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Anmerkungen zur Technik des Western-Blots
#1

Auf der "Informieren"-Seite von "OnLyme.org"
http://onlyme-aktion.org/informieren-2/
steht folgender Text:

Zitat:Beim Westernblot (auch Immunoblot) werden Antikörper, die sich gegen spezifische Borrelia burgdorferi-Proteine richten und die man über unterschiedliche Reaktionen nachweisen kann, auf eine Membran übertragen (engl. Blotting, to blot = klecksen, beflecken). Auf einer Art Papierstreifen bilden sich sogenannte Banden.

Zwei Aussagen stimmen so nicht:
- Die Bezeichnung "blot" für die angewendete Technik leitet sich nicht vom der Bedeutung "klecksen, beflecken" für das Verb "to blot" ab, sondern vom Substantiv "blotting paper" für "Lösch- oder Fließpapier".
- Nicht die Antikörper, sondern die Antigene werden auf die Membran übertragen.

I.) Möglichst einfache Erläuterungen zum ersten Punkt:
In der Molekularbiologie wurden verschiedene Blotverfahren entwickelt, nämlich Western, Southern, Northern und Southwestern. Gemeinsame, allgemeine Schritte aller Blotvarianten sind:

1) Trennung eines Biomolekülgemischs (das können DNA-Fragmente, Gesamt-RNA, Proteinrohextrakte sein) nach Größe (Molekulargewicht) in einem Gel

2) Transfer dieses getrennten Gemischs auf einen festen Träger (Membran)

3) Nachweis und Auffinden der für den Experimentator interessanten Elemente im Gemisch mittels spezifischer Reagenzien

Ein gewisser Professor E. M. Southern ist der Vater aller dieser Blotverfahren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Southern
Der hat 1975 eine Technik zum Nachweis spezifischer DNA-Fragmente entwickelt, die ihm zu Ehren als "Southern blot" bezeichnet wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Southern_Blot

Diese Abbildung aus dem Wikipedia-Artikel zeigt schematisch den Transferschritt bei einem typischen Southern blot (die vorher getrennten DNA-Fragmente befinden sich im Agarosegel):

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kapillarblot.svg

Ganz unten in einer Glasschale befindet sich der Transferpuffer. Im Transferpuffer liegt eine Unterlage (z.B. ein quaderförmiges Stück Plastik; schwarzgrauer Balken), auf die Schritt für Schritt der Transferaufbau zusammengebaut wird. Als erstes wird ein Stück Lösch-/Filtrierpapier auf die Unterlage gelegt, das an zwei Seiten in den Transferpuffer getaucht. Dann folgt das Agarosegel (gelber Balken), auf das die Transfermembran (roter Strich) gelegt wird. Darauf folgen einige Lagen Lösch-/Filtrierpapier, danach eine Schicht Papierhandtücher (ca. 3 cm) und als Abschluß ein Gewicht von etwa 1 kg. Dieser Aufbau wird für etwa 12 bis 16 Stunden sich selbst überlassen.

Während dieser Zeit wird die Flüssigkeit aus dem Agarosegel und dem Transferpuffer über die Membran in das Filtrierpapier und die Papierhandtücher gesogen (Kapillarkräfte), wobei auch die DNA im Gel auf die Membran übertragen wird. Bei diesem Vorgang verringert sich die Dicke des Agarosegels von anfangs etwa 0,5 cm auf unter 1 mm.

Weil bei diesem Verfahren das Löschpapier (blotting paper) eine treibende Rolle spielt, entstand der Begriff "blot" sowohl für die Technik als auch für das Endergebnis dieses dreistufigen (Trennung, Transfer und Nachweis) Experiments.

In der Folgezeit wurden ähnliche Blotverfahren für RNA- und Proteingemische entwickelt und etwas spaßhaft Northern (für RNA) und Western (für Proteine) genannt. Southwestern blots sind ein Nachweis für DNA-bindende Proteine (Trennung und Transfer von DNA-Fragmenten wie bei Southern, Nachweis ähnlich Western blots).

