(08.04.2013, 19:59)Borri schrieb: Leider habe ich über die chronische Borreliose bisher meist nur Horrorgeschichten
gehört...
Hallo Borri, das mit den Horrorgeschichten ist so eine Sache. Geh mal in die gynäkologische Abteilung eines Krankenhauses und befrage mal ältere Frauen nach ihren Geburten. Du wirst die allergrößten Horrorgeschichten dort hören und daraufhin beschließen nie im Leben Kinder in die Welt zu setzen. Und dann geh mal in die Geburtenabteilung und betrachte die die jungen Mütter, wie sie mit glücklichen Augen durch die Gegend ziehen. Ich habe das selbst erlebt und es gibt tatsächlich Frauen, die das einer Hochschwangeren kurz vor der Geburt in den schrecklichsten Farben schildern und sich anscheinend dabei unheimlich gut finden.... . Die die keine Horrorgeschichten erzählen, weil sie es nicht so schlimm fanden, erzählen dann meistens gar nichts.
Also was ich damit sagen möchte, nicht jeder mit chronischer Borreliose hat nur ein Horrorleben. Es gibt einige, bei denen ist es tatsächlich sehr schlimm, ohne Frage Bei vielen ist es aber auch so, wie auch bei anderen chronischen Infektionen, dass diese immer wieder mal aufflackern, es aber auch größere Zeitspannen gibt - auch über Jahre hinweg - in denen es diesen Menschen so gut geht, dass sie ihr normales Leben führen können.
Zitat:anhand der ausgeprägten Form meiner Symptome bin ich mir ziemlich sicher, dass, WENN bei mir Borreliose vorliegt, sie sich schon längst in dritten Stadium befindet.... das ist das was mir u.a. am meisten Angst macht...
Angst ist nicht unbedingt der beste Berater. Falls bei dir Borreliose vorliegt und du schon länger erkrankt bist, sollte sich durch geeignete Behandlung Verbesserungen erzielen lassen. Wie vollständig dann eine Heilung aussieht, sieht man dann. Für diese Fragestellung ist es auf jeden Fall erforderlich, dass du so weit es geht andere Grunderkrankungen ausschließt oder mit einbeziehst.
Nach meiner Erfahrung ist es leider so, dass Allgemeinmediziner und auch Internisten mit dem Komplex der Syptome überfordert sind und es dann auch zu Unsicherheiten bezüglich der Behandlung kommt. Die oft angewendete Behandlung mit 200 mg Doxycyclin über 3 Wochen, die für die Frühphase empfohlen wird, ist leider dann auch nicht immer ausreichend. Bei Erwachsenen werden Antibiotika selten gewichtsadaptiert gegeben - auch wird auf metabolische Besonderheiten keine Rücksicht genommen, damit sind Therapieversager vorprogrammiert. Ebenso wird nicht auf die Besonderheit des Erregers Rücksicht genomen, dass er sich besonders langsam teilt. Im Verhältnis werden bei sich ähnlich langsam teilenden Bakterien Anitbiotika wesentlich länger gegeben - nämlich über Monate - um einen ausreichenden Therapieerfolg zu bekommen.
Zitat:dafür, wie viele Leute anscheinend jährlich daran erkranken, glaube ich schon fast alle im Internet existierenden Beiträge über Borreliose gelesen oder überflogen zu haben...und von chronischer Borreliose las ich sehr selten und wenn, dann überhaupt nichts gutes...scheint nicht viele Leute zu geben, die damit Erfahrung gemacht haben...
Ich gehe davon aus, die meisten Fälle mit Borreliose schreiben gar nichts im Internet - aber wenn ich mir Beiträge anschaue von Leuten mit somatoformen Störungen, Fibromyalgie, Demenz, MS , deren Auslöser bis heute nicht geklärt sind, macht man sich schon seine Gedanke um deren Genese, wenn in einem Nebensatz erwähnt wird, dass die Beschwerden nach häufigem Zeckenkontakt auftraten und es auch schon mal eine kurze Behandlung auf Borreliose gab.
Interessant finde ich die Aktion
http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...5#pid13445 auf einmal trifft man Leute, die man nie im Internet trifft reihenweise sind sie in bestimmten Kreisen zu finden - die Erfahrungen, die ich damit gemacht habe: Beim Arzt belächelt, von der eigenen Familie nicht ernstgenommen - da hält man irgenwann die Klappe, wenn es einem auch nur halbwegs gut geht und erzählt jedem, wie blendet es einem selbst geht. Chronische Borreliose ist noch ein Tabuthema und offiziell gibt es sie auch noch nicht wirklich.
Wem es dann so gut geht, dass er sein Leben wieder führen kann, treibt sich meistens dann auch nicht im Internet oder hier im Forum rum. Von daher ist das Bild, das sich hier im Forum geben kann nur ein Ausschnitt der Realtität - aber kein Spiegelbild.
Wie auch immer bleib daran, dass du eine möglichst gut Diagnose bekommst und du einen wie auch immer gearteten Behandlungsversuch startest. Bei Borreliose sehe ich Antibiotikagabe nach den Leitlinien der deutschen Borreliosegesellschaft als Mittel der ersten Wahl.
Liebe Grüße Urmel