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Neuro-psychiatrische Symptome
#7

Im Link von Landei beschreibt Fr. Dr. Lorenz auf ihrer Internetseite die Problematik, eine Neuroborreliose anhand eines Antikörpernachweises im Liquor festzumachen.
Dazu heisst es:
(...)Symptome bei Befall des peripheren Nervensystems und das Liquor-Problem
Als Beispiel einer akuten Infektion des peripheren Nervensystems ist die Radikulitis zu nennen.
Nach Stich der Zecke im Bereich des Oberschenkels oder der Glutäen in der Nähe des nervus ischiadicus breitet sich der Erreger zunächst über die Haut aus, dann über die Blutbahn in den Bereich der peripheren Nerven. Hier kommt es zu einer Symptomatik, die dem eines Nervenwurzelreizsyndroms wie etwa bei einem Bandscheibenvorfall entspricht. Es handelt sich um ausstrahlende Schmerzen, die von der Lendenwirbelsäule über die Glutäen bis in das Bein beschrieben werden. Definitionsgemäß hätten wir es hier also mit einer Radikulitis eines peripheren Nerven zu tun. Eine jetzt durchgeführte Lumbalpunktion, die nach Zellzahlerhöhung, Antikörper gegen Borrelien und Eiweißerhöhung sucht, kann durchaus unauffällig sein und somit keine Neuroborreliose bestätigen. Dennoch hätten wir es hier mit Symptomen einer Neuroborreliose zu tun. Dies ist nur ein Beispiel wie kritisch die derzeitig geltenden Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gesehen werden müssen.

Auch bei einem der häufigsten Symptome einer Neuroborreliose, der so genannten peripheren Facialisparese (Gesichtsmuskellähmung) ist der Nachweis von Borreliose spezifischen Antikörpern im Liquor nur sehr selten zu führen. Dennoch muss bei einem zuvor erlittenen Zeckenstich die Möglichkeit einer vorliegenden Borreliose zwingend geprüft werden und eine entsprechende Therapie mit einem zentral wirkenden Antibiotikum wie Ceftriaxon erfolgen.(...)


Das Nervensystem (NS), allgemein bekannt, wird in ein zentrales und ein peripheres Nervensystem unterteilt.
Das zentrale Nervensystem umfasst Gehirn und Rückenmark.
Gängige Lehrmeinung ist, dass Schädigungen des ZNS nicht reversibel sind.
Das scheint im großen und ganzen auch so richtig zu sein, wobei ein Teil des Gehirns, der Hippocampus, im Laufe des Lebens an Volumen zu- und abnehmen kann. Bei depressiv Erkrankten bspw. schrumpft der Hippocampus um bis zu 20% und kann sich unter erfolgreicher Therapie auch wieder erhohlen.
Die Hirnnerven sind Nervenfaserbündel welche oberhalb des Rückenmarks das ZNS durch kleine Öffnungen im knöchernen Schädel verlassen, und sodann auch nicht mehr zum ZNS gezählt werden.
Ihrer gibt es 12, näheres dazu hier .
Ein Hirnnerv der bei der Borrelioseerkrankung vermehrt im Mittelpunkt steht ist der Nervus facialis, wie auch im Link von Fr. Dr. Lorenz beschrieben.

Habe folgenden Link schonmal verwendet, möchte ihn aber nochmals kurz einstellen:

(...)Das Bannwarth-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine Entzündung in den feinen Wurzel der Gehirnnerven. Je nachdem, welcher Bereich betroffen ist, können die Krankheitserscheinungen unterschiedlich sein. Häufig betroffen sind der Nervus facialis, das ist der Gesichtsnerv, der für die Mimik verantwortlich ist. Die Betroffenen leiden unter Gesichtslähmungen. Auch der Nervus abducens, der für die Augenbewegungen und die Motorik der Pupillen zuständig ist, kann betroffen sein. In der Regel sind die Ausfallerscheinungen nur auf einer Seite zu beobachten.(...)
http://www.medizinfo.de/waldundwiese/bor...nwarth.htm

Es muss also davon ausgegangen werden dass generell jeder Hirnnerv von der Borreliose betroffen sein kann.
Hier im Forum beschriebene Symptome, die sich mit einem Befall auch anderer Hirnnerven als N. facialis und N. abducens erklären ließen sind bspw.

