[Regi]

Ich wollte mal fragen, wem es ähnlich geht. Wenn bestimmte Putzmittel, Parfums oder andere chemische Gerüche in der Luft liegen, bekomme ich Gefühle, die am ehesten mit Wut zu beschreiben sind. Z.B. kann mir eine Person am Pool, die nach (parfumiertem?) Sonnenschutzmittel riecht, sogleich das Vergnügen verderben. Dasselbe passiert, wenn ich bestimmten Tonfrequenzen ausgesetzt bin. Dabei fallen mir insbesondere Basstöne auf.

Mühsam ist, dass diese Gefühle in keiner Weise kontrollierbar sind und immer mehr Überhand nehmen, je länger ich dem "Störfaktor" ausgesetzt bin. Bei Gerüchen hilft dann nur die Flucht und wenn das nicht möglich ist, eine Atemmaske - in welcher Form auch immer. Bei Geräuschen setze ich mir den Noise Cancelling Köpfhörer auf. Bevor ich das Teil hatte, habe ich enorm gelitten.

Wegen der chemischen Duftstoffe dachte ich schon öfter an eine beginnende MCS, da damit auch Atembeschwerden auftreten. Es könnte aber auch an der Stressinresistenz/verminderten Belastbarkeit liegen. Ist es mein Gehirn, das einfach übermässig auf äussere Einflüsse reagiert, die ein Gesunder lediglich als unangenehm empfindet und bei mir ein Gewitter auslösen?

Ihr seht, auch wenn man dem Winter entfliehen kann, bleiben die Herausforderungen
Auch der Poolbereich ist voller Tücken......

LG, Regi

[zeitzone]

Liebe Regi
genau das ist es, worunter ich seit Jahrzehnten leide! (meine Borreliose stammt aus dem Jahr 1973, bald habe ich also ein halbes Jahrhundert damit geschafft)

Öffentliche Räume, an denen sich eingedieselte, durcheinander quatschende Leute befinden (Kneipen, Restaurants, Cafes, Musikveranstaltungen, Märkte, Fortbildungen ....) sind für mich der wahre Alptraum, wobei ich jedesmal noch 3 Tage Höllenkopfschmezen und zum Tosen angewachsenen Tinnitus davontrage. Essen oder Kaffeetrinken kann ich nur noch gehen, wenn man draußen sitzen kann und sich das ewige Getöse und die Chemiewolken in der Luft verteilen.
Früher hat man ja Kochgeräusche und anderes Geklappere in die Restaurantküche verlegt und war darauf bedacht, dem Gast einen ruhigen Aufenthalt und die Möglichkeit für leise Unterhaltung am Tisch zu schenken. Heute scheint es schick zu sein, in möglichst kahlen, schallfreundlichen Räumen alle Küchengeräte aufzustellen, die mit viel Krach anzeigen, daß hier gearbeitet wird, Geschirr und Besteck werden an der Theke abgetrocknet und aus möglichst großer Entfernung in den Schrank geknallt und das Ganze wird noch mit lauter Musik beschallt. Zur Krönung laufen dann noch mehrere Bedienungen durch den Raum, die sich alle mit unterschiedlichsten Parfums begossen haben, damit niemand mehr das essen riechen muß, sondern nur noch die Erzeugnisse aus Chemiefabriken.

Welche Kommentare habe ich gehört, wenn ich mich umsetzen wollte oder um leisere Musik oder gedämpftere Stimmen gebeten habe: hör`doch weg! bleib doch zuhause, wenn Du das nicht ab kannst! Mein Gott, bist Du empfindlich! Stell Dich nicht so an! Das riecht doch gut! Ich rieche hier gar nichts! ich habe nur einen Tropfen drauf gesprüht usw.
usw.
Mittlerweile sieht es so aus, daß ich eigentlich nur noch alleine essen oder Kaffeetrinken gehe. Da kann ich mir einen Platz draußen suchen und hoffen, daß die Bedienungen nett sind und mir ein Stuhlkissen mitgeben. So wie heute, da hab ich mit meinem Kaffee bei 4 Grad draußen gesessen, aber es war paradiesisch ruhig.

Regi, Dir fallen die Basstöne auf, bei mir sind es Frequenzen wie quietschen, knirschen, klappern mit Tellern, Stühlerücken, mit Kulis knipsen und ähnliches. Außerdem: wenn alle durcheinander reden, hohe Stimmen, klatschen, plötzliche Geräusche usw. Und alles klingt in meinen Ohren 20-50X so laut wie alle anderen es hören (Hyperakusis).

