Beiträge: 404
Themen: 10
Registriert seit: Aug 2012
Thanks: 208
Given 632 thank(s) in 219 post(s)
Ich habe einen Isländer. Sie ist mein zweites eigenes Pferd. Die erste Stute, die ich hatte, ging mit mir durch. Irgendwie passte die Chemie nicht. Ich war damals beim Reiten auch noch nicht so sicher. Sie merkte das und nutzte es irgendwann aus. Und nachdem ich einmal so die Kontrolle verloren hatte, war es schwer, sicher aufzutreten.
Dann nahm ich Reitunterricht, den ich bis da auf Isländern noch nicht hatte. Da auf dem Hof traf ich auf Horst. (Ihr eigentlicher Name ist Hord). Sie wurde mir vorgestellt als Pony ohne Gänge, auf das man super die ganz jungen Reitschüler setzen kann. Aber sie sollte verkauft werden, weil sie keine Freude daran hatte, von den ganzen Kindern genervt zu werden.
Sie ist bloß nur 1,30 Stockmaß und nicht sehr kräftig gebaut, da durfte der Reiter nicht zu groß bzw. schwer sein.
Sie stand da und strahlte Selbstzufriedenheit aus. Sie schien zu sagen, ich bin mit mir und der Welt sehr zufrieden, vor allem mit mir, ich brauche dich nicht, aber du kannst dich gerne mit mir zusammentun.
Ich war sofort verliebt.
Wir haben viel Spaß miteinander. Sie ist stur und eine Leitstute, aber brav genug, daß sie mich nicht zu schnell und zu sehr auf die Probe stellte. Gerade immer so, daß sie mir half, ein sicherer, notfalls auch dominanter Reiter zu werden, aber immer erst die Sicherheit zu gewinnen, die ich dafür brauchte.
Um meine Angst auf dem Pferd zu überwinden, übte ich regelmäßig das Reiten ohne Sattel. Ich wollte einen festen Sitz gewinnen. Horst half mir dabei. Jetzt reite ich fast nur noch mit einem gepolsterten Ride - On - Pad, und seither verspanne ich auf dem Pferd auch viel weniger.
Für jemanden, der nicht so gute Reittechniken aufweist, ist sie das perfekte Pferd, eben weil sie keine Gänge hat. Im Gegensatz zu meiner ersten Stute kann sie nicht traben und nicht tölten, sie geht immer Pass. Aber der ist energieeffizient und gut für unebenes Gelände, also sage ich immer, mein Pferd ist klüger als die anderen, weil sie den Gang wählt, der für sie am Sinnvollsten ist. Wie heißt es so schön? Tölt ist was für Mädchen.
Sie rennt in einer Gruppe gerne schnell mit und kann richtig Tempo machen. Wenn ich sie lasse, überholt sie alle. Aber wenn sie nicht soll, dann bleibt sie auch hinten. Gute Bremsen, darauf habe ich beim Kauf geachtet.
Sie ist irgendwie eselig. Sensibel aber stur, anhänglich und trotzdem eigensinnig. Und sehr klug. Sie hat spitz bekommen, daß Menschen auf Flemen stehen. Also hat sie geflehmt, um mehr Leckerlies zu bekommen. Die Monteure aus der Mietwohnung des Hofes kamen immer mit Leckerchen und Kamera zu ihr, und sie hat eifrig die Oberlippe hochgezogen, um was zu kriegen. Sie hat auch sofort begriffen, wenn ich ihr auf die Oberlippe tippe, dann verlange ich ihren Trick, dann bekommt sie was. (Und zwei der anderen Stuten haben den Vorgang beobachtet und auch angefangen mit Flehmen).
Wenn Leute mich fragen, wie hast Du ihr den Trick beigebracht, dann sage ich immer, den hat Horst mir beigebracht.
Tja, das ist mein Pferd. Während meiner Schubzeiten kann ich sie manchmal rein körperlich nicht reiten. Aber solange es geht, mache ich es, weil ich mich hinterher erschöpft fühle, aber währenddessen reduzieren sich die Schmerzen. Was auch immer da in meinem Körper vor sich geht, das Pferd wirkt Wunder. Als mir mit Mino anfangs so schwindelig war, dachte ich erst, lieber nicht Reiten. Aber ich dachte, die Nebenwirkungen halten an, und 3 Monate Horst stehen lassen wollte ich auf keinen Fall. Ich probierte es einfach. Als ich auf Horst saß, war der Schwindel weg, als ich wieder abgestiegen war, kam er zurück.
Vielleicht würde ich ja geheilt, wenn ich nur lange genug drauf sitzen bliebe!
Übrigens ist sie eine Leidensgenossin, zum Glück wurde die Borreliose bei ihr schnell genug erkannt und erfolgreich behandelt. Sie ist absolut symptomfrei seit gut 7 Jahren.
Erzähl mal mehr von Deinen Pferden, Samirah!
Una est, quae reparet seque ipsa reseminet, ales.
Mitglied bei onlyme-aktion.org