Nun, wie Fr. Doktor Lorenz schon schreibt, ist es nicht verständlich, warum lt. den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nach AK im Liquor und somit im ZNS zu suchen ist, wenn doch das periphere NS betroffen ist. Zumal die AK-Diagnostik schon im Blut sehr unzuverlässig ist.
Mit dem Beharren auf einen Antikörpernachweis im Liquor, zur Bestätigung einer Erkrankung des peripheren Nervensystems, werden Patienten systematisch und grundlos in somatoforme Erkrankungen gepresst.
Ist eine Borreliose möglicherweise generell als eine neurologische Erkrankung anzusehen, wenn sie nur lange genug währt, wie etwa auch die Syphilis?
Anders gefragt: Sollte bei vielen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenien, Zwangserkrankungen, Alzheimer... nicht erstmal von infektiösen oder zumindest endokrinologischen Ursachen ausgegangen werden?

Es scheint in der Schulmedizin mittlerweile so zu sein, dass körperliche Leiden und Symptome welche schulmedizinisch nicht zu erklären sind, der Psyche zugeschrieben werden.
Für mein Verständnis verrät sie damit ihre naturwissenschaftlichen Grundregeln.
(...)Unter dem Begriff Naturwissenschaften werden empirisch arbeitende Wissenschaften zusammengefasst, die sich mit der Erforschung der Natur befassen. Naturwissenschaftler beobachten, messen und analysieren die Zustände und das Verhalten der Natur durch Methoden, die die Reproduzierbarkeit ihrer Ergebnisse sichern sollen, mit dem Ziel, Regelmäßigkeiten zu erkennen.(...)
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturwissenschaft

Ich bezweifle nicht dass sich die Psyche körperlich auswirken kann, beispielsweise das Erröten in bestimmten Situationen. Herzrasen nach einer überstandenen Gefahr oder Libidoverlust in der Phase des Trauerns.
Auch dass die Psyche nach traumatischen Erlebnissen erkranken kann und sich dies in Form von Depression, Schlafstörungen, Angstzuständen äußert, steht für mich außer Frage.
Ob allerdings die Psyche einen derart großen Stellenwert bei der Entstehung oder als Ursache von körperlichen Symptomen und Erkrankungen wie Schmerzsyndromen, Magengeschwüren, Chronischen Kopfschmerzen, Hauterkrankungen... hat, darf getrost hinterfragt werden.
Vieles des im Folgenden ist den Vorlesungen von Gerald Mackenthun entnommen, der Link dazu später.
Wer sich die Geschichte der Psychosomatik anschaut wird bemerken, dass sie stets im Wandel war und dass Ansichten und Theorien, aus der die moderne Psychosomatik hervorgeht, heute befremdlich sind und auch zum Schmunzeln veranlassen.
Während man die Säftelehre des Altertums (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) und die daraus abgeleiteten Charaktertypen des Menschen (Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker) noch als drollig ansehen mag, können einem beim Überdenken der Theorien der Begründer der modernen Psychoanalytik und Psychosomatik schon sehr unterschiedliche und ambivalente Gedanken und Gefühle überkommen, je nachdem zu welchem Charaktertyp man halt eben zählt ;-).

Sigmund Freud etwa, der als Begründer der Psychoanalytik gilt, sah Asthma bronchiale als Sexualneurose oder als "Libidoverschiebung in den Respirationstrakt" an.
Die Ursachen psychosomatischer Erkrankungen waren nach Freud in der frühkindlichen Phase zu suchen.
Nach Freud also eine "prägenitale Reifestörung".
Soll heißen eine Störung der Zwei-Personen-Beziehung Mutter-Kind und/oder eine mangelnde oder fehlende Ausbildung der Drei-Personen-Beziehung hin zum Vater.

Der Internist und Neurologe Viktor von Weizsäcker sah in der körperlichen Krankheit keine isolierte Organstörung, sondern ein Produkt psychosozialer Beziehungen. Die Erkrankung ist eine Krise mit Stellvertreterfunktion für eine aus dem Gleichgewicht geratene soziale Situation.

