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Neues, direktes Nachweisverfahren: Phagentest
#1

Wir alle hier kennen ja das Dilemma: es gibt zig Tests auf Borrelien, aber die meisten (und von der Schulmedizin anerkannten) Tests sind indirekte, das heißt, sie prüfen nicht, ob der Erreger an sich vorhanden ist, sondern prüfen nur eine etwaige Immunantwort / Antikörperzahl.

Nun wurde die Sammlung direkter Nachweisverfahren erweitert: ein belgisches Labor bietet nun einen sogenannten Phagentest an. Wie genau funktioniert das und was genau sind Phagen?

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Phagen gehören zur einfachsten und primitivsten Lebensform (Viren). Sie sind außerordentlich spezifisch für den bakteriellen Wirt, den sie infizieren, um sich zu vermehren. Sie können ihren Wirt schnell infizieren und sein genetisches Material in ihren Wirt einfügen. Infolgedessen produzieren sie eine große Anzahl von Kopien, die die Bakterien, die die Infektion verursachen, weiter infizieren (und in bestimmten Fällen dezimieren) können. Sie können die Bakterien auch für eine klassische Behandlung anfällig machen, indem sie ihr genetisches Material verändern. Am wichtigsten ist, dass Bakteriophagen eine Abtötungskapazität haben können. Phagen sind so klein, dass sie in bakterielle Biofilme eindringen und diese schließlich zerstören können. Solche Biofilme sind eine wichtige Barriere, die Bakterien gegen Antibiotika einsetzen, und tragen daher wesentlich zur Antibiotikaresistenz bei. Die Fähigkeit der Phagen, in Biofilme einzudringen, ermöglicht es ihnen, sich in den lokalisierten Zentren der bakteriellen Infektion auf ein hohes Niveau zu vermehren und die Bakterien in ihnen zu zerstören, um eine starke, aber stark lokalisierte therapeutische Wirkung zu erzielen.

Bakteriophagen sind allgegenwärtig und Teil des natürlichen „Ökosystems“ der Lebens- und Replikationszyklen der Bakterien. Wir haben beschlossen, uns auf Bakteriophagen als Ziel für den direkten Nachweis einer Infektion zu konzentrieren, da diese spezifisch sind und die Anzahl der pathogenen Bakterienpopulationen übersteigen.

Das neue Konzept am Phagentest ist, dass wir nicht mehr nach den Bakterien suchen, sondern nach ihren obligatorischen Bakteriophagen, die die Bakterien zum Überleben finden wollen. Das genetische Material des Bakteriophagen ist spezifisch für die Bakterien, mit denen sie assoziiert sind. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Bakterienarten unterschiedliche Bakteriophagen aufweisen. Bakteriophagen sind nur bei aktiven bakteriellen Infektionen vorhanden; Daher ist ein phagenbasierter Test ein direkter Beweis für eine aktive Infektion.


Phagen sind im Blutkreislauf und suchen verzweifelt nach Bakterien, denn wenn sie sie nicht finden, sterben sie. Und sie sind viel zahlreicher als Bakterien (es gibt 10 bis 100 Bakteriophagen pro Bakterium). Dieser Ansatz bietet eine erhöhte Empfindlichkeit aufgrund der Tatsache, dass es im Vergleich zu Bakterien viel mehr zirkulierende Phagen gibt. Daher ist er genauer und empfindlicher als herkömmliche PCR-Tests, die aufgrund der geringen Bakterienkonzentration im Blut häufig negativ sind. Es ist auch ein DIREKTER Test, der im Gegensatz zu allen bestehenden indirekten Tests (ELISA, Western BLOT, LTT / ELISPOT-Test) das bakterielle eigene genetische Material im Körper nachweist. Zweitens ermöglicht es die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Subtypen von Bakterien (B. burgdorferi s.l., B. miyamotoi,…) sowie den rezidivierenden Fiebern.


Quelle: https://redlabs.be/phelix-phage-borrelia/

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Ich finde diesen Ansatz sehr interessant! Dass Antibiotika ausgedient haben im Lichte zunehmender Multiresistenzen und man im ehemaligen Sowjet-Block mangels geeigneter Antibiotika schon von Anfang an eher auf Phagen zur Behandlung gesetzt hat, zeigen die vielversprechenden Erfolge einzelner Patienten, die resistente Infektionen haben und nur noch durch eine Phagentherapie geheilt wurden. Viele pilgern nach Tiflis / Georgien, zum Phage Therapy Center, um sich dort erfolgreich behandeln zu lassen:

https://www.dw.com/de/phagen-bakterienfr...a-51309915

https://qs-blog.de/2019/01/im-koenigreic...riophagen/

https://www.youtube.com/watch?v=vmQMbfD2sRg

Mittlerweile hat auch unsere westliche Schulmedizin Blut geleckt und begriffen, dass man für künftige Behandlungen nicht mehr auf die ausgedienten Antibiotika setzen kann, sondern auf Phagen:

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Pha...06022.html

https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung...d-gesucht/

Der Vorteil an einer Phagenbehandlung: Eine Phage ist derart spezifisch nur auf eine gewisse Sorte (sogar Untergattung) eines Bakteriums gerichtet, dass es auch nur dieses Bakterium "angreift" und keine anderen. Der große Nachteil der Breitbandantibiotika (die Zerstörung ALLER Bakterien) entfällt hier also. Phagen funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip und heften sich nur an das jeweils passende Bakterium. Eine Resistenzbildung gibt es nicht, denn sollte ein Bakterium gegen eine Phage resistent werden, mutiert auch die Phage wieder so, dass sie auf das mutierte Bakterium passt.