Da muß man sich doch über unserer beider Wut nicht wundern! Ich werde manchmal so aggressiv, daß ich am liebsten zuschlagen würde oder zumindest die Leute schütteln möchte.
Fachlich würde ich das Ohrenproblem als "Auditive Wahrnehmungsverarbeitungsstörung" bezeichnen: die Ohren sind o.k., aber das Gehirn dechiffriert nicht richtig und ist vollkommen überlastet, weil es das Viel und Laut und Durcheinander nicht mehr differenzieren kann - daraus erwächst Streß und was bleibt: Flucht oder Kampf (Wut, Aggression), da reagieren wir wohl ganz steinzeitlich.

zeitzone

P.S. Beruflich sitze ich den ganzen Tag inmitten einer Gruppe meist parfümierter, durcheinander redender Menschen, die auch noch nervtötende Geräusche machen !!!!

[Zotti]

Hi Regi,
das ist ja auch ein interessanter Aspekt. Habe ich bisher noch gar nicht mit der Borre in Verbindung gebracht. Bei mir ist es glücklicher Weise auch nicht ständig so. Und die Aggressivität kenne ich nur bei Geräuschen.

Aber die Wahrnehmung von Reizen, wo Andere sagen, da ist doch gar nichts, kenne ich seit meiner Kindheit.
Ich rieche sogar, wenn der Ozongehalt in der Luft erhöht ist. Duftstoffe in Pflegeprodukten sind unerträglich, nur Babyöl geht.
Sobald ein Geruch künstlich ist, bekomme ich Kopfschmerzen und Übelkeit.
Ich höre im Haus, wenn unsere Gartenpumpe, die auf 11m Tiefe versenkt ist, läuft.
Meine Lieblingsmusik kann ich nur an guten Tagen anhören.
Filme kann ich mir praktisch nicht mehr ansehen, besonders wenn es hektische Kamerabewegungen sind. Was bei dem Fernsehprogramm aber keine wirkliche Behinderung ist .

An solche Reizüberflutungstagen und -Wochen bleibt nur die schallgeschützte Dunkelkammer.

[Filenada]

bei mir sind es Frequenzen wie quietschen, knirschen, klappern mit Tellern, Stühlerücken, mit Kulis knipsen und ähnliches. Außerdem: wenn alle durcheinander reden, hohe Stimmen, klatschen, plötzliche Geräusche usw. Und alles klingt in meinen Ohren 20-50X so laut wie alle anderen es hören.

Genau SO geht's mir auch und es nervt wahnsinnig.
Mir kommt's so vor, als ob die Lautstärkeregler im Kopp unterschiedliche Positionen haben...


Zum Thema Gerüche: Da war ich schon immer diversen gegenüber "überempfindlich" und zwar gewissen schweren Parfümen oder wenn Männer in Rasierwasser regelrecht gebadet ham oder wenn's um alten Schweiß geht. Kopfschmerzen sind die Folge, die zum Glück aber recht schnell wieder weggehen, sobald die Luft wieder "rein" ist.
Kosmetikdüfte, die normal dosiert angewendet wurden, sind *dreimalaufholzklopf* kein Problem für mich.

Ich hab scheinbar generell 'ne recht gute Nase (obwohl das Rauchern ja immer abgesprochen wird), vor allem was angeschmorte Dinge betrifft. Vor etlichen Jahren hab ich mal auf der Arbeit 'ne Riesenwelle veranstaltet, weil ich verschmortes Plastik gerochen hab, was im Zusammenhang mit vielen Computern & Co nicht sooo günstig ist. Ich wurde von allen ausgelacht. Eine halbe Stunde später flog dann die Sicherung raus und ein Scanner qualmte friedlich vor sich hin... So gibt's noch etliche andere Beispiele, ob nun ein Mieter im Haus, der zwei Wochen tot in seiner Wohnung rumlag, oder ein anderer paar Stockwerke unter mir, der seine Holzmöbel abbrannte (nicht ver- sondern abbrennen), oder wenn Leute inna hintersten Ecke vonna Kneipe heimlich Gras rauchen. Das ist schon über dreißig Jahre so, ich rieche das meistens als Erste. Da glaube ich aber nicht, daß das mit Borreliose & Co zu tun hat.
Vielleicht sollte ich zur Hundestaffel wechseln...

[Zotti]

Da glaube ich aber nicht, daß das mit Borreliose & Co zu tun hat.

