Ja Markus, da gibt es einige Untersuchungen dazu.
1.
Hassler hat vielleicht auch nur die Leute gesehen, die dann auch tatsächlich krank waren, sonst wären sie ja nicht zum Arzt gegangen. Eine kontrollierte Studie war das auch nicht, was er da veröffentlich hat. Es wurde meines Wissens auch lediglich in einer Patientenzeitschrift publiziert und damit konnte die Methodik nicht nachvollzogen werden, was den wissenschaftlichen Wert leider stark senkte. (BW14)
Ich gebe dir mal ein Beispiel einer weiterer Untersuchung.
2.
http://link.springer.com/article/10.1023...701#page-1
European Journal of Epidemiology
February 1998, Volume 14, Issue 2, pp 117-123
Longterm survey (7 years) in a population at risk for Lyme borreliosis: What happens to the seropositive individuals?
H. Fahrer, M.J. Sauvain, E. Zhioua, C. Van Hoecke, L.E. Gern
Zitat:In 1986, a 26% seroprevalence of IgG- anti-Borrelia burgdorferi antibodies was observed among 950 orienteers and the incidence of new clinical infections was 0.8%. In 1993, a total of 305 seropositive orienteers were reexamined. During that time, 15 cases (4.9%) of definite/probable Lyme disease occurred in this seropositive group (12 skin manifestations and 3 monoarticular joint manifestations). Among the 12 definite cases, 9 showed new clinical infections (7 EM, 1 acrodermatitis chronica atrophicans, 1 arthritis), and 3 were recurrent (2 EM, 1 arthritis). The annual incidence (0.8%) in this seropositive group was identical to the incidence observed among the whole population in 1986. The individual antibody titer decreased slightly but the seroreversion rate was low (7%). Serology was not very helpful in identifying clinical cases and evolutions, and it can be stated, that a positive serology is much more frequent in this risk group than clinical disease.
Zusammengefasst:
1986 wurden 950 Orientierungsläufer auf Borrlienantikörper untersucht. Davon zeigten 26% positive Antikörper und 0,8 % Anzeichen einer klinische Neuinfektion. 1993 also 7 Jahr später wurden 305 seroposistive Läufer nochmal untersucht. Während der Zeitspanne erkrankten 15 wahrscheinlich oder sicher mit Hautmanifestationen oder Gelenkerkrankungen. Unter den 12 sicheren Fällen waren 9 mit frischer Infektion /7EM, 1 ACA, 1 Arthritis) und drei waren wiederkehrend (2 EM , 1 Arthritis) . Die jährliche Inzidenzrate der seropositiven Gruppe war identisch mit der in 1986. Der individuelle Antikörpertiter sank leicht aber die Seroreversion war gering (7%). Die Serologie war nicht hilfreich klinische Fälle und deren Entwicklung zu indentifizieren und es wurde festgestellt, dass eine positive Serologie sehr häufiger in der Risikogruppe ist als eine klinische Erkrankung .
3. Ebenso gibt es die sogenannte
Waldarbeiterstudie:
http://edoc.rki.de/documents/rki_fv/reqh...qf0Yvy.pdf
Lyme-Borreliose:
In der gesamten Risikogruppe ergab sich eine Seroprävalenz (IgG-EIA, IgG-Western-Blot positiv) von 29%. In einer nach Zufallskriterien zusammengesetzten Stichprobe von 225 der 499 Probanden wurde eine Seroprävalenz von 25,3% gefunden. Die Probanden in dieser Gruppe gaben jedoch nur zu 10,2% anamnestisch eine diagnostizierte und behandelte Lyme-Borreliose an. Diese Diskrepanz zwischen Seroprävalenz und klinischer Prävalenz weist auf eine nicht unbedeutende Zahl von asymptomatischen oder auch bisher nicht diagnostizierten Fällen hin
Wichtig ist allerdings bei derlei Untersuchungen, dass man sich immer auf die spezifischen Symptome wie EM, ACA, Arthritis und definierte LNB bezieht. Interessant wäre es aber auch gerade die unspezifischen Symptome mitzubetrachten. Da kommen Untersuchungen aber meist zu dem Ergebnis, dass da kein Unterschied zur gesunden Bevölkerung existiert. Womit die Definition zu "gesund" schon ziemlich schwierig ist. Das passiert leider auch bei behandelten Patienten, dass diese als "gesund" definiert werden, alleine weil nur die spezifischen Parameter im Besonderen und die nichtspezifischen untergeordnet betrachten werden.
Ich gebe dir jedoch vollkommen Recht, wenn man da skeptisch bleibt und das im Indivualfall genauer betrachtet auch über die 7 Jahre hinaus. Nur kommen im Laufe der Zeit möglicherweise so viele Sachen, die man als Krankheitsursache (andere Infektionen, Umweltgifte, Unfälle, Fehlernährung, genetische Veranlagungen etc.) definieren könnte dazu, so dass man dann unspezifische Symptome nicht mehr eindeutig zuordnen kann - was ja nicht heißen muss, dass es keine kausalen Zusammenhänge zur Borrelieninfektion geben kann, man kann sie aber eben nicht beweisen und das macht uns allen hier ja das Leben so schwer, eine ordentliche Diagnose und damit auch Behandlung zu bekommen.
Dem eine hilft dies, dem anderen das und zum Schluss weiß man oft gar nicht, was genau man alles mitbehandelt hat, ohne zu ahnen was das denn tatsächlich war. So erkläre ich mir viele Erfolge, die mit Mitteln erzielt werden, die auch nachweislich keine Borrelien elimineren. Und das ist es über was die Menschen hier im Forum berichten, was so vielfältig und teilweise kontrovers wirkt.
Wir können daher hier nur gemeinsam versuchen, diesen Aspekt aufzugreifen und zu fordern, dass Behandlungsversuche jeder Art unternommen werden können, solange Borreliose als Ursache nicht ausgeschlossen werden kann oder sogar wahrscheinlich ist. Welcher Weg dafür der Richtige ist, das denke ich soll das Patientenrecht sein, das selbst mitentscheiden zu können, dafür sollte man sich aktiv einsetzen. Dazu gehört eben auch die Behandlung mit Antibiotika, wenn Aussicht auf Erfolg besteht. Allerdings wäre der nächste Schritt auch die Anerkennung der Krankenkassen, die dann auch die Therapien mittragen sollten.
Ich würde mich freuen, wenn mal Studien auf den Tisch kämen, die die Langzeitfolgen von Infektionen aller Art noch genauer auf den Tisch brächten. Solange müssen wir leider mit dem leben was da ist - und das Beste draus machen, was immer der eine oder andere darunter versteht...... Manchmal ist es auch nur das B€st€ .....
Grüße vom Urmel