Hallo Ihr Lieben,
mittlerweile bin ich ja bei insgesamt 6 Borreliose-"Spezis" gewesen. Davon stehen zwei auf der H.-S.-Liste. Ein Arzt hat sich inzwischen von der Liste entfernen lassen. Leider mußte ich feststellen, daß alle 6 äußerst unterschiedlich behandeln/behandeln würden. Mir ging es letztlich nicht darum, auf Teufel komm raus alle Antibiotika-Klassen durchzuprobieren. Da wäre schon jemand dabei gewesen, der einen neuen Versuch gestartet hätte. Wichtig war mir, die Wahrscheinlichkeit einer Borrelioseerkrankung als Ursache für meine Beschwerden zu erhärten.
Und, wer für den einen die letzte Rettung gewesen ist, kann für den anderen gänzlich ungeeignet sein. Die Frage ist, was macht für mich einen guten Arzt aus und welche Eigenschaften eher nicht?
Vorab gesagt, denke ich, daß es meist nicht möglich ist, einen Patienten als Kassenpatienten zufriedenstellend zu behandeln.
Also, ein guter Arzt muß für mich folgende Eigenschaften mitbringen:
1.) Zeit für ein gründliches Anamnesegespräch
2.) ggfs. körperliche Untersuchung (keine Scheu davor, einen
Patienten auch mal anzufassen - auch wenn es sich nur um
eine alte Frau in den Wechseljahren handelt!)
3.) Betrachtung aller bisher gelaufenen Differenzialdiagnosen
4.) ggfs. hierzu Planung/Unterstützung bei weiterer Ausschlußdiagnostik
5.) Erstellen eines individuellen Therapieplans, folgend
6.) regelmäßige Kontrollen der Blutwerte (ggfs. durch Hausarzt), EKG etc.
7.) Einfordern eines Feedback des Patienten
8.) Therapieumstellung oder gar Abbruch bei Nicht-Ansprechen
der Therapie oder erheblicher Nebenwirkungen.
Was für mich gar nicht geht:
1.) Trotz Vorab-Sendens schriftlicher Unterlagen einschl. Anamnese
nicht auf das Gespräch vorbereitet sein.
2.) Ständiges Unterbrechen des Patienten mit Sätzen wie "Spielt das
eine Rolle für meinen Arztbrief?" oder "Soll das ein Privatgespräch
werden?"
3.) Kritisierung (fast Beschimpfung) des Patienten, wenn dieser
eine nach Empfinden des Arztes abwegige Differenzialdiagnostik
im Vorwege bereits betrieben hat.
4.) Extreme Ausnutzung aller privaten Abrechnungsmöglichkeiten
(Beispiel: tel. Frage nach Ausstellung eines Rezeptes mußte von der
Helferin erst mit dem Arzt besprochen werden, daher wurde mir
nicht nur die Rezeptgebühr sondern gleich ein Beratungsgespräch
abgerechnet).
5.) Fixierung auf ein bestimmtes Labor
6.) Fixierung auf nur einen Lieferer für Nutrazeutika.
Die größte Enttäuschung war folgender Arztbesuch:
Nach langer Wartezeit und mehrstündiger Reisezeit war Frau Dr. nicht auf mein Gespräch vorbereitet. Sie sah meine im Vorwege zugesandten Unterlagen erst durch, als ich vor ihr saß. Da mein LTT unter vorheriger Antibiose nunmehr negativ war, ohne daß die Beschwerden abnahmen, hieß es von ihrer Seite, ja, die Borreliose habe mich krank gemacht, spiele aber jetzt keine Rolle mehr. Ich wurde an einen Umweltmediziner in meiner Nähe verwiesen. Der sei doch recht gut und könne mir vielleicht weiterhelfen. Aus meinen Unterlagen ging jedoch hervor, daß ich bereits einige Zeit bei ihm in Behandlung war und eben nicht weiterkam.
Zum Schluß erhielt ich eine Kopie mit folgendem Schema:
in der Mitte ein Kreis, in dem stand "chronische Entzündung", drum herum sechs Kästchen, mit Pfeilen in unterschiedliche Richtungen.
1.) Viren, Bakterien, Pilze
2.) Umweltgifte, Schadstoffe, Schwermetalle
3.) Autoimmunerkrankung
4.) Mitochondriopathie
5.) Mangel an Vitaminen + Spurenelementen
6.) psychosozialer Stress.
Von diesen Zetteln hatte die Dame noch mehr auf ihrem Tisch liegen.
Sie reichte mir zum Abschluß die Hand mit der Bemerkung, sie könne leider nichts für mich tun.
Doch, hätte sie:
als Neurologin hätte sie zumindest eine einfache neurologische Untersuchung machen können, zumal meine Beschwerden ja vorwiegend Taubheitsgefühle und Nervenschmerzen sind.
Was mich richtig wütend macht: alle Befunde einschl. sämtlicher LTTs lagen bereits vor. Man hätte mir auch mitteilen können, daß ein Aufsuchen der Praxis mir nicht weiterhelfen würde.
So, das war´s erstmal. Tut mir leid fürs Zutexten. Mußte jetzt mal raus.
Liebe Grüße,
IrisBeate