II.) Möglichst einfache Erläuterungen zum zweiten Punkt (Nicht die Antikörper, sondern die Antigene werden auf die Membran übertragen):
Bei einem Westernblot zur Borreliendiagnostik wird aus in vitro angezogenen Borrelien ein Proteinrohextrakt hergestellt. Dieses Proteingemisch wird in einem Gel nach der Größe/Molekulargewicht aufgetrennt und auf eine Membran übertragen. Der Diagnostikahersteller übernimmt Schritt 1 und 2 des Westernblots.

Der Laborarzt kauft fertige Membranstreifen mit aufgetrennten Borrelienproteinen und führt Schritt 3 durch (Antikörper aus dem Patientenserum reagieren mit den Borrelienantigenen auf dem Membranstreifen, die an den Borrelienantigenen haftenden Patientenantikörper werden mittels einer Farbreaktion nachgewiesen).

III.) Wie entstehen die Banden beim Western-Blot?
Die Banden entstehen nicht etwa bei der abschließenden Farbreaktion durch den Antikörpernachweis, sondern schon vorher bei der Trennung des Proteingemischs. Sie wurden nur nicht sichtbar gemacht!

Zur Veranschaulichung der obigen Aussage hier ein Bild von Schritt Nr 1: Ein Rohextrakt wurde im Gel aufgetrennt und anschließend mit einem Farbstoff (Coomassie Blau) behandelt, der alle Proteine im Gel quantitativ anfärbt. Für einen Westernblot werden allerdings ungefärbte Gele verwendet!

http://openwetware.org/wiki/Image:SDM_gel2a.tif

Spur 1: wurde ein sogenannter Molekulargewichtsmarker aufgetrennt (Gemisch aus gereinigten Proteinen mit bekanntem Molekulargewicht; dient zur Abschätzung des Molekulargewichts von interessanten Proteinen in den anderen Spuren)
Spur 2: Bakterienrohextrakt: Proteine mit gleichem Molekulargewicht (gleicher Größe) laufen je nach Konzentration als schwache oder starke Striche. In Analogie zu einem Lichtspektrum werden diese Striche als Banden bezeichnet.
Spur 3: derselbe Rohextrakt wie in Spur 2; aber diesmal wurde die Produktion eines bestimmten Proteins stark induziert, das Experiment verlief erfolgreich, mit Hilfe der Marker in Spur 1 können wir die Größe des Proteins mit etwa 25 kDa angeben.

IV.) Ich hoffe, meine Erläuterungen erleichtern das Verständnis der Vorgänge im Labor.
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#2

Echt . . .nicht schlecht-da steckt Wissen+Arbeit dahinter, Danke dir für die Müh und hoffe,sie trägt Früchte.
Denke,vielen wirds so gehen-schöön..davon werd ich jetzt auch nicht gsund-in auch nur halbstarken Symtomzuständen lässt sich da kaum noch was realisieren.
Klar-ist jetzt sehr subjektiv,aber ich mein das jetzt sehr ernst..Danke-ich habe davon nixbegriffen und ich trau mir es auch nicht zu,das ist jetzt eine der wirklich ganz kleinen Peinlichkeiten-die einem innerhalb auch so einer infektion widerfahren können.Ich kann damit auch mittlerweile leben.
Schön das es menschen wie dich gibt-die sich einsetzen..umsonst ist es nicht.
Erholsame Tage noch . . .- anfang -

... auch du bist ein Teil des Wasser`s - das jeder Fisch zum schwimmen braucht...
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#3

Hallo anfang,
danke Dir für Deine ehrliche und freundliche Antwort. Es tut mir leid, daß Du "nix begriffen" hast; ein Forum ist vielleicht nicht das richtige Medium für die Vermittlung komplexer, aber eigentlich einfacher experimenteller Methodik; vielleicht wäre "learning by doing" besser, d.h. selbst einmal einen Southern/Western blot herstellen.
Allerdings ermuntere ich Dich und alle anderen, Fragen zu stellen, an welchen Punkten das Verständnis aussetzt - natürlich Interesse vorausgesetzt. Dann versuche ich den Sachverhalt, in anderen Worten zu schildern. Ich lerne in solchen Situationen auch dazu! PN sind willkommen.

Ich habe noch ein schönes Zitat von Southern gefunden. Er hat im Jahr 2005 den Albert Lasker Preis für klinische Forschung gewonnen. Seine Festrede begann er mit dem Satz:
Zitat:My big contribution to science was the discovery that blotting paper could be used to soak liquid out of jelly.

