochätalen Form in Kontakt gebracht. Sobald sich also durch einen erstmaligen Kontakt mit Borrelien ein molekulares Gedächtnis ausgebildet hat, können wir dieses im Test aktivieren und die Infektion nachweisen.
Sind Immunreaktionen bei aktiver Borreliose möglich, die vom Spirofind nicht erfasst werden?
Im Verlauf der Borreliose kommt es zu einer Vielzahl verschiedener Immunreaktionen, ausgehend von der Aktivierung der angeborenen Immunität, über T-Zellreaktionen und Makrophagenstimulation bis zur humoralen Antwort (Antikörperproduktion). SpiroFind setzt dabei gleich zu Beginn an. Bereits bei der frühen Erkennung des Erregers durch Monozyten, kommt es unter anderem zur Ausschüttung von IL-1beta und einer starken Reaktion des Immunsystems. Weiterhin werden eine Reihe verschiedener Kaskaden aktiviert und das Immunsystem beginnt gegen die Borrelien aktiv zu werden.
Sind sämtliche bekannte humanpathogene Borrelienstämme und deren Unterstämme vom SpiroFind nachweisbar? Sind mit dem SpiroFind auch allfällige noch nicht bekannte Borrelienstämme nachweisbar?
Die Immunzellen des Blutes werden im Rahmen des Testverfahrens mit einer Mischung der drei in Europa am häufigsten vorkommenden Borrelien Spezies stimuliert. Da für noch unbekannte Stämme natürlich keine Informationen darüber vorliegen welche Faktoren für deren Erkennung eine Rolle spielen und wie bzw. ob diese sich von denen bekannter Stämme unterscheiden, kann hierzu keine pauschale Aussage getroffen werden.
Falls Sie weitere Fragen haben oder detailliertere Informationen zu einzelnen Punkten benötigen, bin ich jederzeit unter der obigen Telefonnummer oder per email (amarkert@boulderdiagnostics.com) erreichbar.
1: Netea MG, van der Graaf C, Van der Meer JW, Kullberg BJ (2004) Toll-like receptors and the host defense against microbial pathogens: bringing specificity to the innate-immune system. J Leukoc Biol.
2: Oosting, M.; Hofstede, H.J.M. ter; Sturm, P.D.J.; Adema, G.J.; Kullberg, B.J.; Meer, J.W.M. van der; Netea, M.G.; Joosten (2011) TLR1/TLR2 Heterodimers Play an Important Role in the Recognition of Borrelia Spirochetes L.A.B. PLoS ONE, 6, e25998 - e25998. ISSN 1932-6203
Vielen Dank für Ihre Fragen. Ich fange am besten mal mit der letzten an. Man kann mich gerne direkt bei Boulder unter der Nummer +49 97767093488 anrufen, dann kann ich auch auf einzelne Punkte detaillierter eingehen.
SpiroFind basiert auf relativ neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. In einigen Arbeiten von Netea oder Oosting (1, 2) konnte schon vor längerem gezeigt werden, dass das angeborene Immunsystem, entgegen der bisher angenommenen Meinung, sehr wohl eine Spezifität für bestimmte Pathogene mitbringt und individuell auf einzelne Erreger reagiert. Dies ist auch bei einer Infektion mit Borrelien der Fall und spiegelt sich in einem veränderten Zytokinmuster (Botenstoffe der Immunzellen) wider. Eine erste Studie an der Universität Nijmegen bei der die SpiroFind Technologie zur Diagnose eingesetzt wurde, ergab eine hohe Übereinstimmung zwischen positiv getesteten und tatsächlich betroffenen Patienten (Publikation der Daten voraussichtlich Januar 2013).
Jemand der also zuvor Kontakt mit Borrelien hatte, zeigt nach spezifischer Stimulation der Zellen einen erhöhten Zytokinwert, während jemand der keine Borreliose hat niedrige Werte aufweist. Dieser Wert bleibt jedoch nicht konstant erhöht, sondern geht nach einer Antibiotikatherapie wieder zurück, weshalb sich die Methode eignet um den Verlauf der Therapie abzubilden.
Derzeit laufen auch mehrere klinische Studien an größeren Patientengruppen, um die Spezifität und Sensitivität des Tests weiter zu untermauern. Dies ist umso wichtiger, da für andere Borreliose-Tests bislang keine gesicherten Studien zur Verfügung stehen und eine präzise Diagnosestellung für die Evaluation des Tests entscheidend ist.
Woher weiss Boulder, dass die Marker des SpiroFinds positiv sein müssen, wenn eine aktive Infektion vorliegt?
