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Disulfiram bei PTLDS
#1

Brian Fallons Team an der Columbia Universität hat im April eine randomisierte Placebo-kontrollierte Studie an (nur) 24 Patienten mit Disulfiram (2x250mg täglich) gestartet. Ziel ist die Untersuchung der Sicherheit bei PTLDS-Patienten und ob 4 oder 8 Wochen Therapie effektiver sind.
Geplantes Studienende ist erst im März 2021, die Suche nach Patienten ist noch nicht gestartet.

Studienkurzbeschreibung:
Zitat:Etwa 10-20% der Patienten erleben anhaltende Symptome, obwohl sie eine Standardantibiotikatherapie gegen die Borreliose erhalten haben. Mögliche Erklärungen für anhaltende Symptome sind anhaltende Infektionen und/oder postinfektiöse Ursachen. Neuere in vitro-Studien zeigen, dass Disulfiram sowohl die aktiv replizierenden als auch die ruhenderen persistierenden Formen von Borrelia burgdorferi, der Mikrobe, die die Borreliose verursacht, wirksam abtötet. In dieser Studie untersuchen die Forscher die Sicherheit von Disulfiram bei Patienten mit Symptomen der Borreliose nach der Behandlung. Die Ermittler führen auch eine Voruntersuchung bezüglich des relativen Nutzens von 4 vs. 8 Wochen Behandlung mit Disulfiram durch.

Link:
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03891667

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#2

Die Diskussion zu Erfahrungen mit einer Therapie wurde abgetrennt und kann im Forum Therapien gefunden und weiter diskutiert werden. https://forum.onlyme-aktion.org/showthre...?tid=13109

In der Linksammlung sollten möglichst nur die eingangs eingestellten Links diskutiert werden oder sich darauf bezogen werden/ ergänzt werden etc.

Gruß von der Moderation


Zitat:The investigators propose therefore a small 14-week randomized placebo-controlled pilot study enrolling 24 patients with persistent symptoms despite prior antibiotic treatment for Lyme disease (known as Post-treatment Lyme Disease Syndrome). Among the 24 disulfiram-treated patients, half will get 8 weeks of daily disulfiram (56 days) and the other half will get a shorter duration of disulfiram for 4 weeks (28 days) followed by 4 weeks of matching placebo.

Zitat:Die Forscher schlagen daher eine kleine 14-wöchige randomisierte placebokontrollierte Pilotstudie vor, in der 24 Patienten mit anhaltenden Symptomen trotz vorheriger antibiotischer Behandlung der Borreliose (bekannt als Post-Treatment Lyme Disease Syndrome) aufgenommen werden. Unter den 24 mit Disulfiram behandelten Patienten erhält die Hälfte 8 Wochen tägliches Disulfiram (56 Tage) und die andere Hälfte eine kürzere Dauer des Disulfiram für 4 Wochen (28 Tage), gefolgt von 4 Wochen passendem Placebo.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator

Scheint so, dass es gar keine reine Placebogruppe zur Kontrolle gibt, sondern nur 8 Wochen Disulfiram vs. 4 Wochen Disulfiram + 4 Wochen Placebo. Das erscheint mir schon von vorneherein ein großer Mangel der Studie zu sein. Oder wie seht ihr das? Wieso macht man da keine reine Placebogruppe?

Gibt es veröffentlichte in vito Untersuchungen zu Disulfiram? Kann mich gerade nicht erinnern, was gelesen zu haben, und bei pubmed finde ich auch auf die Schnelle nichts.
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Thanks given by: Valtuille , Regi , borrärger , berta
#3

Hauptziel ist ja die Sicherheit von Disulfiram bei PTLDS. Bei 24 Probanden wäre auch eine weitere Aufteilung wenig sinnvoll, da die Analysen dadurch wohl kaum signifikant werden können. Weshalb aber 4 und 8 gewählt worden sind, kann ich auch nicht nachvollziehen, auch nicht weshalb ausgerechnet Disulfiram ausgewählt worden ist.
Publiziert gab es nur eine Studie von Stanford, in der jetzt auch nicht so viel handfestes drinnen steht, und die mündliche Aussage von Lewis, der aber noch immer keine Publikation gefolgt ist, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, war eine Maus-Studie geplant. Zhang meinte ja, bei ihnen wäre Disulfiram nicht sehr effektiv gewesen. Evtl. hat Fallon ja Insider-Informationen, die die Wahl begründen.
Hier der Link zur Stanford-Studie:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=8761