Der oben genannte Phagentest wäre also ein direkter und zuverlässiger Nachweis, ob ein Erreger restlos eliminiert wurde, oder nicht, denn Phagen überleben nur solange, wie auch ihr entsprechendes Bakterium vorhanden ist. Die Phagen reagieren im Übrigen auch auf Zysten-, Kugel-, oder Biofilmformen, sodass auch diese Varianten entdeckt werden können.

Ein bekannter Spezi-Arzt in Pforzheim nutzt diesen Phagentest bereits und hat ähnliches auf seiner Website berichtet.

Nun stellte ich mir natürlich die Frage: wenn es mittels Phagen möglich sein kann, eine aktive Infektion genau zu bestimmen (das, was man sich ja hier eigentlich schon immer gewünscht hat), dann müsste es doch auch möglich sein, mithilfe einer solchen Phagentherapie auch eine Borreliose gezielt und dauerhaft/restlos zu beseitigen. Und tatsächlich gibt es auch hierfür ganz frische Berichte (der Stein ist also gerade erst ins Rollen gekommen):

https://biologixcenter.com/inpt-phage-th...Jn-nbrAseE

Hier wird von einer "induzierten" Phagentherapie berichtet, welche die Erreger innerhalb nur 2 Wochen restlos und dauerhaft beseitigt hat. Überprüft wurde der Therapierfolg mittels oben genannten Phagentests, denn es finden sich ja nur dann Phagen, wenn spezifische Erreger noch vorhanden sind.

Ich nahm daher Kontakt mit dem Phage Therapy Center in Tiflis auf und zeigte ihnen diese Entdeckungen. Man schrieb mir zurück, dass eine prinzipielle Behandlung von Borrelien mittels Phagen möglich sei, man allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Borrelien-Phagen gesammelt bzw. entdeckt hat, die man zur oralen Gabe nutzen könnte.

Der Link oben beschreibt eine "induzierte" Phagentherapie, das heißt, man hat hier keine externen Phagen von Außen eingeführt, so wie sich das Tiflis vorstellt, sondern es wurden hier die durch die Borrelieninfektion mit eingeschleusten Phagen im Körper so gezielt "stimuliert"/"umprogrammiert", dass diese zur Lyse übergehen und ihre eigenen Wirte (die Borrelien) durch genetische Umprogrammierung abtöten.

Das Team um den obigen Phagentest sammelt derzeit fleißig Zecken in Wäldern und Wiesen, um so gezielt Borrelien-Phagen zu extrahieren und anzuzüchten.

Wie gesagt: ich finde, dass das sehr vielversprechende Erkenntnisse sind und dass die Phagentherapie in Bälde die herkömmliche (und gefährliche) Antibiotika-Therapie ersetzen wird. Zwar gibt es bislang in der EU (mit Ausnahme Belgien, die haben den ersten Schritt gewagt) noch keine generelle Zulassung für eine Phagentherapie, aber es gibt durchaus Händler, von denen Phagenmedikamente bezogen und eingenommen werden können (so gesehen in der Facebook Phagen-Gruppe), etwa bei phage24.com.

Ich bin am Überlegen, mal eine Blutprobe nach Belgien zu schicken und zu schauen, was dabei rauskommt. Fällt der Test negativ aus, sind also keine natürlichen Phagen nachweisbar, kann auch kein entsprechendes Bakterium vorhanden sein. Das wäre natürlich ein Game Changer.
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Thanks given by: borrärger , Regi , micci , Chance , Sabine , Frln_Brd
#2

Wir haben bereits einen Thread zu dem Test und einiges hierzu diskutiert. Die publizierte Studie habe ich dort auch eingestellt:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthre...#pid169225

Phagentherapie und Diagnostik mit Phagen sind zwei unterschiedliche Gebiete, die beide sicherlich sehr interessant sind, insbesondere die Therapie für multiresistente Keime.

Bei dem Test sehe ich momentan leider noch sehr wenig Aussagekraft und würde davor warnen, Geld zu investieren und anhand der Ergebnisse Diagnosen zu stellen oder zu bestätigen oder Therapien abzuleiten. Ich weiß, dass teilweise Spezis von dem Test was halten, aber Grundlage dafür bleiben unvalidierte Aussagen des Labors, das den Test verkauft (und der Spezi, den ich kenne, hat davor schon zig andere Tests empfohlen und ist nach einiger Zeit wieder davon abgekommen... das ist den Spezis ja egal, da es die Patienten zahlen).