SpiroFind wird mit einer Reihe verschiedener Kontrollen durchgeführt, um die grundsätzliche Aktivität der Immunzellen sicherstellen zu können. Es genügt also nicht alleine, dass der Zytokinwert von IL-1beta erhöht ist, sondern das System sollte auch auf Candida albicans, welcher sehr weit verbreitet ist, oder PMA, ein chemisches Stimulanz des Immunsystems reagieren. Die spezifische Stimulation der Immunzellen erfolgt mit einem Cocktail aus den drei in Europa häufigsten Borrelienarten (Bb sensu stricto, garinii und afzelii), weshalb im Fall einer aktiven Infektion der Test positiv ausfällt. Da der Test mit einer logarithmisch steigenden Zahl an Borrelien (sog. multiplicity of infection, MOI) durchgeführt wird, kann zwischen einem grundsätzlich sehr aktiven Immunsystem und der spezifischen Borrelienantwort unterschieden werden.
Beim Spirofind werden Immunreaktionen gemessen. Sind die Reaktionen auch nachweisbar, wenn das Immunsystem von der Borreliose geschwächt ist oder wenn sich Borrelien vor dem Immunsystem tarnen, also gar nicht mehr auf Borrelien reagiert?
http://idw-online.de/pages/de/news103418
Grundlage der SpiroFind Diagnostik ist die Analyse der Immunantwort nach spezifischer (neuer) Stimulation mit Borelien. Der Test fragt also, ob das Immunsystem bereits zuvor mit Borrelien Kontakt hatte (molekulares Gedächtnis) bzw. welche Zytokinwerte sich hieraus ergeben. Bei einem grundsätzlich schwachen Immunsystem fallen die Werte vergleichsweise geringer aus, zeigen jedoch über die verschiedenen MOI hinweg ein einheitliches Bild.
Die Wege auf denen sich Borrelien vor unserem Immunsystem tarnen sind vielfältig und noch kaum erforscht. Welche Mechanismen und Formen tatsächlich pathogen sind bleibt abzuwarten, jedoch werden im Test aus Blut gereinigte Monozyten mit Borrelien in Ihrer spirochätalen Form in Kontakt gebracht. Sobald sich also durch einen erstmaligen Kontakt mit Borrelien ein molekulares Gedächtnis ausgebildet hat, können wir dieses im Test aktivieren und die Infektion nachweisen.
Sind Immunreaktionen bei aktiver Borreliose möglich, die vom Spirofind nicht erfasst werden?
Im Verlauf der Borreliose kommt es zu einer Vielzahl verschiedener Immunreaktionen, ausgehend von der Aktivierung der angeborenen Immunität, über T-Zellreaktionen und Makrophagenstimulation bis zur humoralen Antwort (Antikörperproduktion). SpiroFind setzt dabei gleich zu Beginn an. Bereits bei der frühen Erkennung des Erregers durch Monozyten, kommt es unter anderem zur Ausschüttung von IL-1beta und einer starken Reaktion des Immunsystems. Weiterhin werden eine Reihe verschiedener Kaskaden aktiviert und das Immunsystem beginnt gegen die Borrelien aktiv zu werden.
Sind sämtliche bekannte humanpathogene Borrelienstämme und deren Unterstämme vom SpiroFind nachweisbar? Sind mit dem SpiroFind auch allfällige noch nicht bekannte Borrelienstämme nachweisbar?
Die Immunzellen des Blutes werden im Rahmen des Testverfahrens mit einer Mischung der drei in Europa am häufigsten vorkommenden Borrelien Spezies stimuliert. Da für noch unbekannte Stämme natürlich keine Informationen darüber vorliegen welche Faktoren für deren Erkennung eine Rolle spielen und wie bzw. ob diese sich von denen bekannter Stämme unterscheiden, kann hierzu keine pauschale Aussage getroffen werden.
Falls Sie weitere Fragen haben oder detailliertere Informationen zu einzelnen Punkten benötigen, bin ich jederzeit unter der obigen Telefonnummer oder per email (amarkert@boulderdiagnostics.com) erreichbar.
1: Netea MG, van der Graaf C, Van der Meer JW, Kullberg BJ (2004) Toll-like receptors and the host defense against microbial pathogens: bringing specificity to the innate-immune system. J Leukoc Biol.
2: Oosting, M.; Hofstede, H.J.M. ter; Sturm, P.D.J.; Adema, G.J.; Kullberg, B.J.; Meer, J.W.M. van der; Netea, M.G.; Joosten (2011) TLR1/TLR2 Heterodimers Play an Important Role in the Recognition of Borrelia Spirochetes L.A.B. PLoS ONE, 6, e25998 - e25998. ISSN 1932-6203