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Thanks given by: Markus , Regi , borrärger , berta
#4

(12.04.2019, 17:14)Valtuille schrieb:  Hauptziel ist ja die Sicherheit von Disulfiram bei PTLDS.
Schon, aber wenn man sich mal placebokontrollierte Studien anschaut, dann sieht man, dass im Placeboarm erstaunlicherweise teilweise fast genauso häufig oder noch häufiger NW auftreten. Von daher wäre auch bei einer primär zu testenden Verträglichkeit eine Placebogruppe wünschenswert. Es sei denn, es geht nur um schwerwiegende, objektiv messbare "Zwischenfälle". Aber selbst wenn sowas auftritt, ist der Zusammenhang mit dem Medikament auch nicht unbedingt zwingend. Das Disulfiram als solches dürfte wohl toxikologisch recht gut untersucht sein, wenn man das schon lange einsetzt.

Bezüglich der statistischen Signifikanz gebe ich dir Recht, da wird die Probandenzahl sicher deutlich zu klein sein.
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Thanks given by: Regi , borrärger , berta
#5

Auf der Seite der Global Lyme Alliance, die Lewis Studien finanziert, findet sich ein Protokoll der Ergebnisse von Lewis' Arbeit.

Dort steht, dass Disulfiram sowohl in vitro als auch in einer Maus-Studie effektiv war (die Ergebnisse wurden aber, soweit ich weiß, nicht publiziert).
Anscheinend hat ein US-Spezi das auch schon experimentell an Patienten mit vielversprechenden Ergebnissen.

https://globallymealliance.org/press-rel...e-disease/

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Thanks given by: Markus , Regi , borrärger , berta
#6

Kenneth Liegner hat einen ersten Fallbericht zu Disulfiram bei Borreliosepatienten veröffentlicht. 2 von 3 Patienten blieben im Beobachtungszeitraum rückfallfrei nach 90 Tagen Therapie mit Disulfiram, zuvor wurden monatelang Kombinationsantibiosen eingesetzt, ohne bleibenden Erfolg. In einem Fall kam es zu einem Rückfall, der erneut mit Disulfiram behandelt wird. In einem Fall eine vermutete Neuinfektion (mit Doxy behandelt) und in einem Fall eine stationäre Behandlung in einer Psychiatrie, wobei eine Verbindung zu Disulfiram eher als unwahrscheinlich angesehen wird. Die Therapiedauer und Dosierung war eher willkürlich und es seien weitere klinische Studien mit Disulfiram notwendig (siehe der erste Post hier), dennoch seien die klinischen Ergebnisse vielversprechend.
https://www.mdpi.com/2079-6382/8/2/72

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#7

Zitat:Scheint so, dass es gar keine reine Placebogruppe zur Kontrolle gibt, sondern nur 8 Wochen Disulfiram vs. 4 Wochen Disulfiram + 4 Wochen Placebo. Das erscheint mir schon von vorneherein ein großer Mangel der Studie zu sein. Oder wie seht ihr das? Wieso macht man da keine reine Placebogruppe?

Hier die Erklärung:

Placebostudien für Kranke sind umstritten und werden von deutschen Ethikkommissionen nur unter strengen Voraussetzungen genehmigt, weil ein Teil der Versuchspersonen jahrelang ohne wirksame Medikamente leben muss. Kritiker halten Vergleichstests mit anderen Medikamenten ohnehin für aussagekräftiger. Zu diesen Kritikern gehört Gerd Antes vom Deutschen Cochrane Zentrum an der Universität Freiburg, das klinische Studien aus aller Welt unabhängig bewertet und vergleicht. "Für die Pharmafirmen ist es natürlich einfacher, gegen Placebo zu testen", sagt Antes, "sie müssen nur zeigen, dass ihr Wirkstoff mehr nützt als gar nichts." Seiner Meinung nach gibt es unverhältnismäßig viele Studien mit Placebo-Vergleichsgruppe – also zu viele Studien, die zu aussagelosen Ergebnissen führen und Kranke gefährden.

