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Seroprävalenz der Lyme-Borreliose in Finnland vor 50 Jahren.
#1

Interessante Studie aus Finnland. Vor 50 Jahren lag die Seroprävalenz bei 20 %, 2011 nur noch bei 4 %.
Zitat:Abstract
ZIELE:

Die Lyme-Borreliose (LB) ist eine in Europa verbreitete Zeckeninfektion. In Finnland betrug die LB-Seroprävalenz in der gesunden Bevölkerung im Jahr 2011 3,9%. Während die heutige Seroprävalenz der LB in mehreren europäischen Gebieten gut charakterisiert ist, gibt es keine Studien über die Seroprävalenz der LB vor der Beschreibung der Infektion in den späten 1970er Jahren.
METHODEN:

Wir verwendeten eine Teilmenge historischer Serumproben (n=994), die während der Finnish Mobile Clinic Health Survey, einer landesweiten Querschnittsuntersuchung in den 1960er und 1970er Jahren, gesammelt wurden. Alle Proben wurden mit Borrelia burgdorferi Vollzellsonikat IgG-ELISA untersucht. Die Seropositivität der Proben wurde durch den C6-Peptid-ELISA und den recomBead IgG 2.0 Perlenimmunoassay weiter bestätigt. Der Zusammenhang der LB-Seropositivität mit Risikofaktoren und mit selbstberichteten Krankheiten und Symptomen im Zusammenhang mit der disseminierten LB wurde durch logistische Regression analysiert.
ERGEBNISSE:

B. burgdorferi IgG wurden 199 von 994 analysierten Proben nachgewiesen, so dass die gesamte Seroprävalenz 20,0% betrug (95% Konfidenzintervall: 17,6-22,6). Die höchste Seroprävalenz wurde bei Personen ab 50 Jahren (165/696), bei Personen, die derzeit nicht erwerbstätig sind (92/383), sowie in den Regionen Süd- und Mittelfinnlands (91/226 bzw. 27/88) beobachtet. Darüber hinaus war die Wahrnehmung von Ungesundheit (129/197 gegenüber 412/794) bei LB seropositiven Individuen höher als bei LB seronegativen Teilnehmern Fazit: Die LB-Seroprävalenz war in Finnland in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren deutlich höher als im Jahr 2011. Dieses Ergebnis stellt die Wahrnehmung einer beispiellos hohen LB-Seroprävalenz im heutigen Europa in Frage.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31622667

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Thanks given by: borrärger , Markus , Regi , Waldgeist
#2

Interessant ist das tatsächlich.

Darf ich dich fragen, was du persönich daraus schließt?

Was genau ist gemeint mit dem letzten Satz "Dieses Ergebnis stellt die Wahrnehmung einer beispiellos hohen LB-Seroprävalenz im heutigen Europa in Frage."

VG
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Thanks given by:
#3

Hier gibt es den Volltext: https://www.clinicalmicrobiologyandinfec...0/fulltext
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Thanks given by: Valtuille , borrärger
#4

Zitat:Dieses Ergebnis stellt die Wahrnehmung einer beispiellos hohen LB-Seroprävalenz im heutigen Europa in Frage.
Das Ergebnis könnte auch bedeuten, dass die Tests von 2011 heute vorherrschende Wildstämme nicht mehr oder nur ungenügend nachweisen können, also nichts taugen. Oder das Immunsystem der damaligen Bevölkerung reagierte besser auf Borrelien. Es hat sich in den letzten 40 Jahren so viel verändert, was Einfluss auf unser IS hat. Der Einsatz von AB in der Landwirtschaft sei da z.B. zu erwähnen. Was passiert mit den schlauen Borrelien, die ständig ihre Oberfläche verändern, wenn sie ein Immunsystem durchlaufen, das mit AB beschossen wird? Wir wissen, dass frühe AB-Therapien die Antikörperproduktion hemmen kann. Warum das so ist, weiss man nicht. Bei Zoonosen gibt es eine Menge Variablen, die die Natur bereit stellt.

Oder gut gelagertes Serum ist wie Wein. Der Gehalt an Antikörpern wird grösser BiggrinTongue

Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.

Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)

Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
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Thanks given by: Waldgeist , hanni , borrärger , FreeNine , Boembel
#5

(19.10.2019, 03:49)Regi schrieb:  Es hat sich in den letzten 40 Jahren so viel verändert, was Einfluss auf unser IS hat. Der Einsatz von AB in der Landwirtschaft sei da z.B. zu erwähnen. Was passiert mit den schlauen Borrelien, die ständig ihre Oberfläche verändern, wenn sie ein Immunsystem durchlaufen, das mit AB beschossen wird? Wir wissen, dass frühe AB-Therapien die Antikörperproduktion hemmen kann. Warum das so ist, weiss man nicht. Bei Zoonosen gibt es eine Menge Variablen, die die Natur bereit stellt.
Das sehe ich auch so.
Ich glaube auch dass dafür die seronegativen Patienten mehr geworden sind. Ich glaube auch dass viele Kinder schon mit Erregerlast zur Welt kommen und die dann auch seronegativ sind. (ist aber nur meine Vermutung)
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Thanks given by:
#6

Viele Leute waren damals auch in der Landwirtschaft beschäftigt, was heute nicht mehr der Fall ist (evtl aber bald wieder der Fall sein wird). Man müsste das Paper lesen, da stehen sicher einige Erklärungshypothesen drin.
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Thanks given by:
#7

Zitat:Darf ich dich fragen, was du persönich daraus schließt?

Was genau ist gemeint mit dem letzten Satz "Dieses Ergebnis stellt die Wahrnehmung einer beispiellos hohen LB-Seroprävalenz im heutigen Europa in Frage."
Von diversen Interessensverbänden wird behauptet, dass Borreliose immer häufiger wird und es wird von einer sich ausbreitenden Epidemie gesprochen. Dabei bezieht man sich aber auf sehr unterschiedliche Datenquellen, die im Grunde diese These kaum belegen können (was auch am Mangel an aussagekräftigen Studien liegt). Als Beispiel: Der Vergleich von Meldezahlen mit Hochrechnungen von Krankenkassendaten (letztere sind immer höher) wird so interpretiert, dass die Borreliosefälle um den Faktor XY angestiegen sind.

Die Studie legt nahe, dass Borreliose auch vor 50 Jahren schon sehr verbreitet war in Nordeuropa, was widerum einigen Verschwörungstheorien zum Thema Biowaffe den letzten Wind aus den Segeln nehmen sollte.

Was der Grund für die unterschiedlichen Seroprävalenzen angeht, so ist das eine interessante Frage. Schwankungen/Zyklen, Umweltfaktoren, Änderungen im Lebensstil, die angesprochenen Varianten von Borrelienstämmen oder einfach auch nur unterschiedliche Formen der Stichprobenziehung (meine Vermutung in Ergänzung zu unterschiedlichem Freizeitverhalten und Arbeitsabläufen und verstärkter Awareness was Zecken angeht) könnten Einflussfaktoren sein. Ein Grund dürfte natürlich auch sein, dass vor 50 Jahren eine Wanderröte noch gar nicht behandelt wurde (Erreger noch nicht bekannt) und dementsprechend nicht antibiotisch therapiert wurde. Dadurch dürften die meisten auch Antikörper entwickelt haben, während in den 2000ern Wanderröten (hoffentlich auch in Finland) bereits meist mit Antibiotika therapiert wurde, was bedeutet dass in diesen Fällen nicht immer Antikörper produziert werden, wenn frühzeitig therapiert wird bzw. diese wieder zurückgehen.

An ein Ansteigen von "seronegativen" Borreliosen (bei unbehandelten Infektionen) glaube ich persönlich nicht.

In der Studie wird zum Unterschied Folgendes vermerkt:
Zitat:Der erhebliche Unterschied ließ sich also zum Teil damit erklären, dass Finnland in den 1960er und 1970er Jahren im Gegensatz zur Dienstleistungsgesellschaft der Gegenwart noch weitgehend eine Agrargesellschaft war. Wie aus den Hintergrunddaten der Studienteilnehmer hervorgeht, arbeitete etwa ein Drittel der Studienteilnehmer entweder im land- oder forstwirtschaftlichen Bereich. Im Gegensatz dazu waren 2011 nur 24 von 2.000 Studienteilnehmern landwirtschaftliche Unternehmer[20]. Interessanterweise scheint die hohe LB-Seroprävalenz in der Allgemeinbevölkerung vor 50 Jahren in Finnland der Seroprävalenz ähnlich zu sein, die bei Landwirten, Forstarbeitern, Orientierungsläufern und Bewohnern von LB-Endemiegebieten der Gegenwart beobachtet wurde[13, 14, 15, 16, 17, 18, 19]. In den 1960er und 1970er Jahren war die LB-Seroprävalenz unter den Land- und Forstwirten jedoch nicht statistisch signifikant höher als unter den Studienteilnehmern, die in einem anderen Bereich arbeiten. Tatsächlich war die LB-Seroprävalenz bei den Studienteilnehmern höher, die zum Zeitpunkt der Rekrutierung für die Studie nicht erwerbstätig waren. Zu den arbeitslosen Studienteilnehmern gehörten Hausfrauen und Studenten, die möglicherweise mehr Zeit mit Gärtnern, Beerenpflücken und sportlichen Aktivitäten verbrachten, was zu häufigeren Begegnungen mit Zecken hätte führen können.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator"

