Hallo Kim
Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.
Bei dir sind die IgG positiv sowohl im ersten Suchtest (EIA, ELISA) als auch im Bestätigungstest (Blot). Das Testergebnis ist somit eindeutig positiv. Die IgG-Antikörper (AK) werden in der Regel erst später im Verlauf der Krankheit gebildet. Die p100 ist eine Bande der späteren Stadien. Das VlsE beweist den Kontakt des Immunsystems mit Borrelien. Ob die Infektion noch aktiv ist oder nicht, können die AK-Tests nicht beantworten, denn AK können auch nach überstandener Borreliose lange positiv bleiben (Seronarbe). Zum Thema Labordiagnostik werde ich dir am Schluss meines Beitrages noch eine meiner Textkonserven mit allgemeinen Infos reinkopieren. Wenn du etwas nicht verstehst, dann frage nach. Es dauerte bei mir auch lange, bis ich nur halbwegs einen Durchblick hatte.
Bei vielen Infektionen gilt, dass positive IgG
ohne positive IgM und/oder IgA von einer ausgeheilten Infektion stammen. Für die Borreliose gilt das nicht. Möglicherweise geht dein Arzt davon aus, dass für Borreliose dasselbe gilt wie für andere Infektionen. Oder er hat sich irgendwo informiert, wo man ihm sagte, dass Rückenschmerzen kein Borreliose-Leitsymptom seien und eine aktive Borreliose deshalb ausgeschlossen wäre. Wenn du ausschliesslich Rückenschmerzen hast, wäre ich auch eher vorsichtig, eine Borreliose-Diagnose daraus zu basteln ohne Kenntnisse, welche andere möglichen Ursachen durch welchen Facharzt bereits ausgeschlossen wurden. Kommt halt darauf an, welcher Art deine Rückenschmerzen sind. Wenn sie mit einem Bannwarth-Syndrom resp. einer Radikulitis vereinbar wären, dann wäre die Diagnose zusammen mit deinem Testergebnis eher wahrscheinlich. Geltende Lehrmeinung verlangt bei Verdacht auf Neuroborreliose (Befall des Zentralen Nervensystem) zusätzlich einen positiven Test aus Nervenwasser (Liquor). Unsere Spezis sehen das anders, weil der Verdacht besteht, dass dieser Test zu häufig falsch negativ ausfällt. Bei positiver Liquordiagnostik wäre eine aktive Infektion praktisch gesichert.
Leider sind sich die Experten nicht einig, wann eine Borreliose diagnostiziert werden soll und wann nicht. Dass die Tests nichts taugen und die Symptome der späteren Stadien allesamt durch andere Krankheiten verursacht werden können, macht die Sache nicht einfach. Für Neulinge empfiehlt es sich, sich über den Expertenstreit zu informieren, damit man nicht ständig mit abgesägten Hosen in der Praxis steht, weil schon wieder einer was anderes erzählt. Im folgenden Link findest du eine grobe Übersicht.
http://www.borreliose-nachrichten.de/wp-...-20071.pdf
Die Diagnose basiert auf Vorgeschichte (erinnerlicher Zeckenstich oder Zeckenexposition durch Hobby, Beruf, freilaufende Haustiere), Verlauf (erinnerliche Wanderöte? Sommergrippe?), Symptomen,
Ausschluss anderer möglicher Krankheiten und Tests. Am Ende resultiert eine Wahrscheinlichkeit für oder gegen eine Borreliose, der nur mit einem Therapieversuch begegnet werden kann. Die Entscheidung, ob und wie therapiert wird, sollte der Patient mit entscheiden können, was leider oft nicht der Fall ist.
Zitat: ist es auf Grund der Werte ratsam einen Spezialisten zu Rate zu ziehen
Kann ich so nicht beantworten, weil Werte allein nichts aussagen und ich ungenügende Infos habe über Vorgeschichte, Verlauf, Beschwerden (Rückenschmerzen ist ein sehr allgemeiner Begriff) und welche anderen möglichen Ursachen bereits ausgeschlossen wurden. Wenn andere mögliche Ursachen durch einen versierten Neurologen, Orthopäden und evtl. Rheumatologen bereits so gut wie möglich ausgeschlossen wurden, würde ich deine Frage klar mit einem "Ja" beantworten. Ich würde dann aber auf jeden Fall einen von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi aufsuchen. Aber auch bei diesen Spezis darf man ruhig kritisch sein. Mittlerweile gibt es solche, die die Borreliose für sich als Goldgrube entdeckt haben und/oder für die praktisch alles Borreliose sein soll.
Ich würde an deiner Stelle einen Termin bei einem von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi reservieren. Die Diagnose ist das Eine. Bei der Therapie ist man sich leider auch nicht einig. Unsere Spezis dosieren länger und höher. Meiner Meinung sollte man den Viechern gehörig eins auf die Mütze geben, wenn man schon therapiert. Bei einer kurzen und niedrigen Dosierung weiss man schlussendlich nicht, ob eine höher dosierte Therapie geholfen hätte. Parallel dazu würde ich dafür sorgen, dass andere mögliche Ursachen durch einen Neurologen, Orthopäden und evtl. Rheumatologen so gut wie möglich ausgeschlossen werden können, wenn nicht schon geschehen. Möglicherweise hast du schon die Ergebnisse der Differentialdiagnostik, bis du einen Termin bei einem Spezi hast, denn die Wartezeiten sind teilweise lang.