Zitiert aus:
https://www.zeit.de/2014/12/medikament-g...nd/seite-3
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Thanks given by: Regi , mari , micci , borrärger
#8

Das stimmt zwar, ist hier in diesem konkreten Fall weniger das Thema, da es ja keine evidenzbasierte Therapie für PTLDS-Patienten gibt. Es geht hier ja nicht um die Frühphase mit Erythema migrans (bei welchem neuere Therapien wie Makrolide meist auch nur mit einem der Standard-ABs verglichen werden oder wie hier einfach verschiedene Therapiedauern eingesetzt werden), sondern um nach offizieller Meinung bereits "austherapierte" Patienten (teilweise sind ja auch einige Langzeitantibiosen probiert werden, wenn man sich für eine entsprechende Studie meldet). Für die gibt es bisher noch keine Therapie, die sich in Studien als wirkungsvoll herausgestellt hat und Disulfiram wird ja auch nicht mit anderen ABs verglichen, d. h. zur Erfassung der Wirksamkeit ist das Studiendesign her ohnehin nicht so optimal geeignet, wie Markus gesagt hat.
Auch bei Nebenwirkungen wäre eine reine Placebogruppe besser, jedoch glaube ich, dass die Entscheidung auch mit der sehr schwierigen Rekrutierung von Patienten zusammenhängt. Bei den bisherigen Studien in den USA erfüllte nur ein kleiner Prozentsatz der Patienten überhaupt die Einschlusskriterien, dazu kamen auch noch ziemlich viele Dropouts, was die Aussagekraft einschränken kann.
Wenn ich als Patient weiß, dass ich in jedem Fall die neue Therapie kriege und nicht mit ca. 50 % Wahrscheinlichkeit ein Placebo, ist man vielleicht eher geneigt mitzumachen.

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Thanks given by: Markus , urmel57 , Regi , Amelie 46 , borrärger , berta
#9

Wie kommt es denn zu der Aussage von Zhang, dass Disulfiram nicht sehr effektiv sei.
#65
https://forum.onlyme-aktion.org/showthre...#pid117887

Die Mausstudie und Fallberichte in #6 scheinen mir eigentlich ganz vielversprechend.

Ich finde es außerdem erstaunlich, dass Disulfiram auch anti parasitäre Eigenschaften besitzt, da ja alle 3 Patienten auch gleichzeitig an Babesiose erkrankt waren.

Irgendwo wurden auch antivirale Eigenschaften genannt, dazu konnte ich aber nichts konkretes finden.

Wenn man das mal mit dem Horowitz Schema vergleicht bei dem 4 Medikamente (Dapson, Doxycyclin, Rifampicin + Quensyl) gegeben werden, scheint mir ein Therapie Versuch mit nur einem einzigem Medikament vergleichsweise harmlos.

Unklar wäre dann noch, welche Rolle häufige Co Infektionen wie Bartonellen, Clamydien und Mycoplasmen spielen und ob Disulfiram da evtl. auch wirksam wäre.

Klingt ja eigentlich eher zu schön um wahr zu sein.

Disulfiram hat ja in Deutschland keine Zulassung aber sollte ja ähnlich wie Tindidazol aus dem EU Ausland beziehbar sein.

Aufgrund der sehr langen Halbwertszeit sollte man Disulfiram wohl am besten einschleichen. Auf Facebook berichtete ein Patient, dass ihn 500mg tgl in die Notaufnahme gebracht haben.
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Thanks given by: borrärger , Markus , Sabine
#10

Ist es dieses Disulfiram, das bei Alkoholentwöhnung eingesetzt wird?
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/8...n-angreift

Ist jemandem bekannt wie ein "Nicht- Antiinfektivum" Borrelien und ev sogar Babesien abtöten kann? Ev. blockiert es auch da notwendige Stoffwechselvorgänge wie im Artikel bei Tumorzellen beschrieben?

Danke fürs Einstellen Shy
Das wäre ja traumhaft, wenn das auch im Spätstadium helfen würde.

Ich bin dabei :-)
Onlyme-Aktivisten: www.onlyme-aktion.org
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Thanks given by: Regi , borrärger , Valtuille , berta , ticks for free , Sabine


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