Möglicherweise hängt das auch einfach mit körperlicher Angeschlagenheit zu tun.
Frisch Operierte können im Krankenzimmer auch häufig keine stark duftenden Blumensträusse ertragen, obwohl das sonst kein Problem ist.

[Filenada]

Da glaube ich aber nicht, daß das mit Borreliose & Co zu tun hat.

Möglicherweise hängt das auch einfach mit körperlicher Angeschlagenheit zu tun.

Ja, wie Regi auch schon schrieb:

Es könnte aber auch an der Stressinresistenz/verminderten Belastbarkeit liegen.

Ich hätte das Wörtchen "direkt" noch mit dazuschreiben sollen.

[johanna cochius]

Mir geht es seit ich krank bin auch so und es wird schlimmer...
Duftstoffe wie Parfum gehen z.B. gar nicht, neulich kam eine vom Pflegedienst zum putzen, die eine Wolke davon mit sich trug.
Der Geruch hing 2 Tage in meiner Wohnung...
Das Katzenfutter wird für mich langsam eine Qual...
Ich benutze auch nur noch Waschmittel für Babys und spez. Pflegeprodukte (Bio). oft auch Kokosöl.

Und Geräusche sind auch sehr problematisch, aber es kommt darauf an welches...
Bei mir sind es eher hohe, schrille Geräusche, oder Geräusche im Haus, welches sehr hellhörig ist.
Geschirrgeklaper beim Abwasch, ein Alptraum...
Sirene vom Krankenwagen...
Oder Geräusche die unerwartet plötzlich auftreten, da erschrecke ich mich massiv, dass war früher nicht so.

Darunter leiden sehr viele, viele haben auch starkes MCS, dass kann viele Probleme mit sich bringen, da es ja auch nirgends anerkannt ist.

Jedenfalls werde ich davon nicht wirklich aggressiv o.ä., mich triggert das in andere, körperliche Symptomatik.

[zeitzone]

Ich glaube, daß es sehr wohl mit Borreliose zu tun haben kann: wenn Borreliose auch Nerven angreift -z.B. den Sehnerv - warum nicht auch den Hörnerv?
Und alle müssen das ja nicht haben, wir haben doch alle unterschiedliche Symptome.

Und was mich (und wahrscheinlich auch Regi) von den Menschen mit "guten Ohren" oder einer "guten Nase" unterscheidet: die sind stolz drauf, aber für mich ist es die Hölle und ich würde gerne verzichten.

zeitzone

[Regi]

Es ist nicht so, dass ich überhaupt keine Gerüche ertrage. Aber die chemischen Gerüche machen mich fertig. Besteckgeklapper tut mir auch weh in den Ohren, obwohl keine Basstöne. Das brutalste Geräusch ist, wenn einer mit der Flex Keramikplatten fräst. Da könnte ich die Wände hoch. Auch keine Basstöne.....

In der Schweiz lebe ich glücklicherweise in einem sehr ruhigen Ort und Haus. Das Gebimmel von den Ziegen- und Kuhglocken kann ich sogar geniessen. Ich musste vor fünf Jahren von meinem langjährigen Wohnort wegziehen, weil ich es in dem Haus nicht mehr aushielt und kein zahlbarer Wohnraum zu finden war. Im Sandwich zweier Baustellen hatte sich das Problem mit den Geräuschen massiv verschärft und entwickelte sich leider trotz viel Ruhe nicht mehr in den ursprünglichen Zustand. Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals mit dem Rüstmesser rausging und den Kids den Fussball aufschlitzen wollte, weil sie den stundenlang an die Mauer kickten. Da war dann Schluss für mich und ich entschied mich für den Wegzug. Ich hasse Gewalt. Ich will mich nicht hassen müssen.

Könnte auch was Neuroimmunologisches sein. Wer eine Grippe hat, mag auch keinen Lärm ertragen. Jedenfalls ist das Ganze für mich mit ein Grund, dass ich auf entsprechende Aktivitäten oder soziale Kontake verzichten oder diese abbrechen muss. Unschön

LG, Regi

[Zuversichtliche]

Ich reagiere leider auch auf gewisse Geräusche sehr empfindlich: Klickgeräusche von der Maus und vergleichbares. Dabei kriege ich immer so ein Gefühl, als ob der "Klick" wie ein Blitz in mein Gehirn fährt.

Eine Emotion wie Wut kann ich jedoch nicht in Zusammenhang damit bringen.

Einen Zusammenhang mit Borreliose sehe ich schon, denn ich hatte es in den ersten Monaten sehr stark und derzeit (habe dein Eindruck, dass ich einen großen Schub habe) ist es auch wieder da.