Kurze Zwischenbilanz nach einem Tag Aufenthalt gefällig?
Ich könnte gerade nur noch heulen!
Erst mal ging alles fix - 10 Uhr Aufnahme, 10.45 Blutentnahme, 11.00 ENG.
Alle lieb, alle nett, alle bemüht - soweit alles gut.
Am frühen Nachmittag kam eine junge Neurologin vorbei, hörte sich meine Geschichte von Anfang an noch mal an, machte sich die üblichen Notizen, stellte Fragen nach Symptomen und Verlauf, bisherige Antibiotika-Gabe, war sehr aufmerksam und bemüht.
Dann machte sie noch ein eingehendes neurologisches Screening, ließ mich hin und her gehen, prüfte das Gangbild, Reflexe usw., und fand das letztendlich auch gar nicht lustig, dass ich weder auf den Hacken noch auf den Zehen stehen oder sonstwie vernünftig laufen konnte.
So weit, so gut.
Am späten Nachmittag kam dann unerwarteterweise der Oberarzt, der mich aus dem letzten Jahr noch 'kannte'.
Er kündigte mir für morgen ein EMG an (aua!
), klopfte und untersuchte auch noch ein wenig an mir rum.
Dann kam er auf das Thema Borreliose, und ich hörte seine Ansicht dazu. Ich habe noch kurz eingewandt, dass da ja wohl in Bezug auf die Diagnostik und die Behandlung eine wahre Dogmenschlacht der Medizin im Gange sei.
Da stimmte er mir auch absolut zu.
Nur musste ich mir dann anhören, wer die 'wahre' Methode dabei hat: Die Neurologen!!!
Blutdiagnostik allgemein hält er offenbar für Kaffeesatzleserei, die eine Reihe raffinierter Medizinerkollegen dafür nutzt, ein bisschen mehr Geld zu scheffeln, wenn sie anhand der Serumdiagnose eine Borreliose bestimmen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt (Stichwort 'Seronarbe').
Symptomlisten (hatte ich gar nicht angesprochen!) hält er für Quatsch, weil da schließlich so ziemlich alles draufstehe, was ein Mensch nur entwickeln könnte.
Hat der noch nie etwas von Multi-Systemerkrankungen gehört?
Und schließlich hielt er dann bei mir auf jeden Fall eine Lumbalpunktion für notwendig - am besten gleich morgen. Nur so könne man herausfinden, ob ich tatsächlich unter einer Borreliose leide.
Ich Idiot hatte ihm zwischendurch auch noch gesteckt, dass mich meine körperliche Situation inzwischen auch psychisch ziemlich annagt.
Ein paar Minuten später kam dann prompt die Frage, ob ich mich schon mal mit einem Psychologen über meine Situation auseinandergesetzt hätte...
Ich meinte, nö, ich bin sicher, dass es meiner Psyche genau in dem Maße wieder besser gehen würde wie es dem Körper wieder besser geht.
Er lächelte mich wissend an und meinte, naja, so einseitig solle man das sicher nicht sehen...
So, liebe Leidensgenossen - jetzt 'habe' ich sie also auch, die sog. Psychosomatik.
Seiner Meinung kann die bei mir vorherrschende Muskelproblematik (wenn sie denn überhaupt durch eine Borreliose verursacht sei) sowieso nur über das ZNS verursacht sein - dass die Viecher sich auch direkt vor Ort ins Gewebe fressen können, lässt er wohl nicht gelten.
Und nun?
Dann habe ich im Augenblick nur die Wahl zwischen einer Liquorpunktion und der Psychosomatik?
Ich will keine Punktion!!!
Denn 1. ist meine Diagnose klar, 2. habe ich keine neurologische Symptomatik im engeren Sinne, und 3. sollen die hier nur den verdammten Fortschritt der Neuropathie als möglichen Folgeschaden abklären - nicht die Existenz der Borreliose als solche!
Und selbst, wenn ich mich punktieren lassen würde - wenn da nichts dabei rauskommt (was ja durchaus wahrscheinlich ist)... Fliege ich dann automatisch in die Psychosomatik? Nur weil im Liquor kein Befund ist? Risiken und Schmerzen völlig umsonst ertragen?
Ich könnte wirklich nur noch heulen oder k****!
Ich brauche keine Diagnostik, ich brauche Hilfe!
Oder soll ich mir demnächst hinten auf den Rolli ein Schild kleben:
'Durch psychosomatische Ursachen kann ich nicht mehr laufen!'
Hoffentlich nimmt man jetzt wenigstens noch die Neuropathie-Diagnostik ernst....
Danke fürs Zuhören, liebes Tagebuch.
Ich könnte gerade nur noch heulen!