(...)Gerade Psychosomatik-Patienten mit psychischer Unauffälligkeit verbergen große existentielle Nöte, die einer "doppelten Verdrängung" anheimfallen, wie es der Heidelberger Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich (1908 - 1982) es formulierte. Die erste Verdrängung seelisch "unverdaulicher" Zustände geschieht noch kraft mentaler Anstrengung. Die zweite Phase der Verdrängung wird für Mitscherlich dann erforderlich, wenn die seelische Abwehrstrategie allein nicht mehr imstande ist, einen Konflikt ins Unbewußte abzudrängen. Dermaßen bedrängte Menschen greifen dann zu körperlichen Erkrankungen. Eßstörungen, Magengeschwüre, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Scherzen, Verdauungsstörungen, Atmungsanomalien sind dieser Auffassung zufolge Resultat einer zweiphasigen Abwehr. Anhand des Ulcus ventriculi et duodeni führte Mitscherlich seine These weiter aus: Magengeschwürs-Patienten hätten schon eine relativ hohe Magensäure-Sekretion, die bei Affekten noch weiter in die Höhe schnelle und so zu einer Ulcus-Genese beitrage(...). (Rattner/Danzer 1998, 112ff)

Alfred Adler, ein Wiener Individualpsychologe:
(...)Organe haben eine Sprache oder einen Dialekt und drücken damit etwas aus, genauso wie in symbolischer Sprache innere Zustände und Gedanken ausgedrückt werden können. Der symbolische Mensch schafft und gestaltet sich eine kulturelle Welt; biologische und körperliche Phänomene sind immer von einer sehr individuellen Bedeutungsschicht überzogen(...).

Wer etwas näheren Einblick in die Welt der Psychosomatik erhalten will, sollte sich die Vorlesungen von Dr. Gerald Mackenthun mal ansehen. Sehr informativ und auch kurzweilig geschrieben.
http://home.arcor.de/g.mackenthun/lect/p...sysoma.htm

Wenn man sich die Thesen und Gedankenmodelle all der Psychologen und Psychoanalytiker anschaut, so sind heute viele widerlegt, und müssten sich in der heutigen Zeit zu Recht wohl dem Vorwurf der Pseudowissenschaft stellen. Zur Erinnerung => Libidoverschiebung in den Respirationstrakt.
Würden sich solche abstrusen Theorien noch heute halten, so würde wohl noch mehr Menschen unrecht getan und nicht geholfen.
Auch der Grund für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren wurde lange Zeit in der Psyche der Betroffenen gesucht, nur weil nach Ansicht phantasieloser wissenschaftlicher Eliten, im Magen aufgrund des sauren lebensfeindlichen Milieus keine Erreger bestehen könnten.
Auch kursierten einst Thesen der Krebspersönlichkeit, die einen Einfluss der Psyche bei der Entstehung von Krebs beschrieben. Auch gelten diese Thesen nach heutigem Wissenstand der Medizin und Psychologie als nicht haltbar.
Ich stelle hier einen Link von Psiram ein, und ich weiß, dass diese Internetseite mitunter auch umstritten ist, doch folgenden Auszug finde ich doch sehr zutreffend.
Mit dem Konzept der Krebspersönlichkeit sind häufig auch Schuldzuweisungen in Richtung Patient verbunden.
Ich persönlich betrachte das Fachgebiet der Psychosomatik generell skeptisch, da, egal was für eine somatische Krankheit damit erklärt werden soll, immer auch eine Schuldzuweisung in Richtung Patient bei der Entstehung oder auch ein Versagen des Patienten bei nicht genesen, suggeriert werden könnte.
So recht wissenschaftlich gesichert scheint das ganze Fachgebiet der Psychosomatik bis heute nicht zu sein. Im Gegenteil, scheint es eher so zu sein, dass psychosomatische Ansichten immer wieder widerlegt werden.