Sorry für den langen Text, aber jeder Fall ist wieder anders und ich möchte so seriös wie möglich beraten.
LG, Regi
Hier noch die versprochene Textkonserve zur Labordiagnostik:
Die Diagnose ist unter Experten umstritten. Es gibt bis heute keinen zuverlässigen Test, der eine Borreliose sicher ausschliessen könnte. Nach gelteder Lehrmeinung darf nur Borreliose haben, wer bestimmte Symptome aus einem eng definierten Katalog vorweisen kann und dazu auch noch positive Antikörper-Tests und bei der Neuroborreliose positive Liquorergebnisse. Unsere praxiserfahrenen Spezis sehen das anders. Es ist deshalb für jeden Betroffenen unumgänglich, sich über die strittigen Punkte zu informieren, da er sonst im Gespräch mit einem Nicht-Borreliose-Spezialisten komplett auf verlorenem Posten steht. Hier findest du Informationen über die strittigen Punkte:
http://www.borreliose-nachrichten.de/wp-...-20071.pdf
Was bedeuten meine Laborbefunde?
ELISA / EIA ist der erste Suchtest. Er bestimmt die Menge der Antikörper. Wenn von Titer die Rede ist, dann ist damit die Menge der Antikörper gemeint. Titerangaben ohne Referenzwerte sind unbrauchbar, da jedes Labor einen anderen Testkit mit anderen Grenzwerten verwendet.
Der Western Blot / Immunoblot / Blot ist der Bestätigungstest. Ein positiver ELISA muss mit einem Blot bestätigt werden, da der ELISA auch bei anderen Krankheiten oder Infektionen positiv ausfallen kann. Man sagt dem Kreuzreaktion. Beim Blot werden sogenannte Banden nachgewiesen. Es gibt hochspezifische, spezifische und unspezifische Banden. Hochspezifische Banden beweisen den Kontakt des Immunsystems mit Borrelien. Unspezifische Banden können bei Borrelien aber auch bei anderen Erregern nachweisbar sein. Das Bandenmuster wird schlussendlich als positiv oder negativ interpretiert. Für eine positive Interpretation des Blots braucht es eine bestimmte Anzahl Banden, wo immer Hochspezifische dabei sein müssen. Zur Bedeutung der einzelnen Banden im Blot findest du hier weitere Informationen:
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabel...n-Blot.htm
und hier:
http://forum.onlyme-aktion.org/showthrea...614#pid614
Es werden in der Regel von den Antikörperklassen IgM und IgG je ein ELISA und Blot gemacht. IgM-Antikörper werden in der Regel im Frühstadium und IgG in späteren Stadien gebildet. Die Antikörperantwort ist nicht bei allen Patienten gleich. Es kann auch zu Laborergebnissen kommen, die nicht mit dem Stadium übereinstimmen.
Die Tests können nicht zwischen aktiver und ausgeheilter (alter) Infektion unterscheiden. Die Tests müssen immer zusammen mit den Symptomen interpretiert werden. Ein positives Resultat ohne Beschwerden bedeutet nichts. Es kann aber auch trotz bereits fortgeschrittener Infektion zu negativen Resultaten kommen. Die Tests sind weder standardisiert, noch ist deren Zuverlässigkeit überprüfbar. Labors, die in Ringversuchen schlecht abschneiden, werden nicht bekannt gegeben.
Testergebnisse von verschiedenen Labors können nicht verglichen werden. Es können nichtmal die Ergebnisse vom selben Labor verglichen werden, wenn das Labor keine Verlaufskontrolle macht, sprich das erste Serum parallel mit dem zweiten Serum unter gleichen klimatischen Bedingungen testet.
Borreliose-Symptome, aber negativer Bluttest
Es gibt seronegative Fälle von Borreliose. Da bleibt einem oft nur noch der Therapieversuch mit Antibiotika nach Ausschluss anderer möglicher Krankheiten.
Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es sonst noch?
Praxiserfahrene Spezis lassen bei unklaren Serologien und Symptomen einen LTT machen. Der LTT ist von geltender Lehrmeinung nicht anerkannt und muss privat bezahlt werden. Wenn man nicht bei einem Spezi in Behandlung ist, macht ein LTT nur Sinn, wenn der behandelnde Arzt bereit ist, bei positivem Ergebnis mit Antibiotika zu behandeln. Mehr Infos zum LTT findest du hier:
http://www.imd-berlin.de/kompetenzen-bor...elien.html
Bei sichtbaren Symptomen wie z.B. entzündliche Hautveränderungen oder Gelenkschwellung macht die PCR Sinn von Haut- oder Gelenkprobe (Gelenkhaut oder –flüssigkeit), wenn die Antikörpertests nicht eindeutig sind. Die PCR weist DNA der Erreger nach und ist somit ein Direktnachweis. Die Sensitivität beträgt 50-70 %. Das bedeutet, dass der Test in 30-50 % falsch negativ sein kann. Die Spezifität beträgt 99 %. Das heisst, dass die PCR in 1 % falsch positiv sein kann. Eine positive PCR ist praktisch beweisend für eine Borrelieninfektion. Eine negative PCR schliesst eine Borreliose nicht aus. Weiter Informationen zur PCR findest du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polymerase-Kettenreaktion
Sagen meine Laborwerte etwas über das Stadium aus?
Es gibt Anhaltspunkte, aber zuverlässig ist bei den Tests nichts. Deshalb ist es besser, man orientiert sich daran, wie lange bereits Symptome bestehen.