Mein großer Beitrag zur Wissenschaft war die Entdeckung, daß man mit Löschpapier Flüssigkeit aus Gelee aufsaugen kann.
aus:
http://www.laskerfoundation.org/awards/s...rprinting/
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#4

Könnte dich interessieren, Gerhard, glaube ich.

http://www.lymenet.de/labtests/intro.htm

2. Link in #8
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=2784

http://flexikon.doccheck.com/de/Western_Blot
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Thanks given by: borrärger , Waldgeist
#5

(27.12.2016, 12:51)fischera schrieb:  Könnte dich interessieren, Gerhard, glaube ich.
http://www.lymenet.de/labtests/intro.htm
2. Link in #8
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=2784
http://flexikon.doccheck.com/de/Western_Blot
hallo, liebe leute
gerhard ist doktor der mikrobiologie (nicht arzt), war lange in der forschung in den usa
und mit dem thema wohl vertraut.
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Thanks given by: Waldgeist
#6

Kurz off topic:

Zitat:hallo, liebe leute
gerhard ist doktor der mikrobiologie, war lange in der forschung in den usa
und mit dem thema wohl vertraut.



Woher nimmst du diese Information, Zenf?


Macht mit bei: www.onlyme-aktion.org

Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen.
 

Platon
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Thanks given by: borrärger
#7

(28.12.2016, 17:01)Leonie Tomate schrieb:  Kurz off topic:
Zitat:hallo, liebe leute
gerhard ist doktor der mikrobiologie (nicht arzt), war lange in der forschung in den usa
und mit dem thema wohl vertraut.
Woher nimmst du diese Information, Zenf?
hallo leonie,
dr. gerhard m. ist ein alter freund von mir und hat mich auf diese seite aufmerksam gemacht.
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Thanks given by:
#8

Es freut mich ausserordentlich, dass Forscher den Weg ins Forum gefunden haben. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Technik weniger interessiert als die Aussagekraft.

Im Zusammenhang mit Borreliose-Serologien habe ich folgende Frage:
Obwohl VLSE nur in vivo exprimiert wird, werden entsprechende Western Blot-Ergebnisse von den Labors nicht als aktive Infektion interpretiert. Warum? Besteht auch beim VLSE die Möglichkeit, dass sie nur eine Seronarbe nachweisen? Wie lange dauert es im Maximum, bis VLSE-"Antikörper" bei nicht mehr aktiver Infektion abgebaut sind?

Wie siehts so bei der Forschung nach besserer Diagnostik aus? Sind irgendwelche Projekte in der Pipeline? Insbesondere interessiert mich Diagnostik aus leicht zu entnehmenden Proben (z.B. Urin, Blut) zum direkten Nachweis von Borrelien oder deren "Stoffwechselprodukte", die eine aktive Infektion beweisen könnte. Die ganzen indirekten Tests sind ja bekanntlich für den Müll. Da kann ich mir genauso gut die Karten lesen lassen. Der ganze Evidenzschrott in den Leitlinien steht und fällt mit einer zuverlässigen Diagnostik. Da fühle ich mich, ehrlich gesagt, von der Forschung total im Stich gelassen.

LG, Regi

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)

Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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#9

Hallo alle,
ich bin nicht etwa verstimmt oder abgetaucht; die Grafikkarte meines Computer ist seit einigen Tagen defekt; Ersatz ist unterwegs; ich sitze momentan im Internetcafe. Sobald der Compi wieder funktionsfähig ist, werde ich zu den Fragen Stellung beziehen!

Euch wünsche ich von Herzen ein gesundes neues Jahr!
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#10

Meine Neugierde in 2017 konzentriert sich auf die Frage, inwieweit nicht in vitro anzüchtbare Borrelienstämme mit diesen Methoden überhaupt nachweisbar sind und wie man das validieren will...Icon_denker

Die isolierten IgM mit OspC / p41 werfen da große Fragezeichen auf. Vielleicht wird 2017 diese Geheimnis mal wirklich gelüftet?

Mi besten Grüßen fürs Neue Jahr

Urmel, das derzeit nicht auf dem Eis sitzt.

Icon_tropical-island

Mitglied bei => Onlyme-Aktion.org

Lass das Verhalten anderer nicht deinen inneren Frieden stören (Dalai Lama)
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