(...)Darüber, dass die meisten Krankheiten multikausal bedingt sind, herrscht heute weitgehend Konsens. Über die Gewichtung psychischer und körperlicher Faktoren bei unterschiedlichen Krankheitsbildern gibt es jedoch immer wieder unterschiedliche Positionen zwischen somatisch orientierten Medizinern und Vertretern der klinischen Psychosomatik. Neue Forschungsergebnisse führen zu Verschiebungen der Gewichtung. Ein Beispiel ist das Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür, das früher zu den „holy seven“ der psychosomatischen Krankheiten zählte. Seit der Entdeckung des Erregers Helicobacter pylori in der erkrankten Magenschleimhaut in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre haben körperliche Faktoren ein hohes Gewicht in der Beurteilung dieser Krankheit gefunden. Eine einwöchige Behandlung mit Antibiotika in Kombination mit einer zweiwöchigen Verabreichung eines Protonenpumpenhemmers führt in mehr als 90 % zu einer Eradikation des Erregers und zu einer Heilung. Eine besondere Bedeutung der früher als „unfehlbares Merkmal“ des Ulcuspatienten gedeuteten „ausgeprägten Nasolabialfalte“ kann weder für die Diagnose der Erkrankung noch den Heilungserfolg beobachtet werden.

Kritiker der verschiedenen psychosomatischen Vorstellungen verweisen darauf, dass diese oft gar nicht oder nur unzureichend durch empirische Studien abgesichert sind; dass Vertreter dieser Modelle oder Theorien jedoch den Anschein erwecken, dass es sich dabei um Tatsachen handeln würde.(...)

http://de.wikipedia.org/wiki/Psychosomatik

Die Holy Seven:
  1. Ulcus ventriculi (Magengeschwür) und Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
  2. Asthma bronchiale (Bronchialasthma)
  3. Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis)
  4. Neurodermitis (Hauterkrankung)
  5. Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck)
  6. Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  7. Colitis ulcerosa (heute auch noch Morbus Crohn) (spezielle Darmerkrankungen mit Verdauungstörungen)
http://de.wikipedia.org/wiki/Holy_Seven

Wenn von ganzheitlicher Medizin die Rede ist, so denke ich assoziiert jeder sofort die Dreifaltigkeit von Körper, Geist und Seele. Dass Körper Geist und Seele sich gegenseitig beeinflussen ist doch klar, was denn auch sonst.
Jedoch scheint diese Erkenntnis sehr einseitig ausgelegt zu sein, und zwar was den Einfluss der Psyche auf den Körper angeht.
Auch, dass somatische Erkrankungen sich auf die Psyche auswirken, wird anerkannt. Meißt aber nur bei chronisch lebensbeeinflussenden (z.B. Morbus Chron) oder schweren lebensbedrohlichen Erkrankungen (Krebs).
Durch den übergroßen Einfluss, welcher der Psyche zugeschrieben wird, ist es nur naheliegend, dass auch Theorien wie die der Krebspersönlichkeit entstehen mussten.
Jedoch war wohl schnell erkannt, dass bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie Krebs es ethisch sehr bedenklich ist die Betroffenen auch noch mit einer kranken Psyche zu stigmatisieren.
Diese Bedenken waren und sind bei nichtlebensbedrohlichen Erkrankungen wie den Holy Seven oder auch Schmerzsyndromen wohl geringer, ansonsten ist eigentlich nicht zu erklären warum nicht schon längst ein empörter Aufschrei durch Medizin, Medien und Gesellschaft ging.
Möglicherweise liegt es aber auch an einer kollektiven Gehirnwäsche, dass
die Psychosomatik in der Gesellschaft eine solch hohe Akzeptanz genießt.
Gemäß dem Satz:
Eine Lüge, oft genug erzählt, wird zur Wahrheit.

Am schlimmsten aber finde ich, dass es obsolet zu sein scheint über somatische Ursachen für psychische Erkrankungen nachzudenken.
Während sich nur die Wenigsten über Betroffene mit somatischen Erkrankungen wie Krebs, Rheuma, Neurodermitis lustig machen, ist es in der breiten Masse der Bevölkerung Usus psychisch Erkrankte mit Schizophrenie, Tourette, Zwangserkrankungen... zu belächeln, wenn auch hinter vorgehaltener Hand.

Gruß Huwe

Die von mir angegebenen Link's möge jeder selbst beurteilen. Für deren Richtigkeit gebe ich keine Garantie und übernehme keine Verantwortung.
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Neuro-psychiatrische Symptome - von landei - 23.08.2012, 21:20
RE: Neuro-psychiatrische Symptome - von landei - 29.08.2012, 09:49
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RE: Neuro-psychiatrische Symptome - von Ehemaliges Mitglied - 29.01.2014, 13:07

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