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Thanks given by: judy
#8

Ein Gedanke zu #7
Zecken brauchen eine bestimmte Umgebung.
Zitat:Ergebnisse aktueller Studien weisen darauf hin, dass sich Ixodes ricinus derzeit an seiner nördlichen Verbreitungsgrenze im mittleren Skandinavien weiter nach Norden ausbreitet[1]. Beispielsweise wurden in Schweden Hunde- und Katzenbesitzer befragt. Die Studie ergab für den Zeitraum zwischen den frühen 1980ern und frühen 1990ern ein zunehmend verstärktes Vorkommen des Gemeinen Holzbocks besonders in Zentralschweden[1]. Weitere Befunde aus Zentralschweden weisen darauf hin, dass die Zecke in Gebieten auftaucht, in denen sie zuvor nicht vorkam. Für die derzeitige Ausbreitung des Gemeinen Holzbocks nach Norden sind wahrscheinlich mildere Winter, besonders die geringere Anzahl von Tagen mit unter -12°C, verantwortlich[1]. In Zentralschweden führt weiterhin der frühere Frühlingsbeginn und der spätere Herbstbeginn zu einem verstärkten Auftreten der Zecke. In Nordamerika konnte in den letzten 10-15 Jahren eine Ausbreitung nach Norden ebenfalls für einen nahen Verwandten des Gemeinen Holzbocks, Ixodes scapularis, nachgewiesen werden.
Aus:
https://wiki.bildungsserver.de/klimawand...r%C3%A4ger

Dobler und Co. = FSME
Zitat:Veränderungen in der Zecken-Ausbreitung und der Zeckenaktivität werden aktuell insbesondere an den nördlichen Verbreitungsgrenzen der Zecken und des FSME-Virus beobachtet. Namentlich in Schweden, in Finnland und in Russland konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine deutliche Ausweitung der Verbreitungsgebiete von Ixodes ricinus und dem dadurch übertragenen FSME-Virus in nördlicher Richtung verfolgt werden.
http://www.klima-warnsignale.uni-hamburg...feffer.pdf

Ich glaube Zecken haben sich in den letzten 50 Jahren nie wohlgefühlt in Finnland!

Zitat:Die mittlere Jahrestemperatur liegt in Finnland nur wenig über dem Gefrierpunkt des Wassers. Durch die große Nord-Süd-Ausdehnung des Landes gibt es hier große Unterschiede: Während es in Helsinki mit durchschnittlich 4,8 °C noch verhältnismäßig warm ist, liegt die Durchschnittstemperatur in Kajaani in Kainuu bei etwa 1,9 °C
...
Seit 1750 werden Temperaturen in Finnland landesweit gemessen.
...
Insgesamt ist Finnland dadurch mit etwa 580 mm jährlichem Niederschlag[1] trockener als Deutschland mit etwa 800 mm.
Aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klima_in_Finnland

Eine andere Studie aus dem Norden aus 2016
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26341726
Kommentar von Dr. Berghoff
https://www.praxis-berghoff.de/lehrbuch-...pitel-5-3/
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Thanks given by:
#9

Könnte es nicht auch sein, dass in den skandinavischen Ländern die ausgeprägte Saunakultur hilfreich ist? Wenn man dort gerüchtehalber mindestens einmal wöchentlich die Sauna aufsucht, könnten Borrelien vielleicht noch im ersten Stadium jeweils wirksam bekämpft werden, bevor sie sich im Körper ausgebreitet haben?!
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