Erst mal ging alles fix - 10 Uhr Aufnahme, 10.45 Blutentnahme, 11.00 ENG.
Alle lieb, alle nett, alle bemüht - soweit alles gut.
Am frühen Nachmittag kam eine junge Neurologin vorbei, hörte sich meine Geschichte von Anfang an noch mal an, machte sich die üblichen Notizen, stellte Fragen nach Symptomen und Verlauf, bisherige Antibiotika-Gabe, war sehr aufmerksam und bemüht.
Dann machte sie noch ein eingehendes neurologisches Screening, ließ mich hin und her gehen, prüfte das Gangbild, Reflexe usw., und fand das letztendlich auch gar nicht lustig, dass ich weder auf den Hacken noch auf den Zehen stehen oder sonstwie vernünftig laufen konnte.
So weit, so gut.
Am späten Nachmittag kam dann unerwarteterweise der Oberarzt, der mich aus dem letzten Jahr noch 'kannte'.
Er kündigte mir für morgen ein EMG an (aua!

Dann kam er auf das Thema Borreliose, und ich hörte seine Ansicht dazu. Ich habe noch kurz eingewandt, dass da ja wohl in Bezug auf die Diagnostik und die Behandlung eine wahre Dogmenschlacht der Medizin im Gange sei.
Da stimmte er mir auch absolut zu.
Nur musste ich mir dann anhören, wer die 'wahre' Methode dabei hat: Die Neurologen!!!
Blutdiagnostik allgemein hält er offenbar für Kaffeesatzleserei, die eine Reihe raffinierter Medizinerkollegen dafür nutzt, ein bisschen mehr Geld zu scheffeln, wenn sie anhand der Serumdiagnose eine Borreliose bestimmen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt (Stichwort 'Seronarbe').
Symptomlisten (hatte ich gar nicht angesprochen!) hält er für Quatsch, weil da schließlich so ziemlich alles draufstehe, was ein Mensch nur entwickeln könnte.
Hat der noch nie etwas von Multi-Systemerkrankungen gehört?

Und schließlich hielt er dann bei mir auf jeden Fall eine Lumbalpunktion für notwendig - am besten gleich morgen. Nur so könne man herausfinden, ob ich tatsächlich unter einer Borreliose leide.
Ich Idiot hatte ihm zwischendurch auch noch gesteckt, dass mich meine körperliche Situation inzwischen auch psychisch ziemlich annagt.
Ein paar Minuten später kam dann prompt die Frage, ob ich mich schon mal mit einem Psychologen über meine Situation auseinandergesetzt hätte...
Ich meinte, nö, ich bin sicher, dass es meiner Psyche genau in dem Maße wieder besser gehen würde wie es dem Körper wieder besser geht.
Er lächelte mich wissend an und meinte, naja, so einseitig solle man das sicher nicht sehen...
So, liebe Leidensgenossen - jetzt 'habe' ich sie also auch, die sog. Psychosomatik.
Seiner Meinung kann die bei mir vorherrschende Muskelproblematik (wenn sie denn überhaupt durch eine Borreliose verursacht sei) sowieso nur über das ZNS verursacht sein - dass die Viecher sich auch direkt vor Ort ins Gewebe fressen können, lässt er wohl nicht gelten.
Und nun?
Dann habe ich im Augenblick nur die Wahl zwischen einer Liquorpunktion und der Psychosomatik?
Ich will keine Punktion!!!
Denn 1. ist meine Diagnose klar, 2. habe ich keine neurologische Symptomatik im engeren Sinne, und 3. sollen die hier nur den verdammten Fortschritt der Neuropathie als möglichen Folgeschaden abklären - nicht die Existenz der Borreliose als solche!
Und selbst, wenn ich mich punktieren lassen würde - wenn da nichts dabei rauskommt (was ja durchaus wahrscheinlich ist)... Fliege ich dann automatisch in die Psychosomatik? Nur weil im Liquor kein Befund ist? Risiken und Schmerzen völlig umsonst ertragen?
Ich könnte wirklich nur noch heulen oder k****!

Ich brauche keine Diagnostik, ich brauche Hilfe!
Oder soll ich mir demnächst hinten auf den Rolli ein Schild kleben:
'Durch psychosomatische Ursachen kann ich nicht mehr laufen!'
Hoffentlich nimmt man jetzt wenigstens noch die Neuropathie-Diagnostik ernst....

Danke fürs Zuhören, liebes Tagebuch.

'Du hast keine Chance, aber nutze sie.'
Herbert Achternbusch, Die Atlantikschwimmer