Ich gehe nicht davon aus, dass die Ergebnisse des Tests so zutreffend sind, die hohe Anzahl an B. miyamotoi halte ich für sehr unwahrscheinlich. Solang da keine externe Validierung erfolgt, würde ich, wie jedem privat zu bezahlenden Test, die Finger davon lassen (und ja, ich hab den Test machen lassen und nein, ich gebe nichts auf das positive Ergebnis).

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Thanks given by: borrärger , Regi , micci , Chance , Sabine , krudan
#3

Ah, sorry, ich hatte den Thread gerade erst gesehen!

Vielleicht kann ein Moderator die beiden Threads zusammenführen bzw. dann nur mit den Infos, die im alten noch nicht genannt wurden.

Das hier hat mir das Labor aus Belgien mitgeschickt, das wurde erst vor 4 Tagen (15.03.) in "Frontiers of Microbiology" veröffentlicht. Vielleicht gibt das neue Erkenntnisse:

https://docdro.id/JRkeL9Q
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#4

Es handelt sich um die gleiche Studie, die ich im Dezember in der Pre-Print-Version eingestellt habe, nur dass sie nun in dem Open-Access-Journal publiziert wurde. Danke für den Link.

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#5

Ich bin mal gespant, was aus diesem "induzierten" Phagentherapieverfahren noch so wird:

https://biologixcenter.com/inpt-phage-th...Jn-nbrAseE

Ich kenne dieses Biologix-Center nicht, scheint halt auch eine private Behandlungsinstitution zu sein, vermutlich ähnlich wie früher das XXX (s. Forenregel) etc.
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Thanks given by:
#6

Auch wenn es etwas unhöflich ist, wieder nur mit einem Link zu antworten, aber dennoch aus Zeitgründen:
https://forum.onlyme-aktion.org/showthre...?tid=13921
Das Therapieverfahren hatten wir auch schon angesprochen und meine Meinung habe ich dort auch geäußert

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Thanks given by: Marvolo
#7

(19.03.2021, 15:54)Valtuille schrieb:  (und ja, ich hab den Test machen lassen und nein, ich gebe nichts auf das positive Ergebnis).
Ich hab noch von niemandem gehört/gelesen, der in dem Test nicht positiv war. Im Phoenix Rising Forum haben den auch schon einige gemacht. Kenny de Meirleir nutzt den Test, da scheint jeder CFS-Fall jetzt chronische Borreliose zu sein. Na gut, soll jeder davon halten was er will.
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Thanks given by: Marvolo , micci
#8

Glaubt ihr denn, dass eine seriöse Phagentherapie für Borreliose bald kommen wird? Ich persönlich sehe keine Zukunft mehr für Antibiosen... Deren Zenit ist doch schon längst überschritten.
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Thanks given by:
#9

Nein, ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Was das Zentrum dort anbietet, hat mit Phagentherapie nicht wirklich viel zu tun, meiner Meinung nach. Die Entwickler des Tests arbeiten wohl auch an einer Phagentherapie, ich persönlich glaube aber nicht daran, dass was wird und bin auch eher skeptisch, dass der Test mal validiert wird.

Der Haken an einer Phagentherapie für Borreliose dürfte der direkte Erregernachweis sein.

Wenn wirksame Antibiotika, die ausreichend dosiert und ausreichend lange verabreicht wurden, bei vermuteter Borreliose nicht bei dem Beschwerdebild wirken, würde ich persönlich nicht von einer aktiven Borreliose als Ursache der Beschwerden ausgehen. Die Frage was, bei Borreliosepatienten, bei denen Antibiosen nicht zu einer nachhaltigen Besserung führen, wirkt, obwohl eine andere Ursache für die Beschwerden weitestgehend ausgeschlossen ist, kann leider derzeit von niemandem beantwortet werden...

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Thanks given by: Filenada , Chance
#10

(20.03.2021, 11:06)Valtuille schrieb:  Der Haken an einer Phagentherapie für Borreliose dürfte der direkte Erregernachweis sein.

Wenn man den Phagentest so ausweitet und verbessert, dass man einfach gezielt auf Borrelien-Phagen anstatt nach Borrelien selbst im Körper sucht, dann hätte man doch einen sehr guten, direkten Erregernachweis, denn wir wissen ja, dass Phagen nur vorhanden sein können, wenn auch das entsprechende Bakterium vorhanden ist.

Und wenn dann der direkte Erregerweis da ist, dann könnte man doch auch gezielt mit Phagen behandeln. Entweder extern, wie das Tiflis macht, oder intern, wie bei diesem BiologixCenter, das die internen Phagen so stimmuliert, dass sie die eigenen Borrelien abtöten.

So unsinnig klingt das für mich jetzt nicht.
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